Wie unterschied sich die französische Weltsprache vom heutigen Französisch?

Griffel

Mitglied
Durch einen Film, den ich kürzlich gesehen habe, bin ich wieder auf eine Frage gekommen, welche mich schon lange beschäftigt!

Zu unterschiedlichen Zeiten gab es unterschiedliche Universalsprachen oder Verkehrssprachen. Also eine Sprache, die von einem Volk gesprochen wurde, die sich aber weiter verbreitet hat, weil dies praktisch war. Und so die Kommunikation vereinfacht wurde. Nicht selten, war der Handel, der Auslöser einer solchen Entwicklung.;)

https://de.wikipedia.org/wiki/Zweitsprache

Im 17. und 18. Jahrhundert, war dies Französisch. Nun machen auch Sprachen, im Laufe der Jahrhunderte, gewisse Wandlungen durch. Mich würde nun interessieren, ob es neben dem Hauptwortschatz, noch andere Änderungen gegeben hat.
 
Nun machen auch Sprachen im Laufe der Jahrhunderte gewisse Wandlungen durch. Mich würde nun interessieren, ob es neben dem Hauptwortschatz, noch andere Änderungen gegeben hat.

Natürlich verändern sich Sprachen, das kann auf phonologischem Gebiet geschehen, das kann auf lexematischem Gebiet geschehen, dass kann auf grammatikalischem Gebiet geschehen (Deutsch ist eine würde-lose Sprache, Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod).
Aber welche Veränderungen im "Hauptwortschatz" schweben dir konkret vor?

Als Faustregel (aber nicht als Naturgesetz) kann man sagen, dass eine Sprache mit mehr Sprechern innovativer, mit weniger Sprechern konservativer ist. Allerdings hat das Französische durch die Académie française eine gewissermaßen staatliche beauftragte Sprachpflege erhalten, welche einen extrem bewahrenden Charakter hatte, der sich gegen Einflüsse von außen und Innovationen wehrte und somit auch Sprachwandel bremste (nicht stoppte, bremste).
 
Im 17. und 18. Jahrhundert, war dies Französisch.
teilweise im 19. Jh. auch noch, z.B. in Russland (z.B. die franz. Passagen in Dostojewskis Romanen)

Hinzu kommt obendrein der "internationale" Gebrauch des französischen als quasi Soziolekt der höheren Stände (Adel, Geldadel, Großbürgertum, Bildungsbürgertum) bis weit ins 19. Jh. hinein (satirisch/ironisch dargestellt in Thomas Manns Roman Buddenbrooks, später auch noch im Zauberberg)

im 17./18. Jh. entspricht das der standardisierten franz. Sprache a la Voltaire und Diderot.
 
Danke schon einmal dafür. Aber was mich interessiert ist vor allem:

  1. Gab bzw. gibt es Worte im Französischen, die man im 18. Jahrhundert verwendete und die heute nicht mehr verwandt wurden?
  2. In welcher Weise, hat sich die Grammatik und Rechtschreibung geändert, wenn überhaupt.

Speziell im 18. Jahrhundert, war ja das Französische die Sprache des Adels und der Wissenschaft. Also das, was heute Englisch ist. Da nehme ich doch mal sehr an, dass es auch damals schon Lern und Lehrbücher für Französisch gab. Natürlich nur für Leute, die allgemein Lesen und Schreiben konnten und, die es sich leisten konnten.:);)
 
Im Französischunterricht in der Schule haben wir Fabeln von Jean de La Fontaine – Wikipedia gelesen, die im späten 17. Jahrhundert entstanden. Ich hatte nicht den Eindruck, dass das Französische von damals sich von dem heutigen grammatikalisch oder lexikalisch stark unterscheidet. Natürlich gibt es neue Wörter, die Jean de la Fontaine noch nicht kannte. Technische Neuerungen wie Flugzeug, Computer etc. gab es damals noch nicht. Die Académie française wurde zu Beginn des 17. Jahrhunderts gegründet. Wie El Q. schon geschrieben hat, hat diese Institution wesentlich zur Sprachnormierung und auch Konservierung beigetragen. In Deutschland fehlte das entsprechende Pendant. Deutsche Literatur aus dem 17. Jahrhundert unterscheidet sich von der heutigen Sprache erheblich. Man schaue sich nur Der abenteuerliche Simplicissimus – Wikipedia an.
 
Ich hatte nicht den Eindruck, dass das Französische von damals sich von dem heutigen grammatikalisch oder lexikalisch stark unterscheidet.
Vielleicht hattet ihr eine überarbeitete Ausgabe, denn bereits 1852 schrieb Théodore Lorin einen Aufsatz bzw. ein Wörterbuch über alles in der Sprache La Fontaines, was zu diesem Zeitpunkt nicht mehr in Gebrauch war.
Vocabulaire pour les oeuvres de La Fontaine; ou, Explication et définition des mots, locutions, formes grammaticales, etc. employés par La Fontaine et qui ne sont plus usités

Inzwischen dürften auch schon wieder Wörter aus seinem Aufsatz veraltet sein.
 
Vielleicht hattet ihr eine überarbeitete Ausgabe, denn bereits 1852 schrieb Théodore Lorin einen Aufsatz bzw. ein Wörterbuch über alles in der Sprache La Fontaines, was zu diesem Zeitpunkt nicht mehr in Gebrauch war.
Vocabulaire pour les oeuvres de La Fontaine; ou, Explication et définition des mots, locutions, formes grammaticales, etc. employés par La Fontaine et qui ne sont plus usités

Inzwischen dürften auch schon wieder Wörter aus seinem Aufsatz veraltet sein.

Das kann durchaus sein, wir haben natürlich nicht alle Fabeln gelesen. Und meine Schulzeit liegt auch schon einige Tage zurück. Das war nur aus der Erinnerung. Aber zumindest ist das Französisch von damals dem heutigen wesentlich näher als das damalige Deutsch* dem heutigen.

* Falls man im 17. Jahrhundert überhaupt von Deutsch (im Sinne einer einheitlichen Sprache) ausgehen kann. Eine normierte Schriftsprache gab es jedenfalls noch nicht, ebensowenig ein politisches Zentrum wie in Frankreich, das den Ton und die Sprache angegeben hat. Aber da entfernen wir uns vom Thema.
 
Die Académie française wurde zu Beginn des 17. Jahrhunderts gegründet. Wie El Q. schon geschrieben hat, hat diese Institution wesentlich zur Sprachnormierung und auch Konservierung beigetragen.
Ausgangspunkt für diese Normierung dürfte das Edikt von Villers-Cotterêts von 1539 gewesen sein. In Art. 111 legte Franz I. fest, dass alle Edikte, Akten, Verträge, Urkunden etc. von nun an in französischer (Mutter-)Sprache (langage maternel francoys) zu erscheinen haben. Okzitanisch scheint aber regional auch noch als langage maternel francoys akzeptiert worden zu sein. In Flandern, im Roussillons und im Elsass wurde wohl auch vom "Standardfranzösisch" abgewichen.
Der wiki-Link zitiert das Edikt auszugsweise im Original das 16. Jahrhunderts, also bevor die Académie française gegründet wurde. Meine Französischkenntnisse sind sehr schlecht, aber ich meine da für mich ungewohnte Schreibweisen zu finden - langage maternel francoys ist da nur ein Beispiel.
 
Ausgangspunkt für diese Normierung dürfte das Edikt von Villers-Cotterêts von 1539 gewesen sein. In Art. 111 legte Franz I. fest, dass alle Edikte, Akten, Verträge, Urkunden etc. von nun an in französischer (Mutter-)Sprache (langage maternel francoys) zu erscheinen haben. Okzitanisch scheint aber regional auch noch als langage maternel francoys akzeptiert worden zu sein. In Flandern, im Roussillons und im Elsass wurde wohl auch vom "Standardfranzösisch" abgewichen.
Der wiki-Link zitiert das Edikt auszugsweise im Original das 16. Jahrhunderts, also bevor die Académie française gegründet wurde. Meine Französischkenntnisse sind sehr schlecht, aber ich meine da für mich ungewohnte Schreibweisen zu finden - langage maternel francoys ist da nur ein Beispiel.

Im entsprechenden französischen Wiki-Artikel findet sich eine Übertragung des Textes in modernes Französisch (Ordonnance de Villers-Cotterêts — Wikipédia ). Das Französisch von 1539 ist schon merklich unterschiedlich zu dem von gut hundert Jahre späteren Französisch von de La Fontaine. Vergleichbar dem Unterschied zu Grimmelhausen zu Goethe oder Schiller.

Bei Flandern und Roussillon müßte ich erst nachsehen, aber das Elsaß gehörte erst ab 1648 zu Frankreich (wobei es da auch nicht ins Königreich eingegliedert wurde, sondern eine Sonderrolle spielte). Erst nach der französischen Revolution von 1789 war es dann Teil der ersten République. Aber noch Goethe hat 1770/71 in Straßburg an der Universität auf Deutsch studiert.

Nach meinem Verständnisses des französischen Wiki-Artikels sind mit langage maternel francoys nicht das Französische alleine gemeint, sondern alle in Frankreich gesprochenen Muttersprachen, seien sie jetzt romanisch oder auch nicht romanisch:

Comme il y avait bien plus d'un seul langage maternel francoys dans le royaume de 1539, certains juristes et les linguistes ont signalé que l'édit royal ne se limitait pas à la seule langue française et que sa protection s'étendait à toutes les langues maternelles du royaume18.

En 1790, l’Assemblée nationale commence par faire traduire dans toutes les langues régionales les lois et décrets, avant d’abandonner cet effort, trop coûteux19.

Le décret du 2 thermidor An II (20 juillet 1794) impose le français comme seule langue de toute l’administration20.

Da es im Königreich von 1539 weit mehr als nur eine Muttersprache Francoys gab, wiesen einige Juristen und Linguisten darauf hin, dass sich das königliche Edikt nicht nur auf die französische Sprache beschränkte, sondern dass sich sein Schutz auf alle Muttersprachen des Königreichs erstreckte.

Im Jahr 1790 ließ die Nationalversammlung zunächst Gesetze und Dekrete in alle Regionalsprachen übersetzen, gab diese Bemühungen dann aber auf, da sie zu kostspielig waren.

Mit dem Dekret vom 2. Thermidor An II (20. Juli 1794) wurde Französisch als einzige Sprache für die gesamte Verwaltung eingeführt.20 Das Dekret vom 2. Thermidor An II (20. Juli 1794) legte fest, dass das Französische die einzige Sprache der gesamten Verwaltung sein sollte.

Übersetzt mit www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version)
 
Danke schon einmal dafür. Aber was mich interessiert ist vor allem:

  1. Gab bzw. gibt es Worte im Französischen, die man im 18. Jahrhundert verwendete und die heute nicht mehr verwandt wurden?
  2. In welcher Weise, hat sich die Grammatik und Rechtschreibung geändert, wenn überhaupt.

Speziell im 18. Jahrhundert, war ja das Französische die Sprache des Adels und der Wissenschaft. Also das, was heute Englisch ist. Da nehme ich doch mal sehr an, dass es auch damals schon Lern und Lehrbücher für Französisch gab. Natürlich nur für Leute, die allgemein Lesen und Schreiben konnten und, die es sich leisten konnten.:);)

Das Französisch des 17. und 18. Jahrhunderts war bereits modernes Französisch, dass sich kaum von dem heute gesprochenen unterschied.

Die Schriftsprache ist die gleiche, es gibt aber doch gewisse Unterschiede zwischen dem in Deutschland gesprochenen Deutsch und dem in Österreich oder der Schweiz.

Was in Deutschland Abitur, ist in Österreich die Matura. Außerhalb der Schweiz weiß niemand so recht, was ein "Löli" (Depp, Eingaltspinsel) ist. Zwischen dem Spanisch (eigentlich Kastilisch) der iberischen Halbinsel und dem in Lateinamerika gesprochenen gibt es kleine Differenzen: In Spanien heißt die Banane "platano", und ein Auto "coche", während man in Lateinamerika "banana" und "carro" sagt.

Zwischen dem in GB gesprochenen Englisch und dem in den USA, Kanada, Australien oder Neuseeland gibt es kleine Unterschiede in Orthographie, Aussprache und Vokabular. Mit "elk" ist in Nordamerika z. B. immer der Wapiti gemeint, während der Elch "moose" genannt wird.

Ganz ähnlich ist es auch mit dem in Frankreich, Kanada, Belgien oder Westafrika gesprochenen Französisch.
In Frankreich sagt man froid (kalt), in Kanada frette. Für den Elch (elan) hat sich in Kanada die baskische Bezeichnung oreinak eingebürgert

Eine "casserole" würde man in Quebec "cauldron" nennen. Die Kartoffel pomme de terre nennt man in Kanada "patate". Das Rentier ist in Frankreich als "renne" bekannt, während die Kanadier den Ausdruck "caribou" aus dem Algonkin übernommen haben. Ein Auto nennt man in Frankreich "voiture", in Kanada "char".

In Frankreich wurden Anglizismen in den letzten Dekaden häufig übernommen wie in "week-end", während das Quebec-Französisch diesen Wandel nicht mitmachte, so dass das Wochenende noch immer "fin de semaine" heißt.

Wie in anderen Sprachen haben sich im Quebec-Französisch eigene Vokabeln entwickelt: ein "depanneur" z. B. ist ein Nachbarschaftsladen, in dem man außerhalb der Öffnungszeiten einkaufen kann.
 
Als Ergänzung zum Beitrag von Scorpio:

Zur Schweiz kann man hier nachlesen: Regionalfranzösisch: Besonderheiten und Funktionen aus dem Historischen Lexikon der Schweiz:

Französisch
 
  1. Gab bzw. gibt es Worte im Französischen, die man im 18. Jahrhundert verwendete und die heute nicht mehr verwandt wurden?
Ohne konkret eines nennen zu können: es wäre nur natürlich, wenn Worte aus dem Wortschatz ausschieden. Wenn wir nur auf der gegenständlichen Ebene bleiben: mit jedem* neuen Gegenstand, der in Gebrauch kommt, müssen neue Worte (Neologismen) geschaffen werden. Genauso aber, wie neue Gegenstände geschaffen werden, geraten auch alte Gegenstände außer Gebrauch und damit eben auch die Worte (Substantive, Verben...). .


*manchmal reaktiviert man auch alte Worte, wie isländisch tölva, ‚Computer‘, oder spanisch azafata, ‚Stewardess‘
 
Danke schon einmal dafür. Aber was mich interessiert ist vor allem:

  1. Gab bzw. gibt es Worte im Französischen, die man im 18. Jahrhundert verwendete und die heute nicht mehr verwandt wurden?
  2. In welcher Weise, hat sich die Grammatik und Rechtschreibung geändert, wenn überhaupt.

Speziell im 18. Jahrhundert, war ja das Französische die Sprache des Adels und der Wissenschaft. Also das, was heute Englisch ist. Da nehme ich doch mal sehr an, dass es auch damals schon Lern und Lehrbücher für Französisch gab. Natürlich nur für Leute, die allgemein Lesen und Schreiben konnten und, die es sich leisten konnten.:);)

Das Deutsch der Klassiker des 18. Jahrhunderts war modernes Deutsch, ebenso wie der Abentheuerliche Simplicius Simplizissimus von Grimmelshausen. Letzterer wäre aber ohne Kommentare für Leser des 21. Jahrhunderts schwer verständlich, weil er eine Fülle von nicht mehr gebräuchlichen Fremdworten und Soziolekten verwendet.

Goethe, Schiller, Herder, Lessing hätten keine Schwierigkeiten heutiges Deutsch zu verstehen, und auch Voltaire, Moliere, Roussot und die Klassiker des 17. und 18. Jahrhunderts würden das Französisch des 21. Jahrhunderts verstehen. Es gab geringe Unterschiede in der Orthographie, von etlichen Worten, die im 18. und 19. Jahrhundert mit "Th" geschrieben wurden, sind außer dem Thron nicht allzu viele übrig geblieben.

Natürlich entstanden Worte für neue Erfindungen, Entwicklungen und Institutionen: Automobil, Flugzeug, Internet, Telefon, Fotografie.

In jeder Sprache entstehen Archaismen: Worte geraten außer Gebrauch, klingen altertümlich, werden häufig ironisch verwendet: Im Deutsch etwa der Aar (Adler), die "Emse" Ameise, der Oheim wurde durch den Onkel ersetzt, und auch Vetter oder Base geraten außer Gebrauch, man spricht noch von "Vetternwirtschaft", ansonsten bevorzugt man meistens den Cousin und die Cousine. Auch der "Gevatter" und die "Muhme" wurden zu Archaismen, man kennt noch den "Gevatter Tod", spricht aber von Paten und Patinnen.

Im 18. Jahrhundert war Zeitgenossen relativ selbstverständlich zwischen Fahrzeugen zu unterscheiden, zwischen Buggys, Cabriolets, Berlinen. Kutschen gehören nicht mehr zu Lebensrealität, daher gerieten auch die Begriffe ins Abseits. Unter einem Buggy oder Cabriolet stellt man sich heute etwas anderes vor.

Gleiches gilt für Waffengattungen, unter Kavallerie kann man sich etwas vorstellen. Bei Kürassieren und Ulanen, Cheveaux legers, Dragonern und Husaren kann sich aber nur jemand etwas vorstellen, der sich etwas mit Militärgeschichte beschäftigt hat.

Gleichzeitig gerieten aber auch Soziolekte, Subkulturjargon in Vergessenheit. Die Älteren kennen noch das Kinderspiel Räuber und Gendarm, in die Umgangs- und Vulgärsprache sind zahlreiche Worte aus der Gaunersprache, Rotwelsch, Cant, Argot eingeflossen: Fotze, ficken, schwindeln, link, betucht, angeschickert sein, als eigene Sprache ist aber Rotwelsch, Jenisch, Argot mehrheitlich in Vergessenheit geraten.

Natürlich gibt es auch in der französischen Sprache Beispiele für Archaismen; Worte, Redewendungen und Begriffe, die außer Gebrauch geraten, als altertümlich wahrgenommen werden. Falls du konkrete Beispiele suchst, würde ich mal "archaismes en Francais" googeln. Googeln oder to google ist ein Beispiel wie neue Worte entstehen.

Andererseits gerät natürlich auch Vokabular in Vergessenheit, wenn der Gegenstand dazu in Vergessenheit gerät wie z. B. das Vokabular in Zusammenhang mit Glücksspielen, die in Vergessenheit gerieten:

Im 18. Jahrhundert gab es unzählige Spiele: Basette, Pharao und viele andere, die Voltaire und Casanova bekannt waren, wie heute die meisten Leute zumindest rudimentär die Regeln von Poker kennen, sich unter einem "Fullhouse", einem Straight oder einem Flush etwas vorstellen können.

Die Seemannsprache erhielt ihre Logik aus dem Spiel von Wind und Gezeiten, Luv und Lee. In dem Maße, in dem Segelschiffe aus der Lebenswirklichkeit der Menschheit verschwanden, verschwand auch das Soziolekt der Seemannssprache.

Neue Einwanderer brachten Vokabular und ihre Küchentraditionen aus Algerien, dem Senegal und den französischen Kolonien nach Frankreich. Couscous ist etwas, worunter sich heute jede Franzose etwas vorstellen kann. französische Siedler in Kanada und Louisiana übernahmen Begriffe von Einheimischen wie das Karibu (caribou) oder Bajo (bajou ) für eine (Sumpf) und sie übernahmen das Kanu (canou).

Es entstanden aus Institutionen wie der Sklaverei Namen und Redewendungen, die heute vergessen sind. Bei Sklavenhochzeiten gab es den Brauch, gemeinsam über einen Besen zu springen. "Jumping the broom" für heiraten wurde zu einer Redewendung im Englisch der Antebellum Zeit. Calabouse war eine Art Sklavengefängnis, wohin man aufmüpfige Sklaven schicken konnte, der als "Calaboose" ins Englisch übernommen wurde. Nachdem die Sklaverei Geschichte wurde, gerieten auch solche Begriffe in Vergessenheit.
 
französische Siedler in Kanada und Louisiana übernahmen Begriffe von Einheimischen wie das Karibu (caribou) oder Bajo (bajou ) für eine (Sumpf) und sie übernahmen das Kanu (canou).
Das Kanu kommt aber aus dem taíno und ist eines der ersten Worte, welches 1492 aus einer Neuweltsprache in Spanische und von dort in andere europäische Sprachen einging.
 
Da fällt mir eine Sache ein, die ich in dem Zusammenhang einfach mal fragen muss! Einfach, weil sie mir nicht logisch erscheint!
Spätestens nach der Reichsgründung 1871, und auch schon davor, hat man ja den gebildeten Deutschen eingebläut, dass Frankreich unser Erbfeind ist und schon immer war. Ich hinterfrage das jetzt mal nicht! Darüber könnte man eigene Debatten führen.:rolleyes:

Aber! Wenn, also Frankreich schlecht für Deutschland ist, warum galt es dann beim Adel und später auch beim Bürgertum, als Zeichen von Bildung und Stil, ggf. fließend Französisch sprechen zu können? Wo Frankreich doch der Erzfeind der Deutschen war. Das ist doch schizophren. Man verteufelt ein Volk und einen Staat, hält es aber für geboten, dessen Sprache zu erlernen. Wenn, ich etwas als gefährlich ansehe, dann halte ich mich doch fern davon, oder etwa nicht? Handelt es sich dabei um eine Art Stockholm Syndrom.
 
Aber! Wenn, also Frankreich schlecht für Deutschland ist, warum galt es dann beim Adel und später auch beim Bürgertum, als Zeichen von Bildung und Stil, ggf. fließend Französisch sprechen zu können? Wo Frankreich doch der Erzfeind der Deutschen war. Das ist doch schizophren. Man verteufelt ein Volk und einen Staat, hält es aber für geboten, dessen Sprache zu erlernen.

Frankreich war nicht immer der Erzfeind: verschiedene deutsche Staaten waren schon vorher mit Frankreich gegen andere deutsche Staaten verbündet. Da gab es bis 18. Jahrhundert die wildesten Konstellationen. Die ganze Erbfeindschafts-Thematik wurde - so vermute ich - erst im 19. Jahrhundert ex-post postuliert und dann auf die Vergangenheit rückprojeziert (ohne dass ich damit die Grausamkeiten des Pfälzischen Erbfolgekrieges relativieren möchte).

Frankreich hatte zwar durchaus seine blutigen Spuren in Teilen Deutschlands hinterlassen (die Ruinen des Heidelberger Schlosses z. B. stehen da noch als Zeuge), Teile Deutschlands annektiert, aber es war auch gleichzeitig Vorbild.

s. diesen Artikel zum Pfälzischen Erbfolgekrieg: Ludwig XIV.: Als Frankreichs Armeen Deutschland verwüsteten - WELT


s. auch dieser Thread zum Thema: Französische Sprache in Deutschland
 
Da fällt mir eine Sache ein, die ich in dem Zusammenhang einfach mal fragen muss! Einfach, weil sie mir nicht logisch erscheint!
Spätestens nach der Reichsgründung 1871, und auch schon davor, hat man ja den gebildeten Deutschen eingebläut, dass Frankreich unser Erbfeind ist und schon immer war. Ich hinterfrage das jetzt mal nicht! Darüber könnte man eigene Debatten führen.:rolleyes:

Aber! Wenn, also Frankreich schlecht für Deutschland ist, warum galt es dann beim Adel und später auch beim Bürgertum, als Zeichen von Bildung und Stil, ggf. fließend Französisch sprechen zu können? Wo Frankreich doch der Erzfeind der Deutschen war. Das ist doch schizophren. Man verteufelt ein Volk und einen Staat, hält es aber für geboten, dessen Sprache zu erlernen. Wenn, ich etwas als gefährlich ansehe, dann halte ich mich doch fern davon, oder etwa nicht? Handelt es sich dabei um eine Art Stockholm Syndrom.

Französische Truppen haben im Pfälzer Erbfolgekrieg übel on der Pfalz gehaust, und Übergriffe kamen auch im Siebenjährigen Krieg und in den Napoleonischen Kriegen vor.

Gebildet zu sein, heißt nicht unbedingt klug zu sein, aber bei einem wirklich gebildeten Menschen mit einer systematisch erworbenen Bildung wird man in der Regel schon erwarten dürfen, dass man zumindest auch in Punkto Feinbilder Wert auf ein wenig mehr Niveau legt, und einen solchen Quatsch wie die angebliche "Erbfeindschaft zu Frankreich in Frage stellt.

Die Deutschtümelei trieb während der sogenannten Befreiungskriege schon bizarre Stilblüten von Ernst Moritz Arndt über Fichte bis zu Franzosenhassern wie dem "Turnvater" Jahn und Theodor Körner. In Kriegszeiten mochte man sich das noch gefallen lassen, aber das was Jahn oder Körner vom Stapel ließen, das war doch einfach nur noch unfreiwillig komisch.

Heinrich Heine ließ sich in "Deutschland ein Wintermärchen" ironisch über Jahn und Körner aus und schämt sich gegenüber dem Vater Rhein, der ihm in Köln als Flussgott sein Leid klagt, für die vaterländische Dichtung von Autoren wie Nicolaus Becker.

Die Beziehungen zwischen den deutschen Ländern und Frankreich waren doch ein wenig differenzierter, etliche deutsche Reichsfürsten schreckten keineswegs vor Bündnissen mit Frankreich zurück, Bayern, Württemberg und Sachsen verdankten solchen Allianzen die Erhebung zu Königreichen. Seit Jahrhunderten hatten deutsche Regimenter in französischem Sold gestanden, ein nicht unbedeutender Teil der Deutschen hatte französische Vorfahren, der Westfälische Frieden war noch in Latein verfasst, seit dem Pyrenäen-Frieden war Französisch die Sprache der Diplomatie. Als der Herzog von Marlborough und Prinz Eugen die Franzosen im Spanischen Erbfolgekrieg die Franzosen bekämpften, kommunizierten sie Französisch. Eugen war als Italiener geboren und als Franzose erzogen worden. Ihm die ersehnte Aufnahme in die französische Armee zu verweigern, war ein Fehler der Louis XIV. teuer zu stehen kam. Marlborough hatte sich unter Turenne bei der Eroberung von Maastricht ausgezeichnet. Standardwerke des Festungsbauwesens, der Gartenarchitektur waren in Französisch verfasst.

Gerade wenn man mit einer Nation verfeindet ist, ist es naheliegend, die Sprache zu lernen und die Kultur zu verstehen. Intellektuelle im 17. und 18. Jahrhundert besaßen in der Regel zumindest Grundkenntnisse im Französisch. Ohne wäre man im Militärwesen, in Kunst und Wissenschaft und im Literaturbetrieb ziemlich aufgeschmissen gewesen, aber auch wenn man einen gutgehenden Friseursalon, ein Restaurant oder ein Kaffeehaus eröffnen wollte, waren Französischkenntnisse fast unumgänglich. Französisch war einfach zu weit verbreitet, um es ignorieren zu können. Wenn man etwa Tolstois Krieg und Frieden liest, fällt auf, mit welcher Selbstverständlichkeit die Moskauer Gesellschaft des 19. Jahrhunderts sich des Französischen bediente. Der Soldatenkönig und Friedrich II. beherrschten Französisch fast besser, als Deutsch, drückten sich in Deutsch oft sehr holzschnittartig aus. Alle Werke, die Friedrich verfasste, waren in Französisch. In der Familie Fontane, Nachkommen von Hugenotten, wurde, wie Theodor Fontane in "Meine Kindheitstage schreibt, bis zu dem Debakel bei Jena und Auerstedt 1806 Französisch gesprochen.

Napoleon atmete Preußen an, und Preußen hörte (beinahe) auf zu bestehen, der Anreiz der Niederlage motivierte aber eine Reihe von Militärs und Diplomaten, die Franzosen auszustechen. Die Reihe geht von Stein und Hardenberg über Scharnhorst, Gneisenau und Clausewitz bis zu Moltke und Bismarck, und die beherrschten Französisch, um von den Franzosen zu lernen, wenn man jemanden über den Tisch ziehen will, muss man seine Sprache sprechen und verstehen.
 
Ist dabei die Bezeichnung Dialekt, eigentlich richtig? Oder handelt es sich nicht eher doch um eine Unterform der Sprache.
Sprache kann man verschieden betrachten:
- diatopisch
- diaphasisch
- diastratisch

Diatopisch umfasst Dialekt und Regiolekt. Der Regiolekt ist die dialektal gefärbte Variation der Standardsprache*, Dialekt eine eigenständige historische Variante, die neben der Standardsprache existiert.
Diaphasisch umfasst die Funktiolekte, die ein Sprecher am Tag spricht. Also etwa im Beruf, in der Zweisamkeit mit dem Partner, Abends am bierseligen Stammtisch und als Elternteil mit den Kindern.
Diastratisch sind schichtspezifische Sprachen, also die Soziolekte.

Patois mag als Regiolekt durchgehen, aber Cajun ist doch meines Dafürhaltens als Dialekt anzusehen. Oder was spricht aus deiner Sicht dagegen?


*Die Standardsprache ist letztlich auch nur der Dialekt, „auf den man sich geeinigt hat“, ggf. von dialektspezifischen Charakteristika zugunsten einer besseren interdialektalen Kommunikation gereinigt.
 
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