Warum wird Louis XV. negativ in der Geschichte dargestellt.

Aber über konkrete politische Erfolge oder Misserfolge sagt Monsieur Choiseul uns leider gar nichts. Der Bericht "menschelt" nur und bleibt eine Analyse des innen- und außenpolitischen Wirkens Ludwigs XV. schuldig.
Bestimmt ist das eine Kritik, welche eher einer Abrechnung mit seinem ehemaligen Herren verschuldet ist. Choiseul hielt sich selbst für unverzichtbar und war dann empört, als er gefeuert wurde. Letzten Endes war der geschickte Minister zu selbstherrlich geworden und ein Stein im Weg des Königs. Darum musste er entlassen werden. Obendrein konnte Louis XV keinen Minister gebrauchen, der gegen den König intrigierte.
 
Aber genug zu Choiseul, schliesslich geht es um den "Vielgeliebten".

Ich halte Choiseul neben Fleury für einen der wichtigsten Männer neben Louis XV. Beide hatten sicherlich negative und positive Auswirkungen auf die Entscheidung des Königs. Beide konnten sich lange Jahre der Gunst in den Diensten des Monarchen erfreuen, ja nahmen Posten ein, die an den eines Premierminister erinnerten, wenngleich Louis XV solch eine Funktion eigentlich hatte schon in den 1720ern abschaffen wollen.
 
Ja, ich würde auch sagen das Choiseul keine negativen auswiekungen auf Louis XV. hatten.
Und ich würde Ludwig nicht als weiches Wachs bezeichen, sicherlich war er nicht so stark wie Ludwig XIV., aber Welten stärker als Ludwig XVI.
Man sollte ihn nicht die ganze Schult an der Französichen Revoulution geben, wie es die möchtegern Historiker immer in ihren N24 Dokus tun.
Die Hauptschuld liegt ganz klar bei Ludwig XVI.
 
Ich will, jetzt niemanden beleidigen,aber Ludwig XVi. war eine Schande für die Bourbonen.
Als er die Steuern höher ziehen wollte, drängt er den armen Bauer noch mehr Schulden auf,während Klerus uns Adel unbehelligt bleiben.
Sehr schlau:p
 
Eher zufällig fand ich diese Beurteilung Ludwig XV.:

""Der Charakter des Königs", so schrieb Choiseul einmal, "erinnert an weiches Wachs, auf dem die unterschiedlichen Objekte ihre flüchtigen Spuren hinterlassen können." Diese übermäßige Beeinflussbarkeit wäre bei einer Privatperson beunruhigend gewesen; bei einem Herrscher war sie verhängnisvoll. Er war in der Gefahr, das Opfer verschiedener Interessengruppen zu werden, aber glücklicherweise konnte sich der König auf Choiseul verlassen - obwohl auch der Graf selbstverständlich der Führer einer eigenen Fraktion war. Der oberste Minister erledigte die Arbeit des Königs von einem Schreibtisch aus, der in einem kleinen Zimmer neben dem königlichen Schlafzimmer in Versailles stand. Was auch immer Choiseul empfehlen mochte, der König stimmte seinen Vorschlägen zu und gab sich selten damit ab, Dokumente zu lesen, bevor er sie unterschrieb. Es war, als wäre er gar nicht da." [1]

In der Tat, nicht wirklich schmeichelhaft.

Grüße
excideuil

[1] Erickson, Carolly: Marie Antoinette Königin von Frankreich, Bürgerin auf dem Schafott, München, 2000, Seite 59

Für mich ergeben sich hier gleich einmal zwei Fragen:

Erstens, Choiseul als Minister des Königs kannte diese sicher, aber ist er Zeitzeuge wirklich zuverlässig, zudem es bei dieser Aussage auch um seine eigenen Stelle geht, die hier zu Sprache kommt. Es wäre sicher interessant zu wissen, in welchen Kontext Choiseul diese Aussage gemacht haben soll.

Zweitens, das ist bitte nicht als Kritik an der Buchquelle zu verstehen, sondern nur eine Überlegung, Erickson schreibt eigentlich nicht über Ludwig XV., sondern Marie Antoinette. Ludwig XV. wird also nur insofern einzubezogen, als er im Leben der Marie Antoinette eine Rolle gespielt hat. In diesem Fall ist natürlich nachvollziehbar für mich, dass der Autor wohl nicht ausführlich zu Ludwig XV. recherchiert haben wird, sondern sich wahrscheinlich auf gängige Sekundärliteratur gestützt haben wird, zudem jemand wie Ludwig XV. sicher auch in Lexika und ähnlichen Übersichtswerken vorkommen wird. In wie weit entsprechen solche Werke um Ludwig XV. aber neueren Forschungsergebnissen?
 
In diesem Fall ist natürlich nachvollziehbar für mich, dass der Autor wohl nicht ausführlich zu Ludwig XV. recherchiert haben wird, sondern sich wahrscheinlich auf gängige Sekundärliteratur gestützt haben wird, zudem jemand wie Ludwig XV. sicher auch in Lexika und ähnlichen Übersichtswerken vorkommen wird. In wie weit entsprechen solche Werke um Ludwig XV. aber neueren Forschungsergebnissen?
Generell ist es so, dass mir neuere Literatur zu Louis XV in deutscher Sprache, also von deutschen Autoren oder deutsche Übersetzungen neuerer franz. Biographien unbekannt sind. In "Die Französischen Könige und Kaiser der Neuzeit: Von Ludwig XII. bis Napoleon III. 1498-1870" (Hrsg. Peter C. Hartmann) wird sich als neuere Werke auf Bücher der 1980er bezogen. Besonders Bernier bemühte sich mit seiner Biographie um eine Revidierung des Bildes eines faulen und gewissenlosen Monarchen und um die Erklärung für Louis Schüchternheit.
 
Berniers Biographie habe ich gelesen und sehr interessant gefunden, und ich hatte den Eindruck, dass sein Bild des Herrschers auch recht authentisch sein düfte.

Aber ich fürchte, dass die breite Masse von Leser/innen gar kein Interesse an einer differenzierten Sicht hat. Die wollen wahrscheinlich gar keinen anderen Ludwig XV. als den angeblich faulen faulen und gewissenlosen Monarch namens Ludwig XV. mit zweifelhaften Maitressen á la Pompadour ( "machtgeil" ) und Dubarry ( "Nutte" ) und Faible für Katzen. (Ist nicht nur bei Ludwig XV. zu beobachten!)

Und populärwissenschaftliche Schriftsteller/innen, historische Romanschreiber/innen und Filmleute haben wohl mehr Interesse daran, dieses Publikum zu bedienen.
 
Aber ich fürchte, dass die breite Masse von Leser/innen gar kein Interesse an einer differenzierten Sicht hat. Die wollen wahrscheinlich gar keinen anderen Ludwig XV. als den angeblich faulen faulen und gewissenlosen Monarch namens Ludwig XV. mit zweifelhaften Maitressen á la Pompadour ( "machtgeil" ) und Dubarry ( "Nutte" ) und Faible für Katzen. (Ist nicht nur bei Ludwig XV. zu beobachten!)

Und populärwissenschaftliche Schriftsteller/innen, historische Romanschreiber/innen und Filmleute haben wohl mehr Interesse daran, dieses Publikum zu bedienen.
Selbst die neueren Dokus im französischen Fernsehen ("Secrets d'Histoire" und ""L'Ombre D'un Doute - Louis XV L'Homme qui aimait Trop les Femmes ") beziehen sich fast ausschließlich auf die Beziehungen von Louis XV zu den Frauen. Selbst ausgezeichnete Historiker, die darin auftreten, können natürlich daran nichts ändern, wenn sie nunmal fast nur zum Thema Mätressen befragt werden. In den Dokus wird es auch so hingestellt, als ob die Franzosen damals Louis XV fast nur über seine Mätressenwirtschaft definierten.
 
Vielleicht hat Ludwig XV. auch eine "unglückliche" Position. Er war einerseits nicht so "glamourös" / "glanzvoll" wie sein Vorgänger Ludwig XIV., der immerhin sozusagen seine Zeit "prägte", andererseits aber umgibt ihm auch nicht die Tragik seines Nachfolgers Ludwig XVI., der auch als "Märtyrer" gesehen wurde.
 
@ Teresa C.
Stimmt. Er ist irgendwie "mäßig" - ohne ihn jetzt damit abwerten zu wollen. Louis XIV ging in allem, was er anfing, ins Große, sei es der Krieg, die Reform des Militärwesens unter Louvois, die Kunst (Malerei, Plastik, Musik (Lully), Dichtung (Racine, Molière, P. Corneille)) oder die Pracht (wie das teure Projekt der Silbermöbel für Versailles).
Louis XVI hingegen war der fromme König, der König ohne Mätressen, der König ohne Gloire, der nie mit seinem Heere ins Feld zog, der seine Reformminister absetzte, da er sich nicht durchsetzen konnte.

Louis XV hingegen mag ebenso wie sein Enkel viel für die Wissenschaften übrig gehabt haben, aber seine Schwäche für Mätressen nahmen seiner religiösen Vorbildrolle die Glaubhaftigkeit. Während Louis XIV zumindest im letzten Drittel seiner Herrschaft wohl selber etwas von einem Dévot hatte, da auch die Maintenon auf ihn abstrahlte, blieb sich Louis XV immer treu. Wenngleich er die Infrastruktur förderte, sind keine bedeutenden großen Schlossbauten von ihm überkommen. Das für ihn typische kleine Schlösschen Mailly hat die Zeit nicht überdauert. Übersehen wird oft, dass Louis XV mit den Erwerbungen Lothringens und Korsikas wesentlich zu den Grenzen Frankreichs beitrug, die wir noch heute kennen - fast ebenso wesentlich wie die Kriege seines Urgroßvaters.
 
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