Ich bin jedenfalls gerade auf dem Weg von Straßburg aus weiter nach Süden. Da halte ich mich an:
Michel Reddé, Befunde und Erkenntnisse zu den römischen Militäranlagen am Oberrhein in augusteischer und tiberischer Zeit (In: "Über die Alpen und über den Rhein..." Hrsg. Gustav Adolf Lehmann und Rainer Wiegels, Berlin/Boston 2015)
Reddé stellt zunächst die von Jean-Jaques Hatt (L'Alsace celtique et romaine, Wettelsheim 1978) hypothetisch lokalisierten "castella Drusiana" der elsässischene Ebene vor. Von Nord nach Süd:
Forstfeld
Straßburg
Kunheim-Biesheim (
Argentovaria)
Kembs ("Cambete" laut Peutinger-Tafeln und Itinerarium Antoninii)
Basel
Die drususzeitliche Einordnung ist in den meisten Fällen nicht zu halten:
Zu
Forstfeld "wissen wir heute nicht viel Neues".
Die drususzeitliche Datierung von
Straßburg ist willkürlich: "Der älteste numismatische Siedlungsbefund scheint nicht früher zu sein als allenfalls das Ende von Haltern und muss daher eher an den Beginn von Tiberius' Regierungszeit datiert werden..."
Biesheim: "Die jüngsten Ausgrabungen von Oedenburg belegen ebenso eine militärische Besatzung, die nicht früher als in das zweite Jahrzehnt n. Chr. datieren kann." Das erste Militärlager wird "auf die Jahre 15-20 n. Chr." datiert.
"Im Fall von
Kembs ist das Lager noch nicht lokalisiert, wenn auch ein Reitergrabstein und Militaria, darunter viele Teile von Pferdegeschirr, die Hypothese eines Militärpostens wahrscheinlich machen. Allerdings muss die Datierung für den Moment offen bleiben."
Basel (Münsterhügel) ist aber sehr alt: "Nach einer detaillierten Studie des gesamten an diesem Ort ausgegrabenen Materials hat E. Deschler-Erb im Horizont III, der um 30-25 v. Chr. beginnt, die Präsenz regulärer Soldaten der römischen Armee nachgewiesen, und zwar vor allem für die Zeit von Dangstetten und der Alpeneroberung."
Von Basel rheinaufwärts haben wir noch den frühen Stützpunkt Vindonissa (Windisch), der 14 n. Chr. zum Legionslager ausgebaut wurde. Außerdem "die mögliche Installation eines
castellum vor den Toren der römischen Kolonie Augst unter Tiberius und den Militärposten Konstanz, der um 20 gegründet wurde".
Eventuell wären noch zwei Militärposten einzukalkulieren: Ehl und Ungersheim-Thurwald. Hier "fehlt eine eingehende und moderne archäologische Untersuchung".
Ab Seltz haben wir Distanzen aus tiberischer Zeit (einschließlich der genannten hypothetischen oder zeitlich nicht einordenbaren Standorte)
Salesio/Seltz - Forstfeld: Luftlinie 6 km, moderner Fußweg 8 km
Forstfeld - Straßburg: Luftlinie 37 km, moderner Fußweg 42 km
Straßburg - Ehl: Luftlinie 25 km, moderner Fußweg 28 km
Ehl - Biesheim: Luftlinie 37 km, moderner Fußweg 40 km
(ohne Zwischenstation Ehl: Straßburg - Biesheim: Luftlinie 62 km, moderner Fußweg 64 km)
Biesheim - Thurwald: Luftlinie 26 km, moderner Fußweg 30 km
(ohne Zwischenstation Thurwald: Biesheim - Kembs: Luftlinie 40 km, moderner Fußweg 42 km)
Thurwald - Kembs: Luftlinie 23 km, moderner Fußweg 28 km
Kembs - Basel: Luftlinie 16 km, moderner Fußweg 17 km
Basel - Augst: Luftlinie 10 km, moderner Fußweg 11 km
Augst - Windisch: Luftlinie 38 km, moderner Fußweg 42 km
Windisch - Konstanz: Luftlinie 74 km, moderner Fußweg 85 km
Da ist wieder keine einzige 9- oder 10-Leugen-Distanz dabei.
Zwar finden sich mehrere Distanzen im Bereich um die 40 km, doch die belegen eine 9/10-Leugen-Regel ebensowenig wie eine 8/11-Leugen-Regel.
EDIT: Dangstetten sollte natürlich noch mit auf die Liste:
Windisch - Dangstetten: Luftlinie 14 km, moderner Fußweg 18 km (8 Leugen!!!)