Das sind alles Wunschträume. Auf zwei Ebenen:
Wunschtraum Nr. 1: Das Grabenwerk ist älter als Mittelalter.
Wunschtraum Nr. 2: Es wird mehr gegraben.
@1: Natürlich bezeichnen Funde in einer Verfüllung einen taq, also einen terminus ante quem. Die Verfüllung kann erst in den Jahren und Jahrzehnten - allerdings kaum in den Jahrhunderten, womit du ja offensichtlich rechnest - nach dem Aushub in den Graben gekommen sein.
@2: Handelte es sich um eine Not- oder um eine Forschungsgrabung? Bei der Notgrabung wird i.d.R. nur das gesichert, was auch von Zerstörung bedroht ist. I.d.R. handelt es sich um Zerstörung im Rahmen von Bauvorhaben. D.h. dem Bauherren ist es nicht zuzumuten - eine Grabung kann mal schnell mehrere hunderttausend € kosten(!) - eine Grabung zu finanzieren, die nicht mehr vom Verursacherprinzip gedeckt ist. Sprich: Was er durch seinen Bau zerstört, dessen Dokumentation muss er bezahlen. Nicht was darüber hinaus geht. Das bedeutet auch (finanzielle) Sicherheit in beide Richtungen.
Bei Forschungsgrabungen hängt es am Steuerzahler und an Drittmitteln und das muss bewilligt werden. Weil irgendein Sturkopf der Auffassung ist, dass ein mittelalterlich datierter Graben eigentlich der Römerzeit zuzuweisen ist, wird niemanden im Wissenschaftsministerium oder niemanden einer Stiftung die Drittmittel für kulturwissenschafliche Forschungen bereitstellt dazu bringen, Geld für eine Forschungsgrabung zuzuweisen. Um Drittmittel locker zu machen, bedarf Vorarbeiten, Begründungen für den wissenschaftlichen Mehrwert, eine Erläuterung der Fragestellung etc., kein stures Verweigern der Fakten: "ich will aber, dass der Graben römischen und nicht mittelalterlichen Ursprungs ist!"
Ich habe im Übrigen in meiner studentischen Grabungshelferkarriere tatsächlich auch mal an einer Grabung teilgenommen, wo der Bauherr, der allerdings in der Region als Mäzen bekannt ist, nicht nur die Grabung finanziert hat (was er ja musste) sondern darüber hinaus auch ihre Auswertung und die Austellung der Ergebnisse. Nun ist die Ausstellung der Ergebnisse keine großartige museale Exposition, aber im Foyer des Gebäudes kann man, obwohl die Ausgrabung mittlerweile über zehn Jahre her ist, sich bis heute darüber informieren.