jschmidt
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Bei Hew Strachan las ich eben [1], dass die Literatur zum türkischen Kriegseintritt "sadly deficient" sei. Seine Darstellung insgesamt würde mich sehr interessieren - hat jemand das Buch?
Was die Ägäischen Inseln betrifft, hätte GB die "Fehlentscheidung" (aus türkischer Sicht) vom Februar korrigieren und seinen griechischen Verbündeten, insbesondere den ebenfalls in Expansionsträumen befangenen Venizelos, deasvouieren müssen. [2]
Ein weiterer Knackpunkt müsste die Frage der Kapitulationsverträge gewesen sein. Hier schuf die Türkei bereits am 8.9.1914 vollendete Tatsachen, indem sie die Verträge einseitig kündigte. [3] Ist auch danach noch weiter verhandelt worden?
Bei alledem geht mir ein anderes Stichwort nicht aus dem Kopf: Armenien. Wie in [3] angedeutet, bestand türkischerseits die Absicht, "Anatolien von den Christen zu säubern und zu türkisieren". Hier müssten eigentlich die - impliziten oder expliziten - "Angebote" der beiden Lager am weitesten auseinandergegangen sein: Deutscherseits könnte man mehr oder weniger bereit gewesen sein, den Türken - wie schon zwanzig Jahre früher - freie Hand zu lassen bzw. sich der Einmischung in deren innere Angelegenheiten zu enthalten, aber für RU kam das wohl überhaupt nicht infrage und für GB/FR doch auch nicht. - Möglich aber, dass die Armenienfrage in allen Verhandungen konsequent beschwiegen wurde.
[1] The First World War: To arms - Google Bücher
[2] Mehr dazu vermutlich in Karl Strupp: La situation internationale de la Grêce (1821-1917). 1918, das ich aber nicht zur Verfügung habe.
[3] Die Türkei und Europa: eine ... - Google Books
Weißt Du bzw. Deine Quelle Genaueres über den Umfang der Garantie (GB/FR) bzw. des Paktvertrags (RU)?Zur "Garantie" konnten sich Großbritannien und Frankreich bereits durchringen, als der Kriegsausbruch Fakt war. Das Problem hier: nunmehr erhöhten die die Forderungen des Triumvirats, und zwar auf Rückgewinnung der ägäischen Inseln. ...
Auf der anderen Seite wurde an Rußland - auch hier gingen die Gespräche weiter - die Garantieforderung gestellt. Zu der Annahme soll sich Moskau Mitte August bereitgefunden haben, und auch zu einem weitgehenden Paktvertrag.
Was die Ägäischen Inseln betrifft, hätte GB die "Fehlentscheidung" (aus türkischer Sicht) vom Februar korrigieren und seinen griechischen Verbündeten, insbesondere den ebenfalls in Expansionsträumen befangenen Venizelos, deasvouieren müssen. [2]
Ein weiterer Knackpunkt müsste die Frage der Kapitulationsverträge gewesen sein. Hier schuf die Türkei bereits am 8.9.1914 vollendete Tatsachen, indem sie die Verträge einseitig kündigte. [3] Ist auch danach noch weiter verhandelt worden?
Bei alledem geht mir ein anderes Stichwort nicht aus dem Kopf: Armenien. Wie in [3] angedeutet, bestand türkischerseits die Absicht, "Anatolien von den Christen zu säubern und zu türkisieren". Hier müssten eigentlich die - impliziten oder expliziten - "Angebote" der beiden Lager am weitesten auseinandergegangen sein: Deutscherseits könnte man mehr oder weniger bereit gewesen sein, den Türken - wie schon zwanzig Jahre früher - freie Hand zu lassen bzw. sich der Einmischung in deren innere Angelegenheiten zu enthalten, aber für RU kam das wohl überhaupt nicht infrage und für GB/FR doch auch nicht. - Möglich aber, dass die Armenienfrage in allen Verhandungen konsequent beschwiegen wurde.
[1] The First World War: To arms - Google Bücher
[2] Mehr dazu vermutlich in Karl Strupp: La situation internationale de la Grêce (1821-1917). 1918, das ich aber nicht zur Verfügung habe.
[3] Die Türkei und Europa: eine ... - Google Books