Wer schön sein will, muss leiden........

Hallo zusammen,
was die Bequemlichkeit, bzw. Unbequemlichkeit der Damenmode des 18. und 19.Jh. angeht, so ist es auch hier wie mit vielen Dingen "Die Dosis macht das Gift".
Die meisten Schnürleiber des 18.Jh. die erhalten sind haben recht "vernünftige" Maße, also keine übertriebenen Wespentaillen, wie uns die oberflächliche Sekundärliteratur gern weißmachen will. In solch einem Schnürleib hat keine Frau gelitten, im Gegenteil, dadurch dass er das biegen des Oberkörpers unmöglich machte hielt er die Trägerin auch von ungesundem krummen Bücken ab (geht nur wenn man in die Hocke geht!) , gut, die Kehrseite war wohl, dass Rücken und Bauchmuskulatur verkümmerte, denn die brauchte man dank dieses "Exoskelett" ja nicht.
Sonderlich schwer waren die Roben im 18.Jh. auch nicht, ich hab jetzt schon einiges an Originalen in der Hand gehabt und die waren allesamt hupfeleicht. Allerdings bestand die Kleidung damals, was wir uns heute garnicht so vorstellen können aus jede menge Schichten, dadurch summiert sich das Gewicht natürlich wieder.
Bei goldbestickten, vollversteiften Hofroben war es mit der Bequemlichkeit vermutlich weniger weit her, als bei der Alltagskleidung.
Zu den Korsetts des 19.Jh muss ich noch sagen, dass man damals allein nach der Taillenweite kaufte (es gab ja schon Konfektionsware aus dem Kaufhaus oder Versandkatalog für die, die sich nichts Maßgenähtes leisten konnten) und oben einfach die fehlende Weite mit Wattepolstern (also sowas wie heutige Pushup-Einlagen ;) ) ausstopfte, so kam man natürlich ohne starkes Schnüren auf die Begehrte Sanduhrensilhouette...
Aber alles in allem sind die Korsetts des 19.Jh. wesentlich ungesünder gewesen als die des 18. schon allein durch die Erfindung des Federstahls konnte man viel fester zurren.

Eines sollte man sich immer vor Augen halten, wenn man sich über die vermeintliche Unbequemlichkeit vergangener Moden auslässt - im Normalfall hat man es selbst noch nicht ausprobiert!
In 50 Jahren wird man sich wohl den Kopf kratzen darüber, was in den späten 1990ern die Jugendlichen dazu bewog zu große Hosen mit dem Schritt in der Kniekehle zu tragen die so tief hingen, dass sie fast herunterrutschten oder die Mädchen dazu selbst im Winter mit bauchfreien Daunenjacken das Bauchnabelpiercing zur Schau zu stellen und dabei schmerzhafte Nierenentzündungen zu riskieren...
 
@ Cécile
Zum Gewicht der Kleider des 19.Jh. hast Du nun aber auch nichst gesagt. Und ich habe aufmerksam gelesen.:cool: In "Corsets and Crinolines" steht dazu keine Antwort?
 
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