Das Biotop von damals, das es nicht mehr gibt

Der Wisent lebt im polnischen Nationalpark Bialowiecza völlig frei.
http://www.wwf.de/politik/EU/Polen/
Von den heute wieder über 3000 Wiesenten weltweit leben in Deutschland nicht 4, sondern 450 Exemplare.
http://www.sdw-nrw.de/aktiv/wisent.htm

Die Großtrappe ist NICHT ausgestorben, in Deutschland ist sie aber stark gefährdet.
http://www.grosstrappe.de/index/index_trappen.htm

In ganz Europa ausgestorben ist allerdings der Waldrapp. Es existieren davon nur noch ca. 400 Individuen in Nordafrika und der Türkei.
http://www.markuskappeler.ch/tex/texs/waldrapp.htmlhttp://www.grosstrappe.de/index/index_trappen.htm
 
Liebe Liminth, ich muss dich auch enttäuschen, aber auch die Großtrappe gibt es noch. bei uns im Fiener, dürfen Bauern gar nicht mehr auf ihre Wiese, um den scheuen Vogel nicht zu stören
 
florian17160 schrieb:
Liebe Liminth, ich muss dich auch enttäuschen, aber auch die Großtrappe gibt es noch. bei uns im Fiener, dürfen Bauern gar nicht mehr auf ihre Wiese, um den scheuen Vogel nicht zu stören
Ist doch nicht entäuschend - ganz im Gegenteil!! :) Lasse mich diesbezüglich doch gerne eines besseren belehren! Offenbar stimmen manche Angaben von neueren Webseiten nicht und selbst die Berichte über die Wisente kürzlich in Premiere waren wohl etwas lückenhaft.

Jetzt frage ich mich natürlich, wer nun wohl zu den vorn erwähnten ausgestorbenen Tierarten in Europa zählt. Oder stimmen diese Zahlen vielleicht ebenfalls nicht? :confused:
 
Auch die Infos über den Waldrapp sind leider nicht mehr ganz aktuell. Die Kolonie in Birecik (Türkei) ist schon seit Anfang der 90er nicht mehr und in Algerien ist er wohl inzwischen auch schon ausgestorben. Das einzig bekannte Vorkommen ist damit Süd-Marokko und auch dort geht die Zahl mehr und mehr zurück.
Aufgrund von Beobachtungen während der Zugzeit wird aber noch eine weitere bisher unbekannte Kolonie auf der Arabischen Halbinsel vermutet.
Außerdem wird zur Zeit versucht, den Waldrapp in Österreich wieder anzusiedeln (http://www.waldrappteam.at/index.htm). Derzeit versucht man, einigen Jungvögeln mit Hilfe eines Leichtflugzeugs einen sicheren Zugweg (über Italien !) "anzutrainieren". Ich weiß nicht, ob das sinnvoll ist, da für seinen Rückgang in Mitteleuropa wohl eher klimatische oder sonstige, noch unbekannte Gründe verantwortlich waren und nicht immer "der Mensch". Außerdem braucht er größere steppenartige Gebiete mit vielen Großinsekten als Nahrungsgrundlage, was eigentlich nur noch im Mittelmeerraum möglich ist.

Insgesamt hat das Thema aber sehr wohl etwas mit der Geschichte des Menschen zu tun. Die Frage, wie die Landschaft in Europa heute aussehen würde, wenn es keine Menschen gäbe, ist gerade im Hinblick auf den Naturschutz interessant und wird in den einschlägigen Kreisen heiß diskutiert. Der folgende Artikel ist auf jeden Fall lesenswert: http://www.abu-naturschutz.de/_dnload/quaterna.pdf
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Vorkommen der Großtrappe (ein wirklich sehr imposanter Vogel ;) ) in Deutschland sind eigentlich nicht mehr so ganz natürlich, sondern werden nur noch durch die Aufzuchtstation künstlich am Leben gehalten. Die österreichische Population (im Burgenland) hält sich wohl nur noch durch die viel größere benachbarte in Ungarn. Die größten wirklich 100%ig "wilden" Vorkommen in Europa leben in Spanien, in der Ukraine und in Rußland.

Die Großtrappe ist ein reiner Steppenvogel und benötigt weite baumlose Ebenen. Mehrere Bäume oder gar Hecken mögen sie gar nicht, weil sie sehr scheu sind und ein weites Blickfeld brauchen, um sich ganz sicher zu fühlen.
Sehr wichtig ist, dass es keine Oberleitungen (Strom, Eisenbahn) über das Gebiet gibt! Das kriegen die dummen Biester nämlich nicht richtig mit und fliegen da regelmäßig rein. Deswegen gab es auch mal Ärger mit der DB, die unbedingt eine Trasse quer durch das Schutzgebiet bauen wollte.
 
Liminith schrieb:
Cherusker schrieb:
Den Auerhahn gibt es noch! :p :)

Schon Oberförster Pudlich sagte: "Der Auerhahn schaut mich ganz sauer an, weil ich jetzt penne auf seiner Auerhenne!" :) [ /QUOTE]
Ist das ein Witz? :)

Ja, von Otto (glaube aus den `70iger Jahren, also ein "früher Otto").
Was Du vielleicht gemeint hast, das ist der Auerochse. Dieses Wildrind ist im 17.Jhdt. ausgestorben und es wird heute verzweifelt versucht es wieder durch Rückzüchtung zu erhalten. Aber das ist anscheinend nicht möglich...
Der Auerochse war in fast ganz Europa, Asien und Nordafrika verbreitet und gilt als Stammform des Hausrindes. Es soll in den germanischen Wäldern Exemplar gegeben haben, die eine Schulterhöhe von fast 2m erreichten. Auch Cäsar hat in seinen Berichten von diesem Urviech berichtet. Ein Kampf mit diesem Auerochsen war immer gefährlich, da sie wohl auch leicht reizbar waren (wie ein Stier in der Arena).

Cherusker schrieb:
Und freilebende Wisente gibt es noch in Polen genügend. [ /QUOTE]
Cherusker, die Wisente sind nur aus Zoo- und Restbeständen aufgepäppelt und sie leben meines Wissens in zwar riesigen, aber abgeschlossenen Waldgebieten. Tags sogar in Wildgehegen und nachts frei. Das stimmt schon, wenn du das so meinst oder hast du andere Quellen?

Bei mir in der Nähe gibt es sogar ein Wisentgehege. Und da haben sie soviele von denen, daß sie die Viecher sogar nach Polen exportieren. :) So viel ich weiß, haben die Wisente in Polen eigene Reservate und können sich dort frei bewegen. Ein Wisent läßt sich auch schwer einfangen, :p das habe ich schließlich schon mal gesehen. :rofl: Besser als Rodeo! :) Und so mancher Förster und Waldarbeiter mußte schon verdammt schnell laufen, wenn so ein Wisent kam..... :) :p
 
Nicht nur Rom hat sein ursprüngliches Biotop aufgezehrt sondern auch China. Auf Shang-reliefs ist zu entnehmen das es einst auch am gelben Fluss Nashörner und Elefanten gab.
 
Das Imperium Romanum hatte zweifellos einen - gelinde gesagt- "bestandsvermindernden Einfluss auf asiatische Löwen, Berberlöwen, Atlasbären, verschiedene Leopardenunterarten und Wüstenelefanten. Vom asiatischen Löwen, der einmal von Indien bis Griechenland verbreitet war, ist nur noch ein einziges kleines Habitat übriggeblieben. Löwen sind heute im allgemeinen Bewußtsein "afrikanische Tiere". Aber die Löwen der Bibel, die Tiere mit denen Herakles und Samson kämpften, die Löwen, die Homer in unzähligen Gleichnissen beschrieb, waren allesamt asiatische Löwen.

Wie viele Löwen und Elefanten es einmal in Afrika gegeben haben muss, kann man sich heute kaum noch vorstellen. Jedenfalls müssen es viele gewesen sein, denn es gab noch grosse Elefantenherden, als die Europäer ihren begehrlichen Blick auf Afrika richteten, wo bereits arabische Elfenbein- und Sklavenjäger 50 Jahre lang gehaust hatten.
 
*wiedernenthreadrauskram*
Mal eine Anmerkung als Zoologe. Leoparden waren im Gegensatz zum Löwen auch in der Antike immer etwas Exquisites. In den Arenen waren sie vergleichsweise selten, auch wenn es Mosaiken gibt.
Leos sind im Gegensatz zu Löwen immer nachtaktiv und Einzelgänger, sie verstehen es vortrefflich, ihre Anwesenheit zu verheimlichen. So streifen wohl immer noch einige Leoparden durch die Berge Westanatoliens direkt im Hinterland der Ferienorte. Gesehen oder erlegt hat man seit Jahrzehnten keinen, aber es gibt immer wieder Hinweise durch Spuren. Sie gelten in alten Tierbüchern nicht als Symbol von Mut, Kraft und Stärke wie der Löwe, sondern werden mit menschlichen Attributen wie verschlagen, hinterhältig oder gar feige belegt. Wer einen alten Original-Brehm hat, kann das nachlesen.
Nein, im Mittelalter war es sicher der aus der Antike gut überlieferte Löwe und nicht der womöglich in Mitteleuropa gar nicht mehr bekannte Leopard, der als Wappenvorlage diente.

:)
 
Übrigens, der letzte Nachweis eines Kaspitigers stammt von 1973 aus dem Südosten der Türkei. Genau da ist ist ja gerade genug los, ein Überleben halte ich für unwahrscheinlich. Aus dem Kaukasus gibt es schon seit den 1920ern keine mehr.
Wie viele Löwen und Elefanten es einmal in Afrika gegeben haben muss, kann man sich heute kaum noch vorstellen. Jedenfalls müssen es viele gewesen sein, denn es gab noch grosse Elefantenherden, als die Europäer ihren begehrlichen Blick auf Afrika richteten, wo bereits arabische Elfenbein- und Sklavenjäger 50 Jahre lang gehaust hatten.
Die römischen und karthagischen diesbezüglichen Importe stammen aus Nordafrika. Elefanten verschwanden dort noch in der Antike, Löwen erst vor ca. 100 Jahren.
Soviel erstmal zur Neubelebung.
 
Zuletzt bearbeitet:
Gehört zwar nicht zu den Haustieren, aber interessant. Fisch wurde damals nicht so gemocht. Im Gegensatz zu den Germanen waren die slawischen Stämme ausgezeichnete Fischer. Viele Begriffe im Zusammenhang mit Wasser sind in die deutsche Sprache eingeflossen: z.B. Dorsch, Plötze, Ukelei, Zeese, Nerz.

Hauskatzen waren um die Zeitenwende in Germanien noch weitgehend unbekannt und auch Hühnerhaltung nicht sehr verbreitet.

Es gibt aber römische Schriftsteller, die den Fischreichtum Germaniens herausheben und auch Beschreibungen, dass man gerne die alltägliche Grütze mit Fisch anreicherte.

Ob man diesen Geschmack damals gemocht hat, oder einfach zusätzliche Nährstoffe brauchte sei dahingestellt.
 
Es gibt aber römische Schriftsteller, die den Fischreichtum Germaniens herausheben und auch Beschreibungen, dass man gerne die alltägliche Grütze mit Fisch anreicherte.

Ob man diesen Geschmack damals gemocht hat, oder einfach zusätzliche Nährstoffe brauchte sei dahingestellt.


Uber Angeln schreiben Publius Ovidius Naso Halieutica und Claudius Aelianus De Animalium Natura. Dieser letzter, wenn ich mich nich irre :hmpf:, hat der erste mal in Geschichte die Flugangelkoder-Methode vorgestellt, die von Barbaren in Makedonien bei dem Forellen-Fangen ausgenutzt wurde. Auch Marcus Valerius Martialis hat ein kurzen Text in seinem Epigram uber Angeln-Sport geschrieben. :angeln:
 
Nun ist Makedonien zwar nicht gerade Germanien, aber warum sollte eine Technologie (oder Jagdmethode), die es mindestens seit dem Mesolithikum gibt, plötzlich mal in Vergessenheit geraten? Das kam erst im Mittelalter ;) Funde von Angelhaken gibt es ja auch zu hauf.

@Jürgen: Was spricht gegen Fisch mit Getreidebrei? Das war auch später noch durch und durch gängig. Für die Frühe Neuzeit hab ich mal das Haushaltsbuch eines Gutes ausgewertet. Da gab es eigentlich (so gut wie) nur Fisch und Getreide.

Bye

Suedwester, der auch mal wieder Angeln gehen sollte, zumal er nen See vor der Haustüre hat
 
@paradiddle: Mir fällt aber eine andere Frage zu Tieren ein. Es ist bekannt, dass im Lauf der Jahrhunderte viele Tiere ausstarben.
Welche Tiere lebten noch im Germanien um 300 n.Chr. ?
Wie umfangreich soll die Antwort ausfallen?
Wisent, Ur, Braunbär, Elch, Vielfraß, Rentier, Wolf

In der Nordsee Grauwale und Nordkaper, in der Ostsee Sattelrobben, Walrosse und Eisbären.

Dazu Vögel wie Geier und Pelikane. Sehr fremd aus heutiger Sicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie umfangreich soll die Antwort ausfallen?
Wisent, Ur, Braunbär, Elch, Vielfraß, Rentier, Wolf

In der Nordsee Grauwale und Nordkaper, in der Ostsee Sattelrobben, Walrosse und Eisbären.

Dazu Vögel wie Geier und Pelikane. Sehr fremd aus heutiger Sicht.

Ihr Roman soll in Süddeutschland spielen, da brauchen Sattelrobben und Pelikane wohl weniger in Erwägung gezogen werden.

:winke:
 
Wie umfangreich soll die Antwort ausfallen?
Wisent, Ur, Braunbär, Elch, Vielfraß, Rentier, Wolf

In der Nordsee Grauwale und Nordkaper, in der Ostsee Sattelrobben, Walrosse und Eisbären.

Dazu Vögel wie Geier und Pelikane. Sehr fremd aus heutiger Sicht.


Walrosse. Klar, die gute Anja vom NDR :autsch:, Gott hab sie selig.

Aber wir hatten tatsächlich Eisbären und Pelikane in dieser Zeit an der Nordsee? Sicher? Dann muss es ja einige Grade kühler gewesen sein.

Gruß Karin :grübel:
 
Ihr Roman soll in Süddeutschland spielen, da brauchen Sattelrobben und Pelikane wohl weniger in Erwägung gezogen werden.

:winke:


Danke Helma, aber grundsätzlich ist alles interessant, was in diese Zeit fällt. Es gab vielleicht fahrende Händler und vielleicht eine Vorstufe der Handwerker auf der Walz. Die könnten sagenhafte Geschichten erzählen oder einen Fischzahn besitzen und obendrein noch Neuigkeiten übermitteln ...
Kommt heute der Kaminfeger ins Haus, hält er auch gerne ein oder zwei "Schwätzles". :prost:.

Diese Veranlagung zum gegenseitigen Austausch steckte bestimmt damals schon in den Menschen :gathering:

Obwohl, es muss dann ja ein ziemliches Sprachgewirr geherrscht haben.

Gruß Karin

PS. Süße Smileys gibts hier
 
Zurück
Oben