(ich weiß, ich zitiere und reisse aus dem Kontext, trotzdem
Ich behauptete oben ja steif und fest, dass nur die
wahrliche Säkularisierung dem Islam an sich und auch den Staaten, in denen der Islam die Hauptreligion darstellt, wieder zu Ansehen - und positiver Macht verhelfen kann.
Wie sieht aber das staatspolitische Vorbild-Programm (der modernen Türkei ) des islamischen Säkularismus nun aus? - Geradezu gegensätzlich zur Säkularisierung des christlichen Europas!: Priester (Imame) werden vom Staat verbeamtet, um Irrlehren und Falschauslegungen (im Sinne des inneren Friedens des Staates) zu verhindern, ihre Predigten werden konform ausgearbeitet, per Internet vom jeweiligen Vorbeter downgelowdet und als Staatsreligion verbreitet. Verwirrend, dieser Laizismus, der mit dem westlichen Erklärungsmodus "säkular" übertitelt wurde.
Der Laizismus ist ein Oktroy des Staates, der nichts mit dem Prinzip des Säkularen gemein hat. Er kann dem politischen Programm, das Mohammed in den Koran hineingewoben hat, nicht ausweichen - aber er versucht es in Schach zu halten.
Womit sich die Frage stellt, inwieweit der Islam (=Koran) als reiner Glauben, als reine Religion überhaupt zu betrachten ist. Und falls man dies in Frage stellen kann, erübrigt sich die Suche, worin seine Schwäche dann eigentlich liegt.
Tust grad so, als ob Du wüsstest, was Höskuldur bedeutet.
Aber ich stimme Dir zu, wenn ichs auch nicht so unverblümt ausdrücken wollte.
Ich denke, innerislamisch ist die Haltung in gewissem Umfang konsequent. Wenn Allah alle Macht hat, dann hat dem die Politik auch Rechnung zu tragen.
Nur: Auch das Juden- und Christentum glaubt ja, dass Gott alle Macht hat, und trotzdem gingen sie einen anderen Weg.
Die Muslime nehmen wohl an, dass sie den Auftrag Allahs hätten, seine Herrschaft auf Erden unter allen Umständen durchzusetzen, koste es was es wolle.
Die Juden und Christen denken wohl eher, dass Gott die Menschen nicht nötig hat, seinen Machtanspruch durchzusetzen, denn es "fällt (ohnehin) kein Haar vom Haupte ohne Gottes Wille". Hinsichtlich der allumfassenden Schöpfermacht kann man sich eigentlich zurücklehnen und zuschauen - nennt sich Gottvertrauen.
Jesus sagt mal zu Pilatus: Du hättest keine Macht über mich, wenn sie dir nicht von oben gegeben wäre.
Wer das "oben" ist, der Kaiser oder Gott, das sagt er nicht - er dachte wohl an Gott, Pilatus an den Kaiser.
Insofern, um auf Deine Ausführungen zurückzukommen, ist die Allmacht Allahs/Gottes bei beiden ein religiöses Faktum. Die Annahme eines Auftrages zur muslimischen Weltherrschaft ergibt sich daraus nicht, ist eigentlich eine Art Fremdkörper in dieser Überlegung, weil überflüssig, und das ist dann der politische Teil der Religion - so, wie es der politische Teil des Christentums gewesen ist, einen göttlichen Auftrag für die Kreuzzüge zu konstruieren.
Zu Saint Juste möchte ich sagen, dass mir noch nicht ganz klar ist, worin eigentlich der sogenannte Rückstand bestehen soll. Nil und Zweistromland waren so fruchtbar, dass auch da ein agrarisches Mehrprodukt zu erwirtschaften war. Ägypten war mal Kornkammer Roms.
Was die Seefahrt anbetrifft, hinkten sie auch nicht hinterher, wenn ich an die Weltkarte von Piri Reis denke. Die wurde nicht in Genua oder Venedig gezeichnet. Am Schiffbau kann es eher gehangen haben, weil es mit dem Holz nicht so üppig aussah. Aber Handel? Du liebe Zeit! Europa führte seit jeher alle Luxusgüter aus dem Orient ein.
Nein, ich glaube inzwischen, dass das, was wir heute als "rückständig" betrachten, tatsächlich erst Ende des 19. Jh., vielleicht erst 1918 eingetreten ist.