Also Kalojan, bei allem Respekt, du unterschätzt massiv die Römer. Abgesehen davon, dass es auch genügend Beispiele von Schlachten gibt, die sie durch höhere Flexibilität als Ihre Gegner gewonnen haben, wie z.B. die oben schon zitierte von Kinoscephalos oder auch Pidna. In beiden haben sie die gegnerische Formation gebrochen und den Nahkampf gesucht. Auch Zama ist m.E. ein gutes Beispiel in dem der Feind ausmanövriert wurde.
Ihre Flexibilität haben sie auch im Belagerungskrieg und auf See gezeigt. Gerade beim Sturm auf Festungen ist persönlicher Mut und Einzelkampffähigkeit gefragt und gerade in dieser Kampfesweise waren sie Meister. Für die ersten die eine Mauer ein Wall oder ein Schiff erklommen gab es auszeichnungen (Corona Muraria,Vallaris, Navalis).
Bestimmt ist nicht jeder grüne Rekrut ein guter Einzelkämpfer gewesen, ein langgedienter Legionär mit etlichen jahren Dienst auf dem Buckel, ist es bestimmt geworden. Die Römer haben m.W. den Einzelkampf verboten (man verbietet nur Sachen die auch geschehen) und trotzdem ist es anscheinend immer wieder dazu gekommen.
Gerade Beschreibungen von Szenen wie der Sturm von Jerusalem (Bei Flavius Josephus), bei dem die Legionäre die Befehle missachteten und den Tempel in Brand steckten um der Sache zu einem Ende zu bringen, zeugen davon, dass es keine Blinden Automaten waren sondern flexible Krieger mit Initiative (gelegentlich mehr als erwünscht).
Es wurde in den Legionen durchaus auch Einzelkampf im Gladiatorenstil trainiert, und es gab nicht nur in grauer Vorzeit römische Kommandeure, die den Einzelkampf mit einem gegnerischen Feldherrn gesucht und gewonnen haben. Die erbeuteten Waffen spolia optima- das Beispiel der Helden Homers lässt grüßen- galten als die höchstrangigen Weihegeschenke.
Auch die Dienstgrade der Gladiatoren, tiro= Rekrut, spectatus= ein sich vor Publikum bewährter Fechter, veteranus, quartus, tertius, secundus, primus palus hatten sicher nicht nur zufällig sprachliche Parallelen zum primus pilus centurio, dem ranghöchsten von der Pike auf gedienten Berufssoldaten und quasi Bataillionskommandeur.
Übrigens ist vom Sohn eines solchen primus pilus centurio eine anekdote überliefert. Dieser Mann trug den Spitznamen Colosserus ( schön wie Eros, stark wie ein Koloss) und erregte das Missfallen Caligulas, der ihn in der Arena kämpfen ließ. Dabei trat Colosserus zuerst gegen einen thraex, danach gegen einen hoplomachus an und siegte beide Male, worauf ihn Caligula erdrosseln ließ. Colosserus muss also in der Rüstung eines murmillos gefochten haben, der mit dem Thraker, seltener mit dem hoplomachus gepaart wurde, dessen Ausrüstung der des thraex identisch war, nur dass er ein gerades Schwert, einen kleinen Rundschild, und als Hauptwaffe eine Lanze trug.
Die Ausrüstung des murmillos, des klassischen scutarius (Großschild) war mit Gladius und scutum der des römischen Legionärs am ähnlichsten, nur dass der sehr viel schwerere Visierhelm für einen kurzen Kampf konzipiert war, während der Helm des Legionärs viel länger getragen wurde.
Insgesamt bleibt festzuhalten, dass die römische Legion mit ihrem ausgefeilten Exerzierreglement zu ihrer Blütezeit eine Schlagkraft erreichte, die vor Erfindung des Schießpulvers kaum übertroffen wurde, und es haben Strategen von Machiavelli über Friedrich den Großen, Napoleon und Wellington bis zu Clausewitz und Schlieffen die These vertreten, dass man von den Römern eine Menge lernen konnte.
Die Fiktion Römer vs. Ritter, Janitscharen vs samurai mag ja ganz reizvoll sein, ist aber eben doch recht weit hergeholt, da nicht nur Weltbild, Ethos, Ausbildung etc berücksichtigt werden müsste, sondern auch das Gelände, die Motivation, das Offizierskorps, die Mobilität, das Nachrichtenwesen und die Logistik, von solchen Marginalitäten wie dem Vorteil des Steigbügels oder der eingelegten Lanze ganz abgesehen.
Vorteile der Ritter lagen sicher in der Verwendung kräftigerer, größerer Pferde, dem Vorteil des Steigbügels und vielleicht gewisser Fortschritte in der Stahlverarbeitung.
Einer Attacke mittelalterlicher Reiterei wären vermutlich auch catapracti und clibanarii erlegen, doch insgesamt sollte die römische Militärmaschinerie und ihre Disziplin keinesfalls unterschätzt werden. Die Römer haben oft Niederlagen hingenommen unter idiotischen Kommandeuren, ähnlich den "donkeys commanding lions" der Briten von 1916/17, noch öfter aber auch mit mittelmäßigen generalen gewonnen.
Im Bereich des Belagerungswesens, der Poliorketik waren die Römer sicher weit voraus. Auch besaßen die Römer schon so etwas wie eine Feldartillerie. Kleinere Armbrustgeschütze konnten von einem Legionär gespannt werden, und auch antike Torsionsgeschütze wurden nicht nur bei Belagerungen verwendet.