Eine Ergänzung zu der Darstellung von Turgot.
Es ist sicherlich wichtig, sich die Führung des Krieges zur damailigen Zeit kurz zu vergegenwärigen. Sie basierte bis zu den Revolutionsheeren Frankreich zu einem hohen Prozentsatz auf der Versorgung durch Magazine.
War diese Verbindungslinie gefährdet, dann war der Zusammenhalt der Armee aufs höchste gefährdet.
In diesem Sinne äußert sich Venohr (S. 217), der den Rückzug Saltykows am 26.10.1759 in Richtung Weichsel mit der Gefahr der mangelhafte Versorgung seiner Soldaten begründet.
Für Saltykow lagen die Versorgungsbasen in Thorn und Tilsit, also nicht unwesentlich im Osten.
Dass die Versorgungslage für die Russen prekär war, belegt der weitgehende Zusammenbruch der russischen "rear services" im folgenden Jahr, also 1760. (vgl. Liddel Hart, S. 92)
Da er nicht sicher sein konnte, dass er durch preußische Truppen nicht abgeschnitten wird, hat er den Erhalt seiner Armee höher bewertet als den Sieg gegenüber Preußen.
"Das ist es, was die russsichen Feldherren strategisch lähmt." (ebd. S. 217)
Zusätzlich ist zu berücksichtigen, dass vieles auf dem Schlachtfeld von subjektiven Einschätzungen beeinflusst wird. Dabei kann man noch nicht einmal präzise beantworten, ob eine vollständige Kenntnis der Potentiale des Gegners hilfreicher ist (wie beispielsweise im Sommer 1941 im Falle Stalins) oder eine relativ weitgehende Unkenntnis der preußischen Situation, wie im Falle Saltykows, im Jahr 1759/60.
Für Saltykows verstärkte die unvollständige Informationslage vermutlich sein vorsichtiges Agieren und die Annäherung an seine russischen gesicherten Versorgungslinien.
Der grosse König: Friedrich II. im Siebenjährigen Krieg - Wolfgang Venohr - Google Bücher
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