Mutmaßl. und tatsächl. röm. Streckenverläufe/Fundplätze n.d. 9-/10-Leugen-Hypothese

Auffällig ist, dass die Römer spätestens seit der Eroberung der Gallia cisalpina mit den gehäuften 9- und 10-Leugen-Distanzen begannen
Bisher sehe ich keinen Anlaß, von einer auffälligen Häufung der 9-/10-Leugen-Distanzen auszugehen. Selbst wenn wir bis ins 2. Jhd. BC zurückgehen, reden wir von mehreren hundert Streckenabschnitten auf römischen Straßen, von denen Du bisher nur einen winzigen Bruchteil hier vorgestellt hast. Abgesehen davon, daß selbst von den vorgestellten Etappen nur die wenigsten mehr als einen ersten Blick wert waren, taugen anekdotisch angeführte Einzelbeispiele nicht als Beleg für statistisch auffällige Verteilungen in einer Datenmenge. Besteht die Möglichkeit, Einblick zu nehmen in Deine Gesamtdatenbasis?
 
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Speziell bezeichnet limitatio eine kultische Handlung, bei der die Hauptachsen einer zu gründenden Siedlung festgelegt wurden,

Der Vorgang als kultische Handlung geht auf die Etrusker zurück, weshalb in der Frühzeit die Limitation Aufgabe eines Priesters war, später verlor die Handlung einiges von ihrer religiösen Signifikanz.

[Wikipedia]

Deine 8/9 Leugen-Theorie dreht sich doch um den Punkt, wo und in welchen Abständen Siedlungen (Lager, Kastelle) angelegt wurden und nicht nach welchen Achsen sie ausgerichtet sind!?
Da reden wir doch von vollkommen unterschidlichen Dingen!
 
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Ja.

Abgesehen vom Einwand von Xander, dass es bei dir ja nicht um die Festlegung der Achsen einer Siedlung oder eines Lagers geht, sondern um die Abstände dazwischen und dies durch den Artikel (und auch nicht durch den Artikel im Kleinen Pauly z.B.) belegt wird, ergeben sich daraus natürlich wieder eine ganze Reihe von Fragen:

1. Ursprung der Etrusker:

Natürlich gehen viele kultische Angelegenheiten auf die Etrusker zurück. Wenn aber auch die exakte Abstandsmessung und darauf basierende Festlegung von Lagerplätzen und Siedlungen auf sie zurückgehen soll, dann muss das auch an etruskischen Siedlungen nachvollziehbar sein.

Jetzt habe ich bei deinen Fähigkeiten, ergebnisorientiert zu messen, keine Zweifel daran, dass man auch etruskische Städte so vermessen kann, dass eine Entfernung von 9/10 Leugen herauskommt.

Nur hätten wir dann einen Ursprung dieses ganzen Systems, das wir ja wohl in die Zeit mind. 500 v. Chr. (Ende der Hochzeit der Etrusker) datieren müssten. Also rund 700 Jahre vor dem ersten gesicherten Auftreten der Leuge!

2. Geographie

Wenn das ganze auf die Etrusker zurückgeht, warum wurde die Leuge dann nicht zum allgemein anerkannten Maßstab der Römer? Warum haben die mehrheitlich in Meilen gemessen und kommt die Leuge nur in Gallien vor?

3. Geltungsdauer

Wenn es auf die Etrusker zurückgeht, dann haben wir einen logischen Beginn um 500 v. Chr (spätestens). Du willst das System auch bei konstantinischen Kastellen gefunden haben. Das System gilt also die ganze römische Zeit über. Es ist erklärungsbedürftig, warum man Nachweise auf Leugen nur zu einem ganz kleinen Ausschnitt dieses Zeitraums hat.

4. Ziviles und militärisches

Wenn das ganze eine kultische Angelegenheit ist, und die Limitation eine Sache ist, die die Anlage sowohl von militärischen Lagern als auch zivilen Siedlungen ist, dann ist nicht erklärbar, warum dann gerade die zivilen Siedlungen zwischen Mainz und Köln nicht nach dieser kultischen Vorgabe angelegt wurden, da die Entfernungen da ja eindeutig nicht ins System passen!

Ich glaube nicht, dass du mit Hinweis auf die Limitation viele Probleme lösen kannst, sondern dir nur mehr schaffst, denn das erklärt wenig!

Ansonsten sind noch viele Fragen von gestern 22:48 offen!

Was wurde bei den angesprochenen Routen in Italien und Gallien vermessen? Römische Lager, zivile Siedlungen, irgendwas anderes?

Wo genau sind die Messpunkte?

Wie werden all die Punkte und Orte datiert?

Woher wissen wir, woher die Legionen stammten, mit denen Germanien erobert werden sollte?
 
Deine 8/9 Leugen-Theorie dreht sich doch um den Punkt, wo und in welchen Abständen Siedlungen (Lager, Kastelle) angelegt wurden und nicht nach welchen Achsen sie ausgerichtet sind!?

Es geht bei Divico um 9 oder 10 Leugen. Die 8-Leugen-Theorie ist von mir. ;)

Und ob es bei Divico um Siedlungen geht oder nicht, ist im Moment schwer zu entscheiden. Die bedeutendste Siedlung an der Rheintalstraße (Köln) hat er in den letzten Tagen eher versucht auszuklammern (Beiträge vom 29.12.2015):

[Edit: Um Missverständnissen vorzubeugen, die CCAA war als zivile Siedlung nicht Teil der Kastellkette.]
Aber hier am Rhein haben wir jetzt doch ausschließlich Kastelle und ihre jeweiligen Tore

...

Wenige Jahre später, als sich die Angst gelegt hatte, wurden sie dann wieder abgezogen und Köln wurde wieder so zivil wie es geplant worden war.

Die Limeskastelle lagen nördlich und südlich der CCAA.

Das kann sich aber jederzeit wieder ändern. Gehört vielleicht schon zum "Geschwätz von vorgestern".

http://www.geschichtsforum.de/f28/ausava-wei-enseifen-oos-51729/index3.html#post760455




Jetzt werden anscheinend die ollen Kamellen von vorvorgestern wieder hervorgekramt und vorrömische Stadtgründungen in Norditalien präsentiert. Von den norditalienischen Distanzen habe ich damals nur eine Stichprobe überprüft. Dabei hat sich - wie in allen anderen Fällen auch - herausgestellt, dass unter den präsentierten Distanzen nur eine einzige einwandfrei ermittelt war.
Das andere italienische Beispiel, das ich mir näher angesehen habe, bezog sich auf die Via Appia.
Ich fasse noch einmal die "Kunstgriffe" zusammen, die Divico aufgewendet hat:
- Die Zeitstellung ist egal.
- Vorhandene Meilensteine werden ignoriert.
- Nachgewiesene Straßenstationen werden ignoriert.
- Punkte, zu denen die genaue Lokalisierung nicht bekannt ist, werden genau dort auf die Landkarte gesetzt, wo man sie "braucht".
- Wenn keine römischen Siedlungen, Kastelle oder Straßenstationen verfügbar sind, wird einfach irgendwas genommen - eine Brücke tuts auch.
- Wenn überhaupt keine römischen Befunde vorhanden sind, wird eine moderne Siedlung genommen, zu deren Geschichte nichts bekannt ist.

Da mich persönlich Straßen, Kastelle und Siedlungen in den germanisch-rätischen Provinzen mehr interessieren als italienische Streckendistanzen, werde ich mich damit im Moment auch nicht weiter befassen und kehre lieber zur Rheintalstraße zurück.
 
Da mich persönlich Straßen, Kastelle und Siedlungen in den germanisch-rätischen Provinzen mehr interessieren als italienische Streckendistanzen, werde ich mich damit im Moment auch nicht weiter befassen und kehre lieber zur Rheintalstraße zurück.

Das ist aber schade... ich hätte es am liebsten, wenn Divicos Aufmerksamkeit auf die Abzweigungen der Via Augusta in Andalusien v.a. im Raum zwischen Iliberris/Granada und Sexi/Almuñécar/Salobreña/Motril gelenkt würden, da suche ich noch nach einer römischen Verbindung vom Raum Granada zur Küste.

Und in Nordspanien wäre mal eine Überprüfung der x-Leugen-Hypothese anhand der augusteischen Eroberung Kantabriens, Asturiens und Galiciens zur Erschließung der Goldminen Nordpaniens spannend. Das fand zwar etwas früher als die Sicherung der linksrheinischen Gebiete statt, aber wenn schon die augusteische Zeit der Marker ist... :pfeif:
 
Das ist aber schade...

Ich bin jedenfalls gerade auf dem Weg von Straßburg aus weiter nach Süden. Da halte ich mich an:
Michel Reddé, Befunde und Erkenntnisse zu den römischen Militäranlagen am Oberrhein in augusteischer und tiberischer Zeit (In: "Über die Alpen und über den Rhein..." Hrsg. Gustav Adolf Lehmann und Rainer Wiegels, Berlin/Boston 2015)

Reddé stellt zunächst die von Jean-Jaques Hatt (L'Alsace celtique et romaine, Wettelsheim 1978) hypothetisch lokalisierten "castella Drusiana" der elsässischene Ebene vor. Von Nord nach Süd:

Forstfeld
Straßburg
Kunheim-Biesheim (Argentovaria)
Kembs ("Cambete" laut Peutinger-Tafeln und Itinerarium Antoninii)
Basel

Die drususzeitliche Einordnung ist in den meisten Fällen nicht zu halten:

Zu Forstfeld "wissen wir heute nicht viel Neues".
Die drususzeitliche Datierung von Straßburg ist willkürlich: "Der älteste numismatische Siedlungsbefund scheint nicht früher zu sein als allenfalls das Ende von Haltern und muss daher eher an den Beginn von Tiberius' Regierungszeit datiert werden..."
Biesheim: "Die jüngsten Ausgrabungen von Oedenburg belegen ebenso eine militärische Besatzung, die nicht früher als in das zweite Jahrzehnt n. Chr. datieren kann." Das erste Militärlager wird "auf die Jahre 15-20 n. Chr." datiert.
"Im Fall von Kembs ist das Lager noch nicht lokalisiert, wenn auch ein Reitergrabstein und Militaria, darunter viele Teile von Pferdegeschirr, die Hypothese eines Militärpostens wahrscheinlich machen. Allerdings muss die Datierung für den Moment offen bleiben."
Basel (Münsterhügel) ist aber sehr alt: "Nach einer detaillierten Studie des gesamten an diesem Ort ausgegrabenen Materials hat E. Deschler-Erb im Horizont III, der um 30-25 v. Chr. beginnt, die Präsenz regulärer Soldaten der römischen Armee nachgewiesen, und zwar vor allem für die Zeit von Dangstetten und der Alpeneroberung."

Von Basel rheinaufwärts haben wir noch den frühen Stützpunkt Vindonissa (Windisch), der 14 n. Chr. zum Legionslager ausgebaut wurde. Außerdem "die mögliche Installation eines castellum vor den Toren der römischen Kolonie Augst unter Tiberius und den Militärposten Konstanz, der um 20 gegründet wurde".

Eventuell wären noch zwei Militärposten einzukalkulieren: Ehl und Ungersheim-Thurwald. Hier "fehlt eine eingehende und moderne archäologische Untersuchung".

Ab Seltz haben wir Distanzen aus tiberischer Zeit (einschließlich der genannten hypothetischen oder zeitlich nicht einordenbaren Standorte)

Salesio/Seltz - Forstfeld: Luftlinie 6 km, moderner Fußweg 8 km
Forstfeld - Straßburg: Luftlinie 37 km, moderner Fußweg 42 km
Straßburg - Ehl: Luftlinie 25 km, moderner Fußweg 28 km
Ehl - Biesheim: Luftlinie 37 km, moderner Fußweg 40 km
(ohne Zwischenstation Ehl: Straßburg - Biesheim: Luftlinie 62 km, moderner Fußweg 64 km)
Biesheim - Thurwald: Luftlinie 26 km, moderner Fußweg 30 km
(ohne Zwischenstation Thurwald: Biesheim - Kembs: Luftlinie 40 km, moderner Fußweg 42 km)
Thurwald - Kembs: Luftlinie 23 km, moderner Fußweg 28 km
Kembs - Basel: Luftlinie 16 km, moderner Fußweg 17 km
Basel - Augst: Luftlinie 10 km, moderner Fußweg 11 km
Augst - Windisch: Luftlinie 38 km, moderner Fußweg 42 km
Windisch - Konstanz: Luftlinie 74 km, moderner Fußweg 85 km

Da ist wieder keine einzige 9- oder 10-Leugen-Distanz dabei.
Zwar finden sich mehrere Distanzen im Bereich um die 40 km, doch die belegen eine 9/10-Leugen-Regel ebensowenig wie eine 8/11-Leugen-Regel.

EDIT: Dangstetten sollte natürlich noch mit auf die Liste:
Windisch - Dangstetten: Luftlinie 14 km, moderner Fußweg 18 km (8 Leugen!!!) :D
 
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Die 8-Leugen-Theorie ist von mir. ;)

Und damit der Spaß nicht zu kurz kommt:

Kembs - Basel: 8 Leugen!
Basel - Rheinfelden* (über Vindonissa): 8 Leugen!
Rheinfelden - Oeschgen**: 8 Leugen!
Oeschgen - Vindonissa: 8 Leugen!
Vindonissa - Römerlager Dangstetten: 8 Leugen!

:banana:

* Wikipedia:
"Durch das spätere Stadtgebiet Rheinfeldens verlief eine Römerstrasse ostwärts über den Bözbergpass nach Vindonissa (Windisch). Eine Strassenkreuzung im Bereich des heutigen Gasthofes «Drei Könige» war vermutlich Standort einer Zollstation"
** Da lasse ich mir noch was einfallen.
 
Da Pässe ja auch in die Hypothese miteinbezogen wurden, musst du auch diesen miteinbeziehen. ;)

Durch die Hypothese ist die Distanz vorgegeben. Was in die vorgegebene Distanz nicht passt (ob Pass oder Nicht-Pass), wird auch nicht mit einbezogen. Kleinkram wie Pässe oder zivile Siedlungen (Köln etc.) dürfen da schon mal außen vor bleiben.

Mein 8-Leugen-Beispiel hat immerhin eine Straßenkreuzung (mit vermuteter Zollstation, aber hallo!) aufzuweisen. Und Oeschgen (mittelalterlich: Escecon) lässt sich überraschend zwanglos auf lat. esca zurückführen. Wenn da mal nicht ein Versorgungslager dahintersteckt, wo sich die Legionäre mit Proviant eindeckten!
 
Liebe Leute,

viele Fragen haben sich angestaut und es sieht wohl so aus, als drückte ich mich. Jedoch fehlt mir im Moment einfach die Zeit auf alles einzugehen, da andere Pflichten Vorrang haben.

Gern würde ich auch mit @Alfirin die schottischen Kastelle erkunden, nach @El Quijotes spanischen Straßen suchen, nebenbei die römische Landvermessung und ihre Ursprünge diskutieren, sowie auf viele andere Fragen ausführlich antworten, aber ich schaffe es zeitlich nicht. Ab dem Wochenende gibt es ein paar Tage Luft, dann werde ich mich bemühen, das eine oder andere noch abzuarbeiten.

Bis dahin hätte ich für die wirklich an der Sache Interessierten eine kleine Aufgabe. ;)

@Sepiola hat mich mit seinem Ausflug in die Schweiz auf eine Idee gebracht. Dort gibt es nämlich zwei gut bekannte römische Standorte, die für die Diskussion den Vorteil mitbringen, schon in der frühen Kaiserzeit gegründet worden zu sein und viel später noch einmal eine wichtige Rolle als Kastell gegen die Alemannenenfälle gespielt zu haben, nämlich Vitudurum im heutigen Oberwinterthur, und Ad fines, das heutige Pfyn.

Den Verlauf der römischen Straße kann man diesem Faltblatt (PDF) der Kantonsarchäologie Zürich entnehmen.

Das spätantike Kastell in Vitudurum lag, anders als die Koordinaten in Wikipedia vermuten lassen, im Bereich des Kirchhügels [47.506563, 8.75591]. Hier auch noch die Koordinaten für das Kastell Ad fines: [47.594277, 8.959959].

Viel Spaß beim Nachzeichnen und -messen!

[Edit] Weiter geht es dann über Sulgen nach Arbor felix, das heutige Arbon. Die Messergebnisse sind aber sehr langweilig, so viel nur vorab.
 
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Meine Vermutung: Zu 50% ist die strecke exakt 9 leugen lang, zu 50% exakt 10 leugen lang.
 
Die 8-Leugen-Theorie
hat bislang mehr überprüfbare Nachweise als die (kultische?) regula divici ;) ...vielleicht sollte man abstimmen darüber, welche Leugen-Theorie das Geheimnis des kultischen römischen Straßenbaus enttarnt? :yes:

sehr schön wäre auch eine Bauabschnitts-Theorie zum römischen Wasserleitungsbau, z.B. die sehr gut dokumentierten Wasserleitungen der straßenbauerisch irrelevanten Zivilsiedlung Köln betreffend: vielleicht erweist sich dort, dass unabhängig vom Terrain, die Wasserleitung jeweils eine Leuge je Woche weit gebaut werden musste? ;) :D
 
Meine Vermutung: Zu 50% ist die strecke exakt 9 leugen lang, zu 50% exakt 10 leugen lang.

Meine Vermutung: Dir ist das ohnehin egal.

Im Norwegischen gibt es da ein Wort, aber ich komme gerade nicht darauf. Vielleicht weiß @El Quijote, was ich meine. ;)

[Edit] Gute Nacht.
 
Wieso entspricht 1 Leuge eigentlich 1,5 römischen Meilen? Ist das purer Zufall?

Die Frage ist dann ja, ob wir hier über ein 9/10 Leugen System diskutieren oder über ein 13,5/15 Meilen System.
 
Dies oder ggf. Rundung. Wobei es verschiedene Leugen gibt.
Gegen Rundung spricht, dass literarische und inschriftliche Quellen hier einander entsprechen. Allerdings fühlte sich beispielsweise Ammianus bemüßigt, die Leuge zu erklären.
 
Meine Vermutung: Dir ist das ohnehin egal.

Stimmt. Mir ist es ziemlich egal, ob man die Entfernung so messen kann, dass es genau 9 oder genau 10 Leugen sind.

Aber dir ist es wahrscheinlich auch egal, Hauptsache es sind genau 9 oder genau 10 Leugen!

Ansonsten halte ich es wie dekumatland:
Sepiola hat bislang unwidersprochen mindestens genauso gute Beispiele für eine 8 Leugen-Theorie gefunden wie du für deine 9 oder 10 Leugen-Theorie.

Wobei Sepiolas Theorie in zwei Punkten besser ist:

1. Sie beachtet die Datierungen!
2. Sie braucht nicht die Aufweichung der Theorie mit 2 Entfernungen (wofür es überhaupt keine sinnvolle Erklärung gibt!)

Zu 2.: Als Erklärung für deine Leugen-Theorie hast du bislang mindestens 2 Erklärungen geliefert.

Zum einen soll das irgendwie mit der Entfernung von Rom nach Ostia zusammenhängen. Nur ist die Strecke jetzt 9 Leugen lang oder 10 Leugen? Wenn wir wie bei manchen Lagern von Tor zu Tor messen und da wirklich deine Entfernung rauskommt (was ich bestreite!), dann wäre das Ergebnis entweder 9 oder 10 Leugen!

Zum anderen willst du jetzt kultische Belange dafür heranziehen (natürlich auch ohne jeden Beleg, aber in gewisser Weise in guter Tradition, nach der Dinge, die man sonst nicht erklären kann, kultisch sein müssen!). Doch auch da ist nicht einsichtig, warum man dann 9 oder 10 Leugen hat.
 
@Sepiola hat mich mit seinem Ausflug in die Schweiz auf eine Idee gebracht. Dort gibt es nämlich zwei gut bekannte römische Standorte, die für die Diskussion den Vorteil mitbringen, schon in der frühen Kaiserzeit gegründet worden zu sein und viel später noch einmal eine wichtige Rolle als Kastell gegen die Alemannenenfälle gespielt zu haben, nämlich Vitudurum im heutigen Oberwinterthur, und Ad fines, das heutige Pfyn.

Den Verlauf der römischen Straße kann man diesem Faltblatt (PDF) der Kantonsarchäologie Zürich entnehmen.

Das spätantike Kastell in Vitudurum lag, anders als die Koordinaten in Wikipedia vermuten lassen, im Bereich des Kirchhügels [47.506563, 8.75591]. Hier auch noch die Koordinaten für das Kastell Ad fines: [47.594277, 8.959959].

Viel Spaß beim Nachzeichnen und -messen!

[Edit] Weiter geht es dann über Sulgen nach Arbor felix, das heutige Arbon. Die Messergebnisse sind aber sehr langweilig, so viel nur vorab.

Vom spätantiken Kastell Vitudurum zum spätantiken Kastell Ad fines sind es ungefähr 20 km.

Und weiter?
Zu Sulgen kann ich auf die Schnelle nichts Römisches finden (Geschichte und
Sulgen Fehlanzeige). Im Wiki-Artikel zu Arbon wird Pfyn als 'nächstgelegenes Kastell' genannt. Luftlinie fast 37 km, das sind weder 8 noch 9 noch 10 Leugen.

Und worüber willst Du diskutieren?
Geht es um Kastelle oder Zivilsiedlungen?
Und um welche Zeit? Frühkaiserzeitlich oder spätantik?

Worum es generell geht, ist ja nach wie vor schleierhaft. Deine "Erläuterungen" der letzten Zeit waren so konfus und widersprüchlich wie noch nie. Nachfragen wurden ausweichend beantwortet oder ganz ignoriert:

http://www.geschichtsforum.de/760418-post40.html
 
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Nun will ich mal die bisher ermittelten Distanzen augusteisch-tiberischer Zeitstellung von der Nordsee bis zum Bodensee zusammenfassen:

1. Flevum/Velsen - Fectium/Vechten: Luftlinie 56 km, Fußweg 68 km
2. Vechten -
Castra Herculis/Arnhem-Meinerswijk: Luftlinie 50 km, Fußweg 56 km
3. Arnhem-Meinerswijk - Nijmegen-Kops-Plateau: Luftlinie 15 km, Fußweg 18 km
4. Nijmegen-Kops-Plateau - Vetera/Xanten: Luftlinie 45 km, Fußweg 49 km
(Falls wir Nijmegen weglassen: Arnhem-Meinerswijk - Xanten-Vetera: Luftlinie 55 km, Fußweg 60 km)
5. Xanten-Vetera -
Asciburgium/Moers-Asberg : Luftlinie 28 km, Fußweg 29 km
6. Moers-Asberg - Novaesium/Neuss: Luftlinie 28 km, Fußweg 31 km
7. Neuss - Dormagen-Zons: Luftlinie und Fußweg ca. 11 km
8. Dormagen-Zons - Köln-Alteburg: Luftlinie 26 km, Fußweg 28 km
(Falls wir Dormagen-Zons weglassen: Neuss - Köln-Alteburg: Luftlinie 36 km, Fußweg 38 km)
9. Köln-Alteburg - Bonn: Luftlinie 20 km, Fußweg 23 km
10. Bonn - Antunnacum/Andernach: Luftlinie 40 km, Fußweg 45 km
11. Antunnacum - Confluentes/Koblenz: Luftlinie 17 km, Fußweg 18 km
12. Confluentes - Bingium/Bingen: Luftlinie 49 km, Fußweg 64 km
13. Bingium - Mogontiacum/Mainz: Luftlinie 27 km, Fußweg 29 km
14. Mogontiacum - Mainz-Weisenau: Luftlinie 3 km, Fußweg 4 km
15. Mainz-Weisenau - Borbetomagus/Worms: Luftlinie 39 km, Fußweg 42 km
(Falls wir Weisenau weglassen: Mogontiacum - Borbetomagus: Luftlinie 41 km, Fußweg 45 km)
16. Borbetomagus - Noviomagus/Speyer: Luftlinie 36 km, Fußweg 39 km
17. Noviomagus - Salesio/Seltz: Luftlinie 53 km, Fußweg 59 km
18. Salesio/Seltz - Forstfeld: Luftlinie 6 km, Fußweg 8 km
19. Forstfeld -
Argentorate/Straßburg: Luftlinie 37 km, Fußweg 42 km
(Falls wir Forstfeld weglassen: Salesio - Straßburg: Luftlinie 43 km, Fußweg 49 km)
20. Straßburg - Hellelum/Ehl: Luftlinie 25 km, Fußweg 28 km
21. Ehl - Argentovaria/Biesheim: Luftlinie 37 km, Fußweg 40 km
(Falls wir Ehl weglassen: Straßburg - Biesheim: Luftlinie 62 km, Fußweg 64 km)
22. Biesheim - Thurwald: Luftlinie 26 km, Fußweg 30 km
23. Thurwald - Cambete/Kembs: Luftlinie 23 km, Fußweg 28 km
(Falls wir Thurwald weglassen: Biesheim - Kembs: Luftlinie 40 km, Fußweg 42 km)
24. Kembs - Basilia/Basel: Luftlinie 16 km, Fußweg 17 km
25. Basel -
Augusta Raurica/Augst: Luftlinie 10 km, Fußweg 11 km
26. Augst -
Vindonissa/Windisch: Luftlinie 38 km, Fußweg 42 km
27. Windisch - Dangstetten: Luftlinie 14 km, Fußweg 18 km
28. Dangstetten - Constantia/Konstanz: Luftlinie 65 km, Fußweg 76 km
(Falls wir Dangstetten weglassen: Windisch - Konstanz: Luftlinie 74 km, Fußweg 85 km)

Die farbigen Markierungen bedeuten:

Luftlinie 15-17 km, Fußweg 17-18 km = möglicherweise 8 Leugen
Luftlinie 17-19 km, Fußweg 19-21 km = möglicherweise 9 Leugen
Luftlinie 20-22 km, Fußweg 22-24 km = möglicherweise 10 Leugen
 
Und das nennt man wohl Gegenbeispiel. Wenn jemand die 9/10-Leugenhypothese retten will, muss er gut und einsichtig begründen, warum hier eine Ausnahme vorliegen soll.
Ich bezweifele, dass das gelingt.

Dies heißt aber nicht, dass Weißenseifen nicht doch noch Römisches hervorbringt. ;) Denn in Einzelfällen kann ja einmal das richtige getroffen sein.
 
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