Nebenkriegsschauplätze zur provinzialrömischen Archäologie in D und Nachbarländern

Das berührt in Teilen die Dublettentheorie. Die Dublettentheorie meint, dass Germanicus im Jahr 16, anders als 15, nicht zur Ems sondern zur Weser gefahren sei und all die Missgeschicke eben dort geschehen seien. Das würde auch die Angrivarier a tergo (Tac. ann. II, 8) erklären. Das Problem ist, dass, wenn man der Dublettentheorie folgt, neue Probleme auftauchen, die man ohne Dublettentheorie nicht hätte. Wenn man das Angrivariorum defectio a tergo zu Ampsivariorum defectio a tergo konjektiert, löst sich das Problem in Luft auf. Wenn man dagegen an den Angrivariern festhält, dann hätte es an der Weser ein ganz schönes Hin und Her gegeben. Da hätten die Römer die Weser überquert (Emsüberquerung Tac. ann. II, 8 als Weserüberquerung gelesen) um dann nach der Überquerung plötzlich Arminius gegenüberzustehen (Tac. ann. II, 9: Flumen Visurgis Romanos Cheruscosque interfluebat.) und es würden noch mehrere Weserüberquerungen folgen müssen. Wenn man die Emslandung als Emslandung liest, hat man genau zwei Weserüberquerungen: Vor und nach den Schlachten von Idistaviso und dem Angrivarierwall. Wobei - Punkt für die Dublettentheorie - von der Weserüberquerung nach Idistaviso respektive nach dem Angrivarierwall nirgends mehr die Rede ist. Allerdings noch mal ausdrücklich, dass man an der Ems die Schiffe besteigt und in See sticht (Tac. ann. II, 23: per flumen Amisiam Oceano invexit).

zu Bentumersiel folgendes:

"Den ersten Tag beendete ein Beitrag von Dr.
E. Strahl: “Aktuelles aus Bentumersiel”.
Die Grabungen des lfd. Jahres (2006) erbrachten
keine neuen Erkenntnisse bezüglich der
römischen Funde. Es existieren dort drei
Fundhorizonte, von denen der dritte diese
Funde birgt. Die bei den Altgrabungen gefundenen
Militaria reichen gerade einmal für
einen Legionär und ein Zugtier aus, zumal
keine Art von Fundstück zweimal existiert.
Dazu wurde Fein- und Gebrauchskeramik
geborgen. Römische Befunde gibt es nicht.
Die Speichergrundrisse, die seinerzeit als
Zeichen für einen Stapelplatz gedeutet wurden,
gehören zum normalen Bestand der
Siedlung. Damit bleibt die Lokalisierung eines
römischen Flottenstützpunkts offen
."

zur Doublettentheorie folgendes:

"Eine größere Funddichte existiert durch die
Begehungen im südlichen Emsland, Münzfunde
konzentrieren sich nach Frank Berger
außer im Leinegebiet und Hedemünden ebenfalls
dort und in Diepholz und Goldenstedt. Die
Anhäufung von Funden im Cloppenburger
Bereich macht diesen für Nachsuchungen
interessant. An der Ems gibt es bisher keine
Fundstellen, wo ein Standort oder Lagerplatz
der Römer nachgewiesen werden konnte.
"

Auch hatte man sich über die Schiffbarkeit der Ems Gedanken gemacht, jedoch auch diese offen gelassen:

"Damit stellt sich an die
Archäologie die Frage nach entsprechenden
Funden und daraus möglichen Schlussfolgerungen,
auch die Frage nach Verlauf und
Schiffbarkeit der Ems in der augusteischen
Zeit. Die Antwort auf die zweite Frage blieb offen; zur
ersten gab im folgenden Abschnitt der Tagung -
moderiert von Prof. Callies - Dr. A. Kaltofen
einen Überblick über den Stand der archäologischen
Forschung im Emsland: Römische Funde
gibt es - verglichen mit steinzeit- oder
bronzezeitlichen - nur wenige. Ältere Münzschatzfunde
sind völlig bzw. bis auf ganz geringe Reste verschollen.
Keine Fundstelle ist ausschließlich der augusteischen Zeit oder
einer anderen Epoche der römischen Kaiserzeit
zuzuordnen. Auch jüngere oder neue
Fundstellen weisen ein breites zeitliches Spektrum
aus. Ebenfalls nicht eindeutig der augusteischen
Zeit zuzurechnen sind die Schleuderbleie
aus Geeste/Kottbree, die sie den Teilnehmern
vorlegte. Art und Streuung der Funde
machen es nicht möglich, diese mit bestimmten
Jahren oder Jahrzehnten zu verbinden."

Quelle: Die Römer an der Ems - Kolloquium vom 24./25. November 2006 in Lingen an der Ems

Fazit - das der Amasius (Ems) in den römischen Planungen eine Rolle spielte ist nicht zu bestreiten. Jedoch bestätigt Tacitus die bisherigen archäologischen Hinweise:

"Die Flotte ließ er (Germanicus) in der Emsmündung auf der linken Seite zurück; es war ein Fehler, dass er sie nicht weiter stromaufwärts fahren ließ oder die Truppen übersetzte, die in das Gebiet auf der rechten Seite marschieren sollten. So gingen mehrere Tage durch den Bau von Brücken verloren." (Tac. II)
 
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