Warum ist die Aufarbeitung der Nazizeit gescheitert?

Diese Behauptung ist offensichtlich falsch. Ein Kenner der Materie schreibt dazu: "Luthers Haltung zu den Juden ist seit langem bekannt und Gegenstand von wissenschaftlichen und populären Darstellungen" und führt als Beispiel Unterrichtsmaterialien aus dem Jahr 1983 an.
http://www.schalomnet.de/fotoaus/luther/materialien/RU_Luther_und_die_Juden.pdf
Ich habe das nun durchgelesen – Danke für den Link – hier nun meine Stellungnahme.

Markus Sasse schreibt 2015 in diesen seinen „Arbeitshilfen für den Evangelischen Religionsunterricht an Gymnasien“ u.a. Folgendes (Zitate sind kursiv geschrieben, Fettschreibung durch mich):

Luther gehört nicht auf einen Sockel, sondern seine Schriften gehören in die Hände aufmerksamer und kritischer Leserinnen und Leser.

Das sage ich schon lange.

Für den Religionsunterricht bedeutet dies, dass das Thema „Martin Luther und die Juden“ nicht einfach übergangen werden kann.

Ich lese daraus, dass dieses Thema früher mitunter einfach übergangen worden ist.

Steht Luther am Beginn einer antisemitischen Entwicklung?6 Ist er lediglich Kind seiner Zeit? Hat Luther mit seinen Äußerungen die Judenverfolgungen der Neuzeit erst möglich gemacht? Ist Luther dafür verantwortlich zu machen? Diese Debatte ist von großer Bedeutung für den kirchlich-jüdischen Dialog. Zentral ist dabei die Frage, ob sich die Evangelischen Kirchen ausreichend von dieser Wirkungsgeschichte distanziert haben.

Ich sage dazu: Evangelischen Kirchen haben sich von dieser Wirkungsgeschichte nicht ausreichend distanziert. Das Geschah erst im Jahre 2015, d.h. erst 65 nach dem II. Weltkrieg – u.a. auf Betreiben von Margot Käßmann, weil das Lutherjahr 2017 "drohte".

Das Thema innerhalb der Lehrplaneinheiten zu verorten ist schwierig, da dafür viel Grundwissen über die Reformation und historische Überblickskenntnisse vorausgesetzt werden müssen.

Für die 7./8. Klasse meint er: „Mehr als kurze Erwähnungen sind allerdings kaum möglich, da den Schülerinnen und Schülern zu diesem Zeitpunkt noch die historischen Grundlagen fehlen, um sich eingehender damit zu befassen.“

Für die Klassen 9 und 10 – könnte man das Thema als Beispiel für Judenverfolgung in der Geschichte behandeln – mit den Konsequenzen für das Dritte Reich.“

Also bleibt nur die Oberstufe – „Für eine intensivere Bearbeitung bleibt letztlich nur die Gymnasiale Oberstufe (MSS).“ – mit der Konsequenz, dass nur die Abiturienten von Luthers antijüdischen Schriften mit gebotener Intensität unterrichtet werden. Und die Haupt- und Realschüler bleiben wie gewöhnlich auf der Strecke, obwohl sie schon der eine Satz Kark Jaspers, den ich am Ende zitiere, auf die richtige Spur gebracht hätte. Klar würden dann Fragen kommen, auf die zu antworten nicht leicht wäre, aber wo ein Wille ist, ist auch ein weg.

Immerhin zitiert Markus Sasse u.a. auch das:

„Die Judenfeindschaft mündet später in den Rasseantisemitismus des 19. Jahrhunderts und in die Shoa. Christliche Theologie ist insofern nicht frei von Schuld an dem, was im Nationalsozialismus an Verbrechen an Juden begangen wurde. Sie lieferte manchem auch Argumente für sein Handeln. (Ulrich Oelschläger in einem Interview auf der Homepage der EKHN)17“
(…)
Betrachten wir Martin Luther als einen der bedeutendsten frühneuzeitlichen politischen Theoretiker. In einer Reihe mit Thomas Hobbes, mit Machiavelli und mit Spinoza. Und dann sehen wir einen frühneuzeitlichen deutschen Nationalisten, der zudem noch ein halbierter Antikapitalist gewesen ist. Und da haben sich die Juden, wie auch 400 Jahre später, sehr schnell, sehr gerne als Sündenbock hergegeben. Für mich ist Martin Luther der Begründer des deutschen, eliminatorischen Antisemitismus. Weil er sie, unabhängig davon, was sie geglaubt haben oder was sie nicht geglaubt haben, aus Deutschland austreiben wollte, wir haben es gehört, ihre Synagogen verbrennen.“ (Micha Brumlik)18


Und als Letztes bringe ich hier ein Zitat von Karl Jaspers: „Was Hitler getan, hat Luther geraten, mit Ausnahme der direkten Tötung durch Gaskammern.“

Und als ich in diesem Forum Ähnliches sagte und sage, wurde und werde ich von den Verteidigern der christlichen Religion bombardiert mit „Gegen- und Richtigstellungen“ – weil ich es gesagt habe und keine Autorität vom Format eines Karl Jaspers.
 
Und als ich in diesem Forum Ähnliches sagte und sage, wurde und werde ich von den Verteidigern der christlichen Religion bombardiert mit „Gegen- und Richtigstellungen“ – weil ich es gesagt habe und keine Autorität vom Format eines Karl Jaspers.
Ich fühle mich von diesem Satz nicht angesprochen, und ich wüsste auch nicht, welcher der anderen Diskussionsteilnehmer sich davon angesprochen fühlen sollte.
Perfekt auf den Punkt gebracht.
 
Mod/ bitte allseits einen Gang zurückschalten.
Beiträge können zum Sachthema geäußert werden. Beitragsinhalte ad personam werden gelöscht /Mod
 
Dion schrieb:

(…)

Und als Letztes bringe ich hier ein Zitat von Karl Jaspers: „Was Hitler getan, hat Luther geraten, mit Ausnahme der direkten Tötung durch Gaskammern.“


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Luther forderte auch, dass Hexen brennen müssten. Aber die Nazis suchten sich nur das Passende heraus. Himmler legte eine Kartei über Hexenprozesse an, um es der Kirche später einmal so richtig heim zu zahlen.
Was den Thementitel betrifft, so wurde der Nationalsozialismus in der DDR recht gut aufgearbeitet. Allerdings einseitig und der Kampf gegen ihn nur den kommunistischen Widerstandskämpfern zugestanden. Eine jüdische Beteiligung wurde nicht thematisiert. Dass in der DDR auch Täter wieder empor kommen konnten, lag am vorgeschobenen Bedarf von Spezialisten. Eine Erscheinung, die auch nach 1989 erkennbar war.
Aber die Tätergeneration stirbt aus. Wichtiger ist die Analyse, wie es überhaupt damals dazu kommen konnte. Heute macht sich wieder eine große Unzufriedenheit bemerkbar.
 
Das war kein individuelles Lektüreverhalten einer Bischöfin, denn es besagt ja, dass in den 1980er Jahren die Luthers Schrift „Über Juden und ihren Lügen“ in der universitären theologischen Ausbildung keine Pflichtlektüre war.

Dir ist abr klar, dass es im Rahmen geisteswissenschaftlicher Studiengänge so etwas wie verbindliche Pflichtlektüren nicht gibt, sondern dass diese Studiengänge sehr individuell sind und was gelesen wird von der Schwerpunktwahl des Studierenden selbst abhängt, so wie von den Schwerpunkten des/der Lehrenden?
So funktioniert das Studium eines geisteswisschenschaftlichen Faches.

Und wenn die Pastoren davon nichts wissen mussten, konnte sie dessen Inhalt auch ihren Schäfchen nicht vermitteln.

Theologisch und in Fragen der Seelsorge ist diese Schrift vollkommen belanglos und dass ist das eigentliche Handwerkszeug mit dem ein Pastor umzugehen hat.
Welcher Mehrwert liegt darin die Einzelheiten dieser Schrift darzulegen und in welchem Kontext sollte das deiner Meinung nach geschehen?
Insofern theologische-historische Disputationen um die Person Luther nicht Inhalt des evangelischen Gottesdienstes oder des Konfirmandenunterrichts sind, sehe ich da schon die Plattform nicht.
Selbstredend sollte die Thematik angesprochen werden, wozu aber es in den Einzelheiten ausbreiten?

Was wäre das Lernziel, dass es unabdingbar machte diese Schrift in allen Einzelheiten regelmäßig gegenüber der Gemeinde auszubreiten, dass durch den Hinweis, dass Luther zeitweise gegen die Juden hetzte, man diese Ansichten heute allerdings nicht mehr gutheißt allein nicht erreicht werden kann?
 
Zuletzt bearbeitet:
Was den Thementitel betrifft, so wurde der Nationalsozialismus in der DDR recht gut aufgearbeitet. Allerdings einseitig und der Kampf gegen ihn nur den kommunistischen Widerstandskämpfern zugestanden.

Der Historiker Jürgen Kocka spricht davon, dass die NS-Diktatur für die Ostdeutschen "anscheinend eine weniger zentrale, weniger prägende Rolle" spiele als für die Westdeutschen, die darin ein negatives Bezugssystem sehen, "an dem sie die eigene Gesellschaft messen und beurteilen". Dieser Unterschied in der Gewichtung hat zweifellos mit einem Umstand zu tun, auf den Kocka ebenfalls hinweist: Aufgrund des Antifaschismus-Konzeptes der DDR, das den Faschismus vor allem als extremste Form des Kapitalismus deutete, sahen sich die DDR-Bürger nicht in der Nachfolge des "Dritten Reiches". Sie verstanden das belastende NS-Erbe nicht als Teil ihrer eigenen Geschichte, sondern als etwas weit Entferntes, das mit ihnen nicht viel zu tun hatte.

Keine gemeinsame Erinnerung
 
_..._
Sie verstanden das belastende NS-Erbe nicht als Teil ihrer eigenen Geschichte, sondern als etwas weit Entferntes, das mit ihnen nicht viel zu tun hatte.

Keine gemeinsame Erinnerung
So lange diese Geschichte vertuscht wurde, verständlich. Das endet aber haarscharf bei derartigem Verhalten:
"Eine Verkoppelung der Debatten um DDR und Nationalsozialismus finden wir zum Beispiel in der Kontroverse um die Ehrenbürgerwürde für den Kinderarzt Jussuf Ibrahim, die in den vergangenen Jahren in Jena geführt wurde. Als der Publizist Ernst Klee aus Frankfurt/Main Fakten über die Beteiligung des in Jena hoch verehrten Mediziners am nationalsozialistischen Mord an behinderten Kindern enthüllte und die Aberkennung von dessen Ehrenbürgerwürde forderte, wiesen Bürgerinnen und Bürger - auch Abgeordnete des Jenaer Stadtparlaments und Mitglieder von Ärztevereinigungen der Region - das als Versuch der Delegitimierung der Leistungen der DDR-Medizin vehement zurück."
 
Martin Luther hatte es auch nicht so mit der "einfachen" Bevölkerung; ich spreche von den Bauern. Luther führt über den Christenmensch aus: "Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemand untertan.“

Die Bauern haben mit ihren Abgaben den Luxus von Adel und Klerus ermöglicht. Diese beiden Stände lebten von den Bauern. Luther sah durchaus die Missstände, trotzdem war er der Meinung, die Bauern hätten zu gehorchen.
Als diese, die Bauern, sich im Jahre 1524 schließlich gegen die drückenden Belastungen, die von Adel und Klerus ausgingen, erhoben, kam 1525 war Martin Luther der Meinung, gegen die Bauern soll man rücksichtslos vorzugehen: „man soll sie zerschmeißen, würgen, stechen, heimlich und öffentlich, wer da kann, wie man einen tollen Hund erschlagen muss.“ Die „Freiheit eines Christenmenschen“ will Luther allein auf den geistlichen und nicht auf den weltlichen Bereich bezogen wissen.

Die Bauern, sie hatten überhaupt gar keine Chance, zahlten mit 70.000 Toten. Die Anführer wurden geköpft, gehängt oder gevierteilt.

In meiner Schulzeit habe ich über Luther nur das Positive zu hören bekommen. Von seinen dunklen Seiten war eigenartigerweise nicht die Rede.
 
Zuletzt bearbeitet:
An die judenfeindlichen Aussagen kann ich mich aus dem Schulunterricht auch nicht erinnern, wohl aber an das von Dir genannte Zitat und die Haltung Luthers zur Obrigkeit. Das war sogar ein recht umfangreiches Thema innerhalb der Unterrichtseinheit zur Reformation und zum Bauernkrieg.
 
Also, bei uns wurden die dunklen Seiten Luthers behandelt, aber

1- Ende der 80er waren die antisemitischen Schriften Luthers mal in der Diskussion der Medien.
2- Unsere Schule wurde von kath. Ordensschwestern geleitet. Da ist Luther natürlich keine Lichtgestalt.
 
Welcher Mehrwert liegt darin die Einzelheiten dieser Schrift darzulegen und in welchem Kontext sollte das deiner Meinung nach geschehen?
Man könnte im Rahmen des Gedenkgottesdienstes zur Reichspogromnacht darauf hinweisen, dass leider, leider auch Luther es war, der diese Taten gegen die Juden forderte.

Selbstredend sollte die Thematik angesprochen werden, wozu aber es in den Einzelheiten ausbreiten?
Damit die Zuhörer begreifen, dass ihr Idol Martin Luther nicht der war, für den sie ihn wahrscheinlich halten.

Was wäre das Lernziel, dass es unabdingbar machte diese Schrift in allen Einzelheiten regelmäßig gegenüber der Gemeinde auszubreiten, dass durch den Hinweis, dass Luther zeitweise gegen die Juden hetzte, man diese Ansichten heute allerdings nicht mehr gutheißt allein nicht erreicht werden kann?
Es ist ein Unterschied, ob man allgemein sagt, Luther war ein Kind seiner Zeit und hat Dinge gesagt, die wir Heutigen ablehnen, oder ob man das konkret mit seinen Sprüchen zeigt. Luthers Sprüche werden in Gottesdiensten oft zitiert, warum nicht mal diese?
 
Martin Luther hatte es auch nicht so mit der "einfachen" Bevölkerung; ich spreche von den Bauern. Luther führt über den Christenmensch aus: "Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemand untertan.“

Die Bauern haben mit ihren Abgaben den Luxus von Adel und Klerus ermöglicht. Diese beiden Stände lebten von den Bauern. Luther sah durchaus die Missstände, trotzdem war er der Meinung, die Bauern hätten zu gehorchen.
Als diese, die Bauern, sich im Jahre 1524 schließlich gegen die drückenden Belastungen, die von Adel und Klerus ausgingen, erhoben, kam 1525 war Martin Luther der Meinung, gegen die Bauern soll man rücksichtslos vorzugehen: „man soll sie zerschmeißen, würgen, stechen, heimlich und öffentlich, wer da kann, wie man einen tollen Hund erschlagen muss.“ Die „Freiheit eines Christenmenschen“ will Luther allein auf den geistlichen und nicht auf den weltlichen Bereich bezogen wissen.

Die Bauern, sie hatten überhaupt gar keine Chance, zahlten mit 70.000 Toten. Die Anführer wurden geköpft, gehängt oder gevierteilt.

In meiner Schulzeit habe ich über Luther nur das Positive zu hören bekommen. Von seinen dunklen Seiten war eigenartigerweise nicht die Rede.

Luther stellte sich gerne als Selfmade-Mann dar und als armer Bauern Kind. Für Hans Luther, seinen Vater traf das mit größerer Berechtigung zu. Er war Bergmann gewesen, später Bergbauunternehmer und Ratsherr. Materielle Not hat Luther in seinem Elternhaus nicht kennengelernt-allerdings extrem harte, ja brutale Erziehungsmethoden.

Luther war nach Herkommen und Biographie kein Sohn des Volkes, er war ein durchaus wohlsituierter Bürgersohn, und alles was nach Aufruhr und Unbotmäßigkeit aussah, war ihm zutiefst verhasst.

Luther war einer der ganz wenigen Leute, die im Bauernkrieg hätten vermitteln können. Er war der Hoffnungsträger der Bauern noch viel mehr, als er ein Hoffnungsträger der Juden war. Ohne Luther und die Initialzündung der Reformation wäre vielerorts die Erhebung der Bauern unterblieben. Forderungen der Bauern wie die Memminger Artikel waren recht moderat.

Luther hatte anfangs durchaus Sympathie für die Sache der Bauern. Als es- wie bei ohnmächtigen Protesten häufig zu Gewalttaten kam wie bei Weinsberg schlug Luther sich allerdings deutlich auf Seite der Fürsten, und er segnete deren Gegenschlag ab. Dabei war das Strafgericht, dass Georg von Waldburg entfesselte, nicht nur unglaublich grausam und barbarisch, sondern auch ein Raubzug ohnegleichen, der die von Waldburgs zu den größten Grundeigentümern in Bayern und Schwaben machte.

In seinem Pamphlet Wider die räuberischen Rotten der Bauern empfahl Luther, sie wie tollwütige Hunde zu erschlagen.
 
Man könnte im Rahmen des Gedenkgottesdienstes zur Reichspogromnacht darauf hinweisen, dass leider, leider auch Luther es war, der diese Taten gegen die Juden forderte.

Das könnte man in der tat tun, ja. Inwiefern ist es aber um disen Hinweis geben zu können notwendig Luthers Schrift en detail der Gemeinde auseinander zu setzen oder sie selbst en detail zu kennen.

Damit die Zuhörer begreifen, dass ihr Idol Martin Luther nicht der war, für den sie ihn wahrscheinlich halten.

Zunächst mal, weiß ich nach wie vor nicht, was du immer mit deinem angeblichen Idol Luther hast.
Ich kann dir nur sagen, ich kommen aus einem (gemischtkonfessionell) christlichen Elternhaus, meine Eltern haben mich in einen evangelischen Kindergarten geschickt ich bin konfirmiert worden und ich habe in der Schule bis zum Ende von Klasse 13 tatsächlich den evangelischen Religionsunterricht besucht (was jetzt weniger damit zu tun hatte, dass ich irgendwas davon ernst genommen hätte, ich war als Jugendlicher einfach auf Krawall gebürstet und hatte Spaß daran gefunden mich mit der Leehreerin zu zanken und ihren Unterricht zu sabotieren).

Nirgendwo wirklich nirgendwo in meiner Umgebung habe ich irgendwen kennengelernt, für den Luther irgendeine Lichtgestalt wäre.
Dafür hatte ich mal einen lutherischen Pfarrer als Religionslehrer der sich, als 2005 Ratzinger zum Papst gewählt wurde vor Frude beeömmelt hat, weil "wir sind Papst", was irgendwie sukrril war und mich zu der Frage geführt hat, ob der eigentlich weiß, für welchen Verein er arbeitet.
Inzwischen lebt der Mann leider nicht mehr, so dass ich ihn nicht mehr fragen kann, dass wäre mir glatt einen Kirchbesuch wert.

Mal davon abgesehen, dass ich das alles nach wie vor für einen riesen Popans halte, inwiefern ist es um zu vermitteln, das Luther kein Vorbild war notwendig seine ergüsse in Gänze zu kennen?

Ich glaube der Bevölkerung beizubringen das Hitler kein Vorbild sein kann hat auch ganz gut funktioniert ohne dass der Bevölkrung regelmäßig aus "Mein Kampf" vorgelesen worden ist, oder täusche ich mich da?

Warum sind da nun ausgerechnet bei Luther deiner Meinung nach Detailkenntnisse notwendig?

Es ist ein Unterschied, ob man allgemein sagt, Luther war ein Kind seiner Zeit und hat Dinge gesagt, die wir Heutigen ablehnen

Wenn wir das demnächst bei jedem tun wollten, der irgendwo als potentielles Vorbild gelten könnte, haben wir viel zu tun.
Was genau wäre der Lerneffekt?
 
Man könnte im Rahmen des Gedenkgottesdienstes zur Reichspogromnacht darauf hinweisen, dass leider, leider auch Luther es war, der diese Taten gegen die Juden forderte.

Damit die Zuhörer begreifen, dass ihr Idol Martin Luther nicht der war, für den sie ihn wahrscheinlich halten.

Es ist ein Unterschied, ob man allgemein sagt, Luther war ein Kind seiner Zeit und hat Dinge gesagt, die wir Heutigen ablehnen, oder ob man das konkret mit seinen Sprüchen zeigt. Luthers Sprüche werden in Gottesdiensten oft zitiert, warum nicht mal diese?

Für wen ist denn heute Luther überhaupt noch ein Idol? Bei den bundesdeutschen Pastoren und Pastorinnen, die Ende der 1950er bis Ende der 1970er geboren wurden, und die zwischen den 1970ern und 1990ern in Deutschland Theologie studierten, halte ich es für praktisch unmöglich, dass sie sich während de Studiums nicht auf die eine oder andere Weise mit Luther kritisch auseinandergesetzt haben. Allerspätestens mit der Deutschen Einheit kamen bundesdeutsche Pastoren mit der Luther-Rezeption der DDR-Kirchen zusammen, und da war Luther kein Idol, sondern bis zu seinem 500. ein "Fürstenknecht". Die Luther-Rezeption in den beiden deutschen Staaten war durchaus eine kritische. Etliche Pastoren, die in den 1950ern geboren waren und in den 1970ern studierten, berichten häufig, im Studium extrem kritisch Luther rezipiert zu haben. Da berichten tatsächlich etliche, dass die in der Schulzeit dazu nichts mitbekommen haben.

In den 1970ern bis 1980ern kann man eine kritische Lutherrezeption auch in den Schulen voraussetzen. Wo ich mich nicht aus dem Fenster lehnen wollte, wäre die Luther-Rezeption unter Russland-Deutschen. Seit den 1990er Jahren spielten Russlanddeutsche eine zunehmende Rolle in protestantischen Gemeinden.

Überhaupt wurde an Luther innerhalb des Protestantismus natürlich auch kritisiert. Ein Idol, das sozusagen über jeder Kritik stand, war Luther nie. Theologen wie Jakob Spener u. a. haben Luther u. a. wegen seines Juden-Pamphlets heftig kritisiert, kritisiert vor allem, dass es sich um zutiefst unchristliche Forderungen handelte.
 
Und als ich in diesem Forum Ähnliches sagte und sage, wurde und werde ich von den Verteidigern der christlichen Religion bombardiert mit „Gegen- und Richtigstellungen“ – weil ich es gesagt habe und keine Autorität vom Format eines Karl Jaspers.

Ich würde auch Karl Jaspers widersprechen, wenn er eine direkte Kontinuität behaupten würde, die von Wittenberg nach Auschwitz führt.

Und ich würde dabei auch nicht als Verteidiger der christlichen Religion agieren, sondern wie @El Quichote zutreffend sagte, lediglich allzu starken Tobak zurechtrücken.
 
Ich würde auch Karl Jaspers widersprechen, wenn er eine direkte Kontinuität behaupten würde, die von Wittenberg nach Auschwitz führt.
Jaspers hat gerade das verneint – Zitat:

„Was Hitler getan, hat Luther geraten, mit Ausnahme der direkten Tötung durch Gaskammern.“

Deswegen frage ich dich, warum du hier etwas zurückweist, was in diesem Forum niemand behauptet hat?
 
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