Hat jemand zugriff auf gesammelte Angriffsplände der USAAF Europe? Es ist die Frage, ob diese Anlagen Ziele waren und man sie einfach nicht getroffen/gefunden hat, oder ob sie nicht anvisiert wurden. Denn so einfach ist es nicht das Ziel wirklich zu treffen. Zur Zeit des zweiten Weltkriegs war Navigation von Bomberströmen nicht so einfach.
Du sagst es.
Was Wilfried da mit seinen Nachtziel-Optionen für Stahlwerke behauptet hat, ist schlicht unmöglich (bei Bombardierungshöhen um 6000 Meter und entsprechendem entfernten Abwurf vor dem Ziel). Das unterscheidet Realität von Sandkasten.
Beispiel: die zahlreichen Nacht-Bombardierungen von Krupp in der "Battle of the Ruhr", mit erheblichen Fehlerquoten. Es hätte doch ganz einfach sein müssen, die Hochöfen anzuvisieren.
Offenbar fehlen da elementare Kenntnisse zum Bombenkrieg, wie die RAF ihre Ziele angesteuert hat und mit welchen Fehlerquoten. Hamburg und Kassel sind 1943 die Frühphase des weiter reichenden
H2S, während die Luftschlacht um Essen noch vom
OBOE-System geprägt war. Östlich des Ruhrgebiets kam von der Reichweite her nur H2S in Frage.
Wie man bei mehreren tausend
priorisierten Zielen einer Volkswirtschaft, die auf den totalen Krieg ausgerichtet war und einen riesigen Militärrüstungskomplex darstellte, auf 2 Werke abstellen mag, ist mir unbegreiflich. Aber egal, dazu:
1. Zu den Zielverteilung:
Den Hinweis oben auf Wikipedia habe ich bei der Komplexität des Themas als unangemessen empfunden, um das mal höflich auszudrücken. Im Übrigen ist oben mehrfach der Kontext des Luftkriegs von 1944 und 1945 vertauscht worden.
Ein Beispiel zur Illustration, um die Zielverteilung deutlich zu machen, findet sich im Anhang 1 dieses Beitrags. Flächenangriffe machten rd.
25% der Tonnage aus, etwas
weniger als Angriffe auf Transport+Logistik.
-> Hätte Wilfried allerdings auch in der Standardliteratur DRZW, dort zu den Beiträgen zum Luftkrieg in Europa, nachlesen können, wenn ihm USSBS E3, S. 4, nicht zur Verfügung steht.
2. Stahl
Der Höhepunkt der Luftschlacht an der Ruhr brachte "nur" eine Absenkung der Rohstahlproduktion von 8,1 (I/43) auf 7,5 Mio. to. (II/43) im
Quartal - Salzgitter mag hier mal in Relation gesehen werden. Durch die weitergeführte Zielauswahl reduzierten die Allierten die Quartalsleistung der deutschen Stahlindustrie bis IV/44 in 2 Jahren Luftkrieg auf 4,1 Mio. to. (in dem Wert spielt noch nicht der Verlust der Produktion Oberschlesiens in I/45 hinein).
Die Produktionsverluste an Stahl durch Bombenalarme und tatsächliche Angriffe: 5,4 Mio. to. insgesamt in 1944 (was hatte Salzgitter? 140.000 to. to jährlich? stimmt das überhaupt, bei ca. 70.000 MoTo?)
3. Braunschweig
Der Angriff vom Oktober 1944 war ein Nacht-Flächenangriff, bei dem die Stadt Braunschweig das Ziel war. Einzelne Industrieziele konnten nachts nicht zuverlässig angesteuert werden.
In der Anlage 2 der Bomb-Plot (Anlagen zu USSBS E106, Reichswerke HG) für die Reichswerke Herman Gröring, Braunschweig-Hallersleben. Ausfall rd. 25%. Zu dem Zeitpunkt - und das ist wichtig, um die Industriezielpolitik der Alliierten zu verstehen - waren die Ausfälle wegen Angriffe auf Transport+Logistik, Treibstoffe, Schlüsselindustrien, in den Effekten bereits deutlich höher als der in den Sprengwirkungen problematische direkte Angriffe auf Industrieanlagen (die nur schwer zu zerstören sind).
4. Salzgitter, Stahlsektion der Reichswerke Herman Göring
In der Anlage 3 finden sich die monatlichen Produktionsleistungen. Die Auswirkungen des Angriffs vom Oktober 1944, der (dagegen!) die Stadt Braunschweig als Ziel hatte, werden sehr deutlich.
So, ich habe mir denn nochmal die Geschichte der Luftangriffe auf die Region zu Gemüte geführt.
Wenn du hier nur dumme Verschwörungstheorien verbreiten willst, dann ist hier eine weitere Diskussion überflüssig!
Dem kann man sich nur anschließen.
Frappierend ist dabei, mit wenig Basiswissen das betrieben wird. Aber vermutlich würde eine intensivere Beschäftigung mit dem Luftkrieg 1939/45 nur störend auf solche absurden Theorien wirken.
Nein, die Hochöfen in SZ wurden nicht bombardiert, das gesamte Stahlwerk wurde zum Kriegsende geordnet runtergefahren.
Siehe oben, Anlage 2 und 3. Besonders plastisch ist das "geordnete Runterfahren" ab Oktober 1944. Der bomb plot belegt zudem den Fortschritt bei den allierten Vorstellungen von der "präzisen Bombardierung", da die Hochofenhalle
haarscharf rasiert worden ist und im Wesentlichen unzerstört blieb. Nach Wilfrieds Ausführungen war das natürlich kein Zufall, sondern "Präzision", wie sie an keinem anderen Standort jemals wieder erreicht worden ist.
Das Thema eignet sich wenig für Galgenhumor, aber in Einem liegst Du hier sogar richtig: ein Teil des "Runterfahrens" war dem Zusammenbruch der schwer bombardierten Logistik geschuldet.