Varus-Kontingente: Stärke und Zusammensetzung

Ich meine, mit ca. 500 Mann pro Kohorte haben wir hier immer gerechnet.

Ja klar, aber Sollstärken helfen uns halt wenig.

Ich glaube auch nicht, daß das Veteranen waren. Das Vexillum Veteranorum wird üblicherweise weder als Vexillatio noch als Cohors bezeichnet. Eine Sollstärke macht für diese Veteraneneinheit keinen Sinn und ist daher auch nicht bekannt. Auch nicht ihre Organisationsform, außer daß es einen Curator Veteranorum und einen Optio Veteranorum gab. Weiterhin sollten diese Verbände nur im Ernstfall eingesetzt werden. Es ist also wahrscheinlicher, daß sie die Winterlager bewachten.

Außerdem redet Tacitus von 3 Alen und 6 Kohorten. Warum sollte er die Hilftruppen der Kavallerie aufführen, nicht aber die der Infanterie? Zugegeben, 9 Einheiten Hilfstruppen sind etwas wenig bei 3 Legionen. Aber Varus war hier nicht auf einem Feldzug, bei dem er fast den gesamten Exercitus aktiviert hätte. Dann hätte man in der Tat 20-40 Einheiten der Hilfstruppen erwartet. Je nach Zusammensetzung des Exercitus Germaniae. Die wir aber auch nicht kennen.

Wenn wir mit Sollstärken rechnen, dann haben wir 3 Legionen mit nicht mehr als 15.000 Mann und 9 Einheiten Hilfstruppen mit ca. 4500 Mann. Das sind keine 20.000 Mann. Ohne Arminius Reiterei etwa 18.000.

Wenn also jemand behauptet, daß im Teutoburgerwald ca. 10.000 Mann kämpften, dann kann man ihm unmöglich wirksam widersprechen. Weil wir nicht wissen, wieviel Legionäre in anderen Lagern gebunden waren. Außerdem soll Arminius Varus Soldaten zur Unterstützung an verschiedenen Orten abgeschwatzt haben. Dazu kommen Abordnungen an Nachbarprovinzen, Kranke und Urlaub. Urlaub sollte es gegeben haben, denn wir sind nicht im Krieg.

Wenn andererseits Jemand etwas von 20-30.000 Mann sagt, wie man in TV-Dokus schon gehört hat, dann fantasiert er.
 
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Außerdem redet Tacitus von 3 Alen und 6 Kohorten.
Nicht Cornelius sondern Vellius.

Dann kommt das aber nicht rüber. Die Organisationsstruktur des Heeres, Detachierungen oder Bildung von Reservetruppen und nicht zuletzt der römische Feldlagerbau sind genauso systematisiert wie Ämterlaufbahnen ,Konsularlisten oder Provinzverwaltungen. Ihre Interpretation liegt also nicht im Auge des Betrachters sondern bewegt sich zunächst innerhalb des für sie überlieferten Regelwerkes.

Und die Quellen dieses "überlieferten Regelwerkes" wären?
 
Ja klar, aber Sollstärken helfen uns halt wenig.
Solange wir keine expliziten Hinweise auf abweichende Personalstärken haben, ist die Sollstärke gesetzt.

Ich glaube auch nicht, daß das Veteranen waren. Das Vexillum Veteranorum wird üblicherweise weder als Vexillatio noch als Cohors bezeichnet.
Laut Tacitus werden die meuternden Veteranen unter das Vexillium gestellt und nach Raetien gesandt. Da wir keine andere Organisationsform für römische Infanterie kennen, sind natürlich Kohorten anzunehmen.


Eine Sollstärke macht für diese Veteraneneinheit keinen Sinn und ist daher auch nicht bekannt.

Die Sollstärke der Veteranen errechnet sich aus der Sollstärke der Legion und der aktuellen Dienstzeit. In der augusteisch-tiberischen Zeit wurde zweimal die Dienstzeit angepasst.
Im Jahre 13 v.Chr. auf 16+4 Jahre reduziert.
Im Jahre 6 wieder auf 20+5 Jahre erhöht.
Im Zuge der Meuterei im Jahre 14 wieder auf 16+4 zurückgenommen.

Dies könnte die unterschiedlichen Längen der Kasernen in Haltern erklären.
Denn je nach Dienstzeit ergibt die obige Rechnung 240 jährliche Veteranen pro Legion für 20 Dienstjahre (exakt drei Zenturien!)
oder 300 jährliche Veteranen pro Legion bei 16 Dienstjahren.
Das ergibt für die Veteranenkohorten 480 bzw 600 Soldaten.

Außerdem redet Tacitus von 3 Alen und 6 Kohorten. Warum sollte er die Hilftruppen der Kavallerie aufführen, nicht aber die der Infanterie?
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Warum Hilfstruppen sehen, wo wahrscheinlich keine gemeint sind? Drei Legionen mit je einer Ala Legionsreiterei und den obligatorischen Veteranen.
Es ist alles da was zu erwarten ist.
In Summe also nur die römischen Truppen.

Gruss
jchatt
 
Warum Hilfstruppen sehen, wo wahrscheinlich keine gemeint sind? Drei Legionen mit je einer Ala Legionsreiterei und den obligatorischen Veteranen.
Es ist alles da was zu erwarten ist.
In Summe also nur die römischen Truppen.

Es gab keine Legionsreiterei, die in Alen organisert war. Es muß sich also um Hilfstruppen gehandelt haben.
 
Das steht da genauso weinig wie die Tatsache, dass jede römische Legion aus 10 Kohorten bestand.

Gut. Eine Legion besteht also regulär aus 10 Kohorten. Und aus wie vielen Veteraneneinheiten?

In meiner Tacitus-Übersetzung wurde vexillarii übrigens mit Veteranen übersetzt
Das ist wieder das alte Problem - manchmal interpretiert ein Übersetzer etwas, was gar nicht im Text steht. Klar gibt es vexilla veteranorum - ebenso wie es auch bei Tacitus mal ein Rekruten-Vexillum (vexillum tironum) gibt - und schon Caesar ließ einmal 300 Männer, die krank im Lager geblieben waren, nach ihrer Rekonvaleszenz unter einem vexillum marschieren:
complures erant in castris ex legionibus aegri relicti; ex quibus, qui hoc spatio dierum convaluerant, circiter trecenti sub vexillo una mittuntur
(mit Übersetzung siehe hier: Caesar - De bello Gallico 6,29-6,44: Rachefeldzug gegen Ambiorix und die Eburonen)

Vor allem aber waren Vexillationen - spätestens seit Augustus - Detachements aus regulären Legionseinheiten (und auch Auxiliareinheiten). Davon ist auch im Fall der bei den Chatten stationierten vexillarii auszugehen.

"Inzwischen kam Germanicus zurück, und die Abgeordneten des Senats trafen ihn in Ara Ubiorum. Dort überwinterten zwei Legionen, die erste und die zwanzigste, samt den eben erst als Reserve ausgemusterten Veteranen."
In diesem speziellen Fall kann die "ausgemusterten Veteranen" als "Reserve" interpretieren. Die bei den Chatten stationierte Truppe als "Reserve" zu bezeichnen, ist irreführend. Das gibt der Text nicht her.


Und genau das ist das Problem. Wenn eine antike Quelle schreibt im Jahr soundso war Nixus Minimax Konsul, der Senat bestand im Jahr x nur aus 500 Adligen oder im Jahr 5 v.Chr. bekleidete der Senator turnusmässig jenes Amt dann sind das Fakten auf denen die historischen Wissenschaften mittels Rechenspielchen als nahezu unumstösslich geltende Chronologien aufbauen.
Ich verstehe nicht, was Du damit sagen willst. Welches Problem hast Du?
 
Und genau das ist das Problem. Wenn eine antike Quelle schreibt im Jahr soundso war Nixus Minimax Konsul, der Senat bestand im Jahr x nur aus 500 Adligen oder im Jahr 5 v.Chr. bekleidete der Senator turnusmässig jenes Amt dann sind das Fakten auf denen die historischen Wissenschaften mittels Rechenspielchen als nahezu unumstösslich geltende Chronologien aufbauen.

Wenn es aber um Varus geht, hat eine Legion auf einmal keine zehn Kohorten mehr und deren Veteranenverbände existierten nicht?. Das must Du mir erklären.

Das Problem schein eher zu sein, dass du keine sonderlich ausgeprägte, auf Fachwissen basierenden Vorstellungen darüber hast, wie Historiker mit Quellen umgehen und worauf die Chronologie so alles aufbaut. Anders lässt sich so eine Aussage kaum deuten.

Eine Legion hat sicher auch 10 Kohorten, wenn es um Varus geht. Nur kann man zu 100% sicher sein, dass Varus alle 10 Kohorten bei sich hatte? Dass die Legionen wirklich auf Sollstärke waren usw.? Kann man solche und andere mögliche Fragen wirklich guten Gewissens in die eine oder andere Richtung hin beantworten?
 
Meines Wissens geht kein renommierter Militärhistoriker davon aus, daß römische Legionen oder Hilfstruppen üblicherweise in Sollstärke ausrückten. Die Belege dagegen sind einfach zu erdrückend. Eine römische Einheit hatte wohl zum Zeitpunkt ihrer Gründung Sollstärke. Und dann vielleicht noch mal, wenn der Kaiser eine Kampagne plante, vor Ort auftauchte und vorher die notwendigen Mittel bereitstellte, um die Einheiten aufzustocken. Ansonsten Niemals. Wie hoch genau im Mittel die Iststärke war, wissen wir leider nicht. Die Spekulationen der Militärhistoriker schwanken dazu und bleiben allesamt beliebig.
 
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Nur kann man zu 100% sicher sein, dass Varus alle 10 Kohorten bei sich hatte?

Wir wissen nicht ein mal, warum Varus in diesem Sommer an die Weser zog. Wie sollten wir da bitte wissen, wie genau er aus diesem Anlaß seinen Exercitus zusammengestellt hat? So ein römischer Exercitus ist ja, wie wir wissen, eine verdammt flexible und situationsbedingte Angelegenheit, die sich jeder Standardisierung entzieht.
 
Dann macht es aber auch nicht wirklich Sinn mit fixen Zahlen, Sollstärken usw. zu argumentieren.
 
Dann macht es aber auch nicht wirklich Sinn mit fixen Zahlen, Sollstärken usw. zu argumentieren.

Natürlich nicht. Das macht von Romulus bis Herakleios keine Sinn.
Sollstärken sind rein theoretisch und helfen uns nur die Organisation der Armee zu verstehen.

Im Falle der Varusschlacht hilft die Sollstärke uns noch die maximale Anzahl der theoretisch beteiligten Soldaten zu bestimmen. Die aber Niemals erreicht worden sein kann. Insgesamt weniger als 20.000 Mann. Auf gar keinen Fall mehr!

Wahrscheinlich sind aber eher deutlich unter 15.000. Insbesondere, nachdem sich Arminius Kavallerie abgesetzt hatte. Aber nur wenn wir den üblichen begründeten Schätzungen von Militärhistorikern zur Iststärke folgen. Die kann ohne Kaiser vor Ort auf 50-80% sinken. Die obengenannten 10.000 Mann sind also zum Zeitpunkt Kalkriese eher übertrieben.
 
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Ein generelles Problem stehender Heere und staatlicher Kontrolle. Selbst bei den Preußen reichte es für den Regimentskommandeur lange, um reich zu werden.

Nur war Germanien zu der Zeit ein zentraler Punkt der 'Außenpolitik' und die Statthalter waren nicht nur aus höchstens Kreisen, sondern nach Fähigkeit und Vertrauen ausgewählt. Der Himmel war hoch, aber in Germanien war der Kaiser recht nah.

Die Vorstellungen eines Heeres, das dauernd 1/3 unter Sollstärke liegen soll, ist recht naiv. Doch muss man auch bedenken, dass der Vorteil der Kohortentaktik auch darin bestand, mehr Ausfälle verkraften zu können.

Dennoch muss erst mal von der Sollstärke ausgegangen werden. Alles andere wäre Spekulatius auf niedrigstem Niveau. Hat man die Sollstärke, kann man über Abzüge reden. Aber bitte begründet. Das es da Zahlen für die ganze frühe Kaiserzeit geben soll, ist entweder ein Gerücht oder falsch verstanden.

Varus sollte nach herrschender Meinung die Infrastruktur einer Provinz einrichten. Dazu brauchte er den exercitus germanicus einsatzfähig. Er wird auf die Stärke geachtet haben. Den üblichen Krankenstand kann man in entsprechenden Werken nachlesen. Dennoch wurde marschiert und geschanzt. Es gab Ausfälle. Nur als Beispiele für eine Argumentation.

Veteranen und Legionsreiter sind bei den Legionen mit inbegriffen. Wahrscheinlich befanden sich die Veteranen in den Garnisonen der Legionen.

In anderen Threads,wird mitunter dazu aufgefordert, sich erst einmal einzulesen. Von solchem Anfänger-Mobbing halte ich nichts. Zum Einen ist vieles schnell erklärt, zum Anderen ist die nötige Literatur oft recht unzugänglich. Mitunter ist der Stand der Dinge auch nicht so einfach in ein paar Büchern zu finden. Die römische Armee ist so ein Fall. Schon zu grundlegenden Dingen gibt es abweichende Meinungen. Dazu kommt, dass einige Autoren in den letzten Jahren versuchen das Gebiet neu zu erschließen. Experi.ente, Funde und auch neue Erkenntnisse zu Organisationsfragen legen ja auch Nähe, das, bzw. die bisherigen Konstruktionen zu überprüfen.

Dennoch muss ich feststellen, dass wesentlich mehr überliefert ist, als manche Werke vermuten lassen. Und hier ist soviel angesprochen, ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. Das Dio mit Vexillationen meint ist etwas anderes als was man 9 n.Chr. darunter Verstand. Dio hat für seine Gegenwart geschrieben. Ein 2. Beispiel reguläre Hilfstruppen (auch die Täterkohorten des Tacitus) muss man von Aufgeboten und von Hilfestellung durch befreundete/unterworfene Völker unterscheiden. (Als Andeutung. Ausführlicher werde ich erst, wenn ich keine Schmerzen mehr habe und die Literaturangaben und Quellen parat habe.)

Und Realitäten sind Auch zu berücksichtigen. In einer Schlacht gibt es schnell Verluste von 20-25℅. Sollstärke exercitus germanicus: 50-60.000. 15.000 wären bei einer Niederlage durchaus drin. Auch 20.000 wären keine so große Katastrophe. Wenn aber auch die besetzten Standorte mit Veteranen der Legionen, mit Siedlern und mit dem Rest der Hilfstruppen, sowie einem Teil der bei der Schlacht nicht Beteiligten Legionen und insbesondere ein Teil deren Hilfstruppen vernichtet wurden, wird die Sache verständlicher.

Das schöne ist, dass wir hier nicht mal die Sollstärke reduzieren müssen. Die Verhältnisse bleiben ja. Und Augustus wusste sehr wohl, was eine Schlacht bringen konnte.

Es soll Probleme gemacht haben 15.000 Mann auszuheben? Tut mir leid, an Märchen glaube ich nicht.

@ Agricola: 10.000 bis 16.000 sind immer noch >= 10.000. Abgesehen davon, häte ich da gerne einen Beweis für die 50-80%. Das die Sollstärke nicht erreicht worden sein kann ist nachweislich falsch. Ich meine, es gäbe sogar Belege für Überkomplette in der Römischen Armee. Aber suchen muss ich nicht. Dass der Satz falsch ist, geht schon aus der Möglichkeit hervor, dass man eine Einheit in Sollstärke aufstellen kann.

Edit: Falls sich jemand angegangen fühlt: Ich kann nicht schlafen und wahrscheinlich auch nicht richtig formulieren. Da im Netz manches anders ankommt, als beabsichtigt, sei gesagt, dass ich nichts bös meinte. Nicht zu schreiben, war aber auch keine Option, da mir die Diskussion gewaltig ins Theoretische abzuheben schien.
 
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Denn je nach Dienstzeit ergibt die obige Rechnung 240 jährliche Veteranen pro Legion für 20 Dienstjahre (exakt drei Zenturien!)
oder 300 jährliche Veteranen pro Legion bei 16 Dienstjahren.
Das ergibt für die Veteranenkohorten 480 bzw 600 Soldaten.

Du warst - wenn ich mich recht erinnere - Mathematiker, oder? Merkt man. Denn in deine Rechnung fließen nur absolute und statische Zahlen ein, keine Ausfälle durch vorzeitiges Ableben, Dienstunfähigkeit (wie viele Überlebende einer Schlacht waren am Ende Krüppel?) oder Desertation (letztere dürfte zwar in der römischen Legion relativ selten vorgekommen sein, da durch das Contubernium Wert auf enge soziale Bindungen der Soldaten untereinander gelegt wurde, aber ganz ausschließen sollten wir sie nicht). Also ein gewisses elfenbeintürmernes Idealbild ohne Berücksichtigungen des realen Lebens mit seinen Unwägbarkeiten. Mathematiker haben sich um Unwägbarkeiten ja auch nicht zu kümmmern, die definieren ja alles (wie fängt ein Mathematiker einen Löwen? Er zieht einen Zaun um sich und definiert sich als außen).

@Rio: wie kommst du auf "dauernd 1/3 unter Sollstärke"? Oder das 20.000 Mann Verlust "keine Katastrophe" gewesen wären?

Selbst wenn du über die Infrastruktur verfügst, schnell eine oder mehrere Legionen ganz neu auszuheben, so ein Truppenkörper ist nicht sofort einsatzfähig, es fehlt die Erfahrung der älteren Soldaten etc. Die sozioökonomischen Folgen sind für mich gar nicht so ad hoc überschaubar.

Wenn du mal Vegetius liest - der ja selber kein Militär war und daher als Quelle nicht ganz einfach ist - der berichtet (auch zwischen den Zeilen, wenn er etwa über das vn ihm freilich idealisierte Militär in alten Zeiten schreibt) über die Probleme welche die Ausbildung von Legionären machte.
 
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@ Agricola: 10.000 bis 16.000 sind immer noch >= 10.000. Abgesehen davon, häte ich da gerne einen Beweis für die 50-80%. Das die Sollstärke nicht erreicht worden sein kann ist nachweislich falsch. Ich meine, es gäbe sogar Belege für Überkomplette in der Römischen Armee. Aber suchen muss ich nicht. Dass der Satz falsch ist, geht schon aus der Möglichkeit hervor, dass man eine Einheit in Sollstärke aufstellen kann.

Ich hatte gesagt, daß man Niemandem wirksam widersprechen kann, der behauptet es, hätten bei Kalkriese nur 10.000 Mann gekämpft. Insbesondere, wenn man nur die betrachtet, die es überhaupt bis dahin geschafft hatten. Ich hatte auch gesagt, daß ich persönlich von mehr ausgehe. Natürlich war der Exercitus Germaniae insgesamt sogar noch größer. Und die Germanen haben auch anderen Orts römische Stellungen überfallen. Es sollten also weit mehr Römer gefallen sein, als nur die Truppen, im Teutoburger Wald. Womit es für Augustus ein Problem wurde.

Ich hatte auch eingeräumt, daß Einheiten in Sollstärke aufgestellt wurden und gelegentlich auch wieder auf Sollstärke gebracht wurden. Die Schätzungen zur Iststärke (50-80%) stammen aus der Sekundärliteratur, die aber durchaus belastbare Primärquellen wie etwa Tagesberichte aus Vindolanda oder dem Orient heranziehen. Einige bekannte Gründe für Abwesenheit hatte ich genannt.

Mehr als 20.000 Mann können es aber nicht gewesen sein, wenn die Zahlen des Velleius korrekt sind. Dass Einheiten über Sollstärke agierten wäre mir neu. Ich kenne hier nur die sogenannten Supernumerarii. Manche Kohorte hatte bis zu 11 Zenturionen. Aber keine 11 Zenturien. Die Herren waren wahrscheinlich auch nicht im Lager dieser Kohorte, sondern nur auf ihrer Gehaltsliste.
 
Das Dio mit Vexillationen meint ist etwas anderes als was man 9 n.Chr. darunter Verstand. Dio hat für seine Gegenwart geschrieben.

Dio benutzt das Wort "Vexillation" überhaupt nicht. Er schreibt ja nicht mal Latein.

Was er aber schreibt, ist aber auch so klar verständlich.

Vielleicht habe ich es bisher immer zu klein geschrieben, daher einmal etwas größer:

"Varus behielt daher seine Legionen, wie es in einem Feindesland richtig gewesen wäre, nicht beisammen, sondern verteilte viele seiner Soldaten an schwache Gemeinwesen..."

Die abkommandierten Truppenteile wird Varus "Vexillationen" genannt haben. Wie er sie genannt hat, war Dio egal und kann uns auch egal sein. Ich benutze halt die Bezeichnung "Vexillationen".
 
Liebe Leute,

ich weiß nicht, wohin diese Diskussion führen soll.
Fakt ist:
Absolute Zahlen gibt es nicht.
Paterculus gibt 3 Legionen, ebensoviele Reitereinheiten und 6 Kohorten an.

Vor 6 oder 7 Jahren war ich in einem Vortrag von J. Harnecker. Der war wirklich interessant. Er gab an, das man die drei Legionen betreffend durchaus von 10.000 Mann ausgehen könne. 15.000 Mann wären eher unwahrscheinlich. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen. Aber irgendwie gehört das zum Feld der Spekulation. Das die Legionen sicherlich nicht (annähernd?) ihre Sollstärke erreicht haben dürfte wohl klar sein. Sicherlich hat Varus seine Hauptstützpunkte (Vetera, Haltern etc.) nicht ohne Grundsicherung zurückgelassen. Dazu kamen diverse Einheiten, welche im Inneren von Germanien Aufgaben zu erledigen hatten.

Ein Rätsel sind für mich nach wie vor die erwähnten 6 Kohorten. Hilfstruppen waren in Kohorten eingeteilt. Und man könnte durchaus davon ausgehen, daß diese 6 Kohorten (germanische?) Hilfstruppen waren. Aber das ist nun mal nicht überliefert. Diese nur 6 Kohorten Hilfstruppen sind für 3 Legionen wohl etwas wenig, oder? Wie setzten sich diese 6 Kohorten zusammen? Etwa aus Vexilationen anderer am Rhein stationierter Legionen, z.B. der ersten Legion - Hinweis auf das Mundblech einer Schwertscheide:still:

Das alles gibt Anlass zu Spekulationen.
Führt aber wohl zu nichts.:S

Wir wissen nun mal nichts über absolute Zahlen. Fakt ist, daß die Römer nach der Schlacht Angst vor einem Übertreten des Rheins durch die Germanen hatten - mit anschliessender Verbündung mit gallischen Stämmen.


Wäre es so gekommen, kann man über ein Überleben des römischen Imperiums zu dieser Zeit nur spekulieren.
Es ist aber nicht dazu gekommen.

Anschliessend wurde aber die Rheingrenze durch 8 (!) Legionen gesichert!
Wohl ein Zeichen dafür, wie ernst die germanische Bedrohung durch Rom genommen wurde.

Und wenn man insbesondere die Schlachten 16 n. Chr. nimmt, dann waren die Germanen wohl durchaus zahlenmäßig in der Lage es mit 8 römischen Legionen aufzunehmen.
 
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Ein Rätsel sind für mich nach wie vor die erwähnten 6 Kohorten. Hilfstruppen waren in Kohorten eingeteilt. Und man könnte durchaus davon ausgehen, daß diese 6 Kohorten (germanische?) Hilfstruppen waren. Aber das ist nun mal nicht überliefert. Diese nur 6 Kohorten Hilfstruppen sind für 3 Legionen wohl etwas wenig, oder? Wie setzten sich diese 6 Kohorten zusammen? Etwa aus Vexilationen anderer am Rhein stationierter Legionen, z.B. der ersten Legion - Hinweis auf das Mundblech einer Schwertscheide:still:

6 Kohorten für 3 Legionen wären nur dann etwas wenig, wenn es sich um einen Feldzug gehandelt hätte. Wir wissen allerdings nicht, warum Varus an die Weser zog. Also können wir auch nicht beurteilen, ob die Zusammensetzung dieser Armee ungewöhnlich ist oder nicht.

Diese 6 Kohorten können Germanen gewesen sein. Viele Stämme schlossen sich Arminius aber nicht an. Belegt ist nur, daß die Reiterei des Arminius überlief. Es können aber auch Gallier oder Andere die Kohorten gestellt haben.

Der Exercitus Germaniae sollte noch mehr Auxiliar-Kohorten gehabt haben. Aber die hat Varus wohl nicht mitgenommen. Auch dies ist per se keinesfalls ungewöhnlich.

Die Aufstockung auf 8 Legionen war nicht so gewaltig. Da standen ja noch 2-3 unversehrte (?) Legionen in Mainz unter dem Kommando des Asprenas.

PS: Ich habe auch schon die Vermutung gelesen, Varus sei nur auf der alljährlichen Gerichtsreise durch seine Provinz gewesen. Dann war diese Provinz aber keinesfalls befriedet. Denn in einer befriedeten Provinz hatte er für eine Gerichtsreise ca. 18.000 Mann zu viel dabei.
 
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6 Kohorten für 3 Legionen wären nur dann etwas wenig, wenn es sich um einen Feldzug gehandelt hätte. Wir wissen allerdings nicht, warum Varus an die Weser zog. Also können wir auch nicht beurteilen, ob die Zusammensetzung dieser Armee ungewöhnlich ist oder nicht.

Diese 6 Kohorten können Germanen gewesen sein. Viele Stämme schlossen sich Arminius aber nicht an. Belegt ist nur, daß die Reiterei des Arminius überlief. Es können aber auch Gallier oder Andere die Kohorten gestellt haben.

Der Exercitus Germaniae sollte noch mehr Auxiliar-Kohorten gehabt haben. Aber die hat Varus wohl nicht mitgenommen. Auch dies ist per se keinesfalls ungewöhnlich.

Die Aufstockung auf 8 Legionen war nicht so gewaltig. Da standen ja noch 2-3 unversehrte (?) Legionen in Mainz unter dem Kommando des Asprenas.

PS: Ich habe auch schon die Vermutung gelesen, Varus sei nur auf der alljährlichen Gerichtsreise durch seine Provinz gewesen. Dann war diese Provinz aber keinesfalls befriedet. Denn in einer befriedeten Provinz hatte er für eine Gerichtsreise ca. 18.000 Mann zu viel dabei.

Ja richtig!

Hätte und könnte!

Für mich (persönlich) sind diese 6 Kohorten ein Rätsel!

Und natürlich war die Aufstockung auf 8 Legionen gewaltig!
So gewaltig, dass ein Aufstand am Rhein losbrach!
Und dieser Aufstand hätte dem Tiberius das Genick brechen können!!
 
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