Wieder so eine Fragestellung, die man aufdröseln müsste, um halbwegs vernünftige Antworten geben zu können.
Welche Bereiche meint man, wenn man von Einfluss, oder keinen Einfluss redet? Naturwissenschaften? Philosophie? Kunst? Kultur? ...
Es ist nicht egal, was obiger Autor behauptet, zudem er seine Erläuterungen nicht im luftleeren Raum palavert, sondern sie durch Fussnoten und darin enthaltener Sek.Literatur untermauert. Darin werden auch nicht irgendwer zitiert, sondern z.B.:
University of Toronto -- News@UofT -- In memoriam: Professor Emeritus George Wickens (Feb 20/06)
Hatten wir im Übrigen schon alles...
Ich beziehe mich im Forum wie immer schwerpunktmäßig auf den Einfluss der
Naturwissenschaften der "Araber" und Byzantiner auf die Wiedergeburt der Antike im christlichen Raum:
Ohne die islamische Philosophie hätte es weder Scholastik noch Aufklärung geben können!
Philosophiehistorische Anhaltspunkte für eine europäische Haltung zum Islam.
Zwei, drei Sätze daraus:
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- Der Islam ist nichts der europäischen intellektuellen Tradition Äußerliches, sondern er gehört selbst wesentlich zu unserem westeuropäischen Kulturerbe - und zwar in zweierlei Hinsicht:
- Zum einen als eine der Religionen aus der „abrahamitischen Tradition“, Judentum, Christentum, Islam, die sich alle - obwohl sie es jeweils mehr oder minder heftig bestreiten - in den letzten 1000 Jahren in Auseinandersetzung und Abgrenzung miteinander entwickelt haben, also historisch konkret jeweils ohne die beiden anderen nicht das wären, was sie heute geworden sind.
- Zum anderen aber auch als die zweite - nach dem byzantinischen Reichschristentum und vor der katholischen Christenheit - ausgearbeitete ideologische Artikulation von weltimmanenter späthellenistischer Philosophie und Wissenschaft, polisgesellschaftlicher und imperialer institutioneller Rechtstradition und transzendenter Offenbarungsregion, die für die „Geburt Europas“ (vgl. Bartlett 1996) als Vorbild, Folie und Denkmaterial gedient hat.
- Der Islam in seiner Geschichte - die innerhalb der islamischen Tradition selbst allerdings nur unzureichend in Erinnerung geblieben ist - enthält eine entscheidende Phase intellektueller Umbauarbeiten und Kritiken im Verhältnis von Philosophie und Religion, von Vernunftglauben und Glaubensobservanz, ohne die es schwerfiele, das überhaupt zu denken, was immer wieder als der eigentliche Kernbestand europäischer Identität behauptet wird: die Renaissance, die Reformation und die Aufklärung. Dabei spielt aus westeuropäischer Sicht die Nichtexistenz einer die Gemeinde der Gläubigen hierarchisch erfassenden Kirche eine maßgebliche Rolle, wie sie vor allem vom katholischen Modell der „Christenheit“ entwickelt worden ist (zur Komplexität von deren Durchsetzungsprozeß vgl. Herrin 1987 u. Bartlett 1996). Deswegen ist der geringe Stand des heute auf beiden Seiten - bei MuslimInnen und Nicht-MuslimInnen - vorhandenen historischen Bewußtseins über die gemeinsamen Traditionslinien in Religion und Philosophie, die sie sowohl verbinden als auch unterscheiden, ein kulturpolitisch dringend zu behebende Selbstaufklärungslücke.
"
"Dass diese außerordentliche und überaus praktische »Entdeckung« zunächst ohne Resonanz blieb, zeigt,
wie sehr Europa noch die Voraussetzungen fehlten, den Nutzen solcher Techniken überhaupt zu erkennen. Bezeichnend für die Haltung auch eines Großteils der europäischen geistigen Eliten dieser Zeit ist, dass selbst ein Mann wie Gerbert wegen seiner aus arabischen Quellen stammenden naturwissenschaftlichen und mathematischen Kenntnisse in den Verdacht geriet, ein Magier zu sein.
Dieser Vorgang und die Art der Wissensgewinnung gibt auch Anlass klarzustellen, dass Kulturkontakte und vor allem die
Weitergabe von arabischem Wissen nur dort geschah, wo muslimisches Gebiet von Christen erobert worden war und dort lebende Christen oder Juden bzw. konvertierte Muslime für dergleichen Aktivitäten gewonnen werden konnten."
aus:
Thread
und so weiter, etc. pp. ...