Euch wackeren, global und genanalytisch Interesseirten zum Abschied ein Dankeschön für manche schöne Beiträge und Links.
Interessant fände ich eine Diskussion darüber, wer, wann, warum und woher nach Afrika gewandert ist.
Die von Dir verlinkte Mota-Studie datiert die erste westeurasische Migration nach Ostafrika auf ca. 1.500 BC. Kurz vor der Zeitenwende erfolgte eine weitere, südarabische Migration nach Äthiopien (Amhara), die aber wohl die Omotisch-Sprecher und zentralafrikanische Gruppen nicht mehr erreichte.
Ob, wie in der Studie argumentiert, der westeurasiche Geneintrag über den Sudan und Tschad bis nach Nigeria/Kamerun mit der Migration um 1.500 BC in Verbindung steht, wage ich zu bezweifeln. Bei Yoruba etc. haben wir es v.a. mit yDNA R1b1c zu tun, die am Horn von Afrika und in Zentral-/ Ostafrika bislang nicht aufgefunden wurde. Alle bisherigen Datierungen, einschließlich der für R1b1c, deuten auf sehr viel höheres Alter dieser sudanesischen Migration. Üblicherweise wird sie mit der Ausbreitung der Viehhaltung nach Afrika in Verbindung gebracht, die nach Analysen afrikanischer Rinder-DNA wohl etwa um 5.000 BC erfolgte.
Die Supp.Mat. der Mota-Studie beschreibt den Versuch, den Ursprung des Nach-Mota Geneintrags bei den Mbuti (zentralafrik. Pygmäen) genauer zu bestimmen. Er ist klar "neolithisch" - "ancient DNA" aus der LBK (Stuttgart) liefert recht vernünftige Ergebnisse. Die Treffer sind jedoch geographisch weit gestreut, und reichen von Sardinien über Rumänien bis Weißrußland und Litauen (!). Die schlechtesten Ergebnisse, noch hinter der mesolithischen DNA aus Loschbaur, liefern Basken und Russen als Vergleichspopulationen (Tab. S7). Tendenziell also eher balkanisch-pontische (Landroute) als mediterrane Neolithik (Seeroute), mit offenbar etwas Anteil mittel-osteuropäischer (jedoch nicht uralischer) mesolithischer DNA.
http://www.sciencemag.org/content/suppl/2015/10/07/science.aad2879.DC1/Gallego-Llorente.SM.pdf
Interessanterweise zeigt eine weitere Analyse für die "Mota" genetisch nahestehendsten Ari knapp 20% toskanische, plus 10% finnische (!) Admixtur (Rechtes Diagramm, 3. Spalte Mitte). Wohl ein Artefakt aus unglücklicher Wahl der Vergleichspopulationen, aber die generelle Richtung, aus der der Eintrag kam, wird deutlich.
http://www.ucl.ac.uk/~ucbpvan/ari_poster_lvandorp.pdf
West-eurasische yDNA bei den Ari, und bei Omotisch-Sprechern allgemein, umfaßt im wesentlichen die Hgs
J1 (xJ1e) und T (Links). Für beide wird Entstehung in Ostanatolien (Kurdistan) vermutet, die hohen Frequenzen von T am Horn von Afrika werden auf Gründereffekte zurückgeführt. Da Omoti/ Arii die Untergruppe J1e fehlt, die in Arabien, Jemen, der Levante, Ägypten und dem arabischen Sudan (und auch bei den Amhara) vorherrscht, kommen diese Regionen kaum als Ursprungs-/Durchgangsregionen in Frage. Frei von J1e zeigt sich lediglich der Kaukasus und, mit Einschränkung (20-30% Anteil von J1e an J1), die heutigen Assyrer, der Irak und Khorasan (NO-Iran). Zur Struktur des südpakistanischen J1 konnte ich nichts in Erfahrung bringen.
Variation in Y chromosome, mitochondrial DNA and labels of identity on Ethiopia - UCL Discovery
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2987219/
Ein Blick auf die Verbreitungskarte von Hg T (Anlage) macht Landrouten nilabwärts oder über den Jemen ebenfalls unwahrscheinlich. Das genanalytisch plausibelste Szenario ist eine ursprünglich ostanatolisch-kaukasische Bevölkerung, die das Horn von Afrika vom Persischen Golf oder der Indus-Mündung aus auf dem Seeweg erreichte. Wenn man über Verderängungsszenarien spekulieren will, wäre vor allem die indoaryanische Zerstörung der Indus-Kultur und die nachfolgende Expansion Richtung Südwestpakistan/ Südiran in Betracht zu ziehen.
Möglicherweise lag ich
hier und
hier ja nicht ganz falsch, auch wenn die Bewegung dann wohl eher entgegengesetzt zur von mir zunächst vermuteten Richtung ging.
Tschüß, und machts gut!