Wie genieße ich als römischer Gourmet?

Da garum-Variationen entlang ihrer Zutaten und Verarbeitungsweisen qualitativ wie subjektiv geschmacklich durchaus unterschiedlich gewesen sein dürften, vermute ich mal, dass es bei Gewürzmischungen ebensolches gegeben haben dürfte. Die Quellenlage scheint dünn zu sein.

Von Apicius ist (s)eine Rezeptur für einen Gewürzwein überliefert:

Paradoxer Gewürzwein: Zubereitung von paradoxem Gewürzwein: 15 Pfund Honig (ca. 4,9 kg) werden zu zwei Sextarien Wein (ca. 1,1 l) in ein bronzenes Gefäß gegeben, sodass du den Wein zu einer Honigbrühe einkochst. Dieser wird auf einer kleinen Flamme von trockenem Holz erhitzt und mit einem Schneebesen umgerührt, während er kocht. Wenn er anfängt aufzuschäumen, wird er durch Besprengen mit Wein abgelöscht, außer was in sich zurückgeht, wenn das Feuer nicht mehr einwirkt. Wenn er abgekühlt ist, wird das Feuer wieder angefacht. Das geschieht noch ein zweites und drittes Mal, und dann erst wird er vom Herd genommen und am folgenden Tag abgeschäumt. Dann <gib> 4 Unzen (ca. 109 g) Pfeffer dazu, 3 Skrupel (ca. 3,4 g) gemahlenen Mastix, je eine Drachme (ca. 3,4 g) (Narden- oder Lorbeer-) Blätter und Safran, fünf geröstete Dattelkerne samt der vorher in Wein eingeweichten Datteln, vorher aber gib nach Menge und Anzahl so viel Wein dazu, dass man eine milde Gewürzmischung erhält. Wenn das alles fertig ist, gib 18 Sextarien (ca. 9,8 l) milden Weines dazu. Kohle wird helfen, es zu vollenden [†, während es aufkocht†].
(Apicius, De re coquinaria, I 1)

Conditum Paradoxum – Wikipedia

Einige Hinweise zu Wein-Präferenzen einstiger Gourmets sind, wie ich finde, auf folgender Seite recht übersichtlich zusammengestellt:
Wine and Rome
 
Zuletzt bearbeitet:
Oh mein Gott, was für eine widerlich-süße Suppe das geben muss - fast 5kg Honig auf knappe 11l Wein, wovon dann auch noch ein Teil beim verkochen verdampft. *würg*
Na ja, in Deutschland trank man einige Zeit gerne österreichische Weine, die mit Frostschutzmittel gesüßt waren. :eek: Der Wein wurde dadurch aber nicht gesundheitsgefährdend. :)
Daraus folgt: Gut ist, was schmeckt. :D
 
In Spanien gibt es die tinajas oder tinajones, die mittlerweile eigentlich nur noch zur Zierde verwendet werden, also damit eine Weinkellerei oder eine Ölmühle etwas rustikaler wirkt. Ich habe in Spanien schon in bodegas gesessen, wo der Wein (früher) in tinajones reifte und habe 2016 von einem Moselwinzer, der gleichzeitig auch Re-Enactor ist mal in Amphoren gereiften Wein getrunken. Freuen wir uns, dass wir über Glas verfügen!
 
Bei dieser und jener Verkostung von talha-Weinen aus dem Alentejo hat sich mein Gaumen durchaus erfreut (talhas: portugiesisches Pendant zu den tinajas oder tinajones). Einige davon waren auf Flasche gezogen, teils mit Zwischenstation im Edelstahl- oder Holzfass. Nicht wenige davon sind auch direkt aus der talha ins Glas, den Keramikbecher oder sogar die Edelstahltasse des Wanderequipments geflossen.
Freuen wir uns, dass wir über Glas verfügen!
Für mich kann es, muss aber nicht - wie bei anderen kulinarischen Fragen zeigt sich Genussempfinden individuell ausgeprägt.
 
Ich habe von dem Moselwinzer denselben Wein aus Flasche und Amphore getrunken, der Geschmacksunterschied war deutlich, der Amphorenwein schmeckte.... nach Ton eben.
 
In Nordeutschland stand immer ein Näpfchen Zucker neben dem Wein, das saure Zeug wollte doch niemand trinken...

Wenn ich an die "Sylvesterbowle" denke, gute Götter, ein Schälchen, und wir Kinder waren im Nirvana, eichenbreit.
Der Mann von Stand trank Bier, natürlich Becks, und nur aus grünen Flaschen. Bier aus braunen Glasflaschen war tabu, und wurde total verweigert...

Man wanderte sogar in eine andere Kneipe, wenn es kein Bier in grünen Flaschen gab, kein Witz! ;)

Micha
 
Klingt immer noch besser als Otternasen. :D
...du würdest ergo statt der Otternasen kandierte Jaguarohrläppchen bevorzugen - Spalter! :D:p:D

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Freuen wir uns, dass wir über Glas verfügen!
Man sollte meinen, dass Holzfässer auch ihre Qualitäten haben ;) ...das schnöde abfüllen in Glasflaschen ersetzt weder Gärung noch Reifung (die Champagnermethode - Flaschengärung bei Sekt - kannten die Römer nicht). Dass die Römer keine Holzfässer verwendeten, sondern eingegrabene Amphoren, wusste ich nicht. Interessant im verlinkten Artikel, dass die Gärungsamphoren vermutlich mit Pech aus Kiefernharz abgedichtet waren - da kommt mir doch sofort der herrliche Retsina in den Sinn (neben staubtrockenem Bordeaux (rot) der einzige Wein, den ich gelegentlich trinke)
Laut Tante Wiki müsste der antike griechische Wein dem heutigen Retsina ähnlich gewesen sein, sofern er nicht nachträglich irgendwie aromatisiert wurde.
Ebenfalls erstaunlich im verlinkten Artikel, dass der antike römische Wein sich wahrscheinlich nicht vor heutigen "Edelweinen" verstecken müsse (?!)
 
der Amphorenwein schmeckte.... nach Ton eben

Nicht wissend, mit wie viel Passion und v.a. Erfahrung dieser Moselwinzer an die Weinherstellung in Amphoren herangeht, schätze ich, dass gerade die Erfahrung und deren Weitergabe eine enorme Rolle spielen wird. Ich erinnere gut einen portugiesischen Winzer der neueingestiegen in die talha-Herstellung offenherzig berichtete, wie viele Jahren des Experimentierens mit Standort, Temperatur, richtigem Zeitpunkt des Durchstoßens der oben aufschwimmenden und verhärtenden Fruchtfleichschmasse, etc. es ihn kostete, bis eine ausbaufähige Qualität erreicht werden konnte - trotz Beratung durch erfahrene talha-Weinproduzenten.
Ich erinnere seinen Tropfen mit mineralischen Noten und dezenten Gewürzaromen, aber nichts vorherrschend toniges, wie auch bei keinem der anderen genossenen talha-Weine.
 
Man sollte meinen, dass Holzfässer auch ihre Qualitäten haben ;) ...das schnöde abfüllen in Glasflaschen ersetzt weder Gärung noch Reifung (die Champagnermethode - Flaschengärung bei Sekt - kannten die Römer nicht). Dass die Römer keine Holzfässer verwendeten, sondern eingegrabene Amphoren, wusste ich nicht.
Die Römer lernten das Holzfass wohl erst bei den Kelten kennen. Dass Wein nicht in der Flasche gegoren wird, ist mir natürlich klar.
 
Oh mein Gott, was für eine widerlich-süße Suppe das geben muss - fast 5kg Honig auf knappe 11l Wein, wovon dann auch noch ein Teil beim verkochen verdampft. *würg*
...ach komm... wenn der Nikolaus rumturtelt und etliche Englein und Kerzlein und jingle-bells für Adventsstimmung sorgen, dann gönnt sich der deutsche Michel am Feierabend eine weitaus entsetzlichere Plörre: man nennt diesen abscheulichen Sudel Glühwein... da ist ein *würg* und ein vehementes *abkotz* berechtigt. :eek:;):D
 
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