Die Logistik des Arminius

Logistik und Vergleiche

tejason

Vergleiche mit dem 30j Krieg halte ich nicht für sinnvoll das sich die allgemeinen Verhältnisse zu stark vom antiken Germanien unterschieden.

Für eine Verpflegeung reichten örtliche Vorräte nicht aus. Das Land war nur dünn besiedelt und gab das einfach nicht her. Entweder hatten die Germanen einen beachtlich großen Troß mitgeführt oder ein spez. Nachschubsystem.

Germanicus "durchpflügte" das Land in seinen Feldzügen zunehmend in mehreren getrennten Marschsäulen, die er logistisch durch Flotteneinsatz versorgen musste. Er musste teils komplizierte Märsche unternehmen. Im Gegensatz dazu war Arminius gezwungen (?) auf seine „Chance“ zu lauern. Er stellte sich nicht regelmäßig zur Schlacht, er wich aus, marschierte wohl lieber um dann bei Gelegenheit relativ isoliert marschierende Teilgruppen angreifen zu können. Zumindest ist ihm das gegen Caecina an den pontes longi fast gelungen. Germanicus führte einen Krieg der verbrannten Erde (vielleicht irgendwann als Selbstzweck), doch hoffte er immer damit Arminius zur Entscheidungsschlacht stellen zu können. Germanicus lebte demzufolge nicht wirklich aus dem Lande, Arminius (aus oben genannten Gründen) eher.
Zum Feldzug des Jahres 15 beginnt er mit folgenden Überlegungen:
Delbrück schrieb:
Im Frühjahr des folgenden Jahres (15 n.Chr.) machte Germanicus einen Einfall in das Land der Chatten und kam bis über die Eder. Von Mainz, dem Standlager des oberrheinischen Heeres, von wo dieser Zug ausgegangen sein muß, bis an die mittlere Eder sind 150 Kilometer = 20 Meilen Luftlinie. Viel mehr als eine Meile Luftlinie täglich im Durchschnitt kann eine Armee, die durch germanische Wälder mit den größten Vorsichtsmaßregeln und daneben Vernichtungen ausführend marschiert, nicht wohl machen. Die Expedition muß also fünf bis sechs Wochen Zeit in Anspruch genommen haben. Das Heer war 4 Legionen und 10000 Mann Hülfstruppen, also, wenn wir die Legionen als nicht ganz vollzählig ansehen, etwa 30000 Kombattanten stark, oder im ganzen, mit dem Troß, gegen 50000 Köpfe. Für 50000 Menschen die Lebensmittel auf fünf bis sechs Wochen mitzuschleppen, ist so gut wie unmöglich; allein das Korn würde etwa 3000 vierspännige Wagen erfordern, die eine Marschtiefe von 6 Meilen einnehmen. Wir haben aber ein Merkmal, daß Germanicus auch für diesen Feldzug den Wasserweg nutzbar zu machen wußte. Tacitus berichtet, daß er bei Beginn der Expedition ein schon von seinem Vater errichtetes und mittlerweile zerstörtes Kastell auf dem Taunus wiederherstellte...
Da die Logistik dich offensichtlich sehr interessiert hänge ich einen Link zu „Altmeister Delbrück“ zum Thema an. Vielleicht ist dann zu erkennen, wie Vergleiche mit späteren Zeiten hilfreich sein können? Leider geht Delbrück in seinen Arminius betreffenden Kapiteln noch von falschen geographischen Prämissen für die Varusschlacht aus und verortet Aliso viel zu weit im Osten… Aber Logistik ist etwas Anderes!
Delbrück, Hans, Geschichte der Kriegskunst, 2. Teil. Die Germanen, 4. Buch. Der Übergang ins Mittelalter, 4. Kapitel. Der Ursprung des Lehnswesens, Verpflegung und Train - Zeno.org
Zum Kontext der „Kornzerkleinerung“ mag folgender Link Anregungen bieten
https://www.adv-boeblingen.de/zrbb/wuerm/geschichte/nutzung/allgemein/getreide_content.html
Was die Verpflegung mit pampigem Getreidebrei betrifft: Zumindest die einfachen „Teilzeit-Krieger/Bauern“ waren auch in Friedenszeiten gewohnt relativ karg zu leben. Wenn man ihn kochen konnte werden sie zufrieden gewesen sein. Konnten sie es als Fladenbrot (oder sonst wie) backen, hob das vielleicht eher die Moral…? Und nicht nur die Germanen verstanden es zu plündern, ob Ortschaften oder Schlachtfelder – auch die Römer hatten sich hier bereits seit Jahrhunderten einen furchtbaren Ruf erworben. Das war durch die Einführung der stehenden Legionen wohl nur gering besser geworden. Nicht umsonst klingen die Klagen der Legionäre ab und an in alten Berichten an, wenn die Beute zu gering blieb.
 
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