Welche Disziplinarstrafen gab es an deutschen Schulen nach 1945?

Also, wo kein Kläger, da kein Richter?
Und solange nichts Aufregendes passiert, kommt man damit durch?
 
Also, wo kein Kläger, da kein Richter?
Und solange nichts Aufregendes passiert, kommt man damit durch?

Wenn man sich bei Typen wie meinem einstigen Grundschul-Rektor auf eines verlassen kann, dann darauf, dass die nie etwas tun, das ungesetzlich ist, ja sogar, dass sie nie etwas tun was ihnen auch nur ein bißchen Ärger einbringen könnte.

Behauptung:
Der hatte damals eine klare Dienstanweisung, dass die "körperliche Züchtigung" erlaubt ist. Es kann ja sein, dass diese Dienstanweisung höchstrichterlichen Urteilen zuwider lief. Das hat ein Grundschulrektor aber nicht zu prüfen. Die wischi/waschi Definition aus Mercys Schulrechts-Vorlesungen haben eine andere Qualität, da geht es darum, dass einer der "Ausgerastet ist, seine Haut retten kann.
Aber 1959 stand da etwas anderes drin!

Sollte ich mich grundlegend getäuscht haben, falle ich vom Glauben ab......
 
Wer seine Kinder liebt,züchtigt sie.
Steht ja schließlich schon in der Bibel.
Da muß ich aber sehr geliebt worden sein...
Was ich damit eigentlich sagen will ist,daß viele immernoch auf solche veralteten Werte zurückgreifen.
Auch wenn man selber nicht christlich ist.
Und deswegen haben solche Leute vermutlich nicht mal ein schlechtes Gewissen,wenn sie um sich schlagen.
 
Behauptung:
Der hatte damals eine klare Dienstanweisung, dass die "körperliche Züchtigung" erlaubt ist.
...
Aber 1959 stand da etwas anderes drin!

Sollte ich mich grundlegend getäuscht haben, falle ich vom Glauben ab......


Du darfst deinen Unglauben behalten, die Umsetzung des BGH-Urteils in das Schulrecht erfolgte selbstverständlich erst später.
 
Du darfst deinen Unglauben behalten, die Umsetzung des BGH-Urteils in das Schulrecht erfolgte selbstverständlich erst später.

... was wohl nicht zuletzt auch daran lag, dass man eine Ohrfeige durch den Lehrer als eine ganz natürliche und selbstverständliche Sache ansah, über die man auch kein großes Aufheben machte.

Ältere Verwandte und Bekannte haben übereinstimmend erklärt, dass sie niemals zuhause von einer Ohrfeige durch den Lehrer berichtet haben; denn dann hätte es von den Eltern auch gleich noch eine gegeben...

Jacobum
 
Etliche der geschilderten Vorfälle hätten sich vielleicht nie ereignet, wenn die Kinder mehr zuhause erzählt hätten. Es war vielleicht nicht immer einmal immer nur Angst, zuhause noch Ärger zu bekommen, sondern vieleicht auch eine komische kindliche Vorstellung selbst die eigenen Belange in die Hand zu nehmen. Ganz sicher aber war die Prügelstrafe in den 60ern noch weitaus verbreiteter und weniger öffentlich umstritten, als das um die Mitte der 70er der Fall war. Jedenfalls hatten zu meiner Zeit Beschwerden dann auch drastische Folgen für den Lehrkörper. Ich denke heute ohne Bitterkeit an die Fälle, die ich miterlebt habe. Es waren meistens total überforderte Lehrkörper und nichts wäre falscher, als diese Leute zu dämonisieren. Über das pralle Sittengemälde, das ich oben beschrieben habe, muß ich heute lachen. Dieser Rektor war durchaus eine kraftvolle und originelle Persönlichkeit, der seine Schüler mochte und ihnen auch etwas beigebracht hat. Doch habe ich das herabwürdigende und fragwürdige solcher Methoden eigentlich als Zehnjähriger emotional viel stärker empfunden, als ich dazu heute als abgeklärter 39Jähriger im Stande wäre. Verglichen mit dem, was @Ingeborg, @Jacobum oder @Repo miterlebt haben, war das alles recht harmlos, und ich kann gut verstehen, das Mancher, den man mit einer Form von schwarzer Pädagogik um den besten Teil seiner Seele gebracht hat, noch im Alter Bitterkeit empfindet.
 
@Scorpio, natürlich waren Prügelstrafen in den 60-zigern auch unter Eltern noch üblich und weit verbreitet und vielleicht nahmen sich die Lehrer auch deshalb das Recht zur körperlichen Züchtigung raus, obwohl es bereits verboten war. Vielleicht dachten sie, dass sie im Sinne der Eltern handeln - wobei es natürlich immer einen Unterschied gab zwischen Züchtigung und Züchtigung.

@ repo, des tut mir leid, wenn Du Dich unverstanden fühlst, aber ich glaube, ich habe Dich schon verstanden - Du meinst, ein achtjähriger Schüler hat auf jeden Fall keine solche Strafe verdient, ein Achtjähriger kann gar nicht so böse sein, um diese Züchtigung und Demütigung zu verdienen und da gebe ich Dir auch recht, es gibt immer welche ( in dem Fall Lehrer), die über das Ziel hinausschießen, egal ob das Züchtigungsrecht noch bestand oder nicht.
Ich muß morgen mal recherchieren, ab wann es in Baden Württemberg das Züchtigungsverbot an den Schulen gab
Trotzallem noch einen schönen Abend....
 
Eine Diziplinarstrafe (wenn man es so nennen will) aus meiner Schule ist mir noch eingefallen.
Es gab in meiner Klasse u. a. einen Mitschüler, der absolut nicht auf das hörte, was unsere Klassenleiterin, die wir bis zur 4. Klasse hatten, sagte. Aber auch gegenüber den Mitschülern benahm sehr daneben und beleidigte viele. Selbst ein Tadel half da nichts und da auch weiterhin kaum einer mit ihm klar kam, wurde er in eine Parallelklasse umversetzt.
Wie es dann in der Parallelklasse lief, weiß ich jetzt nicht so genau, weil ich da keine Kontakte hatte.
 
...
Ältere Verwandte und Bekannte haben übereinstimmend erklärt, dass sie niemals zuhause von einer Ohrfeige durch den Lehrer berichtet haben; denn dann hätte es von den Eltern auch gleich noch eine gegeben...

Hätte mir durchaus passieren können.
Hat mich immer sehr gestört, dass alle, die über mich meinten klagen zu müssen, bei meinen Eltern zuerst mal Recht hatten. Erst auf massives Lamentieren meinerseits wurde die Sache überhaupt näher betrachtet.

Ich habe über solche Dinge die Klappe gehalten. und ich wusste warum.

OT: Habe ich in der Schule einen Zettel mitbekommen, mit mir müsste man dringend das Lesen üben.
Habe ich kurz analysiert, gibt Ärger, Einschränkung der individuellen Freiheit und so, Hab ich den Zettel in den nächsten Gully geschmissen. Hat nur einen Fehler gehabt, mein Nebensitzer hat den selben Zettel bekommen, und dessen Mutter hat es meiner älteren Schwester erzählt............... Den Rest habe ich vergessen
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Mercy,

Du mußt mir mal auf die Sprünge helfen, ich verstehe Deinen Satz nicht - vielleicht steht mir einer auf der Leitung oder so.
Es soll doch geklärt werden, seit wann es eine Züchtigungen mehr in deutschen Schulen gab oder ?
trotzdem guats Nächtle...
 
Hallo Mercy,

ich sehe es gerade, ich habe das Wort "nicht" vrgessen. Ich sollte nicht so hudelig sein manchma.
Der Satz sollt heißen: "Es soll doch geklärt werden, seit wann es eine körperliche Züchtigung nicht mehr gab an deutschen Schulen.
Entschuldigung.....
 
Also zu meiner Zeit gab es folgende Disziplinstrafen :
- "Vor die Tür gehen"
- Eintrags ins Klassenbuch (nach drei Einträge müste man zum Direktor)
- Nachsitzen (wobei ich mir da gar nicht mehr so sicher bin)
- zum Direktor gehen
 
Eine Diziplinarstrafe (wenn man es so nennen will) aus meiner Schule ist mir noch eingefallen.
Es gab in meiner Klasse u. a. einen Mitschüler, der absolut nicht auf das hörte, was unsere Klassenleiterin, die wir bis zur 4. Klasse hatten, sagte. Aber auch gegenüber den Mitschülern benahm sehr daneben und beleidigte viele. Selbst ein Tadel half da nichts und da auch weiterhin kaum einer mit ihm klar kam, wurde er in eine Parallelklasse umversetzt.
Wie es dann in der Parallelklasse lief, weiß ich jetzt nicht so genau, weil ich da keine Kontakte hatte.

Das kenne ich auch. Zu meiner Zeit wurde einer absichtlich fallen gelassen, damit er die Versetzung in die nächsthöhere Stufe nicht schaffte. Danach wurde er ruhiger. Er war aber auch ein dummer Hund.

Ich musste mal vor die Tür gehen, dann wurde mir am Ohr gezogen, bis es blutete. Daraufhin hat diese Lehrerin unsere Klasse nie mehr unterrichten dürfen.
Dann wurden wir als Klasse diszipliniert: zwei männliche Lehrer, die laut, in Bass und bedrohlich auf einzelne Schüler losgingen, haben Angst und Schrecken verbreitet.
Oder ein Lehrer schmiss mit einem großen Schlüsselbund. Kopfaufstützen wurde von ihm mit Armwegschlagen von hinten geahndet. Wer ne schwache Schulter hatte ....
Das waren aber keine gesetzlich festgelegten Disziplinarstrafen. Entweder Schüler haben mit ihren Eltern diese Terrormaßnahmen an der Schule beim Direktorium angezeigt oder sie wurden von den Schülern geduldet. Letzteres war die Mehrheit, da wir keineswegs weiße Schafe waren.:devil:
Ob das was mit DDR zu tun hat, ich glaube nicht. Wir waren ja laut allgemeingültiger Diktion friedensliebende Kinder und Jugendliche, die schon an der Mutterbrust nur sozialistische Nahrung aufnahmen.
Insgesamt betrachtet war meine Klasse Opfer von schwangeren und im Babyjahr befindlichen Lehrerinnen, da kein Ersatz vorhanden war. So haben wir uns faktisch zwei Jahre selbst in der Schule erzogen und die Schule somit unsicher gemacht.

Nachtrag: letztendlich hat mein Vater mich an eine andere Schule versetzen lassen, im Glauben, ich müsse von jugendlich-kriminellen Elementen ferngehalten werden. Einer der Lehrer an dieser Schule wetterte nach einem halben Jahr, dass gewisse Subjekte diese Klasse zersetzt hätten.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Nach der Grundschule gab es in BW-Gymnasien:
Tadel,
Vor die Tür stellen
Strafarbeit.
Eintrag im Tagebuch (War gefürchtet, denn die eingetragenen der Woche hatten sich Dienstags in der großen Pause mit dem Tagebuch unterm Arm beim Direx zu melden)
Bei 10 Einträgen im Tagebuch gab es einen im "Goldenen Buch" der Schule. Nach dem 3. Rektoratseintrag das Ultimatum
Arrest = Nachsitzen für Zöglinge höherer Lehranstalten (Lief unterschiedlich ab, je nach Lehrer, aber zum Teil mit einsperren im Kartenzimmer, wie der Karzer in der Feuerzangenbowle)
Schulverweis für maximal 2 Wochen
Relegation.

so war es jedenfalls an Repos Schule.
Ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Hinter allem stand dann natürlich die schlechte Note. Womit so ziemlich jeder kirre gemacht wurde. Was sich aber Ende der 60er in etlichen Fächern änderte, Religion zählte nicht mehr, und nur die beste Note aus Sport, Bildender Kunst und Musik. Was für manche Lehrer dieser Fächer zum Problem wurde.
Repos bester Kumpel schaffte es mal sämtliche vergebenen Noten im aktuellen Zeugnis stehen zu haben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Grundschule 60er Jahre:

Wenn der Lehrer einen Schüler während einer Klassenarbeit beim Abschreiben erwischte, packte er ihn mit Daumen und Zeigefinger an den Schläfenhaaren, drehte anschließend die Haare um 180 Grad und zog gleichzeitig nach oben. Der Schüler musste wohl oder übel aufstehen dabei. Anschließend durfte er sich woanders hinsetzen.

Ich weiß noch, dass einer ganz besonders schlau war und sich die Haare ganz kurz schneiden ließ. Als dann der Lehrer wieder mal zum Drehen kam, konnte er die Stoppeln gar nicht richtig packen. Wie auf Kommando begannen alle zu lachen, am lautesten der Lehrer, der nur sagte "Du bist mir ja einer...", womit die Angelegenheit erledigt war.

Für uns andere Jungs waren kurze Haare keine Option; im Zeitalter der Beatles haben wir lieber das "Schläfendrehen" erlitten als uns die Haare kurz schneiden zu lassen...

Jacobum
 
Hinter allem stand dann natürlich die schlechte Note. Womit so ziemlich jeder kirre gemacht wurde. Was sich aber Ende der 60er in etlichen Fächern änderte, Religion zählte nicht mehr, und nur die beste Note aus Sport, Bildender Kunst und Musik. Was für manche Lehrer dieser Fächer zum Problem wurde.
Repos bester Kumpel schaffte es mal sämtliche vergebenen Noten im aktuellen Zeugnis stehen zu haben.

Dies dürfte ich für alle DDR-Schulen ab 1961 ausschliessen. Es wurden keine Disziplinarstrafen wegen schlechter Noten in den Unterrichtsfächern erteilt.
Es gab die Kopfnoten (die seltsamerweise unten links auf dem Zeugnis vermerkt wurden) wie Mitarbeit, Fleiß, Betragen und Ordnung. Beizeiten abgeschafft wurde aus diesen vier Kopfnoten das Gesamtverhalten (mathematisch: arithmetische Mittel oder umgangsprachlich: Durchschnitt).
Die Erteilung von Kopfnoten unterlag einem Willkürprinzip. Manche Mädels, die immer Einser nach Hause brachten und wirklich einmal die Hausaufgaben vergessen hatten mitzubringen, brachen in Riesentränen aus, wenn sie eine 5 für Ordnung bekamen - die Welt geht unter! Die Kopfnoten spielten bei Versetzungsangelegenheiten keine Rolle.

Zu den Kampfbienen, die immer Einser und Zweier auf dem Zeugnis hatten: sie hatten von Bio, Chemie, Physik oder Astronomie keinen tiefen Durchblick, aber konnten eben super Texte auswendig lernen.
 
Zurück
Oben