Der Ausdruck wird nunmal in der Literatur so verwendet und für mich sieht es sehr wohl nach einer Heeresreform aus, auch wenn sie nicht so groß wie die römischen scheint. Nach den militärischen Erfolgen in Feldschlachten die die Franken in den letzten Jahrhunderten erringen konnten, wäre der Wandel zu einem Reiterheer nicht nottwendig gewesen, aber natürlich gab für diesen Schritt auch andere Gründe und wäre es wäre natürlich nie dazu gekommen, wenn ein Nachbarstaat weiterhin Legionäre oder andere vergleichbare schwere Infanterie eingesetzt hätte:
Panzerreiter ? Wikipedia
Bei einer kaiserzeitlichen aber wohl kaum genug um etwas auszurichten. Erst die spätrömische Armee setzte verstärkt Schützen ein und wurde eben zu einer richtigen Armee mit kombinierten Waffen. Im Prinzip setzte ja fast jede Armee alle Truppentypen ein (die Skythen hatten auch Infanterie und die Westgermanen Bogenschützen usw.) aber es kommt dabei natürlich auf den richtigen Gebrauch und die Effizienz der einzelnen Truppentypen an, der in der Kaiserzeit weder bei den Schützen noch den Reitern gegeben war
Es wurde ganz nach Bedarf gehandhabt, wenn ein Gegner viele eigene Schützen und Bogen-Reiter ins Feld stellte, nahm ein römischer Feldherr naturgemäß auch mehr Schützen in seinen Verband auf.
Das ist zu dieser Zeit aber etwas ganz anderes als die Schützen zur Zeit von Spätrom, das waren wenig disziplinierter Söldner, kein Vergleich zu den Berufssoldaten in der Imperialen Zeit. Die Schützen sind zum Beispiel der Grund, warum die Römer in der Schlacht bei Carhae überhaupt sich so lange behaupten konnten. Erst als die Pfeile und Pilen zur Neige gingen wurde die Sache übel. Das ist auch ganz natürlich, der Schuss von einem Pferd ist unsicher und kein echtes Massenfeuer, das der Fußbogner allerdings schon.
Zum Thema Heeresreform ist noch zu sagen, dass dazu die Verwaltung in einem mittelalterlichen Staat viel zu gering ist, ein Herrscher kann sich selbst eine Elitetruppe aus Reitern schaffen, aber niemals alle seine Untertanen dazu bewegen, diese äußerst Zeit- und Kostspielige Investition zu tätigen.
Der Grund war eher, dass der Kriegerstand langsam von einem Volksaufgebot wie bei den Germanen zu einem Herrscherstand sich wandelte, der über die eroberten Gebiete sich verteilte. Erst dadurch werden Krieger das, was wir heute Ritter nennen. Da jetzt also die großen Infanterie 'Massen' (denn auch die waren zu der Zeit überaus klein) fehlen, muss die Qualität vor der Quantität in den Vordergrund treten. Da ist der Einzelkämpfer mit einem Pferd am besten beraten.
Die Römer taten sich gegen Feinde, die verstärkt auf Bogenschützen oder Fernkämpfer im Allgemeinen setzten, immer recht schwer. (z.B. Carrhae, 53 v.C.) So einfach kann es also nicht sein, dass Bogenschützen gegen ein römisches Heer "nichts ausrichten".
Und imponierten die sarmatischen und parthischen Panzerreiter wegen ihrer völligen Wirkungslosigkeit den Römern so schwer, dass sie selbst welche haben wollten?
Dass ein mittelalterliches Ritterheer grundsätzlich keine Fernkämpfer in nenneswerter Zahl/Rolle gehabt haben soll befremdet mich auch ein wenig. (Etwa Crecy 1346: gut 5.000 Bogenschützen hier und 6.000 Armbrustschützen dort. Beide Heere müssen wir doch als "Ritterheere" zählen, oder?)
Ab wann zählt ein "Ritterheer" als solches und ab wann zählen wir die Zusammensetzung eines derart definierten Ritterheers als Ausnahmefall? Wir haben mehrere hundert Jahre zur Verfügung. Welche Einschränkung wollen wir vornehmen?
Was vergleichen wir? Eine ausgewogene römische Legion nebst allen organisch abgebildeten Unterstützungseinheiten auf der einen Seite und einen Haufen ausschließlicher Ritter ohne jede Peripherietruppe auf der anderen Seite?
Wie querschnittlich korrekt ist das Bild des Ritterheeres, in dem der Infanterieanteil ausschließlich aus unmotivierten, ungeübten Bauern besteht, die beim ersten Feindkontakt schreiend davonlaufen?
Man kann höchstens die Einschränkung vornehmen, dass alles was nur Episode geblieben ist (dazu gehören die Bogner, die Schlachten in Frankreich haben keine dauerhafte Änderungen im Kriegswesen vorgebracht, weil eine Bogner-Armee sich gegen Reiter im freien Feld nicht behaupten kann und sie können ebenfalls nicht offensiv vorgehen gegen eine Reiter- oder Infanteriearmee.)
Es ist nun so, dass eine Armee aus puren Rittern, die Idealarmee für jeden Feldherren fast das ganze Mittelalter über war, einfach weil Ritter die Hauptwaffe und alles andere nur Nebenwaffen sind. Keine Nebenwaffe konnte es mit Rittern allein aufnehmen und sie wurden nur mit ins Feld genommen, weil sie eben billig und in größeren Massen zu haben waren.
Zum Thema Fußknechte im Mittelalter sind die Quellen voll davon, was sie nicht geleistet haben, die wurden hohnlachend von Rittern gesprengt und dann niedergehauen.
Eben nur unter ganz besonderen Bedingungen in Flandern gelang es einmal etwas auszurichten.