Hallo Angrivarier, hallo thimotheus,
die angeblich völlige Verletzung wissenschaftlich-methodischer Kriterien durch Chronologiekritiker beruht auf unbewiesenen Behauptungen - der Vorwurf, nur das "in den Kram passende" für die Konzeption zu verwenden ist m.E. die Standardmethode der Geschichtsschreibung.
Aus Sicht der Chronologiekritik haben wir hauptsächlich ein Datierungsproblem. Die ägyptische Archäologie, welche im wesentlichen eine Grab- und Architektur-archäologie darstellt, muß unter weitgehendem Verzicht von Schichten auskommen und hat ihre Chronologie auf Schriften aufgebaut. Sie ist älter als die mesopotamische Archäologie. Diese hat Schriften und Schichten zur Verfügung. Die mesopotamische Archäologie orientierte sich an der Bibel, deren Chronologie ebenfalls vor Grabungen feststand - insbesondere an Abraham. Über diesen wurde Hammurabie zum Chronologieanker. Nach Erkennen der Unwissenschaftlichkeit einer Chronologie via Abraham, wurde dieser stillschweigend aus der Literatur entfernt, dabei wurde aber Hammurabie und seine Zeitstellung beibehalten, was zu einer nicht gerechtfertigten und damit unwisenschaftlichen Verwerfung in der mesopotamischen Chronologie führte.
Ägypten und Mesopotamien sind also mit einander nicht richtig synchronisiert. Dehalb werden die äyptensynchronisierten Hyksos als "unbekannte" Eroberer verstanden.
Die in der Amarnakorrespondenz als Mitannie bezeichneten Briefpartner der 19. Dynastie sind mit den von den griechischen Historikern bekannten Medern identisch - für die die Archäologen keine Schichten finden. Die Griechen kannten bezeichnenderweise keine Mitanni - für die die Archäologen Schichten finden. Das liegt nicht daran, daß die Griechen sie wegen ihres zeitlichen Abstandes nicht kennen konnten, sondern daran, daß in der Amarnakorrespondenz die Meder als Mitanni bezeichnet werden und gemeinsam diese Schicht besitzen. Die in Mesopotamien auffindbaren Schichten/Schichtengruppen belegen m.E. deutlich, daß für das -2. und -3. Jtsd. überhaupt keine Schichten mit Schriftzeugnissen existieren.
Zum Ende von Chattuscha will ich nochmals K. Weisgerber zu Wort kommen lassen:
"Ohne jeden Beleg behaupten die meisten konventionellen historiker, daß Chattuscha (und damit auch das JHR) durch die "Seevölker", deren Existenz ich stets bestritten habe [....], zerstört wurde. Betont werden muß, daß schon Bittel [1983,160] sich gegen diese Behauptung gewandt hat. Nach seiner Auffassung wurde Chattuscha wahrscheinlich durch "kleinasiatische Reichsfeinde von Norden und Westen her" [ebd., 178] zerstört. Die Zerstörung stellte er nicht in Frage: "Im Gegenteil, die Belege für einen gewaltsamen Eingriff durch Feindeshand sind so eindeutig, daß sie nicht übersehen werden können" [ebd.,179]. Seeher, der jetzige Leiter der Ausgrabungen in Bogazköy, kam jedoch, ausdrücklich Bittel und Klengel widersprechend, zu einer anderen Auffassung: "Jürgen Seeher wider spricht beiden, denn er interpretiert die Grabungsbefunde anders. Zweifelsohne habe es in der Endzeit der Stadt an den verschiedensten Stellen gebrannt, doch daß dies plötzlich und überall gleichzeitig geschah, sei archäologisch nicht nachzuweisen. Monate oder gar Jahre können zwischen den Bränden gelegen haben. Außerdem waren von den Tempeln in der Oberstadt weniger als die Hälfte betroffen, und in der Unterstadt wiesen Wohn- und Werkstätten direkt neben dem abgebrannten Großen Tempel keinerlei Spuren eines Feuers auf. Alle verbrannten Gebäude waren bis auf wertlose Scherben und ältere Tontafelarchive, die jetzt wohl keiner mehr brauchte, völlig leer geräumt. [...] . In den Brandstätten fand sich jedoch so gut wie nichts von dem, was bei einer kriegerischen Plünderung, und sei sie noch so systematisch gewesen, zu erwarten wäre - auch keine Toten. Mithin wurden Tempel und Paläste erst leergeräumt, und gebannt haben sie später" [Brandau/Schickert 321].
Die zitierten Autoren ließen auch Seeher selbst zu Wort kommen:" Hattusa ist nicht als blühende Hauptstadt umkämpft und belagert worden; die Stadt wurde nicht erobert, sondern nach und nach aufgegeben; sie wurde nicht zerstört; sie ist verfallen."[ebd.,312 f.].
Die Ausgräber machten sich natürlich Gedanken, warum die "Hethiter" die Stadt gewissermaßen "besenrein" [ebd., 292], d.h. ohne Zerstörung, nach und nach aufgaben, ohne eine vernünftige Lösung zu finden. Ich sehe die Ursache darin, daß die Großkönige mit ihrem Hofstaat seit Murschili II. in Babylon residierten; das periphere Chattusche wurde Provinzstadt, wie es auch Rom nach der Verlegung der Hauptstadt des Römischen Reiches nach Konstantinopel wurde.
Die spätere "phrygische" Stadt Pteria lag mit großer Wahrscheinlichkeit an der Stelle des "untergegangenen" Chattuscha, was Bittel [1983, 12,207 ff.] m.E. recht überzeugend belegt hat. Herodot [I:76] schrieb, der lydische König Kroisos (konv. 560-547) habe pteria, den "stärksten Platz" Kappadokiens, erobert und die Bewohner vertrieben. Kurz darauf sties er aber "in der Landschaft Pteria" auf das Heer des Perserkönigs Kyros; die Schlacht verlief zunächst unentschieden, bald danach wurde das lydische Reich durch Kyros vernichtet.
Velikovsky [1983, 225] hat, m.E. zu Recht diese Ereignisse zeitlich mit dem Untergang
Chattuschas in Verbindung gebracht. Die letzten Grabungsergebnisse zeigen deutlich (auch wenn dies von konentionellen Historikern so nicht eingestanden wird), daß das "phrygische" (tatsächlich wohl kaschkäische)Pteria stratigraphisch, ohne Hiatus, unmittelbar über dem "hethitischen"Chattuscha lag[...]".[Weisgerber 2006]
so viel zu völliger "Verletzung wissenschaftlich-methodischer Kriterien".