(Tja, einige haben inzwischen schon geantwortet (ich mein, während ich hier diesen Post geschrieben habe), insofern ist mein Post evtl. "veraltet"...)
Ich glaube, wir müssen da ein wenig unterscheiden:
1. War ein Krieg religiös legitimiert (manchmal auch erst nachträglich durch Chronisten, um ihn "gerecht" erscheinen zu lassen), auch zu dem Zwecke der Mobilisierung und der möglichen Stärkung der Kampfkraft, in Wirklichkeit aus heutiger Sicht jedoch ein "schnöder" Territorialkrieg oder politischer Krieg oder "Beutekrieg".
2. Oder war ein Krieg wirklich ein "religiöser" Krieg? Indem es vor allem um das "Seelenheil" der unterworfenen Bevölkerung ging, und erst in zweiter Linie um Macht und Reichtum. Der vorrangige Antrieb aus der Religion erfolgte, oder durch religiöse "Deuter" angetrieben wurde.
(Beispiel: Im Osm. Reich waren die
meisten Kriege Territorialkriege. Sie richteten sich gleichermaßen gegen Muslime im Osten wie gegen Christen im Westen. Dabei wurden zu diesem Zwecke ggf. gemischtreligiöse Allianzen geschlossen. Dennoch wurden sie in osm. Chroniken manchmal religiös verbrämt. Erst recht in westl. Chroniken, aber diese sollten oft nicht "sachlich" osm. Kriege beschreiben, sondern waren nicht selten nach innen gerichtet, entweder als Aufforderung zu Reformen und/oder Kritik z.B. am Papst, oder sollten der Erstellung eines Feindbildes dienen und die Massen mobilisieren.)
Ich wette, bei diesen beiden Kategorien werden wir auch bei den Tibetern oder den hind. Indern fündig werden.
Bei der islam. Expansion wurde die Toleranz in dem Moment geringer, als immer mehr Christen zum Islam konvertierten. Dadurch wurde es notwendig, einen neuen "Kitt" der Gesellschaft, die nun immer mehr musl. geprägt war, herzustellen, also eine Vereinheitlichung nach innen herzustellen und die unterschiedlichen Strömungen wieder stärker zu verbinden.
Als die Umayyaden durch die Abbasiden 750 abgelöst wurden, fand z.B. nach mehr als 130 Jahren islamischer Herrschaft für etwa 5 Jahre zwischen 780-785 eine Welle auch gewaltsam durchgeführten Zwangsislamisierung bei den Manichäern statt (die im Gegensatz zu Zoroastrern als wirkliche Polytheisten galten). Ansonsten gab es für Jahrhunderte nicht viel über Zwangsislamisierungen zu berichten. (ab dem 16. Jh. gab es aber Zwangsschiitisierungen im Iran durch die Safawiden, wodurch der vormals mehr sunnitische Iran, erstmals mehrheitlich schiitisch wurde.. bis heute. Es gab innerhalb des Islams manchmal Verfolgungen von Muslimen anderer Richtungen. Von Anfang an. Erinnert an die christlichen "Religionskriege", vielleicht sind innerreligiöse Kriege sogar in der Geschichte verbitterter geführt worden, als interreligiöse Kriege?)
Übrigens ging es den islam. Herrschern meist darum, das Herrschaftsgebiet zu verbreiten, nicht den isl. Glauben. Es war meist
nicht das Staatsziel zu missionieren. (Die früher oder später erfolgende Konversion galt eh als selbstverständlich, hatte man doch die letzte und aktuellste und präziseste Offenbarung Gottes erhalten. Insofern wurde jeder eingeladen, z.B. durch das eigene Vorbild, zur neuen Religion zu wechseln. Es wurde aber meistens individuell gehandhabt, nicht indem z.B. der Herrscher Geistliche in alle Winde losschickte, um die Nichtmuslime zu missionieren.)
(Bulliet ist nicht unumstritten für seine Darstellung des Konversionverlaufs in Ägypten, für Iran gilt seine Darstellung allerdings als eine der bestmöglichen Annäherungen.)
Ansonsten kann man auch hier mehr Infos finden:
http://www.geschichtsforum.de/f48/unterschied-zwischen-dschihad-und-kreuzzug-26714/#post407892
oder hier:
http://www.geschichtsforum.de/f48/unterschied-zwischen-dschihad-und-kreuzzug-26714/index2.html
und so weiter...