Was wäre daran nun eine zyklische Regelmäßigkeit?Aktuell gibt es möglicherweise eine solche Regelmässigkeit zu beobachten: Die hegemoniale Ordnung der internationalen Staatenbeziehungen wird in nahezu gleichmässiger Abfolge in kriegerisches Chaos gestürzt.
Natürlich hatte es immer wieder Kriege gegeben, die bestehende Konstellationen umwälzten, aber insofern es bis weit ins letzte Jahrhundert hinein keine internationale Ordnung gab, die den Krieg als Mittel der Politik weltweit ächtete (dem Briand-Kellogg-Pakt, der in den 1920er Jahren die Ächtung des Krieges formal postulierte, waren durchaus nicht alle Staaten beigetreten, anders als bei der heutigen Konstruktion im Rahmen der UN), kann man das nur bedingt als Störung des Systems betrachten.
Mindestens bis zum 1. Weltkrieg wurde unter den staatlichen Akteuren Krieg als legitimes Mittel der Politik und damit als Teil der internationalen Staatenbeziehung, nicht etwa als deren Störung betrachtet.
Eine weltweite Odrnund oder jedenfalls eine Ordnung mit einem solchen Anspruch, die gemäß ihren eigenen Statuten Krieg nicht mehr als Teil einer natürlichen Weiterentwickung und Bestandteil der Ordnung selbst betrachtet, ist erst nach 1945 entstanden.
Aber hatte der in seinen Ursachen und Strukturen so viel mit ideologie zu tun? Oder war der nicht eher ein Machtkampf der Habsburger um die Behauptung der Vorherrshaft im Reich und auf europäischer Ebene im wesentlichen ein Hegemonialkonflikt, zwischen Frankreich und Habsburg (im besonderen die span. Linie)?Dies begleitet von ideologischen Auseinandersetzungen - Der 30-jährige Krieg war nicht der letzte 30-jährige Krieg.
Dagegen den 30-Jährigen Krieg primär als Religionskrieg oder ideologischen Krieg aufzufassen, spricht schon der Umstand, dass die Kriegsparteien in dieser Hinsicht duchaus heterogen waren.
Z.B. unterstützt das lutherische Kursachsen den Großteil des Konfliktes über die Habsburger und die katholische Liga, während auf der anderen Seite des katholische Frankreich die Aufgebote der portestantsichen Schweden mitfinanzierte und mit diversen lutherischen und reformierten Reichsständen gegen den katholischen Kaiser paktierte.
Darf ich an der Stelle einmal fragen, was am Protstantismus jetzt besonders liberal (gewesen) ist?Deswegen würde ich nicht nur die Französische Revolution und die Novemberrevolution vergleichen, sondern das Aufeinanderfolgen von Protestantismus und Katholizismus, als Gegensatz von Autorität und den Anfängen liberalen Denkens,
War Luther, der sich im Bauernkrieg auf die Seite der Fürsten schlug und in Teilen seiner Schriften schlimmer gegen die Juden wütete, als weite Teile des alten katholischen Klerus besonders liberal oder gar antiautoritär?
Waren die calvinistischen Bilderstürmer die nicht dulden wollten, dass Teie der katholisch gebliebenen Bevölkerung an ihren Bilder- und Heiligentraditionen festhalten wollten und deswegen versuchten deren Grundlagen zu zerstören, besonders liberal?
War der Umgang der nonkonformistischen reformierten Gruppen in den englischen Kolonien Nordamerikas mit den dortigen Ureinwohnern besonders liberal?
Jedenfalls war da keine liberale Deke mit einem tatsächlich universalistischen Anspruch vorhanden, sondern allenfalls deer Anspruch auf liberale Freiheiten für die eigene Gruppe, die aber gerne durchaus auf Kosten aller anderen Gruppen gehen durften, für die keine Freiheit vorgesehen war.
Das kann man etwa am Beispiel der Situation vor dem US-amerikanischen Unabhänigkeitskrieg festmachen, als sich die amerikanischen Siedler derüber beklagten, dass die englische Krone die Westausdehnung der Kolonien nach jenseits der Appalachen untersagt hatte und damit de facto verboten hatte, den Ureinwohnern dort das Land zu nehmen und sie zu verdrängen, wie das östlich der Appalachen passiert war.
Das hielt die britischstämmige Bevölkerung in den Kolonien für eine tyrannische Zumutung, weil es ihr faktisch das Recht nahm dort nach eigenem Verständnis Eigentum zu erwerben, während die gleiche Gruppe aber das Recht der Ureinwohner auf Eigentum kategorisch bestritt, denn sonst hätte das mit dem Aneignen und Vertreiben ja auch nicht so gut funktioniert.
Mit Blick etwa auf Friedrich II. in Preußen oder Jospeh II. in Österreich, welcher grundsätzliche Konflikt? Ein guter Teil der Herrscher Europas schaffte es durchaus die Aufklärung in den eigenen absolutistischen Herrschaftsanspruch einzubauen.Ähnlich der Konflikt zwischen Aufklärung und Absulotismus der im Wiener Kongress endet, aber natürlich nicht grundsätzlich aufgelöst wird. Aber die Herrschaftskonflikte werden durch die neue Ordnung auf der Basis von Regeln ausgeglichen.
Und einige Monarchen dieser Zeit dürften in der Tat aufgeklärter und liberaler gewesen sein, als ein Großteil ihrer Untertanen, wenn man sich etwa anschaut, wie viel Gegenwind Joseph II. bekam, als er veruchte die Leibeigenschaft zu kippen und die Rechte und Privilegien der katolischen Kirche deutlich zurück zu drängen.
Auch inhaltlich käme die Frage ob es so etwas wie einen Konflikt zwischen Absoulutismus und Aufklärung gibt, schon sehr darauf an, auf welche Aufklärer man sich denn nun im einzelnen bezieht.
Bei einem Montesquieu, der stark auf Gewaltenteilung abzielte, wird man sicher argumentieren können, das sich das nicht mit einem absolutistischen Herrschaftsanspruch verträgt und daher der absolutistische Gedanke weg müsste.
Genau so könnte man sich aber auch auf Thomas Hobbes und seinen "Leviathan" berufen um den Absolutismus zu rechtfertigen.
Und wenn man den Konflikt so unterstellen möchte, warum dann 1815 als Wendepunkt und nicht 1848 oder für Österreich und Russland weitergehend die 1860er Jahre?
Ich würde beide eher im 20. Jahrhundert verorten, mindestens aber den Sozialismus, der im 19. Jahrhundert zwar in den theoretischen Schriften begründet wird, aber eigentlich erst nach der Jahrhundertwende massenwirksame Resonanz erfährt.Die Ideologien des 19.Jahrhunderts waren Sozialismus und Nationalismus
Der Nationalismus ist in den meisten Ecken Europas etwas früher drann, aber in der nicht eurozentrischen, globalen Perspektive, wenn man über das gesamte Jahrhundert spricht, ist das wahrscheinlich allenfalls in den letzten 1-2 Dekaden, in denen dieses Paradigma anfägt eine bestimmtende Ideologie im Weltmaßstab zu werden.
Stabilisiert worden ist die Ordnung wahrscheinlich vor allem dadurch, dass die europäischen Mächte ihre expansiven Machtpotentiale auf andere Weltregionen richtete statt gegeneinander, dass darf man im Hinblick auf die Wiener Fridensordnung nicht übersehen.Die Ideologien des 19.Jahrhunderts waren Sozialismus und Nationalismus, der konkrete Konflikt war aber einer zwischen Mächten die immer in ein einem multipolaren Gleichgewicht stabilisiert wurde.
Sehr wahrscheinlich erlebte Europa vor allem im ausgehenden 19. Jahrhundert vor allem deswegen relativ ruhige Zeiten, weil die vorhandenen Gewaltpotentiale exportiert werden konnten und anderswo die Widerstände geringer waren.
Den zweiten Weltkrieg wird man so betrachten können, den Ersten eher nicht.Die Weltkriege wären aus dieser Perspektive so etwas wie ein dritter Kampf um globale Hegemonie, die in der bipolaren Weltordnung des kalten Kriege endete.