Ernährung des Legionärs auf dem Marsch

Bekannt ist auf jeden Fall, dass jeder Legionär mit einer kleinen Mühle ausgestattet war, damit sich jeder sein Getreide selbst mahlen konnte.

Jedes Contubernium hatte 1 Mühle. Acht Mühlsteine auf dem Rücken musste man dem armen Muli nicht wirklich antun. So klein sind die Dinger gar nicht.

Und Garum nicht vergessen. Der Römer hat nix gegessen ohne das Ketchup der Antike ;)
 
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Legionäre aßen meist einen Brei auf Weizenbasis (jedem Legionär standen pro Tag 960 g Weizen zu, vgl. Tonnenweise Getreide von Jaschke) und dazu gab es hin und wieder etwas Käse und Speck; als Getränk gab es Posca (auf Essig-Basis). Fleisch, Wein, Öl und Garum etc. waren Luxusgüter.
 
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Ich denke, da muss es auch eine mehr als gelegentliche Versorgung mit frischem Gemüse und Obst gegeben haben. Dann wohl eher aus lokaler Produktion. Mir ist zumindest nicht bekannt, daß die Legionen unter Skorbut litten. Der wäre aber nach einigen Monaten auf längeren Feldzügen ohne Vitamin C eingetreten.
 
Ja sicher. Kräuter werden die Legionäre ohne Frage gesammelt haben. Es gibt im Mittelmeerraum, aber auch in unseren Breiten eine ganze Menge schmackhafter und vitaminreicher Kräuter - wir haben nur viele davon vergessen (Kerbel, Fenchel, Minze...)*. Dazu werden sicher auch Beeren und Früchte die Kost bereichert haben (Heidelbeeren, Walderdbeeren (unsere Erdbeere ist eine Kreuzung der amerikanischen und der europäischen Erdbeere), Himbeeren, Brombeeren, Stachelbeeren etc.)*. Aus einigen Lagern haben wir auch den archäologischen Nachweis für den Handel mit den Germanen* (>Keramik) und in den Städten am Rhein gab es natürlich auch Trauben, Feigen etc. (nachgewiesen durch Kerne, die sich im feuchten Milieu erhalten konnten). Letzteres war aber Luxusgut und eben keine Massenware für die Legionen.

*Es gibt die Tendenz hier im Forum, insbesondere dann, wenn es um die römischen Legionen geht, den Fokus auf die römischen Legionen in den Rhein- und Donaprovinzen bzw. in der Germania zu legen, die auch dieser Thread zeigt. Daher geht die Antwort auch in die Richtung.
 
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*Es gibt die Tendenz hier im Forum, insbesondere dann, wenn es um die römischen Legionen geht, den Fokus auf die römischen Legionen in den Rhein- und Donaprovinzen bzw. in der Germania zu legen, die auch dieser Thread zeigt. Daher geht die Antwort auch in die Richtung.

Diesen Fokus gibt es generell in der provinzialrömischen Archäologie, und die Lücke wird auch von der restlichen klassischen Archäologie nicht wirklich geschlossen. Deshalb gibt es über den Osten des Reiches sehr viel weniger Kenntnisse, zum Beispiel über die Legionen in Syrien :S.
 
Das ist richtig. Ich habe selber vor einigen Tagen Tabbuleh gemacht, das ist ein Salat auf Basis von Weizenbulgur, mit sehr viel Petersilie, Minze, Tomaten, Gurke, Zitronensaft und Olivenöl. Ich habe für den Salat die kleinste Packung Bulgur gekauft, die zu finden war, ein Kg. Ich würde sagen, ich habe davon ca. 250 g verbraucht, eher weniger, und wir haben davon zu zweit zwei Mahlzeiten gegessen (natürlich bzw. allerdings nicht als alleinige Speise). Die Spelzen musste ich dabei z.T. noch vom Korn trennen, das wird den Legionären nicht anders ergangen sein. Insofern ist eine Tagesration von 960 g wirklich nicht wenig, wenn auch wenig Masse woanders her kommt. Allerdings: Die Legionäre haben auch körperlich arbeiten müssen: Märsche, Schanzen und Lagerbau, Reparaturarbeiten, Getreide mahlen, ggf. kämpfen etc. Meiner Erfahrung nach macht körperliche Arbeit wesentlich hungriger, als Schreibarbeit.
 
im Netz habe ich folgendes gefunden:

"Proviant Nahrungsmittel und Trinkwasser waren die wichtigsten Bestandteile des Marschgepäcks. Im Normalfall wurden jedem Soldaten Getreiderationen für drei Tage von je einem Pfund pro Tag zugeteilt. Bei absehbar schlechter Versorgungslage konnte sich die Menge auf bis zu 14 Tagesrationen erhöhen. Bei guter Versorgungslage oder auf eigene Kosten des Soldaten kamen weitere Nahrungsmittel (frisches oder getrocknetes Obst, Feldgemüse, Nüsse, Fleisch oder Speck) hinzu. Alternativ zur Körnerform konnte Getreide auch als trockenes Brot mitgeführt werden. Zum Transport der Nahrungsmittel dienten meistens Leinenbeutel und das Tragenetz (lat. reticulum), in denen die Güter auch bei feuchtem Wetter gut durchlüftet und damit wenig anfällig für Fäulnis waren.
Für die Aufbewahrung von Getränken dienten Feldflaschen oder Trinkschläuche, die mit Wasser oder Posca gefüllt wurden. Mehr als der Bedarf für einen oder maximal zwei Marschtage konnte in ihnen nicht mitgeführt werden.
Das Mindestgewicht von Nahrung und Getränken summierte sich auf 4 kg. Bei großen Nahrungsrationen konnte es sich mehr als verdoppeln."


nachzulesen bei: Marschgepäck ? Theoria Romana#
 
Das ist richtig. Ich habe selber vor einigen Tagen Tabbuleh gemacht, das ist ein Salat auf Basis von Weizenbulgur, mit sehr viel Petersilie, Minze, Tomaten, Gurke, Zitronensaft und Olivenöl.
Klingt sehr interessant. Werde ich mal nachkochen.

Ich habe für den Salat die kleinste Packung Bulgur gekauft, die zu finden war, ein Kg.

Such mal nach Mercimek Köfte. Ein türkisches Rezept mit Bulgur und Linsen. Sehr lecker, falls du nicht weißt, was du mit dem restlichen Bulgur anfangen sollst.

Ich würde sagen, ich habe davon ca. 250 g verbraucht, eher weniger, und wir haben davon zu zweit zwei Mahlzeiten gegessen (natürlich bzw. allerdings nicht als alleinige Speise).

Wenn ich Bulgur verwende, dann meist eine Tasse. Das sind, gerade nachgewogen, 150 g. Danach bin ich ziemlich satt.



Die Spelzen musste ich dabei z.T. noch vom Korn trennen,

Wie, bei gekauftem Bulgur waren noch Spelzen dran?

das wird den Legionären nicht anders ergangen sein.

Der Weizen der Römer war Emmer mit besonders langen Grannenhaaren. Die wurden aber vorher sicher entfernt. Ob sich die Spelzen von Emmer schwerer oder einfacher entfernen liesen als bei Weizen, weis ich allerdings nicht.

Insofern ist eine Tagesration von 960 g wirklich nicht wenig, wenn auch wenig Masse woanders her kommt. Allerdings: Die Legionäre haben auch körperlich arbeiten müssen: Märsche, Schanzen und Lagerbau, Reparaturarbeiten, Getreide mahlen, ggf. kämpfen etc. Meiner Erfahrung nach macht körperliche Arbeit wesentlich hungriger, als Schreibarbeit.

Es wird sicher außer Weizen noch bisschen was dazu gegeben haben, je nachdem, was die Landschaft hergab. Sonst gibts irgendwann Mangelerscheinungen. Aber 960 g oder, wie anderswo hier zu lesen, ein Pfund sind trotzdem nicht schlecht.
 
Garum.
Gibt es das Zeug eingentlich so zu kaufen wie es damals hergestellt wurde?
Im www lese ich sonst nur dass man es gegen asiatische Fischsoße ersetzen kann wenn man "römisch" kochen will.
 
Es wird sicher außer Weizen noch bisschen was dazu gegeben haben, je nachdem, was die Landschaft hergab. Sonst gibts irgendwann Mangelerscheinungen. Aber 960 g oder, wie anderswo hier zu lesen, ein Pfund sind trotzdem nicht schlecht.

Ich denke wir müssen da unterscheiden, ob der Soldat im Legionslager am Rhein war, im Winterlager sofern das nicht identisch war, in einem Feldlager auf einem Feldzug oder auf dem Marsch. Je weiter in der Pampa, desto kärglicher wurden wohl die Beilagen zum obligatorischen Puls.

In einem permanenten Legionslager dürfte die Verpflegung recht abwechslungsreich gewesen sein (verglichen mit dem, was ein Tagelöhner in Rom sich leisten konnte; ca. 2-4 Sesterzen pro Tag). Schließlich gab es jede Menge landwirtschaftliche Betriebe im Umkreis, die von der Legion lebten. Dazu kamen Händler, die sicher für Geld Alles anboten.

Die Frage ist, wieviel blieb einem Legionär noch übrig, wenn er von seinen 225 Denaren p.a. diese Grundverpflegung bezahlt hatte, die Raten auf seine Ausrüstung, die Instandsetzung des Material des Contuberniums, und den Centurio bestochen hatte?

Ist es eigentlich gesichert, daß der Legionär das Alles von seinem Sold bezahlen musste?

PS: die 225 D und 2-4 S beziehen sich auf die frühe Kaiserzeit.
 
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Dazu gibt es ja ein Buch von Junkelmann, der sich dort detailliert mit dem Thema beschäftigt.

Panis Militaris. Die Ernährung des römischen Soldaten oder der Grundstoff der Macht

Hat das jemand gelesen? Ist es zu empfehlen?
 
Legionäre aßen meist einen Brei auf Weizenbasis (jedem Legionär standen pro Tag 960 g Weizen zu, vgl. Tonnenweise Getreide von Jaschke) und dazu gab es hin und wieder etwas Käse und Speck; als Getränk gab es Posca (auf Essig-Basis). Fleisch, Wein, Öl und Garum etc. waren Luxusgüter.

Dieser Getreidebrei war wohl die absolute Grundlage. Soviel ich weiß wurde dieser Brei dann durch Dinge wie Speck, Kräuter etc. gestreckt (soweit vorhanden).
War Wein wirklich ein Luxusgut?
Und was mich interessieren würde:
Haben die Legionäre auch eigenes Brot gebacken?
Schließlich sind mobile Backöfen archäologisch nachgewiesen, z.B. in Dorsten-Holsterhausen.
 
Dazu gibt es ja ein Buch von Junkelmann, der sich dort detailliert mit dem Thema beschäftigt.

Panis Militaris. Die Ernährung des römischen Soldaten oder der Grundstoff der Macht

Hat das jemand gelesen? Ist es zu empfehlen?

Ich habe es vor einiger Zeit gelesen und fand es damals definitiv sehr gut und informativ und kann es schon mit gutem Gewissen weiterempfehlen.
 
salvus schrieb:
Und was mich interessieren würde:
Haben die Legionäre auch eigenes Brot gebacken?
Schließlich sind mobile Backöfen archäologisch nachgewiesen, z.B. in Dorsten-Holsterhausen.

Hat jemand da nähere Informationen?
Das würde mich wirklich interessieren.

Hallo!

Ja die haben sich ihr Brot auch selbst gebacken. Das oben genannte Buch nennt es ja schon beim Namen. panis militaris. Aber außer Junkelmann gibts es auch nicht all zu viel. . .
Hier hab ich dann aber doch ne Arbeit gefunden die sich recht ausführlich mit dem Thema Brot befaßt:
http://webzoom.freewebs.com/earlyperiod/PANIS ROMANVM.pdf

@all
Dazu wollt ich noch bemerken daß Junkelmann in seinem Buch eine Menge von 650g Fleisch nennt.:
Zitat:
"Laut spätrömischen ägyptischen Papyri soll allerdings 650 g Fleisch pro Tag und Mann konsumiert worden sein"
aus S.29:http://ipna.unibas.ch/archbiol/pdf/2011_DeschlerAkeret_ForschgeschVindonissa.pdf
Das scheint doch recht viel zu sein. Da kann man sich eigentlich nicht vorstellen das auf dem Marsch kaum oder kein Fleisch gegessen wurde. Zumal ja genug Fleisch in Form von Wild vorhanden war.


MfG, Lucio Cinico!
 
@all
Dazu wollt ich noch bemerken daß Junkelmann in seinem Buch eine Menge von 650g Fleisch nennt.:
Zitat:
"Laut spätrömischen ägyptischen Papyri soll allerdings 650 g Fleisch pro Tag und Mann konsumiert worden sein"
aus S.29:http://ipna.unibas.ch/archbiol/pdf/2011_DeschlerAkeret_ForschgeschVindonissa.pdf
Das scheint doch recht viel zu sein. Da kann man sich eigentlich nicht vorstellen das auf dem Marsch kaum oder kein Fleisch gegessen wurde. Zumal ja genug Fleisch in Form von Wild vorhanden war.

Der Stelle würde ich gerne mal ein wenig nachgehen. In dem Text von Deschler und Akeret wird die Richtigkeit der Angabe ja angezweifelt, schon weil die Umgebung von Vindonossa derlei Mengen an Fleisch gar nicht habe produzieren können. Mal schaun, was Junkelmann dazu schreibt und wie gut die entsprechenden Papyri wohl überliefert sind.
 
Der Stelle würde ich gerne mal ein wenig nachgehen. In dem Text von Deschler und Akeret wird die Richtigkeit der Angabe ja angezweifelt, schon weil die Umgebung von Vindonossa derlei Mengen an Fleisch gar nicht habe produzieren können. Mal schaun, was Junkelmann dazu schreibt und wie gut die entsprechenden Papyri wohl überliefert sind.

Ja, selbst für die heutige Zeit in der Fleisch im Überfluß vorhanden ist, ist es schon ne Menge. . .
Die PDF hält aber auch Rechenbeispiele mit geringeren Mengen Fleisch bereit!


MfG!
 
Das Buch von Junkelmann ist sehr interessant, am Ende beinhaltet es auch ein paar Rezepte, natürlich nach Apicius.
Was die Angabe mit den ägyptischen Papyri angeht, so bringt uns der Junkelmann nicht weiter, da er sich auf einen Literaturstelle bei Garnsey und Saller bezieht (The Roman Empire. Economy, Society and Culture. Berkeley/L.A. 1978, S. 89 f.). Junkelmann selbst orakelt an dieser Stelle, dass die hohe Fleischration möglicherweise eine Anpassung für germanische Soldaten war. Grundsätzlich ist aber auch für ihn - und gerade auf dem Marsch - Weizen die Basis der Legionärsnahrung. Allerdings führt er auch jede Menge Nachweise - archäologische, historiographische und Briefe (vor allem die Vindolanda Tablets und Briefe aus Ägypten) - auf, die Fleischkonsum in der römischen Armee belegen. Er nähert sich dem Thema auch durchaus von mehr Seiten, es gibt ein eigenes Kapitel zu Fleisch und noch mal abgeteilt eines zu Wild. Warum Wild auf dem Marsch eher nicht konsumiert wurde wird genauso behandelt, wie, welches Fleisch ideal war (uns sich deshalb archäologisch in Gräbern und den Abfällen von Villen und Prätorien nachweisen lässt) und welches normalerweise konsumiert wurde (und sich daher eher in den Abfällen der Mannschaftsunterkünfte nachweisen lässt). Schwein war demnach das beliebteste Fleisch bei den Römern (es war auch nach einem erhaltenen Preisedikt das teuerste Fleisch im römischen Reich, zumindest, was die üblichen Fleischsorten Rind, Geflügel, Schaf, Ziege und Schwein angeht), während Rinder eher Arbeitstiere waren, die auch konsumiert wurden. Vor allem aber weist er darauf hin, dass es einen hohen Bedarf an Rohstoffen gab, neben Horn und Hufe vor allem das Leder, welches man eben irgendwoher beziehen musste. Zumindest - schreibt er - für den Reparaturbedarf von Lederüberzügen oder Zelten (für die Zelte einer Volllegion mussten 45.000 Ziegen sterben) - musste die Legion Leder selbst produzieren - und damit eben auch Fleisch.

Ein interessantes und lesenswertes Buch.
 
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