Welche Alternativen Hindenburgs 1933

Bei Hans Mommsen, Aufstieg und Untergang der Republik von Weimar, 1998, kann man auf den Seiten 586 ff. nachlesen, dass Hindenburg mit Hitler nach den November-Wahlen 1932 lediglich über eine Regierungsbildung VERHANDELTE. Da Hitler es ablehnte, sich mit Hindenburg zu treffen, wurde schriftlich und über Mittelsmänner verhandelt.

Hindenburgs Angebot war an Bedingungen geknüpft. Hiler sollte lediglich ein p a r l a m e n t a r i s c h e s Mehrheitskabinett anführen und die Ernennung der einzelnen Minister sollte von Hindenburgs Zustimmung abhängig sein. Die Erfüllung dieser Bedingungen wurde von Hitler abgelehnt. Hindenburg aber war nicht bereit, Hitler ohne diese Bedingungen mit der Regierungsbildung zu beauftragen. Hindenburg befürchtete, dass ein von Hitler geführtes P r ä s i d i a l k a b i n e t t zu einer Diktatur der NSDAP führen werde.

Demnach wurde Hitler im November 1932 nicht mit der Regierungsbildung beauftragt, da die Vorverhandlungen schon an ihm selbst scheiterten. Freilch kann man aber davon sprechen, dass ihm Hindenburg die Regierungsbildung unter Bedingungen angeboten hat.

Bei Mommsen findet sich auch eine Bestätigung für die These von @Klaus P., dass Hindenburg nur nach einer Regierungsbildung innerhalb der rechten Parteien suchte, und auch eine Bestätigung für @Repos These, dass sich Kaas für eine Beteiligung des Zentrums an einem Kabinett Hitler aussprach, währenddessen Hugenberg dies für die DNVP nachdrücklich ablehnte.

Ich habs bei Zentner nochmal nachgelesen.
Hitler sei am 19.11.1932 zu Hindenburg gebeten worden, der ihm den Auftrag zur Regierungsbildung mit parlamentarischer Mehrheit gegeben hätte. Zentrum wollte mitmachen, die Deutschnationalen weigerten sich kategorisch. Hitler hätte den Auftrag zur Regierungsbildung deshalb nach 2 Tagen zurückgeben müssen.

Irgendwie wollte es mir nicht einleuchten, dass ein Parteichef ein Treffen mit dem Präsidenten hätte ablehnen können.
 
Am Rande:
Der Reichstagspräsident Hermann Göring wurde unter anderem mit den Stimmen des Zentrums gewählt.

In der Ablehnung des Präsidialkabinetts Papen war sich der Reichstag einig wie sonst überhaupt nie.
Beim Mißtrauensvotum,auf Antrag der SPD (das Göring zur Freude aller Fraktionen als absolute Posse inszenierte) erhielt Papen exakt noch 33 Stimmen!
 
Ich habe jetzt bei Ian Kershaw nachgelesen. Kershaw schreibt ebenfalls von einem Gespräch am 19.11.32 zwischen Hitler und Hindenburg. Nach Kershaw verlieh Hindenburg sein Wunsch Ausdruck, dass Hitler sich an der Regierung beteiligen solle. Hitler solle doch Verhandlungen mit den anderen Parteien aufnehmen, um eine parlamentarische Regierung zu bilden. Hindenburg kannte aber die Einstellung der DNVP ganz genau und das Hitlers Bemühungen scheitern müssten. Hitler durchschaute Hindenburg und forderte Hindenburg auf, ihm formal mit der Regierungsbildung zu beauftragen.


(Quelle. Ian Kershaw, Hitler, Seite 489, Stuttgart 1998)
 
Ja, Hitler lehnte es dann ab als Vizekanzler in eine Regierung einzutreten.
Hindenburg lehnte ein "Präsidialkabinett Hitler" ab und machte Papen (zu dem er, aber nur er, Vertrauen hatte) nochmals für volle 24 Stunden zum Kanzler.
 
Blomberg wurde übrigens als Reichswehrminister bereits vereidigt, bevor Hitler als Kanzler und die anderen Minister zu Hindenburg zur Vereidigung durften. Wobei Blomberg z. d. Zeit in Genf bei den Abrüstungsverhandlungen war, von wo er erst anreisen musste. Ich denke, dass das von Hindenburg schon mal als Signal gedacht war. Dass er es mit der "einrahmung" ernst meinte.

Insofern halte ich es für wichtiger und entscheidender, dass und wie, Hitler die "ganze Umrahmung" Papen, Hugenberg, Blomberg usw. usf. ausspielen, überspielen auf seine Seite ziehen, oder aus der Regierung drängen konnte.

Nur hat Hindenburg wohl nicht Blomberg seine Verbitterung, über die seine Auffassung nach ungerechte Versetzung nach Ostpreußen als Wehrkreisbefehlshaber, in Rechung gestellt. Es gnügte wohl das bescheidene Kriterium des einwandfreien konservativen Stallgeruchs. Und hat sich eigentlich jemand hinsichtlich Reichsnau Gedanken gemacht. Die beiden waren doch wie Pat und Patachon und es war doch vorhersehbar, das Blomberg diesen als seinen engsten Mitarbeiter rekrutieren würde.

Blomber hat dann ja auch kaum ein Jahr später großzügig über die Ermordung von Schleicher un dBredow hinweggesehen. Blomberg hat Schleicher die Abschiebung nach Ostpreußen nie vergessen.
 
... Es gnügte wohl das bescheidene Kriterium des einwandfreien konservativen Stallgeruchs. Und hat sich eigentlich jemand hinsichtlich Reichsnau Gedanken gemacht

Die Reichswehr sah sich ohnehin außerhalb des politischen Systems und definierte sich national. Weite Teile des Offizierskorps standen der NSDAP nahe bzw. sympathisierten, insoweit unterschied man sich eben auch nicht von Teilen der Industrie, "es nun mal mit dem Hitler zu versuchen" (Schreiben an Hindenburg Ende 1932). Es ist ja nun nicht so, dass Hindenburg mit dieser "Alternative" allein stand, sondern sie wurde ihm zugleich drängend vorgetragen.

Zu Reichenau: hier ist interessant, dass Hindenburg zumindest ein Jahr später blockte: nicht Reichenau, sondern Fritsch (ebenfalls mit einwandfreiem "Stallgeruch") wurde wurde als Nachfolger Hammersteins berufen. Das scheint er schon noch gepeilt zu haben.
 
Es ist ja nun nicht so, dass Hindenburg mit dieser "Alternative" allein stand, sondern sie wurde ihm zugleich drängend vorgetragen.

100% Zustimmung.

Zu Reichenau: hier ist interessant, dass Hindenburg zumindest ein Jahr später blockte: nicht Reichenau, sondern Fritsch (ebenfalls mit einwandfreiem "Stallgeruch") wurde wurde als Nachfolger Hammersteins berufen. Das scheint er schon noch gepeilt zu haben.

Korrekt. Nur war Reichenau zu jenem Zeitpunkt schon in einer Position, in der er sehr starken Einfluß ausüben konnte. Reichenau war galt als "hart" und kompromisslos, während Blomberg als "weich" und kompromissfähig galt. Deshalb wundert es mich doch schon, das man nicht versuchte den Stabschef Reichenau zu verhindern. Blomberg hat doch Reichnau schon in Ostpreueßen "machen" lassen, vor allem als er in Genf auf der Abrüstungskonferenz war. Aber Reichenau fuhr lieber nach Berlin um dort Landschaftspflege zu praktizieren, so da man sich in Ostpreußen in Berlin über Reichenau beschwerte. Nur hat das dort anscheinend niemand gejuckt.
 
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