Man vermutet zumindest bei einigen Stücken Shakespeares einen anderen Autor, wer das gewesen sein könnte ist aber nicht bekannt.
Das Problem mit Shakespeare ist, dass seine Stücke nicht im Ganzen als Originale erhalten sind, sondern nur die Abschriften, die nach seinem Tode herausgegeben worden sind. Zu Shakespeares Zeit war es üblich, dass die Schauspieler nur ihren jeweiligen Text bekamen und ihre "cues" also Einsatzmarkierungen, ab wann sie an der Reihe sind.
Die gesammelten Werke, die kurz nach seinem Tode erschienen, waren also mehr eine Sammlung von Ausschnitten, die zusammengefügt wurden. Nur wenige Stücke waren als Ganzes vorhanden und selbst dann waren es meist nur Nachschriften aus dem Gedächtnis der Theaterintendanten, weshalb von ein und demselben Stück oft mehrere Versionen vorhanden sind und man sich in der heute gültigen Fassung nur auf den wahrscheinlichsten Wortlaut geeinigt hat. In den älteren Ausgaben sind zum Beispiel einige Zeilen vorhanden, die keinen Sinn ergeben, einfach weil die Niederschrift aus dem Gedächtnis oder vom Nacherzählen eines Stückes stammt.
Hinzu kommt noch die Tatsache dass gerade zu Shakespeares' Zeiten ein grammatikalischer und phonetischer Umschwung stattfand (nachzulesen unter dem Schlagwort "Great Vowel Shift"), was bedeutet, dass es soetwas wie eine einheitliche Grammatik oder Rechtschreibung nicht gab. Damit erklären sich viele der Fehler, die in den frühen Veröffentlichungen von Shakespeares' Werken vorhanden sind/waren.
Der Shakespeare, der heute unterrichtet wird, ist eine neu geschaffene und in konformes Englisch gebrachte Version von diversen Literaturhistorikern und -wissenschaftlern, die sich eingehend damit befasst haben und sich dann sozusagen auf eine einheitliche Fassung geeinigt haben.
Dies wird wohl auch einer der Gründe sein, warum man heute dazu neigt, Shakespeares Urheberschaft anzuzweifeln, obwohl er nachweislich existiert hat (ich habe übrigens sein Geburts- und Wohnhaus besichtigt, als ich auf der Insel war). Bei Shakespeare ist es nicht anders als bei den mittelalterlichen Handschriften der deutschen Literatur, von denen manchmal ganze 4 Fassungen vorhanden sind, die alle ein wenig anders sind, aber im Kern dieselbe Geschichte erzählen.
Der Buchdruck war für das Theater der frühen Neuzeit noch fast unbedeutend, da ein Stück, sobald es fertig war, direkt aufgeführt wurde. Tatsächlich wurde ein Stück sogar noch während der Proben verändert, bis es seine endgültige Form annahm.
Zudem war das Theater ein harter Broterwerb, es ging in den meisten Fällen tatsächlich um Unterhaltung und nicht um das Erschaffen von Kunst, was sich leicht an den "witzigen" Szenen in Shakespeares' Stücken zeigt, selbst in seinen Tragödien hat der obligatorische "Clown" seinen Auftritt, siehe z.B. den Pförtner in Macbeth. Theater war damals soetwas wie Kino heute. Eine Unterhaltungsveranstaltung für die Masse, der Großteil des Globe Theatres ist dem einfachen Volk zugedacht, das sich auf billigen Stehplätzen dicht um die Bühne drängte. Dafür spricht unter anderem der derbe Witz einiger seiner Stücke (z.B. im "Mittsommernachtstraum"). Shakespeare hat in all seinen Stücken insgesamt um die 100 verschiedene Begriffe für die jeweiligen Geschlechtsorgane von Männlein und Weiblein verwendet.
Shakespeare schrieb nicht für den Adel allein, er schrieb vor allem, um Geld zu verdienen und wie wir auch heute noch wissen, lässt sich das meiste Geld am "kleinen Mann" verdienen.
Was ich persönlich an Shakespeare wirklich außerordentlich finde, ist die schiere Fülle an Neologismen (Wortneuschöpfungen) und seinem Talent mit der Sprache seiner Zeit zu spielen - und sich in einigen seiner Stücke sogar über die Entwicklung lustig zu machen.
Wie man mir vielleicht anmerkt, bin ich ein großer Fan von W.S.
Für alle, die ein bisschen über Shakespeare Grinsen und einige interessante Kleinigkeiten erfahren möchten, empfehle ich das "Shakespeare Book of Lists" von Michael LoMonico.
:winke: