Noch einmal: zur Chasuariererfrage
Nebenbei bemerkt sei nur erwähnt, daß man auch versucht hat, den Landschaftsnamen Westfalens auf die Falchovarier zurückzuführen.
Wie dem auch sei, ich habe mir einmal die Mühe gemacht, bei Luwig Schmidt (Die Westgermanen. München: C. H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung) in zwei Teilen (1. Teil: 1938 + 2. Teil: 1940) nachzulene, was er so von den Chasuariern berichtet.
Es ist da nicht sehr viel mehr als das, was auch etwas später Ernst Schwarz (Germanische Stammeskunde. Heidelberg: Carl Winter, 1956) bezüglich dieses Stammes feststellt, daß nämlich die Chasuarier (hier: die Hasuarier) "
nach ihrem Namen an der Hase gewohnt haben und auch dem Druck der Chauken weichen mußten. An sie erinnert der Hasegau." (S.129; Hervorhebung von mir)
Ludwig Schmidt ist dabei nur etwas ausführlicher, in dem er ohne eigentliche Argumente behauptet, die Auffassung einer mögliche Identifikation von Chasuariern und Hasuariern sei völlig verfehlt. Insbesondere richtet Schmidt (1938, S.35; 1940, S.205) sich damit gegen Ernst Kornemann (
Zu den Germanenkriegen unter Augustus.Klio 9, 1909, pp. 422-449) sowie gegen die Angabe bei einem gewissen Steche (
Altgermanien im Erdkundebuch des Cl. Ptolemäus. 1937)
Zwar habe ich die Arbeiten noch nicht konsultieren können; aber es erscheint mir etwas spekulativ wenn Ludwig Schmidt die Chasuarier sogar nach Süden wandern läßt:
Ludwig Schmidt schrieb:
Sie scheinen sich zunächst an der oberen Lippe niedergelassen zu haben (hier dürfte sie Tacitus Germ. 34 [a tergo der Angrivarier und Chamaven] lokalisieren), von wo sie später noch weiter nach Süden gezogen sind. (Schmidt, 1938, S.35)
Immerhin soll es es eine sog. Veroneser Völkertafel geben, demnach sich der Stamm der Chasuarier "später unweit des nördlichsten Teil des obergermanischen Limes in der Nachbarschaft der Usipier sich niedergelassen hatte und unter römischer Oberhoheit lebte" (Schmidt, 1940, S.199)
Um ehrlich zu seien: Hier traue ich dem Autoren nicht so recht, denn eine Verteibung der Chasuarier von der Hase durch Chauken ist bei Schmidt nur interpoliert nach dem analogen Vorgang im Falle der Amsivarier, die schließlich an der oberen Wupper landeten. Ein später überlieferter Hasegau kann auch einfach nach dem Nebenfluß der Ems benannt worden sein.
Vorläufiges Fazit: Ich bleibe an der Frage dran, aber ich halte entgegen der Auffassung etwa von Ludwig Schmidt durchaus an der Möglichkeit fest, daß die Chasuarier, die in Tacitus
Germania im Rücken der Agrivarier und Chamaven saßen, d. h. mindestens östlich des Münsterlandes, von wo die Brukterer vertrieben wurden (s. angehängte Graphik: Ausschnitt aus Schwarz, 1956, S.114, Abb. 12:
Die nordwestdeutschen Stämme im 1. Jh. n. Chr.) hier auch ursprünglich saßen und daß man sie durchaus mit den anderweitig überlieferten Chattuariern versuchen kann, zu identifizieren.