Eine Meldung der bulgarischen Redaktion von Deutsche Welle
……..viele protobulgarische (ostiranische) Wörter in der modernen slawischen Bulgarischen Sprache sind bis heute ohne irgendwelche geschichtliche Erklärung geblieben.
[...] habe ich den Textabschnitt über Frau "Christina" (=Christiana) Miltschewa nach dem Text "protobulgarischen (ostiranischen) Wörter" abgesucht, aber nichts dergleichen gefunden. Vielleicht bist Du so freundlich, den folgenden Satz korrekt zu verdeutschen?
Gerne. Meine Übersetzung: “Heutzutage noch mehr Wissenschaftler wenden ihre Aufmerksamkeit an die zahlreichen iranischen Ausdrucke, die in der modernen bulgarischen Sprache erhalten sind, wie auch an die grammatischen nichtslawischen Besonderheiten, die ohne geschichtliche Erklärung geblieben sind.”
Vielen Dank für die inhaltlich korrekte Übersetzung. Also von "protobulgarischen (ostiranischen) Wörtern" ist hier nicht die Rede, das hätte mich auch sehr gewundert.
Daß es im Bulgarischen (wie auch in anderen europäischen Sprachen; Stichwörter: skytho-europäische bzw. balto-slawisch-arische Isoglossen) Wörter gibt, die mit dem Iranischen in Beziehung stehen, und daß das Bulgarische einige nichtslawische Besonderheiten aufweist, ist ja keine aufregende Neuigkeit.
Kiprian schrieb:
Ich habe schon geschrieben, dass sich genau diese Übersetzung der Protobulgarischen Zahlwörter auf die mathematische Analyse der Namensliste der Bulgarischen Herrscher basiert. Diese Analyse berücksichtigt den Vergleich zwischen der Namensliste und der Information der originellen byzantinischen Quellen. Einige der bulgarischen Herrscher wurden mit genauen Kalenderdaten auch in diesen Quellen erwähnt.
PB Language - Mathematical translation of the Calendar Terms
Die angebliche "mathematische Analyse" Dobrevs ist ein reines Phantasiegebilde. Die "genauen Kalenderdaten" der byzantinischen Quellen beschränken sich auf lediglich zwei (!) Beispiele, die bei näherem Hinsehen beide so ungenau sind, daß sich damit
keine einzige Zahl gewinnen läßt.
Petar Dobrev schrieb:
TELEC. Assumed the throne in SOMOR ALTEM (mouse, eleventh month) and governed for three years. In June 763 he suffered a catastrophic defeat and soon thereafter, not later than August, he was dethroned and probably murdered. From SOMORALTEM, which corresponds to the eleventh month of the year 760 AD, to August 763 there are two years and nine months, rounded by the authors of the Nominalia to three years.
Die byzantinischen Quellen besagen, daß er spätestens im August 763 abgesetzt wurde. Um vom August auf den "elften Monat" zu kommen, behilft sich Dobrev mit der Behauptung, daß die Autoren der Nominalia halt die Regierungszeit um drei Monate aufgerundet hätten.
Petar Dobrev schrieb:
UMOR. This last ruler of Nominalia ascended the throne in DILOM TUTOM (snake, second month) and governed for 40 days. That fits exactly the information of the Byzantine sources, as in the summer of 765 AD the Byzantine emperor mounted a campaign against Bulgaria because of the deposition of Umor.
Die byzantinischen Quellen erwähnen einen Feldzug gegen Bulgarien im Sommer 765. Daraus "schlußfolgert" Dobrev, daß Umor "exakt" im "zweiten Monat" seine 40-tägige Regierungszeit angetreten haben müsse.
Soviel zur "mathematischen Analyse" der "genauen Kalenderdaten".
Warum der geehrte hyokkose trotzdem behauptet, dass „tutom” vier und nicht zwei bedeutet, weiß ich nicht.
Warum sollte "tutom" zwei bedeuten? Dafür hast Du kein Argument geliefert, ich wüßte also nicht, was es darauf zu antworten gäbe. Du weigerst Dich, die Fakten und Argumente zur Kenntnis zu nehmen, die von ausgewiesenen Sprachwissenschaftlern geliefert werden - und verlangst dafür, daß ich mich mit den pseudowissenschaftlichen Schnapsideen des bulgarischen Nationalisten Petar Dobrev auseinandersetze? Das ist einigermaßen bizarr.
Um es mit Dobrevs Argumentation zu "beweisen": Umor bestieg im vierten Monat ("dilom tutom") den Thron, wurde im fünften oder spätestens sechsten Monat abgesetzt, worauf der byzantinische Kaiser seinen Feldzug startete. Im Sommer also - paßt exakt!
Für die von dem geehrten hyokkose gegebene Übersetzung habe ich bis heute kein einziges Argument gelesen. Leider…….
Dann kann das nur daran liegen, daß Du meiner Beiträge überhaupt nicht gelesen hast:
Auch über die Zuordnung des Wolgabulgarische gibt es überhaupt keinen vernünftigen Zweifel. Das Wolgabulgarische ist "eindeutig eine Türksprache. Das bezeugen in erster Linie die Angaben des türkischen Lexikographen Mahmud al-Kashgari im 11. Jahrhundert und die wolgabolgarischen Grabinschriften des 13./14. Jahrhunderts. [...] Vom älteren Bolgarischen und Suwarischen sind einige Namen und Wörter vor allem bei Ibn Fadlan (10. Jahrhundert) und in Kashgaris Wörterbuch (11. Jahrhundert) überliefert. So hießt z. B. im 10. Jahrhundert der Met bei den Bolgaren *sücü(w), das eine regelrechte Entsprechung zu mtü. sücig 'Wein' darstellt."
(Johannes Benzing, Das Hunnische, Donaubolgarische und Wolgabolgarische, in: Philologiae turcicae fundamenta, Wiesbaden 1959)
Aus den wolgabulgarischen Inschriften ergibt sich ziemlich klar die Zuordnung der wolgabulgarischen Sprache zum tschuwaschischen Zweig der türkischen Sprachfamilie.
Meine Beispiele zur wolgabulgarischen Sprache stützen sich allerdings nicht auf Wikipedia, sondern auf die Arbeit eines herausragenden Sprachwissenschaftlers, nämlich Johannes Benzing, Das Hunnische, Donaubolgarische und Wolgabolgarische, in: Philologiae turcicae fundamenta, Wiesbaden 1959
Diesem Artikel sind u. a. die folgenden Angaben zu entnehmen:
wolgabulgar. tüät ("vier") - tschuwasch. tăvăt - andere Turkspr. tört
wolgabulgar. biäl ("fünf") - tschuwasch. pil- - andere Turkspr. besh
wolgabulgar. altï ("sechs") - tschuwasch. ultă - andere Turkspr. altï
wolgabulgar. dshiäti ("sieben") - tschuwasch. shite - andere Turkspr. yeti
wolgabulgar. säkir ("acht") - tschuwasch. sakăr - andere Turkspr. säkiz
wolgabulgar. tochur ("neun") - tschuwasch. tăhăr - andere Turkspr. toquz
wolgabulgar. wan ("zehn") - tschuwasch. vun - andere Turkspr. on
wolgabulgar. dshiärimi ("zwanzig") - tschuwasch. shirem - andere Turkspr. yigirmä
wolgabulgar. votur ("dreißig") - tschuwasch. vătăr - andere Turkspr. otuz
wolgabulgar. älyv ("fünfzig") - tschuwasch. allă - andere Turkspr. ällig
wolgabulgar. gür ("hundert") - tschuwasch. sher - andere Turkspr. yüz
wolgabulgar. ïvïl ("Sohn") - tschuwasch. yval - andere Turkspr. oghul
wolgabulgar. hïr ("Mädchen") - tschuwasch. her - andere Turkspr. qïz
wolgabulgar. küän ("Tag") - tschuwasch. kun - andere Turkspr. kün
wolgabulgar. ayïch ("Monat") - tschuwasch. uyăh - andere Turkspr. ay
wolgabulgar. dshal ("Lebensjahr/-alter") - tschuwasch. shul - andere Turkspr. yash
Die donaubulgarischen Zahlwörter passen weder zum iranischen noch zum slawischen noch zu sonst einem indoeuropäischen Zahlensystem, sie passen aber (welch ein Wunder!) sehr gut zum wolgabulgarischen Zahlensystem, und dessen Verwandtschaft zum türkischen - genauer gesagt zum tschuwaschischen - Zahlensystem steht außer Zweifel:
3 = Donaubulgarisch vechem, Tschuwaschisch vidsh
4 = Donaubulgarisch tutom, Wolgabulgarisch tüät , Tschuwaschisch tăvăt
6 = Donaubulgarisch altom, Wolgabulgarisch altï , Tschuwaschisch ultă
7 = Donaubulgarisch chitem, Wolgabulgarisch dshiäti, Tschuwaschisch shite
8 = Donaubulgarisch shehtem, Wolgabulgarisch säkir , Tschuwaschisch sakăr
9 = Donaubulgarisch tvirem, Wolgabulgarisch tochur , Tschuwaschisch tăhăr
Fazit:
Jeder mit normal funktionierendem Gehirn wird die Annahme, daß Donaubulgarisch und Wolgabulgarisch keine total verschiedenen Sprachen waren, für einigermaßen plausibel halten. Diese Annahme läßt sich durch die Tatsache belegen, daß die donaubulgarischen Zahlen ziemlich gut zu den wolgabulgarischen Zahlen passen.