Warum wurde die DDR gegründet?

examen

Neues Mitglied
Hallo,

da ich leider noch keine Rechte für die Neuzeit habe, muss ich hier poste, da die Frage etwas drängt...




Nicht das diese Frage falsch verstanden wird. Ich weiß über einige wichtige Ereignisse und die Einflüsse auf die DDR/SBZ Nachkriegspolitik Bescheid, die zur Gründung führten. Meine Frage zielt eher in die Richtung, welche konkreten Anlässe und Gründe gab's vielleicht noch??
Bin euch sehr dankbar für eure Ideen und Anregungen...


Mein "Wissen zur DDR Gründung"


-1946 : SED gegründet (Inhalt: Anlehnung an sowjet. System) Ausschaltung "anderer" Parteien


-1947 - Konferenz der Ministerpräsidenten aller vier Zonen in München ergebnislos abgebrochen


-1947 Bizone errichtet


-1948 Währungsreform in den 3 Westzonen und in der SBZ


-1949 Trizone /Gründung der BRD


Inwiefern hatten Stellvertreterkriege der Zeit zwischen SU und USA Einfluss auf die Gründung der (beiden) deutschen Staaten?


gruß sonder


e[FONT=Verdana, sans-serif]ps: entschuldigt meine, nur kurzen Stichpunkte...[/FONT]
 
Die Gründung der beiden deutschen Staaten kannst du nicht getrennt von der Geschichte des Kalten Krieges betrachten. Ich werde mal deine Liste ergänzen:

-1945 - Konferenz in Potdsdam. Die Siegermächte einigen sich auf die Grundlagen für den Umgang mit Deutschland, die sogenannten 4 D's: Denazifizierung, Demokratisierung, Demilitarisierung und Demontage. Die Umsetzung der 4 D's in den jeweiligen Besatzungszonen blieb der Besatzungsmacht überlassen.

-1946 : SED gegründet (Inhalt: Anlehnung an sowjet. System) Ausschaltung "anderer" Parteien


-1947 : Die UdSSR installiert in der Tschechoslowakei eine kommunistische Marionetten-Regierung und verbietet die demokratischen Parteien. Daraufhin verkündet US-Präsident Truman die "Truman-Doktrin", worin die USA jedem freien Land unterstützung zusagt, das von militaristischen Kräften bedroht wird. Dieses Ereignis wird oft als Beginn des Kalten Krieges bezeichnet.


-1947 - Konferenz der Ministerpräsidenten aller vier Zonen in München ergebnislos abgebrochen


-1947 - Verkündung des Marschallplanes zum Aufbau Europas. Die UdSSR verbietet den Staaten in ihrem Machtbereich die Teilname an diesem Kreditprogramm der USA.


-1947 Bizone errichtet


-1948 Währungsreform in den 3 Westzonen und in der SBZ
Hiermit sind zwei getrennte Währungsreformen gemeint: Die Einführung der D-Mark in den 3 Westzonen und die der Ost-Mark in der SBZ.
Die Folge der Währungsreform im Westen: Die UdSSR fürchtet, dass die SBZ nun mit alten Reichsmarkbeständen aus den Westzonen überflutet wird. Außerdem will die UdSSR die Ost-Mark auch in den Westsektoren von Berlin einführen. Diese Kraftprobe führ zur Berlin-Blockade

-1948-1949 Berlin-Blockade. Der Westen soll dazu gezwungen werden, Berlin an die Sowjets zu übergeben. Doch die USA stellen eine Versorgung der Stadt auf dem Luftweg sicher. Kurz nach der Gründung der BRD gibt die UdSSR die Blockade auf.

-1949 Trizone /Gründung der BRD

Mit der Gründung der BRD hatten die Westmächte vollendete Tatsachen geschaffen. Die UdSSR mußte nun allein aus propagandistischen Gründen nachziehen. Das ursprüngliche Ziel der UdSSR, eine Einigung Deutschlands unter kommunistischen Vorzeichen herbeizuführen, war damit gescheitert. Welchen Grund hätte die UdSSR jetzt noch gehabt, auf eine eigene Staatsgründung zu verzichten.

Zusammengefasst kann man sagen: Die wachsenden Spannungen zwischen USA und UdSSR führten dazu, dass sich die Westzonen nach Westen orientierten. Mit der Berlinblockade zeigte sich deutlich die bevorstehende Konfrontation zwischen Ost und West.
Diese Umstände unterstützten die Westorientierung Adenauers und die Gründung der BRD. Damit war die Chance auf die Gründung eines vereinten Deutschlands vertan. Da die UdSSR eine solche Einigung ohnehin nur unter ihrer Federführung zugelassen hätte, gab es nun keinen Grund mehr diese Politik fortzusetzen und die UdSSR gründete als Antwort ihren eigenen deutschen Staat.
 
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vielen Dank für diese ausführliche Antwort.
Noch was kurzes:
-War das von dir angesprochene Ziel der UdSSR, "eine Einigung Deutschlands unter kommunistischen Vorzeichen herbeizuführen" schon in dieser Phase aktuell oder stand ein neutrales D noch im politischen Mittelpunkt der Kriegsalliierten?

gruß examen
 
vielen Dank für diese ausführliche Antwort.
Noch was kurzes:
-War das von dir angesprochene Ziel der UdSSR, "eine Einigung Deutschlands unter kommunistischen Vorzeichen herbeizuführen" schon in dieser Phase aktuell oder stand ein neutrales D noch im politischen Mittelpunkt der Kriegsalliierten?

gruß examen


Ein neutrales Deutschland unter diesen Umständen zu schaffen war unmöglich.
TG hat die anderen geschiichtlichen Rahmenumstände ja schön deutlich erläutert.

Das wichtigste Ereignis, das entscheidend für die Zukunft Deutschlands sein sollte, war die Potsdamer Konferenz im Jahre 1945. Leider brachte diese Konferenz nicht die gewünschten klaren Ergebnisse, sondern bot jedem der Alliierten, vor allem der UdSSR, eine Möglichkeit zur gedehnten Auslegung der Beschlüsse, gerade durch unklare und unsaubere Formulierungen.
Demokratisierung mag in den Beschlüssen ein Wort sein, bedeutete jedoch für jede beteiligte Großmacht etwas anderes, d.h.die UdSSR und die Westmächte hatten zwei böllig unterschiedliche Verständnisse davon, was Demokratie bedeutet. Genauso verhielt es sich größtenteils mit den anderen Beschlüssen, da nur grobe Ziele festgesteckt wurden, ohne auf die Methodik näher einzugehen.
Durch das Veto eines einzelnen Alliierten war dieser z.B. fähig komplette Beschlüsse oder Entscheidungen des alliierten Kontrollrates zu verhindern. Auch durch diese Regelung wurde die Spaltung Deutschlands schon in diesem Dokument manifestiert.
Außerdem entsprachen die schon vorhandene Teilung und die sich völlig unterschiedlich aufbauenden Wirtschaftssysteme nicht der geplanten "wirtschaftlichen Einheit". Auch dieser unterschiedlich verlaufende Prozess der Wirtschaftsorganisation führte schließlich zur endgültigen Trennung.

Fakt ist: Die UdSSR hätte eine Einigung, die nicht nach ihrern Vorstellungen (politisch oder ökonomisch) verlaufen wäre, blockiert, die Westmächte hätten dies ebenso getan.
Eine Neutralität Deutschlands war unter der Besatzung zweier völlig unterschiedlicher Systeme nicht möglich und stand nie im Vordergrund.
Schließlich gibt keine Macht ihre (gute) Position freiweillig auf.
Gerade für die Westalliierten durfte Deutschland nie in kommunistische Hände fallen. Denn mit dem Aufschwung der Sowejtunion zur neuen Supergroßmacht war Deutschland Grenze des sich anbahnenden "Kalten Krieges".
 
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vielen Dank für diese ausführliche Antwort.
Noch was kurzes:
-War das von dir angesprochene Ziel der UdSSR, "eine Einigung Deutschlands unter kommunistischen Vorzeichen herbeizuführen" schon in dieser Phase aktuell oder stand ein neutrales D noch im politischen Mittelpunkt der Kriegsalliierten?

gruß examen

Stalin wollte mit einem neutralen Deutschland Europa für eine europäische Sensibilisierung des zukünftigen Deutschlands gewinnen. Praktisch sollte Deutschland so werden wie Österreich. Und somit dem starken Einfluss der USA entzogen werden. Zudem gab neben den politischen auch wirtschaftliche Gründe, Deutschland aus westlicher Sicht so schnell wie möglich zu spalten.
Die DDR hatte außer der unwirtschaftlichen Braunkohle nichts.
(wer in der DDR gelebt hat, kennt die "Kohle" die man in den Ofen legte)
 
Die DDR hatte außer der unwirtschaftlichen Braunkohle nichts.
(wer in der DDR gelebt hat, kennt die "Kohle" die man in den Ofen legte)


Das stimmt so nicht ganz. Mitteldeutschland war schon vor dem Krieg ein wichtiges Industriegebiet, besonders im Bereich Chemie und Elektrotechnik. Es ist zwar richtig, dass durch die Teilung Deutschlands die Industrie Mitteldeutschlands von der rheinischen Steinkohle abgeschnitten wurde, doch die Oberschlesischen Zechen lagen noch immer im Machtbereich der Sowjets. Die Industrie der DDR hätte also aus dieser Quelle ihre Steinkohle beziehen können, was auch geschah.
 
Die Industrie der DDR hätte also aus dieser Quelle ihre Steinkohle beziehen können, was auch geschah.

Den Unwissenden sei verziehen, denn sie wissen nicht, was sie schreiben.

Von wegen beziehen können.
Steinkohle wurde in der DDR wie Goldstaub behandelt.
Die Waggons Steinkohle, die ich sah, fuhren alle richtung West.
 
Den Unwissenden sei verziehen, denn sie wissen nicht, was sie schreiben.

Von wegen beziehen können.
Steinkohle wurde in der DDR wie Goldstaub behandelt.
Die Waggons Steinkohle, die ich sah, fuhren alle richtung West.

Also lief es wohl mit der Steinkohle genauso wie mit dem Öl, dass die DDR von den anderen COMECON-Staaten erhielt: Nur geringfügig veredeln (wenn überhaupt) und dann für harte Devisen in den Westen verkaufen. Oder sehe ich es falsch?
 
Das stimmt so nicht ganz. Mitteldeutschland war schon vor dem Krieg ein wichtiges Industriegebiet, besonders im Bereich Chemie und Elektrotechnik. Es ist zwar richtig, dass durch die Teilung Deutschlands die Industrie Mitteldeutschlands von der rheinischen Steinkohle abgeschnitten wurde, doch die Oberschlesischen Zechen lagen noch immer im Machtbereich der Sowjets. Die Industrie der DDR hätte also aus dieser Quelle ihre Steinkohle beziehen können, was auch geschah.

Der sogenannte RGW bestand nur auf dem Papier. Alle sozialistischen Länder sahen zu, dass sie eigenständig mit dem Hintern an die Wand kamen.
Was mit der polnischen Steinkohle passierte weiß ich nicht. Eines weiß ich aber, es wurde nicht ins sozialistische "Bruderland" DDR exportiert. Dafür war die Steinkohle zu edel, dass man sie verschenkte.
Im real existierenden Sozialismus wurde unter den soz. Staaten nichts "brüderlich" geteilt. Das ist eine Legende, die so mancher noch heute glauben soll.
 
Von wegen beziehen können.
Steinkohle wurde in der DDR wie Goldstaub behandelt.
Die Waggons Steinkohle, die ich sah, fuhren alle richtung West.

Was mit der polnischen Steinkohle passierte weiß ich nicht. Eines weiß ich aber, es wurde nicht ins sozialistische "Bruderland" DDR exportiert. Dafür war die Steinkohle zu edel, dass man sie verschenkte.
Im real existierenden Sozialismus wurde unter den soz. Staaten nichts "brüderlich" geteilt. Das ist eine Legende, die so mancher noch heute glauben soll.


Nur nebenbei: Die oberschlesische Steinkohle wurde in zwei Richtungen transportiert, in den kapitalistischen Westen und in die UdSSR. Weil der Export nach Russland aber ziemlich unrentabel war, versuchte man die Kohle woanders hinzubekommen: In den Westen.
Da siehst man es mal wieder, Geld regierte auch den Sozialismus.:haue:
 
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-War das von dir angesprochene Ziel der UdSSR, "eine Einigung Deutschlands unter kommunistischen Vorzeichen herbeizuführen" schon in dieser Phase aktuell oder stand ein neutrales D noch im politischen Mittelpunkt der Kriegsalliierten?

Dazu könntest du dir das hier noch ansehen:
Stalin-Noten - Wikipedia

An die verschiedenen "Beiträger": Es wäre nicht schlecht gewesen, wenn neben persönlichen Beobachtungen zu den wirtschaftlichen Beziehungen (z. B. zu Stein- und Braunkohle) auch noch irgendwelche Statistiken von einem umfassenderen Standpunkt gekommen wären.
 
An die verschiedenen "Beiträger": Es wäre nicht schlecht gewesen, wenn neben persönlichen Beobachtungen zu den wirtschaftlichen Beziehungen (z. B. zu Stein- und Braunkohle) auch noch irgendwelche Statistiken von einem umfassenderen Standpunkt gekommen wären.

Ja, was denn nun noch? Sind wir hier das statistische Bundesamt?
 
Ja, was denn nun noch? Sind wir hier das statistische Bundesamt?

Auch wenn dein Avatar eine Uniform trägt musst du nicht gleich zum "Gegenangriff" übergehen, wenn ich den bescheidenen Wunsch geäußert habe, etwas dazu zu lernen; es sollte jedenfalls kein persönlicher Angriff auf irgendwen sein. Das statistische Bundesamt hat sich leider mit polnischer Kohle höchstens insoweit beschäftigt, als sie in die BRD exportiert wurde.:confused::still:
 
Auch wenn dein Avatar eine Uniform trägt musst du nicht gleich zum "Gegenangriff" übergehen, wenn ich den bescheidenen Wunsch geäußert habe, etwas dazu zu lernen; es sollte jedenfalls kein persönlicher Angriff auf irgendwen sein. Das statistische Bundesamt hat sich leider mit polnischer Kohle höchstens insoweit beschäftigt, als sie in die BRD exportiert wurde.:confused::still:

Meinen Avatar lass mal aussen vor. Der Schauspieler kann nichts dafür.

Ich bin nur überrascht, das du so empfindlich bist. Ich werde mich in Zukunft danach richten.
 
Stalin wollte mit einem neutralen Deutschland Europa für eine europäische Sensibilisierung des zukünftigen Deutschlands gewinnen. Praktisch sollte Deutschland so werden wie Österreich. Und somit dem starken Einfluss der USA entzogen werden.
Meines Wissens lehnte Adenauer eine von Moskau vorgeschlagene Wiedervereinigung (wenn Deutschland neutral bleibt) zugunsten des Eintritts in die NATO ab. Der Eintritt Westdeutschlands in die NATO war ihm wichtiger als eine Wiedervereinigung... ;)



Saludos!
 
Der Beitritt der BRD zur NATO passt ja auch voll und ganz zu Adenauers Westpolitik. Die Fünfziger waren ja auch die Zeit der Anfänge der Europäischen Union. Mit der Montanunion, EURATOM und schließlich der EWG wurde die BRD wirtschaftlich enger mit Westeuropa verbunden. Und der Beitritt zur NATO 1955 bedeutete die militärische Bindung nach Westen. Vor diesem Hintergrund stellt sich dann auch die Frage, ob die Stalinnote (Schaffung eines neutralen und vereinten Deutschlands) ein ernst gemeinter Versuch zur Lösung der Deutschen Frage oder gar eine Falle Stalins war. Diese Frage ist unter Geschichtslehrern sehr beliebt für Oberstufenklausuren und im Zentralabitur.

(Werner Klemperer wusste schon, daß er einen Nazi-Offizier spielt, als er die Rolle des Col. Klink annahm. Ihn auf diese Rolle zu reduzieren wird dem Schauspieler nicht gerecht. Schaut ihn euch mal in "Urteil in Nürnberg" an!)
 
@ all!

Vielen Dank für die Diskussion und die Anregungen. Bin momentan wohl mehr Mitleser;) als Selbst-Schreiber.

@ Pfeiferhans: DIe Stalin-Noten sind in meine Überlegungen mit eingeflossen. Die Ablehnung derselben stellte den endgültigen Bruch zwischen DDR-BRD dar, mit allen Konsequenzen (NATO..., Mauerbau).

Also nochmals, danke!

examen
 
Ich denke, die Rolle der polnischen Steinkohle wird sehr übertrieben: die DDR hatte eigene Steinkohle aus den Revieren Zwickau und Oelsnitz.

Als Kind erinnere ich mich noch an Anthrazit, von dem bei jedem Kohlenhändler Berge lagerten. Ich weiß nicht, woher der kam, aber selten war er ganz bestimmt nicht. Vor allem Heizungen liefen mit Anthrazit. Als Kinder sammelten wir die Klumpen, die vom LKW gefallen waren, für unsere Kachelöfen zu Hause.
 
Ich denke, die Rolle der polnischen Steinkohle wird sehr übertrieben: die DDR hatte eigene Steinkohle aus den Revieren Zwickau und Oelsnitz.

Als Kind erinnere ich mich noch an Anthrazit, von dem bei jedem Kohlenhändler Berge lagerten. Ich weiß nicht, woher der kam, aber selten war er ganz bestimmt nicht. Vor allem Heizungen liefen mit Anthrazit. Als Kinder sammelten wir die Klumpen, die vom LKW gefallen waren, für unsere Kachelöfen zu Hause.

Hmm, wenn ich nicht bei dir "Mark Brandenburg" lesen würde, könnte ich glatt sagen, da hast du wohl in einer anderen DDR gelebt.
 
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