Wie wahrscheinlich war eine "Chinesische Lösung" in der DDR?

Ist das möglicherweise nur eine Legende? Ich finde keine Belege dafür.

Wikipedia als Quelle ist problematisch, zumal wenn keinerlei Primärquellen angegeben werden. Andererseits steht das im Einklang mit dem, was mir der ehemalige NVA-Soldat 1990, also ein knappes Jahr nach den Ereignissen, erzählte.
 
Zuerst einmal, denke ich, wir alle sind froh, dass diese Lösung nicht gewählt bzw. umgesetzt wurde.:cool::eek:
Aber wie man an China sehen konnte, hätte das Ganze auch anders ausgehen können. Man kann also dankbar dafür sein, dass es genug Menschen gegeben hat, welche die Nerven behalten haben.;)

Aber alleine die Tatsache, dass man solche "Pläne" ausgearbeitet hat, zeigt doch, wie weit die SED-Führung von ihrem "Staatsvolk" weg war. Geistig und auch real. Auf alle Fälle freut es mich, dass Deutschland eine solche Episode erspart geblieben ist. Und damit kann man das Thema von meiner Seite jedenfalls abhacken. Ich wollte einfach nur einmal nachhören, ob es tatsächlich in Erwägung gezogen wurde. Das war offensichtlich nicht der Fall und damit ist meine Frage auch beantwortet. Schönes Wochenende
 
Nicht falsch verstehen, ich bin mir durchaus darüber im Klaren, dass die SED-Führung nach dem 17. Juni 53 alles in ihrer Macht Stehende getan hat, um ihre Herrschaft abzusichern. So ticken Kommunisten und überhaupt Diktaturen nun einmal. Das ist Fakt.

Na ja.
Jedenfalls haben die "Kommunisten" eben nicht die "Chinesische Lösung", was das auch sei, gewählt, abgesehen von vergeblichen Versuchen solches zu tun in Rumänien.

"rumänisch" geendet...
1989 taten die „Kommunisten“ eben nicht „ alles in ihrer Macht Stehende“ „um ihre Herrschaft abzusichern“. Das ist "Fakt" und widerspricht Deiner Vorstellung, dass es immer umgekehrt sei.
Aber alleine die Tatsache, dass man solche "Pläne" ausgearbeitet hat, zeigt doch, wie weit die SED-Führung von ihrem "Staatsvolk" weg war.
Nein, das alleine zeigt das nicht.
Gehen wir nach China. 1989 gibt es einen studentischen Aufstand der blutig niedergeschlagen wurde.
Dieser Aufstand entzündete sich am Tod des Hu Yoabang, der von 1982 – 87 Generalsekretär der herrschenden kommunistischen Partei war.
Hu verkörpert einen Aufbruch zur Liberalisierung und Rechtsstaatlichkeit nach dem Tod Maos 1976 und der Niederwerfung der „Viererbande“ mit Maos Witwe an der Spitze.
Hu's Entmachtung 1987 weckte Befürchtungen, dass der Weg der Reformen sein Ende finden würde und erneut die lang erlittene Gewalt der Willkür ihre Bahn bräche.
Hu's geringe Würdigung durch die Staatsmedien, und die als würdelos empfundene Planung seiner Beisetzung erhitzen die Proteste.
Diese Auseinandersetzung findet statt an der Nahtstelle politischer Kämpfe innerhalb des Systems, und kristallisiert sich nicht, wie in der niedergehenden DDR an der Ablehnung des Systems an sich.

Deng Xiaoping, dessen verlässlicher Verbündeter im Geiste der Reformen Hu Yoabang war, lässt schließlich schießen,
Das ist eine sehr andere Situation. Und das Beschwören einer „Chinesischen Lösung“ durch Honecker eine letztlich ignorante Drohung mit blutiger Gewalt.

(Quellen reiche ich gerne nach.)

Und damit kann man das Thema von meiner Seite jedenfalls abhacken.

.. vom mir aus … wenn Du meinst Du hättest schon alles verstanden, kannst Du es „abhacken“.
 
Angesichts des 60. Jahrestages des Mauerbaus beschäftigt mich die Geschichte der DDR wieder.

Die Lage in der DDR war eine andere als in der VR China. China hatte keine mächtigen Gegner und war nicht wirtschaftlich am Ende wie die Sowjetunion und die Ostblockstaaten. Die DDR hatte mit Westdeutschland einen mächtigen Gegner nebenan und einen großen Bruder, der sie aus Sicht der DDR-Führung im Stich gelassen hat.

Mal angenommen, die NVA und andere bewaffnete Organe hätten geschossen. Der Westen hätte sofort ein Wirtschaftsembargo verhängt. Ich schließe auch nicht aus, daß die Bundeswehr und Truppen der westlichen Siegermächte dann in die DDR einmarschiert wären. Die Sowjetunion hatte dem nichts mehr entgegensetzen können, weil sie am Ende war. Das wußte Gorbatschow genau. Die westlichen Siegermächte wären sicher nicht abgeneigt gewesen, sich Mitteldeutschland in ihren Bereich zu holen. Gorbatschow war auf Wirtschaftshilfe aus dem Westen angewiesen.

Wahrscheinlich hätten auch einige Generäle der Roten Armee in der DDR unter dem Eindruck der Perestroika zu Hause den Befehl gegeben, gegen die bewaffneten Organe der DDR vorzugehen.

Es bestand aber die Gefahr, daß es zum Bürgerkrieg wie in Rumänien kommt. Der Riß zwischen alten Betonköpfen und Perestroika-Anhängern ging durch alle Bevölkerungsschichten. Deshalb hätten sich wohl die bewaffneten Organe gegenseitig bekämpft.

Im Jahre 1953 und 1961 war die Sowjetunion noch auf dem Höhepunkt ihrer Macht. Ein Eingreifen von westlichen Truppen hätte deshalb noch einen neuen Weltkrieg hervorrufen können. 1989 hätten die NATO-Staaten die Sowjetunion endgültig abwürgen können.

Schon 1987 wollte Gorbatschow dafür sorgen, daß Honecker abgesetzt wird. Warum also hätte er Homecker 1989 stützen sollen?!

Zeitgeschichte: Wie Gorbatschow 1987 Honecker loswerden wollte - WELT
 
Angesichts des 60. Jahrestages des Mauerbaus beschäftigt mich die Geschichte der DDR wieder.

Die Lage in der DDR war eine andere als in der VR China. China hatte keine mächtigen Gegner und war nicht wirtschaftlich am Ende wie die Sowjetunion und die Ostblockstaaten. Die DDR hatte mit Westdeutschland einen mächtigen Gegner nebenan und einen großen Bruder, der sie aus Sicht der DDR-Führung im Stich gelassen hat.

Ah, Indien (Territorialkonflikt), Japan, Südkorea und dahinterstehend die USA sind keine mächtigen Gegner gewesen?
Der VR-China jedenfalls der Bevölkerung ging es um 1990 herum doch deutlich schlechter, als derjenigen, der Sowjetunion, was den Durchschnitt betrifft. Der Unterschied besteht in der Tendenz, die in China auf Besserung deutete und in der Sowjetunion auf Stagnation.


Ich schließe auch nicht aus, daß die Bundeswehr und Truppen der westlichen Siegermächte dann in die DDR einmarschiert wären. Die Sowjetunion hatte dem nichts mehr entgegensetzen können, weil sie am Ende war. Das wußte Gorbatschow genau. Die westlichen Siegermächte wären sicher nicht abgeneigt gewesen, sich Mitteldeutschland in ihren Bereich zu holen. Gorbatschow war auf Wirtschaftshilfe aus dem Westen angewiesen

Das halte ich dennn mit Verlaub gesagt für eine ordentliche Portion Wunschdenken. Mit der Bundeswehr mal eben den gesamten Warschauer Pakt ungeachtet der Atomwaffen aus dem Feld schlagen.............. ambitioniertes Ziel, lässt sich nicht anders sagen.
Die Warschauer Pakt Staaten wäre anno 1989 alle male zu einem Waffengang fähig gewesen.

Wahrscheinlich hätten auch einige Generäle der Roten Armee in der DDR unter dem Eindruck der Perestroika zu Hause den Befehl gegeben, gegen die bewaffneten Organe der DDR vorzugehen

Mal abgsehen davon, dass das Militär ja mit seinem Putschversuch gegen Gorbatschow sehr deutlich zeigte, nicht unbedingt ein Fam von Glasnost und Perestroika zu sein, as bitte bringt dich auf die Idee, irgendjemand in Moskau hätte auf die Idee kommen können den Sowjettruppen zu befehlen, die NVA zu entwaffnen und die DDR dem Westen zu übergeben?


Es bestand aber die Gefahr, daß es zum Bürgerkrieg wie in Rumänien kommt. Der Riß zwischen alten Betonköpfen und Perestroika-Anhängern ging durch alle Bevölkerungsschichten. Deshalb hätten sich wohl die bewaffneten Organe gegenseitig bekämpft
Warum hätten die sich gegenseitig bekämpfen sollen? Die bewaffnete Macht und die Nachrichtendienste waren sicherlich von den Neuerungen nicht allzu sehr begeistert, dafür steckten sie im alten System zu tief drinn und hatten zu viel fragwürdiges Zeug mitgemacht, das sie sicherlich nicht öffentlich rechtfertigen müssen wollten.

Im Jahre 1953 und 1961 war die Sowjetunion noch auf dem Höhepunkt ihrer Macht. Ein Eingreifen von westlichen Truppen hätte deshalb noch einen neuen Weltkrieg hervorrufen können. 1989 hätten die NATO-Staaten die Sowjetunion endgültig abwürgen können.
Aha und zwar weil und wie?

Schon 1987 wollte Gorbatschow dafür sorgen, daß Honecker abgesetzt wird. Warum also hätte er Homecker 1989 stützen sollen?!
Mal sehen, weil er zwar Honcker loswerden, aber dafür sicherlich nicht die DDR aufgeben oder den Ostblock abwickeln wollte?
Old Erich war anno 1989 nicht weniger als 77 Jahre alt.
Der wäre ohnehin in absehbarer Zeit aus den Latschen gekippt oder wie weiland sein Vorgänger Ulbricht von der nächsten Generation, die auch irgendwann mal an die Fleischtöpfe wollte.

Erich hatte ganz offensichtlich ein näher rückendes Ablaufdatum um den los zu werden musste man sicherlich nicht veritable Teile des Sowjet-Imerpiums aufgeben.
 
Zitat von Freund Shinigami:
„Die Warschauer Pakt Staaten wäre anno 1989 alle male zu einem Waffengang fähig gewesen.“

Sicher, wer hätte es aber gemacht?

Vielleicht Honis Busenfreund aus dem Lande Dragulas?

Ich persönliche schlisse da mal aus:
· Polen unter Wojciech Witold Jaruzelski,
· CSSR möglicherweise unter Gustáv Husák, auf keinen Fall aber dessen damaliger Nachfolger Milos Jakeš. Milos Jakeš hatte zu dieser Zeit schon genug Probleme am Hals.
· Ungarn, da erübrigt sich wohl jede Bemerkung
· Dann wäre noch das Land von Vlad III. Selbst wenn die gewollt hätten, bei deren Territorialer Lage, wie wären die in die DDR gekommen?
· Bulgarchen (wie Jürgen Hart sagt, besser singt) Todor Christow Schiwkow. Der wäre auch nie gekommen.

Und die Russen, die haben keinen Zweifel daran gelassen das mit ihnen nicht zu rechnen sei.

Selbst wenn damals Matwei Prokopjewitsch Burlakow gewollt hätte, der hätte aus Moskau nie grünes Licht bekommen.

Ausschließen tue ich aber ein Eingreifen nicht wenn, ja wenn es Leonid Iljitsch Breschnew noch gegeben hätte.

Nee, die Uhren waren abgelaufen. Hier war eine Situation entstanden wo es das Beste und Klügste war die Füße stillzuhalten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Und die Russen, die haben keinen Zweifel daran gelassen das mit ihnen nicht zu rechnen sei.

Sicherlich nicht um Honecker sein Hinterteil vor seiner eigenen DDR Bevölkerung zu retten. Aber in einem Szenario wie vom User angeedacht, bei der von westlicher Seite her die DDR militärisch angegriffen worden wäre?
Aber sicher hätte man die Sowjets dabei auf dem Zettel haben müssen.
 
Ein Angriff der NATO...

Ich glaube das ist eine rein akademische Frage.
Eine Frage die wohl keine praktische Relevanz besitzt.

Ich denke da auch zum Beispiel Leonid Iljitsch Breschnew.

Als seine Truppen im Bündnis mit Truppenkontingente aus Bulgarien, Ungarn und Polen den „Prager Frühling“ beendeten, hatte er wohl große Angst dass Lyndon Baines Johnson sich nicht an die Verträge von Potsdam hält.

Jedenfalls machte er in den Verhandlungen in Moskau (23 -26.08.1968) der tschechischen Delegation noch unter Alexander Dubček (Dubček nannte er immer Micha) deutlich, er habe bei Lyndo Baines Johnson nachgefragt ob er sich an diese Verträge hält.
Das war die Beratung wo wohl František Kriegel das Prtokoll nicht mit unterschrieb

Und Johnson hat „Yes“ gesagt.
 
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