Es ging mir nicht um einen ausländischen Landesherr per se, sondern um die Konstellation, dass ein Mitglied des Deutschen Bundes, nämlich Holstein, einen Landesherrn hatte, der woanders noch König war. Nun war der Deutsche Bund ja kein Staat in unserem Sinne, daher war das Problem vielleicht noch nicht so virulent, aber für eine damals wohl schon absehbar irgendwann erfolgende Einigung Deutschlands war das ein Hindernis, genauso wie auch die italienischen Besitzungen der Habsburger zweitweise die Vollendung der italienischen Einheit verhinderten.
Das war überhaupt kein Hindernis.
Die Konstruktion, dass der König von Dänemark auch in Schleswig und Holstein Landesherr war, ensprach derjenigen der Personalunion zwischen den Niederlanden und Luxemburg.
Auch hier war der König der Niederlande der Herrscher eines Landes außerhalb des Deutschen Bundes gleichzeitig Herrscher des zum Bund gehördenden Luxemburg.
Bei Einigung Deutschlands löste man dass dann demgemäß, dass Luxemburg daran eben nicht teil hatte, sondern bei Bismarcks Norddeutschem Bund und später dem Kaiserreich eben außen vor, dafür aber bis 1918 Teil des gemeinsamen Zollraumes blieb.
Österreich-Habsburg das Gleiche, nur ohne die Zollunion.
Wo war das Problem?
Das eine Einigung Deutschlands eher auf der Ebene einer kleindeutschen Lösung verlaufen würde, hatte sich doch seit 1848, als das Problem Österreich offensichtlich wurde bereits gezeigt.
Wenn man sich aber ohnehin gedanklich mit einer kleindeutschen Lösung arragiert hatte, dann war die Frage der Zugehörigkeit eines Gebietes wie Holstein und Südschleswig genau so verhandel- oder verneinbar, wie die Zugehörigkeit von Tirol oder der Steiermark.
Mal abgesehen davon dass die führenden Politiker der beiden deutschen Kriegsparteien Preußen und Österreich nicht unbedingt besonders Fans des deutschen Nationalismus waren.
Auf österreichischer Seite war man immer total dagegen und Bismarck war genau so lange ein Freund der Nationalbewegung, wie sie den preußischen Machtansprüchen nutzte.
Was den Grunsatz angeht, darf ich daran Erinnern, mit wem sich GB bis heute seine Monarchen als Staatsoberhaupt teilt?
Oder auf dem Umstand hinweisen, dass der Frazösische Staatspräsident und der Bischof von Urgel (Spanien) bis heute qua andorranischer Verfassung gleichzeitig noch Kofürsten (sprich Staatsoberhäupter) von Adorra sind?
Das hat bis heute, so weit ich das überblicken kann nicht zu besonderen Problemen geführt.
Z. B. denke ich schon, dass das Habsburger Reich damals durchaus ebenso bereits ein Anachronismus war. Nach dem Deutsch-Deutscher Krieg verlor das Reich weitgehend seine italienischen Besitzungen und der Rest konnte durch den österreichisch-ungarischen Ausgleich und das komplizierte Konstrukt der Doppelmonarchie noch mal für einige Jahrzehnte stabilisiert werden, aber der nächste größere externe Schock, die Niederlage im Ersten Weltkrieg, führte dann zum Auseinanderbrechen des Reiches.
Ist jetzt zwar komplett offtopic, aber aber diese Ansicht kann ich so überhaupt nicht teilen.
Österreich verlor seine italienischen Besitzungen (bis auf Trentino) nicht durch innere Spannungen und Aufstände, sondern dadurch, dass es 1860 und 1867 2 Kriege verlor und die Territorien deswegen abdrücken musste.
Der 1. Weltkrieg war kein Ereignis, dem exklusiv die Habsburgermonarchie aus Altersschwäche zum Opfer fiel sondern er war ein extrem tiefgreifendes Ereignis, dass sämtliche Machtstrukturen vom Rhein bis nach Kamtschatka gründlich umwälzte.
Die Vorstellung dieses Reich müsse unweigerlich auseinanderfallen, die Zeigenossen hatten, ist vor dem Hintergrund der damaligen Umstände, die einen extrem starken Nationalismus als etwas natürliches wahrnahmen verständlich, Rhetrospektiv erscheint das aber arg überzogen.
Die letzten wirklich großen inneren Unruhen hatte die Donaumonarchie 1848 erlebt entsprechendes wurde 1867 in Ungarn durch den Umbau des Konstruktes abgefangen, bevor es sich bahnbrach.
Seit dem war nichts mehr, mit scharf eskalierenden inneren Krisen.
Anno 1914 gingen die Diskussionen darum ob man das gannze nicht föderal umgestalten könnte und darum, welche nationale Minderheit wo Universitäten unterhalten und in der jeweiligen Sprache lehren durfte und welche ethnische Gruppe wie viele Beamte stellen durfte und in welchen Gebieten die mehrsprachig sein mussten.
Das war es aber auch.
Einem radikalen Nationalisten, der am liebsten einen 100%ig ethnisch homogenen Staat gehabt hätte und jeden, der nicht zur eigenen Ethnie/Nation gehörte für illoyal, wenn nicht für die 5. Kolonne irgenndeiner ausländischen Macht hielt, mögen diese Verhältnisse wie der heraufziehende Untergang vorgekommen sein.
Jemandem mit weniger nationalitischen Auffassungen wird das zurecht eher als abwegig vorkommen, das sollte man, denke ich berücksichtigen, wenn man mit den zeitgenössischen Urteilen des frühen 20. Jahrhudnert über die Donaumonarchie argumentiert.
Da haben sich die Schleswig-Holsteiner aber schon bei der Schleswig-Holsteinischen Erhebung 1848-51 drauf berufen und im Londoner Protokoll wurde festgehalten, dass Schleswig verfassungsrechtlich nicht enger ans Dänemark gebunden werden sollte als Holstein.
Mag ja sein, nur waren die Schleswig-Holssteiner nicht die Verantwortlichen der Berliner und der Wiener Politik, die mit der Grenzziehung des Deutschen Bundes bereits selbst eine Teilung herbei geführt hatten, indem sie Holstein an den deutschen Bund, damit an die Bundesakte und Beschlüsse des Frankfurter Bundestages banden, Schleswig aber nicht.
Die Bevölkerung in Schleswig Holstein konnte sich viellicht mit prekärer Glaubwürdigkeit auf den Ripener Vertrag berufen, Preußen und Österreich aber nicht.
Die konnten sich nur darauf berufen, dass das Londoner Protokoll von 1852 einen internationalen Vertrag darstellte, der Dänemark band und dass Dänemark diesen Vertrag durch den Anschluss Schleswigs an das Geltungsgebiet der neuen dänischen Verfassung und damit den dänischen Staat, eben verletzte.
Immerhin wurden nach dem Ersten Weltkrieg nur die überwiegend dänisch-sprachigen Gebiete wieder an Dänemark abgetreten.
Allerdings nicht nach dem Machtanspruch der Entente, sondern qua Volksabstimmung, auch wenn die in einem für Deutschland nachteiligen Modus (Abstimmungszonen) verlief.
Zwischen Jütland und Fünen gibt es nur eine sehr schmale und lange Wasserstraße, in der die deutsche Seite britische Schiffe problemlos von Land aus hätten versenken können.
Nur, dass deutsche Truppen erstmal nach Jütland hätten kommen müssen, was davon abgehangen hätte, welchen Zeitpunkt man von dänischer Seite für einen Kriegseintritt gewählt hätte.
Hätte sich Dänemark (die maritimen Verhältnisse mal außen vor), etwa auf dem Höhepunkt der Somme-Schlacht oder der Brussilow-Offensive zur Intervention entschieden, hätte Deutschland gar keine Reserven für eine potentielle Invasion Jütlands erübrigen können und zur Verteidigung Schleswig-Holsteins zunächst wahrscheinlich nur wenig mehr als ein Bisschen Landwehr und ein paar Festungsgarnisonen zur Verfügung gehabt.
Kein Gegner für ein dänsiches Feldheer.
Die Schleswig-Hosteinische Landenge wäre ein kurzer Frontabschnitt gewesen, der mit vergleichsweise wenigen Truppen recht effektiv zu verteidigen gewesen wäre, im Besonderen wenn die Briten Verstärkungstruppen hätten locker machen können.
Übrigens verfügten auch die Dänen über Artillerie und hätten genau so von Land aus jeden Versuch von Jütland aus Truppen nach Inseldänemark überzusetzen zusammenschießen können.
Die Vorstellung einer Invasion der dänischen Inseln ist aber überhaupt nicht der Punkt auf den ich argumentativ hinaus wollte.
Die deutsche Flotte war 1914/1915 zeitweise in der Lage Ortschaften an der britischen Küste wie Scarborough zu bombardieren.
Diese Flotte wäre ohne weiteres, selbst ohne Invasion in der Lage gewesen Kopenhagen und andere wichtige dänische Städte wie Arhus, Kolding oder Odense einfach vom Meer aus zusammen zu schießen.
Italien scheute den Konflikt mit der Entente und vor allem mit Großbritannien genau aus dieser Erwägung heraus. Es war durch eine lange Küstenlinie gegen Angriffe von See her sehr verletzlich und sehr vile wichtiige städtische Zentren wie Genua, Neapel, Venedig, Palermo, Messina, Tarent etc. waren eben gegen ein Bombardement der britischen Flotte nicht effektiv zu schützen.
Das gleiche hätte im Grundsatz 1914 für Dänemark gegolten.
1905, als die deutsche Flotte zwar allmählich zu einer ernstzunehmenden Seestreitkraft wurde, aber noch weit davon entfernt war, alle bis auf die Briten deutlich abzuhängen, war dieses Risiko eher gering.
10 Jahre und 3 Flottennovellen später, sah das aber etwas anders aus.