Wieso ergab sich Venedig 1797 kampflos?

Die französische Flotte hat einige sehr gute Schiffe von den Venezianern übernommen und einige neue in den venezianischen Werften bauen lassen. Die Venezianische Marine war zwar klein, aber technisch auf dem Stand.

Wurde nicht ein großer Teil der venezianischen Flotte an die Österreicher im Frieden von Campo Formio Ende 1797 übergeben? Wie viele große Kriegsschiffe lagen im April/Mai 1797 im Hafen von Venedig?

Hier steht geschrieben:
zitat schrieb:
[...]Die napoleonischen Kriege.
Die Napoleonischen Kriege gefährdeten die junge Seemacht Österreichs. Im Mittelmeer dominierte die traditionelle Seemacht England, die die aufstrebende Seemacht Frankreich bekämpfte.

1797 kam das Ende der tausendjährigen Selbständigkeit Venedigs. Die Franzosen missachteten die Neutralität des Hafens von Venedig und besetzten in der Folge die Stadt und übernahmen einen Grossteil der dort vorhandenen Schiffe.

1798 wurden nach der Kapitulation von Ancona 5 Linienschiffe und einige kleinere Schiffe von Österreich übernommen. Österreichische Schiffe schlossen daraufhin Genua bis zu deren Kapitulation im Juni 1800 ein.
Mit den eroberten und zum Teil noch nicht fertigen französischen Linienschiffen sollte schnellstens eine neue schlagkräftige Marine aufgebaut werden: Die sogenannte "Zweite Triester Marine". Kommandant Graf L´Espine - erste größere Einheit Korvette "Aquila" (1801/02). Marinesprache italienisch.
Der Dritte Koalitionskrieg endet mit dem Verlust der Küste (1805) - der Friede von Schönbrunn (1809) verdrängt Österreich vom Meer.
Danach folgen die Befreiungskriege 1813/14, die Österreich wieder an die Küste vorstoßen lassen.
Der folgende Friedensschluss bescherte Österreich Venedig, Istrien und Dalmatien.

Die Kriegsschiffe des Königreichs Italien (unter franz. Herrschaft) gingen nun an Österreich: 5 Linienschiffe sowie 7 weitere im Bau, 2 Fregatten sowie 5 weitere im Bau, eine Korvette und mehrere kleinere Kriegsschiffe. Damit begann ein Aufschwung für die Seemacht Österreich.[...]
Quelle: Die Geschichte der k.(u.)k. Kriegsmarine

Im Kronfels - Das schwimmende Flottenmaterial der Seemächte von 1881 wird geschrieben, welche Schiffe aus dem Arsenal Venedigs 1814 übernommen worden, von den Österreichern:

4 Linienschiffe
Rigeneratore
Reale Italiano
Castiglione
San Bernardo


des weiteren 2 Fregatten, 7 Briggs , 6 Schuner und eine gewisse Zahl kleiner Boote

Im Bau
6 Linienschiffe
Saturno
Sigmaring
Lombardo
Duquesne
Arcole
Montenotte


des weiteren 5 Fregatten, 6 Briggs
 
Laut der italienischen Wikipedia bestand die Venezianische Kriegsflotte zu Ende der Republik aus 184 Schiffen, darunter:

11 Linienschiffe mit 70 Kanonen
10 Linienschiffe mit 66 Kanonen
1 Linienschiff mit 55 Kanonen
13 Fregatten mit 42 bis 44 Kanonen
2 Fregatten mit 32 Kanonen
3 Brigantinen mit 16 bis 18 Kanonen
1 Schonerbark mit 16 Kanonen
2 Kutter mit 10 Kanonen
23 Galeeren (Sottili, also leichte)
7 Galioten
7 Schebecken
5 Feluken
und 99 Schwimmende Batterien, (vermutlich festverankerte alte Kriegsschiffe ohne Takelung)

Das mit der Übergabe an Österreich war mir, zugegeben, entgangen. Irgendwo war ich in einem Text mal auf Französische Schiffe venezianischen Ursprungs gestossen. Ob die nun 1797 oder 1806 an Frankreich übergingen, weiss ich nicht mehr.

Während der französischen Besatzung ab 1806 wurden jedoch neue Schiffe in Venedig, für die französische Marine aufgelegt (so wie auch in Genua, Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam). Da diese Häfen (ausgenommen Genua) geringere Wassertiefen als die Französischen hatten, wurde dort eine besondere, kleinere Variante der 74.er gebaut ("petit modèle").
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Italienarmee war doch weder besonders groß, noch mit Sicherheit besonders ausdauernd. Dass es an allen Ecken fehlte, hatte ja nichtmal deren Kommandeur Buonaparte selber verhehlt.

Dio Armee Bonapartes war immerhin so vital, dass sie alle potenten Gegner im Italienfeldzug schlug.Sie besiegte im April 1796 die Österreicher bei Montenotte, besiegte ebenfalls im April die sardinisch-piemontesischen Truppen in mehreren Schlachten, schlug die österreichischen Truppen im Mai in der Schlacht von Lodi, sodass Bonaparte nach weiteren Siegen schließlich die Lombardei in den Schoß fiel.

Als die Franzosen im April/Mai 1797 gegen Venedig vorrückten war sonnenklar, dass jeder Widerstand zwecklos und nur mit unnötigem Blutvergießen verbunden gewesen wäre.

Die Frage ist eher, warum Venedig nicht wie andere kleine Staaten, namentlich Holland und die Schweiz. beim Wiener Kongress restituiert wurde. Immerhin hatte der Kongress das Prinzip der "Legitimität" auf seine Fahnen geschrieben, und Venedig war jahrhundertelang Mitspieler im europäischen Staatensystem. Der Grund ist sicher darin zu suchen, dass das mächtige und einflussreiche Habsburg seinen oberitalienischen Besitz mit dem Staatsgebiet Venedigs arrondieren wollte, was die Interessen der anderen Kongressstaaten nicht sonderlich tangierte.

Allerdings ist sicher, dass auch ein restituiertes Venedig seine Soveränität in den italienischen Unabhängigkeitskriegen Garibaldis erneut verloren hätte.
 
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Die Frage ist eher, warum Venedig nicht wie andere kleine Staaten, namentlich Holland und die Schweiz. beim Wiener Kongress restituiert wurde. Immerhin hatte der Kongress das Prinzip der "Legitimität" auf seine Fahnen geschrieben, und Venedig war jahrhundertelang Mitspieler im europäischen Staatensystem. Der Grund ist sicher darin zu suchen, dass das mächtige und einflussreiche Habsburg seinen oberitalienischen Besitz mit dem Staatsgebiet Venedigs arrondieren wollte, was die Interessen der anderen Kongressstaaten nicht sonderlich tangierte.

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Eventuell weil es eine Republik war? Ragusa wurde auch nicht wiederhergestellt.

Auch wenn sie weitgehend zu plutokratischen Oligarchien degeneriert waren, enthielten sie noch immer ein demokratisches Prinzip, dass den Monarchen von Gottes Gnaden vermutlich ein Dorn im Auge bedeutete.
 
Eventuell weil es eine Republik war? Ragusa wurde auch nicht wiederhergestellt.

Auch wenn sie weitgehend zu plutokratischen Oligarchien degeneriert waren, enthielten sie noch immer ein demokratisches Prinzip, dass den Monarchen von Gottes Gnaden vermutlich ein Dorn im Auge bedeutete.

Auch die Schweiz war eine Republik. Daran kann's also nicht gelegen haben.

Die Ursache ist sicher die Hegemonialpolitik Habsburgs in Oberitalien, das seit jeher umkämpft war, und nun von den Österreichern endlich annektiert werden konnte.
 
Auch die Schweiz war eine Republik. Daran kann's also nicht gelegen haben.

Die Schweiz wurde nicht von den Siegern wiederhergestellt sondern spaltete sich bereits 1813 selbstätig von Frankreich ab und eingite sich bis 1815 auf den Bundesvertrag. Beim Wienerkongress wurden lediglich bestehende Fakten anerkannt. Venedig war fest in Österreichischen Händen und daraus hätte man sie erst einmal lösen müssen. Wie die Lage in Ragusa zu Kriegsende war, weiss ich nicht.

Die Ursache ist sicher die Hegemonialpolitik Habsburgs in Oberitalien, das seit jeher umkämpft war, und nun von den Österreichern endlich annektiert werden konnte.

Das eine schliesst das andere natürlich nicht aus.
 
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