Warum Bonn?

Ben I.

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Hallo,
unser Geschichtslehrer hat gesagt, dass die Westalleirten Bonn zur Hauptstadt der BRD gemacht haben, weil man eine kleinere Stadt nehmen wollte um die Macht in Deutschland nicht auf eine große Stadt zu verlagern. Könnte es aber auch sein, dass man nicht Berlin nehmen wollte, da die Macht Hitlers und ein Großteil der Planungen des 2. Weltkrieges von dort aus ging? Dass man Berlin wegen der dunklen Geschichte nicht mehr zur Hauptstadt machen wollte?

Würde mich sehr interessieren.
 
Berlin kam wegen dem seit 1945 bestehenden Vier-Mächte-Status nicht als zukünftiger Sitz der Bundestages und des Bundesrates in Frage. Der Parlamentarische Rat suche seit 1948 mehrere Ausweischmöglichkeiten.

Es bewarben sich Frankfurt am Main und Bonn

In Bonn tagte seit dem 1. Sept. 1948 der Parlamentarische Rat.

Man dachte zunächst, das Grundgesetz sei bis Ende des Jahres 1948 fertiggestellt und drängte darauf den Bundessitz so schnell als möglich zu bestimmen, damit sich die Stadt darauf vorbereiten konnte.

General Robertson sprach sich gegenüber Adenauer für Frankfurt als Sitz der Bundesorgane aus. Doch Adenauer erläuterte wenige Tage später dem amerikansichen Berater, mit Bonn eine linksrheinische Stadt zum Bundessitz zu machen, um somit die weiterhin bestehenden Plänen Frankreichs zur Ländergrenzenreform entgegenzuwirken, die eine besondere Regelung für das linke Rheinufer, das als Rheinstaat gegenüber dem Donaustaat und dem Elbenstaat abgetrennt werden sollte, vorsahen.

Wegen der hinlänglich bekannt gewordenen Voreingenommenheit des Präsidenten Adenauer für Bonn und des anwachsenden Wetteiferns um die Gunst der Abgeordneten sowie wegen der Erweiterung des Bewerberkreises um die Städte Kassel und Stuttgard wurde am 27. Januar 1949 eine Kommission gebildet zur Prüfung der Angaben der Städte Bonn-Frankfurt-Kassel-Stuttgard betreffend Sitz des Bundes.


Nach langem hin und her im Parlamentarischen Rat wurde so abgestimmt:

Bonn erhielt 33 von 62 gültigen Stimmen, auf Frankfurt entfielen 29 Stimmen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Da Berlin von der sowjetischen Besatzungszone umgeben war, kam es als Hauptstadt des Weststaates nicht in Frage.
Wir haben es dem Geschick von Konrad Adenauer zu verdanken, dass Bonn Hauptstadt wurde. Schließlich war es von da nicht so weit nach Rhöndorf.:rolleyes:
 
Am Montag war im "Spiegel" auch ein Beitrag zum Thema enthalten - dem zu entnehmen ist, daß bei der Entscheidung des Bundestags (der den Parlamentarischen Rat bestätigen mußte) einiges an Bestechungsgeldern geflossen zu sein scheint...
 
Mein geliebtes Koblenz war damals auch im Gespräch. Immerhin hatte der dortige Rittersturz ja Bekanntschaft mit unserem Grundgesetz gemacht.
 
Tannhaeuser schrieb:
Am Montag war im "Spiegel" auch ein Beitrag zum Thema enthalten - dem zu entnehmen ist, daß bei der Entscheidung des Bundestags (der den Parlamentarischen Rat bestätigen mußte) einiges an Bestechungsgeldern geflossen zu sein scheint...

Kannst du das bitte näher erklären? Der Bundestag gab es noch nicht, als der Parlamentarsiche Rat 1948 seine Arbeit aufnahm. :S Vielleicht verstehe ich auch was falsch
 
Die Entscheidung des Parlamentarischen Rates mußte noch durch eine Entscheidung des Bundestags betätigt werden, was Ende 1949 geschah. Auch zu dem Zeit war die Debatte noch nicht abgeschlossen.
 
Tannhaeuser schrieb:
Die Entscheidung des Parlamentarischen Rates mußte noch durch eine Entscheidung des Bundestags betätigt werden, was Ende 1949 geschah. Auch zu dem Zeit war die Debatte noch nicht abgeschlossen.

Ach jetzt ist der Rappen gefallen. 30.11.1949 wird Bonn durch den Bundestag bestätigt (Na ja Adenauer war ja dann schon Kanzler....)
 
ursi schrieb:
Ach jetzt ist der Rappen gefallen. 30.11.1949 wird Bonn durch den Bundestag bestätigt (Na ja Adenauer war ja dann schon Kanzler....)

Soweit ich weiß, war auch Stuttgart ernsthaft im Gespräch.

Nennenswert (obwohl vermutlich nur halbernst gemeint) der Vorschlag meines Landsmannes Carlo Schmidt (damals SPD-Staatsminister in Tübingen)
"Wenn schon provisorischer Regierungssitz dann ein Barackenlager bei Helmstedt an der Zonengrenze"
Hätte es dann 40 Jahre bis zur Wiedervereinigung gedauert?
(Hoffentlich fragt jetzt keiner nach der Quelle, ich weiß sie nämlich nicht mehr)

Grüße Repo
 
Repo schrieb:
Soweit ich weiß, war auch Stuttgart ernsthaft im Gespräch.

Nennenswert (obwohl vermutlich nur halbernst gemeint) der Vorschlag meines Landsmannes Carlo Schmidt (damals SPD-Staatsminister in Tübingen)
"Wenn schon provisorischer Regierungssitz dann ein Barackenlager bei Helmstedt an der Zonengrenze"
Hätte es dann 40 Jahre bis zur Wiedervereinigung gedauert?
(Hoffentlich fragt jetzt keiner nach der Quelle, ich weiß sie nämlich nicht mehr)

Grüße Repo

Ja Stuttgart war auch im Gespräch (habe ich oben geschrieben)

Die Kommission unternahm vom 3.- 9. Sept. 1949 eine Besichtigungsreise in die Städte Bonn-Bad Godesberg, Kassel, Frankfurt und Stuttgart. Nach dieser Reise wurde es wieder still um die Frage des Bundessitzes. Nachdem die Frage erst am 3. März im Ältestenrat wieder gestellt wurde schloss die Kommission ihre Arbeit mit einem Bericht ab. Darin sollten die Bewerberstädte "neutral" dargestellt werden, die Entscheidung über den Bundessitz wurde dann wieder an den Parlamentarischen Rat zurückgegeben.

Nach der Verabschiedung des Grundgesetzes, kam es zu einer geheimen Abstimmung über den Bundessitz geben und die Parlamentarier sollten ohne Rücksicht auf ihre eigene regionale Herkunft einen entscheid treffen.

Warum Stuttgart und Kassel aus dem Rennen viel weiss ich nicht, aber das wäre noch interessant. Warum es nur zwischen Bonn und Frankfurt zu einer Abstimmung kam?

Tannhaeuser schrieb:
Reichts nicht mehr für die Fränkli?

Leider nicht, weil alle Fränkli sind in Weihnachtsgeschenke investiert =)
 
Zuletzt bearbeitet:
Tannhaeuser schrieb:
Am Montag war im "Spiegel" auch ein Beitrag zum Thema enthalten - dem zu entnehmen ist, daß bei der Entscheidung des Bundestags (der den Parlamentarischen Rat bestätigen mußte) einiges an Bestechungsgeldern geflossen zu sein scheint...

Lieber Tannhäuser,
darüber wurde niemals offen diskutiert. Aber es waren ja alles Parlamentarier, die während der Weimarer Zeit auch schon tätig waren.:rolleyes:
 
heinz schrieb:
Lieber Kirlon, ein ? hätte auch gelangt.
Es waren alles Menschen, welche die Verfahrensabläufe im Parlament durchaus kannten.:winke:

???
Lieber Heinz, im ersten Bundestag anno 1949 saßen nicht nur alte Hasen.
Oder sollte dir FJS unbekannt sein?
 
Mercy schrieb:
???
Lieber Heinz, im ersten Bundestag anno 1949 saßen nicht nur alte Hasen.
Oder sollte dir FJS unbekannt sein?

Lieber Mercy,
mir ist bekannt, dass mit FJS auch ein junger Hüpfer dabei war.:) War aber FJS schon 1949 dabei?:confused:
 
FJS ? Der mit der Schmiergeldaffäre (Starfighter) und der seine Hobbys von der Steuer (Flugbenzin) befreien liess? Kann man den denn in die Reihe seriöser Politiker stellen?
 
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