Wird die KSZE heute richtig eingeschätzt?

Und ich glaube ohne KSZE wäre die Geschichte in Polen möglicherweise anders gelaufen.

Und dann was uns betrifft – die friedliche Widervereinigung 19989/1990.

Wie wäre die polnische Geschichte denn ohne KSZE deiner Meinung nach verlaufen. Jaruzelski war ja nun schon gewiss kein Menschenfreund. Er hatte über das Polen das Kriegsrecht verhängt und damit wahrscheinlich dafür gesorgt, das die Rote Armee nicht einmarschiert ist. KSZE hin oder her. Die Russen wären wohl gekommen.

Ich glaube, die Voraussetzung der friedlichen Vereinigung der beiden deutschen Staaten ist in der Ostpolitik Brandts und deren Nachfolger Schmidt und Kohl zu danken. Und die einmalige günstige historische Konstellation der Jahre 1989/1990, die Kohl dann auch ergriffen hat; wenn zunächst auch zögerlich.
 
Wie wäre die polnische Geschichte denn ohne KSZE deiner Meinung nach verlaufen. Jaruzelski war ja nun schon gewiss kein Menschenfreund. Er hatte über das Polen das Kriegsrecht verhängt und damit wahrscheinlich dafür gesorgt, das die Rote Armee nicht einmarschiert ist. KSZE hin oder her. Die Russen wären wohl gekommen.

Ich glaube, die Voraussetzung der friedlichen Vereinigung der beiden deutschen Staaten ist in der Ostpolitik Brandts und deren Nachfolger Schmidt und Kohl zu danken. Und die einmalige günstige historische Konstellation der Jahre 1989/1990, die Kohl dann auch ergriffen hat; wenn zunächst auch zögerlich.

....Die Kohl freilich auch nur ergreifen konnte, weil Gorbatschow mitgespielt hat, nicht zu vergessen Bush I. Bei den Verbündeten, bei Thatcher und Mitterand stieß der Vorschlag einer deutschen Einheit anfangs auf große Vorbehalte.
 
Natürlich. Die Einheit konnte letztlich nur in Übereinstimmung mit den wichtigsten Verbündeten und natürlich der Sowjetunion gelingen.
 
Ich denke und meine das politische Klima hat sich auch etwas verbessert durch Helsinki.
So ganz ohne Bedeutung würde ich es da nicht einschätzen.

Sicher gibt es viele weitere Faktoren und sicher auch Hauptfaktoren die da galten, da wirkten und ausschlaggebend für das Handeln und Entscheiden waren.

Und das man erst in die Schlussakte schaute und sich dann positionierte wird es sicher nicht gewesen sein. So meine ich dies auch nicht. Ich wehre mich nur dagegen Helsinki als Bedeutungslos für den, ich sage mal positiven Fortgang der politischen Entwicklung Europas zu betrachten.
Helsinki hat darin seinen Platz und hat sich so gesehen auch bewährt.
Also für mich war Helsinki nicht mal so ein Treffen wo man sich freundlich begrüßt hat, etwas wozu man 2 Jahre brauchte um einen Vertrag auszuhandeln, unterschreibt, aufsteht und zu Hause das Gegenteil macht.
 
Ich neige dazu, die KSZE nicht überzubewerten.

Auf der KSZE wurde u.a. auch das Selbstbestimmungsrecht der Völker, der Gewaltverzicht und Nichteinmischung in die Angelegenheit anderer Staaten vereinbart.

1979 marschierte die Rote Armee in Afghanistan ein. Die DDR bildete in der Folge Offiziere und Unteroffiziere der afghanischen Armee aus. Das politische Klima trübte sich erheblich ein und es kam zu einem Boykott der Olympischen Spiele 1980 in Moskau.

Ebenfalls 1979 wurde der Nato-Doppelbeschluss , Hintergrund waren die russische Aufrüstung mit den SS20 Mittelstreckenraketen, bekanntgegeben, was in Moskau und Ost-Berlin nicht gerade Anlass zur ungeteilten Freude war.
 
Ich neige dazu, die KSZE nicht überzubewerten.

Auf der KSZE wurde u.a. auch das Selbstbestimmungsrecht der Völker, der Gewaltverzicht und Nichteinmischung in die Angelegenheit anderer Staaten vereinbart.

1979 marschierte die Rote Armee in Afghanistan ein. Die DDR bildete in der Folge Offiziere und Unteroffiziere der afghanischen Armee aus. Das politische Klima trübte sich erheblich ein und es kam zu einem Boykott der Olympischen Spiele 1980 in Moskau.

Ebenfalls 1979 wurde der Nato-Doppelbeschluss , Hintergrund waren die russische Aufrüstung mit den SS20 Mittelstreckenraketen, bekanntgegeben, was in Moskau und Ost-Berlin nicht gerade Anlass zur ungeteilten Freude war.

Ich denke, in diesem Punkt sind wir durchaus d´accord. Es war wie gesagt nichts "Weltbewegendes" was erreicht wurde. Im Zeitalter des Kalten Krieges war das dennoch viel. Es hatte im Eingangsbeitrag @Griffel die These geäußert, die KSZE-Akte habe
nicht die geringsten Auswirkungen gehabt.
 
Der historisch-politische Kontext fehlt weitgehend, beim KSZE-Prozess seit den Vorverhandlungen ab 1972 waren es
  • die Rüstungsbegrenzungsverträge USA-UdSSR zwischen Nixon-Administration und Breschnew-Administration: ABM-Vertrag 1972 (SALT I. 1. Teil), Interimsvereinbarung SALT I. zweiter Teil
  • Das Viermächte-Abkommen 1971
  • Die Ostverträge: Grundlagenvertrag 1972, Moskauer Vertrag 1970, Passierscheinabkommen 1963, Warschauer Vertrag 1970, Prager Vertrag 1973, Transitabkommen 1971
Und die Konferenz wird Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa genannt. KSZE war Teil einer grundlegenden Entspannungsphase zwischen den US- und UdSSR-Administrationen sowie den entsprechenden Blöcken. Dazu gehörte die Ostpolitik der sozial-liberalen Koalition, ausgehend von den historischen Gegebenheiten, so u.a. eine Formulierung in der Präambel des Grundlagenvertrages.

In diesen größeren Kontext gehört die Aufnahme der DDR in die UNO im September 1973, zu diesem Zeitpunkt hatten bereits zahlreiche Staaten diplomatische Beziehungen zur DDR aufgenommen. Die internationale Anerkennung der DDR wurde wesentlich vom UNO-Beitritt, der damaligen Entspannungsphase und der neuen Ostpolitik der sozial-liberalen Koalition in Bonn gefördert. Anfang September 1974 nahmen die USA als bereits 110. Staat diplomatische Beziehungen zur DDR-Regierung auf, die Schlussakte von Helsinki im August 1975 hatte also wenig mit der internationalen Anerkennung der DDR-Administration zu tun.

Spekulative Würdigungen wie 'die Russen wären sowieso gekommen' (Polen) übersehen vielleicht, dass die KSZE-Schlussakte die Hemmschwelle dafür erhöht hatte. Polen wie die UdSSR waren Signatar-Staaten der Schlussakte, in welcher der Abschnitt II so schön betitelt wurde:
  • Enthaltung von der Androhung oder Anwendung von Gewalt

Auf der KSZE wurde u.a. auch das Selbstbestimmungsrecht der Völker, der Gewaltverzicht und Nichteinmischung in die Angelegenheit anderer Staaten vereinbart.
Afghanistan war übrigens kein Signatarstaat und die Schlussakte galt und konnte nur zwischen den Signatar-Staaten gelten.
Außerdem hatte Breshnew die Intervention nicht angeordnet und die sowjet. Truppen sollten ein extremes wie unberechenbares leninistisch-stalinistisches Putsch-Regime in Kabul stoppen - welches die Sowjetunion im fundamentalistischen Überschwang 'links' überholen wollte und in den Wirrnissen sogar anscheinend irgendwie mit US-Kontakten drohte. Die sowjet. Truppen sollten also nicht etwa ein sozial. Reg. installieren.
 
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Schon auf der ersten Folgekonferenz der KSZE in Belgrad vom Oktober 1977 bis März 1978 verbaten die Vertreter der Sowjetunion und deren Verbündete die anhaltende Verletzung der Menschenrechte überhaupt zum Thema zu machen. Dies wurde als Einmischung in die inneren Angelegenheiten zurückgewiesen.

Es war auch die Zeit, wo Moskau die Zügel gegenüber Aktivisten in Sachen Menschenrechte anzog. Ginsburg und Orlow von der Moskauer Öffentlichen Gruppe zur Förderung der Beschlüsse der KSZE wurden zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Weitere, in Moskaus Augen Dissidentengruppen, wurden brutal zerschlagen. Sacharow wurde im Januar 1980 nach Gorki verbannt.

Soll der letzte Teil von #27 das eine Rechtfertigung für den Einmarsch sein??

Babrak Karmal, der sich an die Spitze des Staates geputscht hatte, iach habe auch schon gelesen, das Karmal von den Sowjets eingesetzt worden sei, hatte die Sowjetunion um "brüderliche Hilfe" gebeten. Kommt mir irgendwie bekannt vor; die CSSR 1968 lässt traurig grüßen. So sollte auf peinliche Art die brutale Invasion gerechtfertigt werden.
Karmal war ja auch schon der Freund Moskaus, insofern musste nicht erst ein entsprechendes Regime installiert werden.

Der einzige Gegner der Invasion im Politbüro der UDSSR war Kossygin, der im Oktober 1980 verstorben ist.

Ich denke, wir sind uns einig, das der sowjetische Einmarsch am Heiligen Abend 1979 nicht mit dem Völkerrecht zu vereinbaren war. Darunter hat ja wohl die Glaubwürdigkeit in Sachen Gewaltverzicht gelitten. Und Polen ist ganz knapp um den Einmarsch herumgekommen, da Jaruzelski das Kriegsrecht verhängt hatte. Moskau hätte die KSZE Akte einen feuchten Dreck interessiert. Es ging um Interessen und die zählten.

Spekulative Würdigungen wie 'die Russen wären sowieso gekommen' (Polen) übersehen vielleicht, dass die KSZE-Schlussakte die Hemmschwelle dafür erhöht hatte. Polen wie die UdSSR waren Signatar-Staaten der Schlussakte, in welcher der Abschnitt II so schön betitelt wurde:

Das ist ja wohl ebenfalls Spekulation.
 
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Babrak Karmal, der sich an die Spitze des Staates geputscht hatte, iach habe auch schon gelesen, das Karmal von den Sowjets eingesetzt worden sei, hatte die Sowjetunion um "brüderliche Hilfe" gebeten. Kommt mir irgendwie bekannt vor; die CSSR 1968 lässt traurig grüßen. So sollte auf peinliche Art die brutale Invasion gerechtfertigt werden.
Karmal war ja auch schon der Freund Moskaus, insofern musste nicht erst ein entsprechendes Regime installiert werden.
Hm...das wirkt etwas widersprüchlich ;) Karmal war schon an der Spitze, es gab schon ein ausreichend sozialistisch gesinntes Regime - gegen wen sollte Karmal brüderliche Hilfe anfordern? Ja eben nicht gegen eine reformistische oder 'konterrevolutionäre' Opposition oder einen entsprechenden 'Parteiflügel'.
Und die Invasion begann auch keineswegs brutal und sollte auch keine Invasion im späteren Sinne werden. Ist hier im Forum bereits ausreichend abgebildet worden, solche substanziellen Kenntnisse sind immer hilfreich.

Es war auch die Zeit, wo Moskau die Zügel gegenüber Aktivisten in Sachen Menschenrechte anzog. Ginsburg und Orlow von der Moskauer Öffentlichen Gruppe zur Förderung der Beschlüsse der KSZE wurden zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Weitere, in Moskaus Augen Dissidentengruppen, wurden brutal zerschlagen. Sacharow wurde im Januar 1980 nach Gorki verbannt.
Also doch. Die KSZE-Schlussakte bzw. der KSZE-Prozess hatte durchaus Dissidenten- und Bürgerrechtsbewegungen in diversen RGW-Staaten bedeutsam verbreitert und gestärkt, die nachfolgende Reaktion der staatlichen Repressionsapparate belegt dies. Zurückdrehen ließ sich das Rad allerdings nur schwerlich, ein gewisser Imageschaden begleitet diese Entwicklung - die staatlichen Repressionen glichen andererseits nicht mehr dem Vorgehen bis Anfang der 1970er. Differenzierte Darstellungen dieser Veränderungen sind hilfreich.

Der einzige Gegner der Invasion im Politbüro der UDSSR war Kossygin, der im Oktober 1980 verstorben ist.
Dies Sache ist differenzierter, Breschnew war nicht involviert, sondern überspielt worden. Vielleicht helfen aktuelle, substanzielle Darstellungen auch in diesem Forum, siehe Susanne Schattenbergs Grundlagenwerk über Leonid Breshnew, 2018 erschienen. Von ihr gibt es auf Youtube einen entsprechenden Vortrag.
 
Zu meiner möglichen Spekulation eines sowjetischen Einmarsches 1980/81 in Polen habe ich dies gefunden:

"Wenn die Situation schwieriger wird, dann werden wir einmarschieren. So Breschnew gegenüber Kania im Dezember 1980

http://www.spiegel.de/spiegel/spiegelspecialgeschichte/d-58508511.html

Und die Breschnew Doktrin kennst du ja auch.

Und die Intention der KSZE Schlussakte war ja wohl nicht die, das Dissidentengruppierungen gestärkt werden, sondern von staatlicher Seite Fortschritte in Sachen Menschenrechte vorgenommen werden.
 
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Ich danke schon mal allen Beteiligten! Ich habe meinen Kommentar, zu Anfang einfach gehalten, da ich mich nicht verzetteln wollte. Da aber nun andere schon geantwortet haben, möchte ich genauer ausführen, warum ich die KSZE-Veranstaltung im weitesten Sinne als "Witz" ansehe(n) muss bis heute! Siehe die Vorgeschichte.
https://de.wikipedia.org/wiki/Konferenz_über_Sicherheit_und_Zusammenarbeit_in_Europa


Wenn, man sich mal den Grundgedanken ansieht, ist das Ganze doch sehr an die "berühmten" Stalin-Noten von 1952 angelehnt! Damals ging es zwar um die angebliche "Wiedervereinigung" Deutschlands, aber der Hintergedanke war damals wie auch später der Gleiche:
Den Westen zu schwächen bzw. zu überrennen.
Denn: Die russischen Truppen und ihre Verbündeten wären dann ganz klar noch mehr im Vorteil gewesen! Es wäre den USA nicht ohne weiteres möglich gewesen, schnell Verstärkung nach Europa zu schicken.

https://de.wikipedia.org/wiki/Stalin-Noten

Das Ganze erscheint noch merkwürdiger, wenn, man sich anschaut von welcher Seite nach dem 2. WK die meisten "unfreundlichen Akte" begangen wurden.:rolleyes:
https://de.wikipedia.org/wiki/Irankrise
https://de.wikipedia.org/wiki/Griechischer_Bürgerkrieg
https://de.wikipedia.org/wiki/Februarumsturz
https://de.wikipedia.org/wiki/Berlin-Blockade
https://de.wikipedia.org/wiki/Koreakrieg
https://de.wikipedia.org/wiki/Prager_Frühling

Muss man sich doch fragen: "Wer bedroht hier die Sicherheit in Europa?" Zumal der Ostblock militärisch stärker war als der Westen und selbst mit den USA, herrschte nur ein relatives Gleichgewicht. Durch den Kalten Krieg gab es ja eine gewisse Ordnung. Daran, hat auch die KSZE, nicht viel geändert! Die KSZE-Akte, war nicht anderes als eine Aneinanderreihung von Allgemeinplätzen. Das hätte man auch in der UNO erreichen können.

Wie andere hier schon so richtig bemerkt haben, wollten die Sowjets und ihre Verbündeten lediglich, dass der Westen das akzeptierte bzw. sanktionierte, was sich im Osten von Europa seit 1945 abgespielt hat.:cool: Und das hat nur der Sicherheit eines Staates in Europa gedient, der UdSSR! Und nach der Sache in Prag 1968, wundert es mich, dass sich die westlichen Staaten überhaupt darauf eingelassen haben? Dort konnte man doch glasklar sehen, was die Sowjets unter "Sicherheit" verstanden haben.

Für mich ist das Ganze sehr blauäugig gewesen. Und auch die heutige Nachfolgeorganisation, die OSZE, ist in meinen Augen so überflüssig wie ein Kropf! Wir haben die UNO, die Nato oder den Europarat. Damit wurde nur ein weiterer bürokratischer Wasserkopf geschaffen. Hätte Deutschland seine Mittel mal in die einzelnen UNO-Abteilungen gesteckt! Es gibt für fast jeden Bereich, der als politisch wichtig erachtet wird, eine eigene Unterorganisation der UNO.

Die für Deutschland wichtigen Verträge und Abkommen, wie der Grundlagenvertrag oder die Ostverträge, kamen alle ohne KSZE zustande.
 
Und nach der Sache in Prag 1968, wundert es mich, dass sich die westlichen Staaten überhaupt darauf eingelassen haben? Dort konnte man doch glasklar sehen, was die Sowjets unter "Sicherheit" verstanden haben.
Jau...war halt damals so, die allgemeine Blindheit des Westens gegenüber dem Osten und den Sowjets seit 1945, eigentlich schon seit dem Großen Terror und den Stalinistischen Säuberungen; selbst heute sind's nur sehr wenige mit Durchblick.
 
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Zu meiner möglichen Spekulation eines sowjetischen Einmarsches 1980/81 in Polen habe ich dies gefunden:

"Wenn die Situation schwieriger wird, dann werden wir einmarschieren. So Breschnew gegenüber Kania im Dezember 1980

http://www.spiegel.de/spiegel/spiegelspecialgeschichte/d-58508511.html

Und die Breschnew Doktrin kennst du ja auch.

Das Gespräch Kania mit Breschnew wird hier so kurz zusammengefasst entlang Kania:

In einem Vier-Augen-Gespräch gelang es dann Kania, den gesundheitlich schon schwer angeschlagenen Sowjetführer Breschnew von dem Einmarsch abzubringen. Plastisch schilderte er ihm, was sich in Polen danach abspielen und welchen Schaden das dem Prestige der UdSSR zufügen würde. „Ein Meer von Blut wird fließen.“ „Gut“, sagte Breschnew laut Gesprächsprotokoll. „Wir werden nicht einmarschieren. Wenn sich jedoch die Lage verkompliziert, dann kommen wir, aber nicht ohne Deine Zustimmung.

Hier wirkt anscheinend auch das Motiv des Prestiges auf Breschnew, das nicht zuletzt mit der Unterzeichnung der KSZE-Schlussakte zusammen hängen könnte. Es ist ja nicht zu übersehen, dass in Polen eine ganz andere, weit gravierendere Entwicklung statt fand mit der Gründung der Massengewerkschaft Solidarnoc als echtes demokratisches Gegenzentrum mit Millionen von Mitgliedern, im Vergleich zur CSSR. Und es ist nicht zu übersehen, wie viele Monate eben die Sowjets immer wieder hingehalten werden konnten - da war in Ungarn wie in der CSSR längst Schluss gewesen, ohne Diskussion - oder gar nur mit Zustimmung eines Entscheiders in Range von Kania, wie dies Breschnew Kania gegenüber zugesichert hatte. Das zeigt m.E. deutlich, dass die Zeiten eben andere geworden waren, vielleicht auch durch die Schlussakte und den KSZE-Prozess, der ja weiterging, dem möglichen Imageschaden in der 'internationalen Öffentlichkeit'.

Wie alle moderneren und modernen internationalen Abkommen, so wirkte die KSZE-Schlussakte doch wesentlich in und durch die internationale(n) Medienöffentlichkeit /Öffentlichkeit in den/die Signatarstaaten (zurück). Das war diversen Regierungen der Signatarstaaten gewiss auch klar. Und diversen NGO's natürlich genauso.
 
Zum besseren Verständnis, wen oder was die sowjetischen Truppen in Afghanistan beseitigen sollten: sie sollten zunächst den brutalen stalinistischen Herrscher Amin töten, der seinen ebenso stalinistischen Mitherrscher Taraki im September '79 hatte absetzen & im Oktober ermorden lassen. Beide hatten in kurzer Zeit Tausende verhaften lassen und Tausende töten lassen, wollten das Land gewaltsam sozialistisch umgestalten/modernisieren & den Islam offen wie brutal unterdrücken, was zu Aufständen und Kontrollverlust & massiver Reislamisierung in erheblichen Teilen des Landes führte.

Nachdem Amin wohl mitsamt engster Mitgänger getötet worden war, wurde Karmal, der alte Repräsentant des gemäßigteren Sozialismus Ende Dezember '79 aus dem sozialistischen Ausland, wo dieser wg. Taraki/Amin Schutz gesucht hatte, von den Sowjets zurück berufen. So ungefähr.
 
Seit knapp 20 Jahren ist wissenschaftlich belegt, dass die sowjetische Führung bis Juni 1981 entschieden hatte, keinesfalls in Polen milit. zu intervenieren. General Jaruselzki bekam entsprechend keine sowjetische Hilfe, obwohl angefordert.

Siehe zb Quimet, Rise and Fall of the Brezhnew Doctrine in Soviet Foreign Policy, 2003.
 
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I


Das hätte man auch in der UNO erreichen können.


Zwischen 1946 und 1964 hat die Sowjetunion 103 Mal ein Veto gegen ansonsten einstimmige UNO-Resolutionen eingelegt. Bei 69 gegen Israel gerichtete UNO-Resolutionen legten die USA in 20 Fällen Veto ein. Die fünf ständigen Vertretermächte im UN-Sicherheitsrat haben in der Vergangenheit auch regen Gebrauch von ihrem Veto-Recht gemacht, um Sanktionen oder Verurteilungen gegen die eigene Macht abzuwenden.
 
Zwischen 1946 und 1964 hat die Sowjetunion 103 Mal ein Veto gegen ansonsten einstimmige UNO-Resolutionen eingelegt. Bei 69 gegen Israel gerichtete UNO-Resolutionen legten die USA in 20 Fällen Veto ein. Die fünf ständigen Vertretermächte im UN-Sicherheitsrat haben in der Vergangenheit auch regen Gebrauch von ihrem Veto-Recht gemacht, um Sanktionen oder Verurteilungen gegen die eigene Macht abzuwenden.

Die UNO bedarf dringend Reformen; sie entspricht nicht mehr der Zeit.
1945 ist schon lange her, aber die Vetomächte halten gern an ihren Privilegien fest und der Rest der Welt nimmt es hin.
 
Damit wurde nur ein weiterer bürokratischer Wasserkopf geschaffen. Hätte Deutschland seine Mittel mal in die einzelnen UNO-Abteilungen gesteckt!
Und wer hätte dann die Mittel für die einzelnen "UNO-Abteilungen" koordiniert? Deutschland?
P.S.: wer in der Sauna pfeift sollte nicht über Wasserköpfe lästern.
 
Da gab es Ende Juno 1976 in Berlin Ost eine große Konferenz der europäischen sozialistischen Arbeiterparteien, mithin unter Beteiligung von der Vertreter dessen, was häufig unter dem Begriff Eurokommunismus firmierte. Gerne erinnere ich an die ital. PCI unter Berlinguer oder die französischen Genossen, um einige große wie einflussreiche, mehr oder weniger nicht-orthodoxe Parteiorganisationen außerhalb des 'Ostblockes' anzuführen.

Und schau an, im Berliner Abschlussdokument mit dem Namen For Peace, Security, Cooperation, and Social Progress in Europe: On the Results of the Conference of the Communist and Workers' Parties of Europe, Berlin, June 29-30, 1976 wurden explizit der spirit and the letter ot the Helsinki Agreeement erwähnt und bejaht. Dem diverse, teils heftige bis lebhafte Diskussionen auf der Konferenz voraus gegangen waren und ihr auch nachfolgten. Vor allem die Nichteinmischung und die Achtung der Menschenrechte, Zulässigkeit von Kritik u.a.m. führten zu Diskussionen bis Streit zwischen den teilnehmenden Parteivertretern, wobei die Fronten durchaus etwas quer verliefen.

Die 'orthodoxen' Positionen wurden hinsichtlich beispielsweise Menschenrechte, Nichteinmischung und Kritik von den 'eurokommunistischen' und 'unabhängigen' sozialistischen Arbeiterparteien in den 1970er und erst Recht nach Verabschiedung der Schlussakte 1975 vermehrt öffentlich kritisch kommentiert oder angegriffen. Daran erinnere ich mich sogar noch selbst.
Es gab kein kritikloses, geschlossenes Lager der sozialistischen Arbeiterparteien mehr in Europa, die 'Orthodoxie' beispielsweise sowjetischer Prägung stand vermehrt unter kritischer Beobachtung und Legitimationsdruck und möglichem Ansehensverlust. Die Helsinki-Schlussakte, die in Berlin 1976 ausdrücklich anerkannt worden war, hatte an dieser Entwicklung (ein wenig) mitgewirkt.

Hilfe für eine differenzierte Einschätzung des Helsinki-Prozess auf wissenschaftlich ausreichender Basis bietet die Arbeit von Daniel Thomas, The Helsinki Effect: International Norms, Human Rights, and the Demise of Communism, 2001, soweit ich sehe. Und der wissenschaftlich überraschend gut belegte und fundierte englischsprachige TanteWiki-Artikel 1976 Conference of Communist and Workers Parties of Europe.

Hilfreich sind weiterhin diese Aussagen von @hatl im Faden Präsentationsprüfung über den NATO-Doppelbeschluss, 2016, auch für diesen Faden wie allgemein (Hervorhebungen von mir):

"All diese Auswirkungen" sind m.E. problematisch zu postulieren weil sie tendenziell stark vom vorläufigen Ende der Geschichte interpretiert werden.
Es wird z.B. hin und wieder die These vertreten, der Doppelbeschluss sei insofern wirksam gewesen, als er ".. den Bruch der sozial-liberalen Koalition, sowie die Überforderung der SU-Wirtschaft .." hervorgebracht habe.
Wenn man diese These vertreten wollte, käme man nicht umhin zu fragen, welche andere Fakten dieser Zeit einen ebenso großen, oder noch größeren, Einfluss hätten haben können. Und deren gäb es viele zu nennen. Und dann kommt man unvermeidlich vom Hundersten ins Tausende. Das ist nun leider so, und kann zunächst nicht anders sein.
Einfacher, weil weniger auf nachträgliche Interpretation gestützt, ist es den Rahmen der Bühne zu betrachten, auf dem das Stück zu dieser Zeit aufgeführt wird.

Angesichts zahlloser anderer, damals ebenso wirksamer oder noch bedeutenderer Faktoren und nachfolgender, gravierender und gravierenderer Entwicklungen, ist eine wissenschaftliche, substanzielle Auseinandersetzungen mit dem Thema Helsinki-Schlussakte und die Nachwirkungen/Nachfolgen meiner Erfahrung nur dadurch möglich, indem man zuerst den damaligen Rahmen der Bühne differenziert darstellt, untersucht, erforscht, als grundlegende Basis für weitere Recherchen, Darstellungen usw.
Substanzielle Sach-/Fachkenntnisse sind immer hilfreich ;)
 
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