Wallenstein und andere Kriegsunternehmer und ich sage bewusst Unternehmer denn um nichts anderes ging es dabei, prägten den allseits bekannten Ausspruch "der Krieg ernährt den Krieg." Die konsequente Vermeidung von Entscheidungsschlachten und das ziellose Herummanövrieren auf der Suche nach Winterlagern verfolgten nur einen Zweck, die Armee zu Finanzieren und bei Laune zu halten bei gleichzeitiger wirtschaftlicher Ruinierung des Feindes. Ohne auch nur einen Augenblick in der Tradition humanistischer Ethik an dieser Vorgehensweise zu zweifeln brachten diese Männer mehr Tod und Vernichtung (quantitativ und in Relation) über die Menschen Europas als es der Holocaust je gekonnt hätte. Ich weiß dass ich mich auf dünnem Eis bewege mit solchen aussagen, deshalb eine Erklärung hinterher:
Ich bestreite oder leugne zu keinem Zeitpunkt, dass die modernen Kriege des 19. und 20. Jhd., deren schrecklicher Höhepunkt die Erweiterung um eine ideologische Komponente wie dem Antisemitismus sicherlich der Holocaust war, furchtbar und unbeschreiblich sind, aber das Prinzip für jene Auffassung und jenes Verständnis von Kriegführung und Feindvernichtung ist trotzdem älter. Wir müssen garnicht erst bis zu den punischen Kriegen zurück gehen um einzugestehen, dass die Menschheitsgeschichte voll von solchen Beispielen ist. Der 30jährige Krieg stellt darin ein Bindeglied auf dem Weg zwischen spätmittelalterlichen, hin zu neuzeitlichen Philosophien und Möglichkeiten dar. Es ging sehr wohl darum den Feind ausbluten zu lassen und ihm so die Möglichkeit ökonomischer Erholung bzw. militärischer Gegenwehr zu entziehen. Dies zu leugnen oder zu romantisieren ist meines Erachtens nach zu kurzsichtig.
Darüber hinaus vielleicht noch eine Korrektur meinerseits zu meinem vorangegangenen Beitrag. Der 30jährige Krieg war ein Prototyp, nicht das Endprodukt dessen was wir hier diskutieren.
Wenn du weißt, dass du dich auf dünnem Eis bewegst, weshalb vergleichst du dann Leute wie Wallenstein mit Heinrich Himmler oder Heydrich und den Dreißigjährigen Krieg mit dem Holocaust. Man kann ja alles Mögliche miteinander vergleichen, wenn du dann aber zu dem Schluss kommst, dass die Menschheitsgeschichte eine Wiederholung von Greueln und Ausrottungsfeldzügen ist, relativierst du den Holocaust, auch wenn es dir kurzsichtig und romantisch erscheinen mag.
Der Holocaust und auch die Vernichtungs- und Ausbeutungsmaßnahmen gegen Polen Russen, Roma u. a. fanden im Schatten eines Vernichtungskrieges statt, aber sie waren eben keine Exzesse der "Soldateska", die in der "Furia" alles niedermachten wie es in Regimentstagebüchern und Chroniken des Dreißigjährigen Krieges so oft steht, sondern von oben befohlen und minutiös geplant. Sie fanden im Hinterland statt und es war die kollektive Entmenschlichung im Holocaust nicht ein Ergebnis des Krieges wie im 30 Jährigen Krieg, sondern ein Krieg im Krieg gegen Zivilisten.
Kriegsverbrechen die von Zeitgenossen durchaus als solche empfunden wurden wie die Plünderung Magdeburgs durch Tillys Soldateska resultierten aus der Schwierigkeit so große Söldnerarmeen in Disziplin halten zu können. Die Kriegskasse aufzubessern, Kontributionen und Brandschatzungen zu erpressen, ohne Rücksicht auf die Folgen, nämlich Hungersnöte und Epidemien das war für die Betroffenen so schrecklich, dass Staatsrechtler und Philosophen wie Grotius und Hobbes sich Gedanken machten, wie "die Furia" einzuhegen ist. Es waren diese Greuel Folgen einer Ermattungsstrategie, daher ist es unsinnig von "Ausblutungstaktik"- einem Terminus aus dem 1. Weltkrieg zu reden, und es ist Unsinn, dass Feldzüge im Dreißigjährigen Krieg das Ziel hatten, den Gegner, auszurotten und seine Wirtschaftskraft zu vernichten, da diese Praktiken ja auch bei Freunden und Verbündeten in den eigenen Territorien angewendet wurden. Außerdem war es keineswegs Ziel und Selbstzweck der Feldzüge, soviele Zivilisten wie möglich abzuschlachten. Dass es billigend in Kauf genommen wurde, war schlimm genug, aber das waren nicht Folgen staatlicher Gewalt, oft nicht einmal Folgen organisierter Gewalt. Die Greuel im 30 Jährigen Krieg resultierten sogar oft aus einem Mangel staatlicher Gewalt. Nicht zuletzt deshalb bemühten sich ja Leute wie Richelieu und Mazarin und die Fürsten des Absolutismus um eine Monopolisierung staatlicher Gewalt, und es wurden mit Ausnahme der Feldzüge Melacs in der Pfalz, Kriegsgesetze im 17. und 18. Jahrhundert stärker respektiert, als im 30 Jährigen Krieg.
Beim Holocaust aber bestand die Einzigartigkeit und Ungeheuerlichkeit gerade darin, dass es sich um industrialisierten Massenmord unter staatlicher Regie handelte.
Du siehst, man kann alles mögliche vergleichen, aber es gibt doch eine Menge von Unterschieden, die es sinnvoll erscheinen lassen, die einzigartigkeit desH