collo schrieb:
ich zweifle daran, ob es überhaupt noch einen sinn macht, dir gandolf zu antworten:
nanana, wer wird denn gleich zum Hammer greifen, nur weil man ihm nicht zustimmt
collo schrieb:
die bedeutung des wortes "global" war 1914 einen andere als heute: damals bedeutete es die herrschaft der europäer über den rest der welt, mit der einen ausnahme usa, die den amerikanischen doppelkontinent beherrschten und sich im pazifischen raum als imperiale macht europäischen zuschnitts zeigten.
Die Theorie, dass sich die Welt 1914 nur um Europa gedreht habe, ist schlicht falsch. "Global" bedeutete bereits um die Jahrundertwende nicht einfach nur Europa. Europa nahm sicherlich in der damaligen Welt und vor allem in seinem Selbstverständnis noch eine besondere hervorgehobene Stellung ein. Aber die aussereuropäischen Machtzentren sowie Themen nahmen zu und gewannen auch für die Europäer an Bedeutung. Dies war nicht nur wirtschaftlich so, sondern auch politisch und militärisch.
So besiegten die USA um die Jahrhundertwende Spanien und Japan Rußland.
Die Demonstration der deutschen Souveränität gegenüber den USA war Kaiser Wilhelm II. immerhin so viel wert, dass er die amerikanische Blockade spanischer Häfen auf den Philippinen durchbrechen ließ, was fast zu einem Krieg mit den USA führte und die Beziehungen zu den USA nachhaltig störte.
Und das Thema Burenkrieg, Stichwort Krüger-Telegramm, ruinierte auch noch das deutsch-britische Verhältnis.
Also: die Formel "global = Europa" stimmte bereits 1914 nicht mehr.
collo schrieb:
die drei grössten imperialen mächte, grossbritannien, russland und frankreich, haben ihre kolonialreiche auch nicht erst nach 1879 gegründet.
Mir war klar, dass Du Dich kleinlicherweise auf diese Formulierung stürzen wirst.
Aber Dir ist schon klar, dass die Kolonialisierung im Zeitalter des Imperialismusses gewaltig an Fahrt gewann?
collo schrieb:
eine konstante, von der die deutsche aussenpolitik bis zur jahrhundertwende ausgehen konnte, war ja gerade der kolonialkonflikt zwischen diesen drei mächten, der aber nie zu kriegshandlungen führte (interessanterweise wurde ja nur ein "kolonialkrieg" in dieser zeit geführt: 1898 zwischen den usa und spanien).
"ausgehen konnte"?
Wieso diese Rechtfertigung für einen offensichtlichen Fehler? Es liegt doch in der Natur von Krisen, dass sie mit zwei Ergebnissen enden können: mit dem Exodus und der Gesundung.
collo schrieb:
mit "globalisierung" wie wir es heute verstehen, also eher ökonomisch, hatte das aber wenig zu tun.
Ich habe ja keine Ahnung, was DU unter Globalisierung verstehst. Aber "wir" verstehen heute unter Globalisierung nicht allein einen ökonomischen Vorgang, sondern auch eine machtpolitische Frage, in dem in einer multipolaren Welt um Hegemonie und Gegenmachtbildung gerungen wird - Beispiel: Zustimmung der UNO zum Irakkrieg.
collo schrieb:
einen "globalisierungsdruck" auf das deutsche kaiserreich kann ich auch nicht erkennen und ich kann auch keinen grund dafür finden, was der koloniale wettlauf mit inneren reformen im deutschen reich zu tun haben sollte. wenn innere reformen und demokratisierung notwendig für die bündnisfähigkeit eines landes gewesen sein sollten, hätte sich niemand mit dem zaristischen russland verbünden dürfen.
Dass den Zusammenhang nicht erkennen kannst, wundert mich nicht. Du gehst ja auf meine Argumente auch gar nicht ein. Stattdessen gibst Du Dich dem Trugschluß hin, aus dem Umstand, dass sich die Republik Frankreich mit dem Zarenreich verbündete, könnte man darauf schliessen, dass die inneren Verhältnisse des "Deutschen Reiches" mit seiner MITTELLAGE und den sich hieraus ergebenden aussenpolitischen Schlussfolgerungen vereinbar gewesen wären. Warum sollte sich Frankreich nicht mit dem Zarenreich verbünden? Die Frage lautet doch, was Deutschland tun musste, um seine Beziehungen zu England und Frankreich sowie sein Ansehen in der liberalen Weltöffentlichkeit (USA, Kanada, Australien, Südafrika) zu verbessern. Diesbezüglich greift Deine Argumentation völlig ins Leere.
collo schrieb:
was die beziehungen zu den usa betrifft:
hatten die vor 1914 irgendjemand in europa auf der rechnung?
Rechnung? Das interessiert mich nun aber. Bislang hast Du doch die Theorie vertreten, - wenn ich Dich richtig verstanden habe - dass die Europäer in den Krieg hineingestolpert wären. Von Rechnung dürftest Du also gar nicht posten oder bist Du nun doch anderer Auffassung?
1914? Auf die Julikrise des Jahres 1914 willst Du die Frage der Globalisierung einengen???
Wäre es nicht unabhängig von einer etwaigen Krise in Europa angezeigt gewesen, zu der größten Volkswirtschaft der Welt und dessen Rüstungspotential gute Beziehungen und nach Möglichkeit bessere zu unterhalten als die anderen europäischen Großmächte? Immerhin stellten die Deutschen die größte Einwanderungsgruppe der USA dar und wären somit für die Pflege guter deutsch-amerikanischer Beziehungen bei einem liberaleren Deutschland auch eine entsprechende Hausmacht gewesen.
collo schrieb:
ausserdem gabs ja da noch die monroe-doktrin, die ja nicht nur aussagte, dass sich die europäer aus amerika raushalten sollten, sondern auch, dass die usa sich aus dem europäischen gezänk heraushielten. wer konnte 1898 ahnen, dass die usa 1917 in einen europäischen krieg ziehen werden?
Europäisches Gezänk gibt es denknotwendigerweise nur dann, wenn es in Europa noch verschiedene Großmächte gibt, die miteinander zanken.
collo schrieb:
zu den dominions:
die briten hatten gelernt, dass man "weisse" kolonien anders behandeln musste als z.b indien oder die afrikanischen besitzungen. das deutsche reich besass keine vergleichbaren siedlungskolonien mit mehrheitlich weisser bevölkerung. unterschied sich die englische apartheid in kenia von der deutschen in tanganika?
Das mag ja sein. Aber was soll das mit meiner Argumentation zu tun haben?
collo schrieb:
zu serbien:
erobern im sinne von militärisch besetzen, ja, aber im sinne von annektieren??? wer wollte in wien noch mehr (süd-)slawen auf dauer ins reich aufnehmen? und zum wiederholten male: annexionen als kriegsziel waren keine deutsche besonderheit, wieso reitest du immer noch darauf herum?
Warum nicht? Du hast doch behauptet, dass "plumpe eroberungen" sekundär gewesen seien; so als ob die Erobung von Serbien oder die Annexion Nordfrankreichs nur eine sekundäre Bedeutung gehabt hätte.