1. Beispiel: "Die Pilgerin" (2014)
Da ich ja normalerweise kein Fernsehen schaue, bin ich zufällig auf dieses Juwel gestoßen, das sogar 2014 produziert wurde.
Am Anfang sieht man als eine Vorschau wie die Titelheldin (Josefine Preuß) irgendwie von einem langhaarigen Bösewicht drangsaliert wird. Man merke schonmal, Bösewichte sind entweder glatzköpfig wie der arme Mark Strong in "Robin Hood" (2010) oder sehen aus wie ein mehr oder minder gut erhaltenes Mitglied einer Metall-Band.
Dann sieht man Tilla mit Pfeil und Bogen - warum eigentlich? - durch den Wald rennen und ein Wildschwein verfolgen. Von da aus kehrt sie nach Minas Tirith - äh einer Stadt im "Schwäbischen" zurück. Sie geht zu einer Hexe, die irgendwie nach einem "Mad Max"-Film ausschaut und von der sie ein Mittelchen für ihren kranken alten Herren bekommt. Der Weg allein durch die "Stadt" ist kaum zu beschreiben. Also generell haben die Menschen im Mittelalter, auch die reichen Kaufleute, irgendwelche Lumpen getragen. Kopfbedeckungen sind natürlich maximal was für Schurken und Soldaten, die von ihrer Ausrüstung irgendwie zwischen "Herr der Ringe" und Mittelaltermarkt angesiedelt sind - also ganz eindeutig, wie war das nochmal?, 14. Jh.! Ihr Bruder Otfried ist ein fieser Lümmel, der mit der Magd, scheinbar der einzigen Angestellten - oder sowas - im Haushalt des "reichen" Kaufmannes rumvögelt. Ja, so war halt das Mittelalter. Um scheinbar durch einen Versicherungsfall hoch zu kommen, brennen übrigens auch am hellichten Tag im Schlafzimmer von seinem Alten, äh Papa, locker hundert fette Kerzen. Die alleine immer aufzustecken - sie sind ja überwiegend nichtmal in sowas ähnlichem wie Kerzenhalter untergebracht - braucht es natürlich eine Supermagd wie die eben auf dem Küchentisch durchgerammelte soundso. Otfried ist irgendwie ein armes Würstchen, denn er will ja immer so schlau sein, aber sein Paps erlaubt ihm selbst in Gegenwart des Kaufmannes Veit Gürtler (Dietmar Bär), der in einer Art Erdloch mit seiner Familie wohnt, nicht dessen Tochter zu heiraten. Ja, Paps sagt ihm sogar frei heraus, dass er Otfried für nen Looser hält - erinnerte mich irgendwie an "Elsterglanz" mit der Ronny-Familie. :rofl:Jetzt kriegt Otfried ne riesige Wut. Was, er soll nicht das Geschäft vom Alten weiterführen, sondern irgendwie nix zu sagen haben? Kann ja nicht sein! Deswegen erstickt er seinen Vatter. Sein künftiger Schwiegervatter guckte zu. Zwischendrin kommt noch irgendwie ein Bürgermeister vor, der von Friedrich von Thun gespielt wird. Ahja, das soll der Vater von Tillas Verlobten sein. Jedenfalls wird dann Otfried noch böser, nachdem er sich nach dem Mord wird eingekriegt hat, haut seine Schwester als sie wieder mit diesem Herz des Vaters anfängt, was sie nach Santiago de Compostella bringen will.
Dann hat meine bessere Hälfte gesagt, dass sie den Schwachsinn nicht mehr ertragen kann und weggeschaltet. Naja, vielleicht hat sie mich ja vor Schlimmeren bewahrt.
Fazit: Also m.E. ein perfekter Trashfilm. Es gibt ne akzeptabel hübsche Hauptdarstellerin (Josefine Preuß), ein paar berühmtere und sogar ein international renommierter Darsteller (Friedrich von Thun), ein bissen Sex, ne vorraussehbare reichlich naive Handlung, massig Mittelalterklischees (ich habe drauf gewartet, dass einer der Kaufleute mal Dreck in einen Sack einläd), ausreichend viele Fackeln (quasi überall, selbst auf der Straße!), Kerzen und so Feuerchen in so Kübeln. Hätten auch gleich brennende Mülltonnen nehmen können, wenn's ambientig dadurch wird. Diese Schwarz-Weiß-Malerei der Charaktere, die durchweg höchst eindimensional agieren, ist auch super. Ich denke, das sind die richtigen Bausteine zu einem hinsichtlich Einschaltquoten (bei der Erstausstrahlung um die 6 Mio. Zuschauer) akzeptablen Ergebnis. :yes: