hjwien
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Ich hätte mir allerdings gewünscht, daß er nicht ganz so sparsam gewesen wäre und 1 Milliärdchen dann doch für die Eroberung Germaniens aufgewendet hätte.
Was wäre denn mit diesem Wunsch verbunden gewesen?
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Ich hätte mir allerdings gewünscht, daß er nicht ganz so sparsam gewesen wäre und 1 Milliärdchen dann doch für die Eroberung Germaniens aufgewendet hätte.
das führt natürlich weg vom Thema Augustus...Ich hätte mir allerdings gewünscht, daß er nicht ganz so sparsam gewesen wäre und 1 Milliärdchen dann doch für die Eroberung Germaniens aufgewendet hätte. Neben dem fast permanenten Haushaltsdefizit ist für mich die Aufgabe der Expansionspolitik eine der hauptursächlichen Komplexe im Gesamtmodell für den späteren Untergang des Reiches.
das führt natürlich weg vom Thema Augustus...
...ist aber ein interessanter Denkanstoß! Volkswirtschaftlich allerdings scheint mir eine permanente Expansion kaum zu stemmen zu sein, besonders dann nicht, wenn sich zunehmend mächtigere und militärisch ernstzunehmende Gegner dieser Expansion entgegenstellen :winke:
naja, die Grenze des römischen Reichs war ein bissel länger... die Germanen waren nun wirklich nicht die einzigen Gegner :winke: und recht mächtige Gegner befanden sich jenseits des schwarzen und des MittelmeersNaja, die Germanen (oder besser gesagt einzelne Stämme) waren sicher nicht mächtiger als die Staaten am Mittelmeer.
Was wäre denn mit diesem Wunsch verbunden gewesen?
Neben dem fast permanenten Haushaltsdefizit ist für mich die Aufgabe der Expansionspolitik eine der hauptursächlichen Komplexe im Gesamtmodell für den späteren Untergang des Reiches.
Naja, die Römer waren nicht naiv. Dass Augustus faktisch ein Alleinherrscher war, war auch seinen Zeitgenossen schon klar. Man lese nur zeitgenössische Dichter: So sehr sie Augustus auch verherrlichen - über einen König hätten sie nicht viel anders schreiben können. Aus den Gedichten von Ovid & Co. geht deutlich hervor, dass ihnen klar war, dass es Augustus war, der das Sagen hatte. Wenn ausnahmsweise einmal Konsuln oder sonstige wichtige Personen gerühmt werden, dann kaum ohne Hinweis, wem sie ihre Karriere zu verdanken haben, freilich panegyrisch überformt, also im Sinne von: "Wegen ihrer edlen Abstammung und ihrer großartigen früheren Leistungen wurden sie vom Princeps für würdig befunden ..." Auch die Geschichtsdarstellung des unter Tiberius schreibenden Velleius Paterculus geht in diese Richtung.Caesar beging jedoch einige Fehler bei seiner "Machtergreifung", die u. a. zu seiner Ermordung führten. U. a. ging er zu forsch vor und war auch allzuoft zu Nachsichtig mit seinen Rivalen, die clementia caesaris war ja sprichwörtlich.
Augustus, auch umgebunden von sehr fähigen Beratern, Maecenas und Agrippa wären hier nur zu nennen, vermieden diese Fehler. Gerade diese Leistung darf nicht überschätzt werden. Indem man immer mehr Macht faktisch bei einem einzelnen bündelte, aber gleichzeitig den Anschein bewahrte, die Republik existiere weiter, konnte man das Prinzipat soweit festigen, dass es schließlich nach seinem Tod, durch die Übernahme der Macht durch Tiberius, gefestigt wurde. Noch zu Lebzeiten des Augustus hätten viele Römer, so wären sie denn gefragt worden in welchem System sie lebten geantwortet: "In der Republik".
Teilweise schon. Es wurde - zumindest vom Establishment - wert darauf gelegt, dass sich Politiker im Rahmen der überkommenen Ordnung bewegten, sich in das System eingliederten und auch unterordneten. Das war nicht nur in Rom so, sondern auch in Griechenland. Von Magistraten wurde erwartet, dass sie ihr Amt in ordnungsmäßiger Weise erlangen und nach ihrer Amtszeit wieder brav in die zweite Reihe zurücktreten. (Das wurde natürlich insbesondere im Rom der späten Republik ein Problem: Ein erfolgreicher Prokonsul, der nach jahrelangen Feldzügen, in denen er über ganze Völker und auswärtige Könige bestimmt hatte, als Triumphator nach Rom zurückkehrte, sollte danach trotzdem wieder als einfacher Senator im Senat Platz nehmen. Dass es manchen schwer fiel, ihre eigene Karriere freiwillig selbst zu beenden, braucht da nicht zu verwundern.) "Machtmenschen" waren beim Establishment nicht gefragt (sogar Sulla hatte auch bei den Optimaten einen schlechten Nachruf), und beim Volk allenfalls dann, wenn sie es gegen die "da oben" schützten. Von Politikern wurde erwartet, dass sie im Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung und in Übereinstimmung mit dem Senat agieren, Machtmenschen machten sich auch in den eigenen Reihen unbeliebt.Attribute wie "Machtmensch und Diktator" sind unserer heutigen Zeit entlehnt und enstpsrechen nicht der Vorstellungswelt der Antike.
Allerdings stammt die erste (überlieferte) Bezeichnung von Konstantin als "groß" anscheinend von einem heidnischen Autor, einem gewissen Praxagoras.Den Beinamen der Große erhielten erst zwei spätantike Kaiser, die von einer christlichen Historiographie auf diesen Sockel gehoben wurden, wobei Konstantin tatsächlich eine ähnliche Nachwirkung wie Augustus zuzubilligen ist, während Theodosius nur das Christentum zur Staatsreligion erhoben hat.
Seinen cursus hat Augustus eigentlich nie absolviert, er begann seine Ämterlaufbahn gleich mit dem (Suffekt-)Konsulat.Augustus bzw. Octavian hat in dieser Bürgerkriegssituation seinen cursus absolviert und wurde schließlich - teils als Erbe Caesars, teils durch eigenen Anteil - zu einem Protagonisten des Bürgerkrieges.
Das sehe ich andersherum. Die großen außenpolitischen Bedrohungen sorgten dafür, dass es notwendig wurde, Heere jahrelang unter Waffen zu halten und sie obendrein jahrelang unter demselben Feldherrn dienen zu lassen, wodurch eine Bindung zwischen Heer und Feldherr entstehen konnte. Solange Rom nur in Italien Kriege führte mit Heeren, die nur für ein paar Monate ausgehoben wurden und von einem der beiden Konsuln oder einem Dictator befehligt wurden, war dieses Problem gering. Als man aber in entfernteren Regionen gegen größere Gegner Krieg führen musste, erwies es sich als unpraktisch, jährlich den Feldherrn zu wechseln.- Zweitens außenpolitische Bedrohungen durch z.B. die Karthager, Kimbern, Teutonen etc.. Da hatte man schlicht keine Gelegenheit, sich in Form von Bürgerkriegen mit sich selber zu beschäftigen
Mit jedem unterworfenen Feind handelte man sich aber neue Feinde ein - zumindest solange, bis man ans Meer stieß, was aber Richtung Osteuropa und Asien realistischerweise nicht möglich war.Auch wenn mir klar ist, daß eine Grenze Elbe-Donau noch keine hinreichende Grenzverkürzung gewesen wäre und andere Probleme hätte aufwerfen können. Dennoch sehe ich eine Chance, daß die folgenden äusseren Bedrohungen Roms mit einer weiteren Expansion reduziert worden wären.
Daher finde ich die Politik von Augustus und Tiberius, das Reich nur bis zu einigermaßen kontrollier- und verteidigbaren Grenzen auszudehnen und dort innezuhalten, schon sinnvoll. Das Konzept hat ja auch für einige Jahrhunderte ganz passabel funktioniert und hätte es vielleicht noch länger, wenn die römischen Kaiser nicht irgendwann wieder zur Selbstzerfleischung übergegangen wären.
Rhein und Donau waren niemals eine verteidigbare Grenze. Es ging auch nicht lange gut. Mit der andauernden Usurpation sprichst du aber einen weiteren großen Grund für den Untergang an. Und auch hier liegen einige Wurzeln bei Augustus und der Konstruktion des Prinzipats. Vielleicht hätte er doch ein kompromißloserer Machtmensch sein müssen. Aber das führt jetzt wirklich zu weit. :grübel:
Der einzige Unterschied war, dass Caligula ein kranker Soziopat war, der sich nicht im Griff hatte. Augustus war der erbärmliche Schreibtischtäter der alles genau plante, vergleichbar mit einem Heinrich Himmler. Augustus als "Gutmensch" zu bezeichnen ist wie als würdest du Albert Sperr den "guten Nazi" nennen. - Meine Meinung!
Aber nicht immer mit Gewalt, im Gegenteil. Die Exzesse der Proskriptionen und des Perusinischen Krieges waren zwar schrecklich, bildeten aber trotzdem eher die Ausnahmen. Die meisten seiner Gegner ließ er nach ihrer Bezwingung am Leben und teilweise sogar ihre Karriere fortsetzen: Lepidus durfte sogar sein Amt als Pontifex maximus behalten. (Zwar amtierte der Pontifex maximus auf Lebenszeit, aber da Lepidus das Amt illegal an sich gerissen hatte, wäre es trotzdem leicht argumentierbar gewesen, ihn abzusetzen.) Sextus Pompeius wurde von Antonius' Leuten umgebracht, und Antonius und Kleopatra endeten durch Selbstmord, also kann man ihre Tode nicht Augustus anlasten. Von Kleopatras Kindern ließ er nach seinem Sieg nur Caesarion töten, von Antonius' Kindern nur Antyllus. Dessen Bruder Iullus Antonius machte er sogar zum Konsul. Auch etliche Anhänger der Caesarmörder und von Antonius ließ er nicht nur am Leben, sondern ermöglichte ihnen sogar eine weitere Karriere, z. B. Messalla, der bei Philippi noch für Cassius und Brutus gekämpft hatte, später aber trotzdem von Augustus das Konsulat, einen Triumph und das verantwortungsvolle Amt des praefectus urbi erhielt.Zudem räumte er in seiner politischen Laufbahn alles und Jeden, der ihm im Weg stand.
Erstens erwähnt er ihn zweimal, und zweitens hat er ihn im Leben reichlich geehrt, z. B. indem er ihm die tribunicia potestas und ein umfangreiches imperium verleihen ließ, ihm dreimal das ordentliche Konsulat gewährte, ihn zum Amtsgenossen in seiner Censur annahm und ihm seine Tochter zur Frau gab.Agrippa, der zu 50% seines Erfolges beigetragen hat, erwähnt er einmal in seinen Res gestae.
Und das vollkommen zu recht, denn die Staatsform wurde nicht geändert.Volkstribungewalten auf Lebenszeit, ohne ein Amt zu bekleiden und dies dann auch noch Res publica nennen.
Augustus ließ nach seinen Anfangsjahren Gegner im Normalfall nur töten, wenn ihm das unvermeidlich erschien und es ihm auch nicht gelang, sie auf seine Seite zu ziehen. Caligula ging da doch um einiges brutaler vor, wobei man auch noch berücksichtigen muss, dass Caligula fest im Sattel saß, es ihm also ein Leichtes gewesen wäre, seine Gegner z. B. bloß in die Verbannung zu schicken, während Augustus seine schlimmsten Taten zu einer Zeit beging, als er noch um die Macht kämpfen musste. Bei den Proskriptionen ist außerdem zu berücksichtigen, dass er im Einvernehmen mit Antonius und Lepidus handelte und die drei sich gegenseitig hochgeschaukelt zu haben scheinen. Im Perusinischen Krieg ist nicht klar, inwieweit Augustus die Massaker direkt anordnete oder bloß seine Soldateska nicht im Griff hatte. All das ist zwar keine Entschuldigung, lässt diese Taten aber trotzdem in einem anderen Licht erscheinen als bei Caligula, der als Inhaber der alleinigen und absoluten Gewalt grausam gegen alle verfuhr, die ihm zuwider waren. Denn Augustus verzichtete, nachdem er die alleinige Macht übernommen hatte, auf eine blutige Abrechnung mit allen, die gegen ihn waren. Damit steht er auf einer Stufe mit Caesar und hebt sich positiv von Sulla und allen, die als Inhaber der alleinigen Macht grausam gegen ihre Gegner vorgingen (wie Caligula), ab.Er stand in seiner Kaltblütigkeit, einem Caligula in nichts nach. Der einzige Unterschied war, dass Caligula ein kranker Soziopat war, der sich nicht im Griff hatte. Augustus war der erbärmliche Schreibtischtäter der alles genau plante, vergleichbar mit einem Heinrich Himmler.
Der Unterschied zu Stalin ist u. a. der, dass Stalin im Zuge der Säuberungen Hunderttausende Menschen aus den eigenen Reihen töten ließ. Wäre er wie Augustus gewesen, hätte er im Gegenteil sogar wichtige Ämter mit ehemals führenden zaristischen Offizieren und Beamten und sogar Angehörigen der Zarenfamilie (die großteils überlebt hätte) besetzt.Der Unterschied zu Stalin ist ganz einfach, dass wir alle nicht in Augustus Zeit gelebt haben und nur wenige Quellen haben.
In der Tat hätte er dies, aber nur aufgrund seiner selbst aufgelegten Fesseln der Res publica.
Da stimme ich dir voll und ganz zu. Im Alter wurde er humaner, bzw. hatte es nicht mehr nötig oder die Quellen verschweigen uns zu viel. Jedoch muss ich sagen, dass es sicherlich einen anderen Weg gegeben hätte. Er hätte doch einfach die Res publica im eigentlichen Sinne durchführen sollen. Seine Imperien, also die Provinzen nicht länger als 10 Jahre innehaben sollen und somit das Heer abzugeben. Dann wäre er zwar immer noch ein Machthungriger Despot gewesen, aber zu diesem Zeitpunkt hätte er wenigstens seine Ziele wirklich erfüllt. Die Wiederherstellung der alten Ordnung, zum Wohle des römischen Volkes. So bleibt er ein kluger Diktator, mit ausgesprochen effektiver Propaganda!zwischen dem jungen Ocatvian, der im Bürgerkrieg überleben musste und dem Princeps und Reformer.
Das ist Spekulation. Aber immerhin rechnete auch Sulla, als er die Alleinherrschaft erlangt hatte, blutig mit seinen Gegnern ab, ohne ermordet zu werden. Theoretisch hätte Augustus also durchaus diesem Beispiel folgen können. Im Gegenteil: Dass Caesar ermordet wurde, war paradoxerweise durchaus Folge seiner Milde, denn die Hauptverschwörer Brutus und Cassius waren ehemalige Caesargegner, die von ihm begnadigt worden waren. Augustus hätte daraus also durchaus den Schluss ziehen können, dass es für ihn sicherer sei, alle ehemaligen Gegner zu beseitigen.Deine Argumentation ist schlüssig! Bis zu dem Punkt mit den zaristischen Offizieren und Beamten. In der Tat hätte er dies, aber nur aufgrund seiner selbst aufgelegten Fesseln der Res publica. Hätte Augustus anders gehandelt, wäre er wie sein Vater geendet. Also ist diese augenscheinliche "Milde", die er immer wieder für sich beansprucht, nichts weiter als politisches Kalkül. Wie du schon sagtest... Wer weiß schon wie Augustus sich hätte gehen lassen, wenn er die Gewalten eines Caligula gehabt hätte.
Welche verheimlichten Morde? Immerhin sind haufenweise ehemalige Gegner bekannt, die unter Augustus noch ein langes Leben führten.Demnach musste er zwangsläufig seine Morde besser verheimlichen.
Die meisten antiken Historiker (ausgenommen Velleius Paterculus) schrieben durchaus kritisch über Augustus und erwähnten auch seine negativen Seiten und seine üblen Anfänge als Triumvir (die auch von Velleius erwähnt, wenngleich etwas beschönigt wurden), aber auch vereinzeltes späteres hartes Durchgreifen gegen Gegner. Das heutige (zu) positive Augustusbild ist eher modernen Ursprungs. Für die Annahme einer Vertuschung durch die antiken Quellen gibt es keinen Grund.die Quellen verschweigen uns zu viel
Ob das zum Wohle des Volkes gewesen wäre? Wenn man sich die Geschichte der letzten hundert Jahre der Republik anschaut, kann man sich ausrechnen, dass es nach einem Rückzug Augustus' aus der Politik wohl nicht allzu lange gedauert hätte, bis neue Machtkämpfe und Bürgerkriege ausbrechen. So war es auch nach dem freiwilligen Rücktritt Sullas gewesen, und sogar unter Augustus' Herrschaft gab es mehrmals den Keim neuer Konflikte, die aber von Augustus rasch unterdrückt wurden.Jedoch muss ich sagen, dass es sicherlich einen anderen Weg gegeben hätte. Er hätte doch einfach die Res publica im eigentlichen Sinne durchführen sollen. Seine Imperien, also die Provinzen nicht länger als 10 Jahre innehaben sollen und somit das Heer abzugeben. Dann wäre er zwar immer noch ein Machthungriger Despot gewesen, aber zu diesem Zeitpunkt hätte er wenigstens seine Ziele wirklich erfüllt. Die Wiederherstellung der alten Ordnung, zum Wohle des römischen Volkes.
Auch das ist eher eine Betrachtungsweise moderner Natur. Heute wird Augustus vielfach viel positiver gesehen als in der Antike, was den Eindruck erwecken mag, dass seine Propaganda so gut funktioniert hätte.So bleibt er ein kluger Diktator, mit ausgesprochen effektiver Propaganda!
Dass die zeitgenössischen Dichter ausgesprochen positiv über ihn schrieben, ist natürlich, das machen Dichter im Umfeld eines Herrschers immer (man lese nur die von Martial zu Lebzeiten Domitians über diesen Kaiser verfassten Epigramme), aber, wie erwähnt, wurde er von späteren Autoren keineswegs als reine Lichtgestalt dargestellt. So gut hat seine Propaganda also nicht funktioniert, und schon gar nicht konnte sie seine früheren Untaten vergessen machen.
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