Am 19./20. April beschlossen in Berlin der 15. KPD- sowie der 40. SPD-Parteitag die Gründung der Einheitspartei SED, die am 21./22. April vollzogen wurde.
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Trotz der Vereinigung gab es nun im noch einheitlich verwalteten Berlin weiterhin zwei Arbeiterparteien. Um ihre Zulassung wurde gewiss weit oberhalb des Kontrollrats gestritten, was mit einem Kompromiss endete: SED wie SPD wurden mit alliiertem Beschluss vom 31. Mai 1946 in allen vier Sektoren zugelassen.
Dieser Zustand überdauerte auch die Spaltung der Stadt, die mit der Einführung der Westmark (die separate Einführung fand in den Westzonen am 20. Juni 1948 statt und wurde vier Tage später auch in den Westsektoren gegen sowjetisches Veto durchgesetzt) begann.
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Die Parteien im östlichen Teil Deutschlands und in Ost-Berlin (CDU, LDP und - ab 1948 - DBD und NDPD) arbeiteten als antifaschistisch-demokratischer Block unter SED-Führung. Parteilicher Kontrapunkt blieb die SPD. Im Westteil der Stadt stellte sie von Anbeginn mehrheitlich die Führung und trat für eine möglichst vollständige Eingliederung in die Bundesrepublik Deutschland ein; im Ostteil widersetzte sie sich allen Kontaktversuchen der SED und avancierte sofort zum Observationsobjekt. Die Führungskräfte der SPD im »Demokratischen Sektor« machten allerdings aus der Ablehnung des östlichen Systems nie ein Hehl. In demonstrativer Weise wurde der SPD-Vorsitzende des Stadt- und Partei-Bezirks Friedrichshain, Kurt Neubauer geb. 1932) , 1952 als Berliner Vertreter Mitglied des Deutschen Bundetages. Dem Abgeordnetenhaus (seit 1951 namentlicher Nachfolger der bisherigen Stadtverordnetenversammlung) gehörten mehrere Kreisfunktionäre aus den östlichen Sektoren an: Georg Meyer und Werner Rüdiger (Prenzlauer Berg) sowie Fritz Barthelmann (1892-1962, Kreisvorsitzender Pankow), Rudolf Müller (1910-1961, Kreisvorsitzender Lichtenberg). Prominente Funktionäre wie Willy Brandt (1913-1992), Ella Kay (1895-1988), Gustav Klingelhöfer (1888-1961), Kurt Mattick (1908-1986), Franz Neumann, Harry Ristock ( 1928-1992) oder Otto Suhr (1894-1957) waren als Parteireferenten auch im Ostteil präsent und sorgten dort jedes Mal für argwöhnische Reaktionen.
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Die Abriegelung von West-Berlin am 13. August 1961 wirkte auch für die SPD schockartig. Der außerhalb der Stadt weilende Willy Brandt hatte Mühe, seinen Amtssitz als Regierender Bürgermeister in Schöneberg zu erreichen. Die acht Kreisbüros in Ost-Berlin waren geöffnet und ständig überfüllt, doch guter Rat im Sinne von »Wie soll es jetzt mit der Partei weitergehen?« war einfach nicht zu erhalten. Selbst die wichtigste Instanz zeigte sich ratlos. »Vom 13. August bis zum 23. August ... beriet der Landesvorstand täglich über die Situation in Ostberlin und die Lage unserer Mitglieder und ihrer Familien«, hieß es dann im SPD-Jahresbericht 1961/62.
Am 23. August stieß aus Bonn der stellvertretende SPD-Vorsitzende Herbert Wehner (1906-1990) zu den Tagenden. Seine Empfehlung führte dann, wie es in dem Bericht weiter hieß, »zu dem Beschluss, unsere Kreisverbände im Ostsektor aufzulösen. Dieser Beschluss des Landesvorstandes erfolgte in Übereinstimmung mit dem Parteivorstand in Bonn.«[SIZE=-2]7)[/SIZE].