Anhand von Unity Mitford könnte man eventuell weiterfragen, welche Folgen die Abstammung von einer historischen Persönlichkeit für einen Menschen haben kann. Zunächst waren wir ja von einem Nachkommen Hitlers ausgegangen, der sich freiwillig und bewusst an die Öffentlichkeit wagen würde, also auch selbst von seiner biologischen Herkunft wüsste.
Es hätte keine politisch oder sozial induzierten negativen Folgen für diese Person gehabt, eher positive Protegierung aus dem Umfeld der NS-Netzwerke.
Ansonsten: Es gibt lediglich zwei bekannte Beispiele, der UdSSR unter Stalinismus bzw. dem 3. Reich unter Hitler, die die "Sippenhaftung" der Familie bzw. des familiären Umfelds kennen bzw. noch weitergehende Formen der Haftung von Kollektiven für das Verhalten von Einzelnen.
Diese ist für demokratische Staaten wie GB oder für Deutschland kaum anzunehmen und insofern hätte diese fiktive oder reale Person, wenn sie es gewollt hätte, ein normales Leben führen können ohne irgendwelche Formen der Restriktion oder Sanktionierung.
Ob die betreffende fiktive Person darüberhinaus bereit gewesen wäre, ein politisches Erbe im Rahmen einer NS-Nachfolgeorganisation anzutreten wäre eine persönliche Entscheidung. Diese hätte vielfältige Konsequenzen haben können, abhängig vom Grad der Radikalisierung dieser fiktiven / realen Person als Abkömmling von Hitler.
Für eine solche Familie könnte das allerdings eine schwere Belastung darstellen, weil viele Menschen in dieser Abstammung vielleicht etwas Böses grundgelegd sähen (wir sind ja da nicht immer ganz rational).
Eine für mich unverständliche Sicht, die m.E. auch empirischen Beispielen nicht standhält. Als ein Beispiel einer teils "normalen" von der NS-Ideologie emanzipierten bürgerlichen Karriere wäre ein Sohn von Hans Frank zu nennen. Er hat sich kritisch mit der menschenverachtenden Herrenmenschen-Ideologie seines Vaters auseinandergesetzt und zieht ebenfalls Parallelen zu heute. Als engagierte Lehre aus der deutschen Geschichte und dem Engagement unter anderem gegen Rassimus.
Dieses Beispiel zeigt m.E. dass es durchaus individuelle Wege gab, sich mit der belasteten Vergangenheit der Väter auseinander zu setzen. Und diese Chance hätte sich auch einem Abkömmling von Hitler geboten.
Ein Abkömmling von Hitler hätte ebenso gut zum leidenschaftlichen Ankläger gegen das NS-System werden können.
https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Frank
Hieltet ihr es in einem solchen Fall für wissenschaftlich vertretbar, wenn die genannte Historikerin über die ganze Sache den Mantel des Schweigens legte?
Warum hätten sich Historiker unter normalen Voraussetzung - einer normalen Biographie eines Hitler-Abkömmlings - überhaupt mit dem Thema beschäftigen sollen? Der Hitlerismus war keine "Erb-Diktatur" und es gibt auch kein Gen, über das eine NS-Ideologie vom Vater auf seine Abkömmlinge übertragen hätte werden können. Insofern gab es keine "übertragbare" Erbschuld, die historisch oder wie auch immer hätte aufgearbeitet werden müssen.
In diesem Sinne wäre ein Abkömmling von Hitler, wenn er denn ein normales Leben geführt hätte, absolut kein legitimes Objekte für irgendwelche "wissenschaftlichen" Analysen und somit auch nicht für eine Historiographie.