Großbritannien, Frankreich, Deutschland, die Niederlande, Belgien und die USA standen doch allesamt vor dem Problem, dass ihre klassischen Industrien unter zunehmenden Konkurrenzdruck gerieten.
Dese Länder haben ja aber durchaus eine unterschiedliche Wirtschaftspolitik betrieben und hatten unterschiedliche Probleme.
Das UK hat in den Nachkriegsjahrzehnten teilweise eine sehr linke Wirtschaftspolitik betrieben, mit Spitzensteuersätzen bis zu 95%, um gleichzeitig die Kriegsanleihen zurückzahlen zu können und den Wohlfahrtsstaat auszubauen (von den Beatles im Song Taxman verewigt: "
There's one for you, nineteen for me"), Verstaatlichungen von Firmen, vor allem im Montanbereich (British Steel, Kohlegruben) und sehr weitgehenden Rechten für Gewerkschaften. Ein Beispiel für letzteres ist das sog. Secondary Picketing, bei dem Streikende versuchen, die Arbeiter von nicht in den Arbeitskampf verwickelten Firmen vom Erreichen des Arbeitsplatzes abzuhalten.
Diese Politik ließ sich nicht auf Dauer durchhalten und die Folgen dieser Politik und die Versuche der Labour-Regierung die Folgen in den Griff zu bekommen führten dann zu dem Ugh Valencia bereits erwähnten "Winter Of Discontent" und zum Wahlsieg Thatchers.
Man kann sicher argumentieren, dass Thatcher mit ihren Reformen dann zu weit ging. Das hängt eben mit dem britischen Wahlsystem zusammen, durch das normalerweise immer eine Partei die Macht hat und diese auch nicht durch wie bei uns durch eine Länderkammer begrenzt wird, was Ausschläge in die eine wie die andere Richtung begünstigt. Die Reformen Thatchers wurden ja allerdings auch unter der Labour-Regierung von Tony Blair dann nicht alle wieder zurück gedreht. Auch diejenigen, die Thatchers Politik ablehnten, wollten also nicht unbedingt zu den Verhältnissen vor Thatcher zurück.
Picketing - Wikipedia
British Steel – Wikipedia
Was wäre also naheliegender gewesen, als sich zusammen zu schließen und gemeinsam seine Märkte gegen Waren abzuschotten, deren Produktion unter allzu haarsträubenden Bedingungen stattfand?
Das widerspricht allerdings den Prinzipien des freien Welthandels und wo will man da die Grenze ziehen? Wenn man z. B. aus China oder Indien nur Waren importiert, die zu deutschen oder französischen Löhnen, Arbeitsbedingungen und Umweltschutzstandards produziert wurden, verurteilt man die Bewohner dieser Länder zu fortdauernder Armut, da sie dann nicht konkurrenzfähig produzieren können. Die Globalisierung hat hunderte Millionen von Menschen in diesen Ländern aus der Armut geholt.