kannst auch die Quelle deiner Zitate angeben: Die Geschichte des Osmanischen Reiches von Suraya Faroqhi, siehe hier das Original:
http://www.geschichtsforum.de/f42/osmanisches-reich-ungarn-14346/#post230582
Hättest auch den nächsten Satz zitieren können, oder passt das dann nicht mehr in das
Joch-Klischee? Zitat: "Aber die Praxis war oft toleranter als Rechtssätze und Sultansbefehle..."
Es ist doch so, dass Aussagen, dass z.B. rechtlich eine Kopfsteuer gezahlt werden musste, Häuser nicht höher gebaut werden durften, usw. nicht im luftleeren Raum gestellt werden sollten, um nicht eine Schieflage zu erhalten.
Sie gehören in den historischen Kontext, und müssen um die Realität erweitert werden, wie die rechtlichen Bestimmungen in der Praxis tatsächlich ausgesehen haben. Ausserdem gibt es Jahrhunderte und Gebiete, in denen es schlechter oder besser gelang, ein gedeihliches Miteinander zu gestalten.
Ich habe obige Aussage welche du von mir zitiertest gar nicht deshalb gesagt, und als PS nachträglich eingefügt, weil ich etwas beschönigen wollte, sondern im Gegenteil anfügen wollte, dass ich nichts beschönigen wollte. Nun kommst du mit "Euphemismus"? Wärst du zufriedener gewesen, ich hätte deinen Terminus anno dazumal genutzt und geschrieben: "Natürlich wurden die Untertanen der Osmanen in einigen Reichsteilen zu bestimmten Zeiten
unterjocht."
Damit ist im Übrigen noch gar nichts darüber gesagt, von wem sie unterdrückt wurden, warum, und was der Auslöser war.
Wenn wir z.B. einfach mal die Dschizya/cizye anschauen, dann stellen wir fest, dass in einigen Zeiten die gesamten Abgaben, inkl. Dschizya der Bauern geringer war, als unter den Bauern der christl. Nachbarn. Beim Osm. Reich brauchten die nichtmuslimischen Bauern auch keinen Militärdienst leisten, konnten also im Gegensatz zu ihren muslimischen Bauernnachbarn ihre Arbeitskraft voll der Landwirtschaft widmen.
Und was passierte im 19. Jahrhundert, als unter den Nichtmuslimen die Kopfsteuer abgeschafft wurde, sie den Muslimen gleichgestellt wurden, und ebenfalls zum Militärdienst eingezogen werden sollten? Die meisten Nichtmuslime zahlten lieber eine Befreiungsgebühr nicht zum Militär zu müssen, und stattdessen ihre Felder bestellen zu können, wählten also "freiwillig" eine neue Art der Kopfsteuer.
Siehe auch hier die 4. Vorlesung zur Konversion:
http://www.geschichtsforum.de/372256-post18.html
Und wenn wir den historischen Kontext erweitern um die christliche Nachbarn der Osmanen, wie wurde denn dort mit Minderheiten umgegangen?
Da gab es meistens gar keine größeren Minderheiten mehr!
Eine solche große heterogene bunte Mischung, wie manch faszinierter christl. Reisende in Aleppo, Damaskus, Alexandria, Izmir, Istanbul oder Saloniki vorfand, war den meisten christl. Städten fremd.
Zum sozialen Rang auf dem Balkan, mit deinem obigen Satz hast du Recht, wenn du es nur auf das militärische beschränkst, ansonsten wurde ein sozialer Aufstieg ohne Konversion ermöglicht, ein christl. Großmarktvorsteher, ein Bänker, ein Leinenmanufakturbesitzer war durchaus sozial höherstehend in der Stadt, als ein musl. osmanischer Offizier einer Garnison.
Übrigens wurden nicht nur Kirchen enteignet und umgewandelt (oft gegen Entschädigung), sondern auch welche gebaut und restauriert.
Aber vielleicht setzen wir unsere Diskussion lieber in osmanischen Threads fort? Denn hier geht es ja mehr um Feindbilder.
:winke: