Zitat von Ursi: In der Schweiz gab es keine KZ's.
Meines Erachtens wurden die KZ´s einfach nur als Gefangenenlager umfunktioniert. Es herrschten dort doch schreckliche, fast menschenunwürdige Bedingungen. Zwangsarbeit und Erschießungen waren an der Tagesordnung. Ein Beispiel ist das KZ Büren an der Aare von 1940 bis 1945- ein Internierungslager mit Stacheldraht, Baracken und Wachtturm.
Vorbild für dieses Lager waren die KZ´s in Deutschland, so im Sachbuch "Concentrationslager Büren an der Aare" von den Historikern Jürg Stadelmann und Selina Krause. Die Zivilisten wurden von Soldaten mit Schäferhunden und aufgepflanzten Bajonetten bewacht.
Gibt mir bitte die Zahlen der täglichen Erschiessungen in dem Lager.
Es war kein KZ auch wenn man das gerne so sehen würde.
Zitat: Die martialische Umgebung wirkte angesichts der bereits erlebten Schrecken besonders beängstigend. Nebst Kälte und miserablen hygienischen Bedingungen machte den Männern, Frauen und Kindern auch Hunger zu schaffen, obwohl trotz Rationierung genügend Lebensmittel vorhanden waren.
Siehe unten die neuste Forschung.
Ich möchte nicht´s dramatisieren, aber die unsensible Auseinandersetzung der Schweiz mit diesem dunklen und unrühmlichen Kapitel stört mich zutiefst. Von den wahren Helden steht in der Schweiz bis heute kein Denkmal und in den Geschichtsbüchern ist kein Kapitel über die Schweiz und den Nationalsozialismus zu finden.
Da bist du aber nicht auf dem neusten Stand. Lies die 25 Bänder des UEK, siehe unten.
Dann gibt es das Buch:
Hinschauen und Nachfragen
"Die Schweiz und die Zeit des Nationalsozialismus ..."
Lehrmittelverlag des Kantons Zürich
2006
In Zürich und an vielen andern Orten gibt es für die polnischen Arbeiter Dankestafel (die gab es schon zu meiner Schulzeit).
Könnt Ihr mir helfen, dieses dunkle Kapitel weiter aufzudecken?
Was wisst Ihr über diese KZ´s die als Flüchtlings- oder Auffangslager getarnt waren?
Wie waren die Bedingungen und wieviele Insassen wurden interniert?
Steht alles im Band 17 über Flüchtlinge. Man muss nur die richtigen Geschichtsbücher suchen.
Ich habe das Buch gefunden, welches du ansprichst. Werde es in einer Bibliothek bestellen und mal nachlesen was darin steht. Du kannst deine Quelle ruhig angeben.
Schweiz im Zweiten Weltkrieg: KZ Bren an der Aare 1940-1945: "Brs" -- "Auf die gleiche Art wie in Deutschland"
Hast du schon einmal von den Studien der UEK gehört? Wenn nein, dann solltest du dringend diese 25 Bände anschauen. Denn da wird das Thema Schweiz-Nationalsozialismus genau behandelt.
Im Band 17 geht es um die Schweiz und die Flüchtlinge zur Zeit des Nationalsozialismus. Erschienen ist der Band im Chronos-Verlag im Jahr 2001. Also nach dem Buch welches du zitiert hast.
Darin werden auch die Lager beschrieben. Darin werden zwei Lager unterschieden, die Zivilen und die Militärischen. Die militärischen Lager waren Auffanglager welche die Armee seit 1942 errichtete. Diese Lager unterstanden der militärischen Leitung.
Die zivilen Massenlager, waren wie es der Name schon sagt Massenlager. Da gab es wenig Raum. Es ging bei diesen Lagern darum die Flüchtlinge kostengünstig zu versorgen. Man organisierte Arbeitseinsätze, da es auch in der Schweiz mangels an Arbeitskräften gab, durch den Krieg.
Die ZLA hatte 1944 96 Lager und Heime in Betrieb. In den Massenunterkünften lebten in der Regel zwischen 100 und 200 Personen. In einigen Heimen bis zu 500 Flüchtlinge unterschiedlicher Herkunft.
Es gab Heime und Lager, in denen nur Flüchtlinge aus demselben Staat wohnten, andere für rituell lebende Juden oder für Jugendliche.
Ab dem Sommer 1940 kamen die Flüchtlinge unmittelbar nach dem Grenzübertritt mit der Armee in Berührung. Die erste Nacht verbrachten viele in den Gefängnissen. Dies war ein Schock, da sie nicht wussten ob sie wieder zurück geschickt werden oder nicht. Dann kam die Befragung durch die Heerespolizei. Danach kamen sie in ein militärisches Auffanglager. Zur Tagesordnung in den Lagern gehörten Inspektionen und Appelle.
Mitte November 1942 lebten mehr als 4500 Flüchtlinge in militärisch geleiteten Lagern. Für viele dauerte der Aufenthalt mehrere Monate, manchmal auch ein halbes Jahr. Zu Beginn des Jahres 1943 waren 26 Auffanglager in Betrieb. Als Lokalitäten dienten häufig alte Fabrikgebäude, die kaum heizbar waren.
Da die Armee die Auffangzentren in grosser Eile aufgebaut hatte, traten zahlreiche Mängel auf. Vor allem die Zustände in Büren gab Anlass zur Kritik.
Und nun kommen wir zu dem von dir erwähnten Lager.
Dieses Lager war ursprünglich für polnische Militärinternierte erbaut worden. Es war ein Barackenlager und wurde im Spätherbst 1942 in ein Auffanglager umfunktioniert und beherbergte zeitweise 600 - 700 Flüchtlinge. Die Einrichtungen waren völlig ungenügend und der Massenbetrieb stiess an organisatorische Grenzen. Der Lagerkommandant und ein Teil des Lagerpersonals galten als notorische Antisemiten. Ein Hauptproblem bildete die Verpflegung. Es gab kein frisches Obst und laut Flüchtlingsbericht nur fettlose Kost. Die Menschen hatten Hunger. Ausserhalb des Lagers kursierte das Gerücht, in Büren würden die Flüchtlinge nachts auf die Felder schleichen und Kartoffeln ausgraben, um den Hunger zu stillen.
Als zu Beginn des Jahrs 1943 eine Untersuchung stattfand, kam ans Licht, dass in Auffanglagern lange kleinere Rationen als die zivilen Rationen für die Verpflegung verwendet wurden. Die militärischen Behörden berücksichtigten kaum, dass viele Flüchtlinge seit langem an Unterernährung gelitten hatten, und hielten sich schlicht für unersättlich.
Viele Mängel der Auffanglager waren darauf zurückzuführen, dass die Armee Mühe hatte, geeignetes Personal zu finden.
Das unangemessene Beharren auf Ordnung und Disziplin war mit ein Grund, weshalb nicht nur die Flüchtlinge die Auffanglager mit den französischen Internierungslagern verglichen.
Zur Beschäftigung der Flüchtlinge
Seit dem Frühling 1940 galt für alle in den Lagern eingewiesenen Emigranten die Arbeitspflicht. Von der Beschäftigung der Flüchtlinge versprach sich der Bundesrat nicht nur einen Nutzen für die Kriegswirtschaft und die Landesverteidigung, sondern er war auch der Überzeugung, dass die Erfahrungen in manuellen Tätigkeiten die Emigrationschancen erhöhen würden. Die Leistungen der Männer kamen hauptsächlich den Bauvorhaben der Armee und der Landwirtschaft zugute. Die Frauen verrichteten Hausarbeiten und nähten, flickten und strickten für die männlichen Flüchtlinge in den Lagern und teils auch für die Armee.
Der Sold in den Arbeitslagern lag anfänglich bei einem Franken pro Tag, für Flüchtlinge die schon längere Zeit in Lagern gelebt hatten, wurde er 1942 auf 1.80 Franken erhöht. In den Heime, lag die Entschädigung mit 20 Rappen beträchtlich tiefer.
Flüchtlinge die von der Schweiz nach New York reisten, berichteten 1940 einem Journalisten über die Lebensbedingungen in den Lagern. Einer sagte, er und seine Kameraden hätten Bauarbeiten verrichtet, einschliesslich Steinhauarbeiten für den schweizerischen Strassenbau. Wir waren nicht Gefangene aber solche Arbeit waren wir nicht gewohnt. Wir erhielten gute Nahrung und eine Unterkunft.
Diese Aussagen widerspiegeln die gemischten Gefühle, mit denen die Flüchtlinge auf die Arbeitspflicht reagierten. Mancher war froh, eine Beschäftigung zu haben und andere waren der Arbeit nicht gewachsen, da viele der Flüchtlinge keine körperliche Arbeit gewohnt waren.
Die Berufstruktur der Flüchtlinge setzte sich aus akademischen und freien Berufen zusammen. In den Lagern waren vorwiegend Ärzte, Juristen, Journalisten, Kaufleute, Coiffeure, Schneider, Optiker und Musiker vertreten.
Im Verlaufe der Kriegsjahre gewann die Beschäftigung in der Landwirtschaft immer grössere Bedeutung. Die Flüchtlinge mussten bei der Ernte mithelfen.
Ab 1943 wurden Männer und Frauen, anfänglich gegen ihren Willen, im Einzeleinsatz zu Bauern geschickt.
Im Herbst 1943 arbeiteten 1100 männliche Flüchtlinge bei Bauern, 1944 waren es 1780 und im August 1945 5000.
1944 waren es 630 weibliche Flüchtlinge die in Haushaltungen arbeiteten.
Quelle:
Unabhängige Expertenkommission Schweiz-Zweiter Weltkrieg
Die Schweiz und die Flüchtlinge zur Zeit des Nationalsozialismus
Chronos-Verlag 2001
Band 17
Die Aufarbeitung der Schweiz mit ihrer Geschichte und Rolle im Zweiten Weltkrieg hat meiner Ansicht nach zu spät begonnen. Ist jetzt aber soweit abgeschlossen.