Also vielleicht noch mal kurz zum Thema "Andalusien-Connection": Freilich hat es Zitrus schon weit vor den Kreuzzügen in (Süd-)Europa gegeben, nämlich schon zu römischen Zeiten (aber nur bestimmte Arten). Die Araber haben diese Kulturen im Kontext mit den verbesserten Bewässerungstechniken die sie mitgebracht haben "wiederbelebt":
"The orange, like the
noria, is associated in popular or semilearned history with the Arabs, to whom its importation to the West from India in the tenth century was almost universally ascribed by historians of the nineteenth century and before. Like so many other elements of Islamic horticulture, it was present in Roman times, in Italy as early as the first century A.D. Citriculture was revived by the Arabs, and under their rule it spread from Persia to Spain. (It should be pointed out that, according to ibn Khaldûn the fourteenth-century Arab historian, oranges were considered inedible and were planted only for appearance.) The Patio de los Naranjos of the Córdoba mosque remains a symbol of Islamic devotion to the orange. Al-Shakund, a thirteenth-century Andalusí, wrote in his famous
Risâla that "most of the houses of Seville, not to say all, were abundantly planted with fruit trees, such as the orange, the lemon, the lime, and the citron."
Chapter 9: Irrigation and Society in Medieval Valencia
Es scheint nur so zu sein, dass bis zur Reconquista diese Zitruskultur von Andalusien aus in nördlicheren Gefilden in größerem Maße keine Bekanntheit und Verbreitung gefunden hat. Zumindest gibt es dafür keine Nachweise.
Anders dagegen über den Levantehandel, der über Venedig nach Mitteleuropa ging. Hier wurden spätestens ab dem 14. Jahrhundert angeblich neben Gewürzen etc. auch Südfrüchte wie Zitrus gehandelt. Dazu folgender schlauer Text:
"Die Kreuzfahrerstaaten bildeten im Vergleich dazu [gemeint ist im Vergleich zu Spanien und Sizilien] – wenn man von kärglichen Resten des Königreichs Jerusalem und der Hafenstadt Akkon als letztem Stützpunkt absieht – nur eine kurze Episode. Aber gerade dort hatten Adelige und Kaufleute aus Mitteleuropa Gelegenheit, mit der reichen Kultur islamischer Staaten in unmittelbaren Kontakt zu treten und selbst Herrschaft über arabische bzw. türkische Bevölkerung auszuüben. Die Vielfalt dessen, das auf dem Gebiet von Ackerbau und Gartenkultur, an Nahrungs- und Genussmitteln, an Gewürzen, an feinen Stoffen, erlesenen Waffen und Luxusartikeln aber auch an Handelsbeziehungen aus dem Orient übernommen wurde, ist kaum vollständig nachzuzeichnen. Bis heute erinnern daran eine Fülle von Lehnworten aus dem Arabischen. Die Kreuzfahrer und Händler aus Europa erwiesen sich als gelehrige Schüler der orientalischen Kultur. Die Kreuzzüge brachten nicht nur blutige Gemetzel, Zerstörung und Not, sondern auch einen enormen kulturellen Aufschwung für das christliche Europa. Den Fernhandel, den bis dahin jüdische Kaufleute beherrscht hatten, übernahmen nun die Mitteleuropäer selbst, während die Juden auf das lukrative Geldgeschäft auswichen."
Index of /ger/samson/rvws2002-03dopsch2002.doc
Mit anderen Worten der Handel u. a. mit Zitrus ausgerechnet von dort aus wo die Kreuzfahrer kurz vorher waren... was uns wieder zum Quellenproblem mit den Kreuzzügen zurück führt.
:weinen: