Wovon wir aber ausgehen dürfen ist, dass auch in der Zeit zwischen Polybios und Pseudo-Hygin verbindliche Lagerbeschreibungen vorlagen.
Es handelt sich weder bei Polybios noch Pseudo-Hygin um "verbindliche" Lagerbeschreibungen und auch um keine offiziellen militärischen Handreichungen.
Wir haben zwar i.d.R. Lager im Spielkartenformat, aber immer wieder finden wir davon auch Abweichungen (siehe etwa die augusteischen Lager, die während des kantabrisch-asturischen Kriegs angelegt wurden oder Hedemünden etc. Siehe auch einige der Lager im Hinterland des Hadrianswalls... Während Housesteads und Vindobona quasi idealtypische Lager im Spielkartenformat sind, weicht Plumpton Head davon deutlich ab).
Form und Größe des Lagers und der Gebäude entsprechen dem jeweiligen Bedarf, keinen Schemata.
Wenn dieser Rahmen aber existiert haben muss und, wie im Falle von Oberaden sogar erkennbar wird, dann sollte man auch annehmen, dass er verbindlich angewendet wurde. Das unregelmässige Haltern ist also zu hinterfragen und nicht schulterzuckend hinzunehmen.
Bist du immer noch hinter deiner alten These her, Haltern sei ein Veteranenlager und das an der Form erkennbar.
Symmetrie und Regelmässigkeit werden bis heute als äusserer Ausdruck der Truppendisziplin gesehen. Marschieren im Gleichschritt oder die Bildung von Formationen waren auch bei den Römern schon als wichtig erkannt worden.
Den Gleichschritt kannten die Römer noch nicht. Allenfalls, dass er sich, wie das ist, wenn Gruppen gemeinsam "wandern" allmählich herausbildet. Du setzt zu viel als Fakten voraus, was eigentlich deiner Phantasie entspringt.
Wenn der Soldat Velleius die "schönen" Winterlager des peniblen Tiberius an der Donau(?) lobt, dann wahrscheinlich für Ihre dem strukturierten Ideal nahe kommende Ausführung.
Velleius lobt alles, was Tiberius machte. Wenn Tiberius an Blähungen gelitten hätte, hätte Vellius geschrieben, dass Tiberius immer von frühlingshaften Düften umhüllt war.
Wenn also die Winterlager des Tiberius wegen ihrer umsichtigen Anlage gelobt werden (
Qua prudentia hiberna disposita sunt!) sollte man das nicht überbewerten.
Durch beständiges Üben im Frieden bereitete man sich auf den Krieg vor. Deshalb werden die Legionäre die Oberaden gebaut haben, in Haltern nicht auf einmal ihr Groma verbogen oder auf einen sichtbaren Abstand zu den Untergebenen oder Hilfstruppen verzichtet haben. Die unstrukturierte Anlage von Haltern kann man deshalb besser mit einer teilweisen Lockerung oder Aufhebung der Truppendisziplin erklären.
Also haben die Veteranen plötzlich den Lagerbau verlernt und ihre Groma verbogen? Warum gilt dein Argument das eine Mal aber das andere Mal nicht?
Nebenbei: Was ist mit den inschriftlichen Belegen aus Haltern, dass Haltern standort der 19-. Legion war?
Also so wie es bei Tacitus für die Veteranen berichtet wird.
Stelle?
Das augusteische Heer war noch eine Offensivarmee die beständig im Krieg stand. Die Konsolidierung der Reichsgrenzen erforderte ständige Verlegungen der Truppen. Wenn soetwas wie ein Legionsstandlager bestand, dann nur sehr kurzfristig (Oberaden).
Oder so kurzfristig wie "Vetera"? Vetera I bestand grob überschlagen 70 Jahre über die Varusschlacht bis zu seiner Zerstörung im batavischen Aufstand. Vetera II lag ein wenig abseits zum alten Standort, die CUT wurde nördlich von beiden angelegt, wo bereits zu Zeiten von Vetera I Cannabae standen und sich in einem toten Rheinarm ein Hafen entwickelt hatte.
Vetera I bestand also die kurze Kurzfristigkeit von 3 Generationen...
Die asymmetrischen augusteischen Lager(Haltern,Marktbreit,Kops Plateau) sind wahrscheinlich also nur im abgebrochenen Provinzialisierungsprozess steckengebliebene Urbanisierungsversuche.
Koops Plateau war doch über die Varusschlacht hinaus Lager und Teil der Provinz.
Sorry, aber deine These basiert zu viel auf Phantasie und missachtet zu viele der tatsächlich archäologisch und auch historisch überlieferten Fakten.