Zur Entstehung von ethnischen Konflikten

Diesen Unfug hatte ich die Tage überlesen:

Die Behauptung, die NSDAP habe sich Anfang der 1930er Jahre verstärkt um Arbeiter bemüht (verglichen mit vorher) entbehrt jeglicher Grundlage.

Nein, so falsch ist das gar nicht, was @Dion hier schreibt. Vgl.:

Während die SPD diffamiert wurde, gab sich die NSDAP im Reichstag ausgesprochen arbeiterfreundlich und versuchte gelegentlich sogar die KPD in kapitalismuskritischer Rhetorik zu übertrumpfen, wie Turner (1985) ausführt: Die Partei beantragte die Konfiskation des gesamten Vermögens der „Bank und Börsenfürsten“, votierte gegen Erhöhungen indirekter Steuern, weil diese eine degressive Verteilungswirkung hätten, unterstütze Vorschläge zur Ausweitung der Sozialausgaben und votierte gegen Bedürftigkeitsprüfungen bei Sozialhilfe. In einigen Fällen stimmte die NSDAP als einzige Partei mit der KPD, z. B. bei Lohnsteuerbefreiungen für Geringverdienende und höheren Steuern für Reiche. Es wurde zu einer Schlüsselfrage, wer die authentischere „antikapitalistische“ Kraft war (Szejnmann, 2013).

Die zielgruppenspezifische Agitation in Bezug auf die Arbeiterschaft wurde speziell von der Nationalsozialistischen Betriebszellenorganisation (NSBO) vorangetrieben, die unter der Schirmherrschaft von Gregor Strasser gegründet wurde (Turner, 1985). In ihrer Zeitschrift „Arbeitertum“ stellte sich die NSBO als „Spezialwaffe gegen den Betriebsmarxismus“ dar und proklamierte auf der anderen Seite den Kampf gegen das „liberal-kapitalistische Wirtschaftssystem“ (Tjiok, 1997, 130-133). Die NSBO nahm 1932 nach eigenen Angaben an 108 Streiks aktiv teil (Bons, 1995). Im September 1931 initiierte Josef Goebbels als Gauleiter von Berlin eine große Propagandakampagne unter dem Motto „Hinein in die Betriebe“ (Turner, 1985). Bons (1995, 52) spricht von einer „unübersehbaren Offensive in der Arbeiterfrage“ in der Endphase der Weimarer Republik.

Diese Stoßrichtung schlug sich auch in der zielgruppenspezifischen Propaganda der NSDAP nieder, wie Paul (1992) auf Grundlage von 168 NS-Plakaten aus fünf Urnengängen im Zeitraum 1928 bis 1932 nachweist. Im Wahlkampf vom Juli 1932 richteten sich zehn von 44 Plakaten explizit an die Arbeiterschaft, im Wahlkampf vom November 1932 neun von 36. Innerhalb der zielgruppenspezifischen Plakate (Frauen, Bauern etc.) dominierten die an Arbeiter gerichteten eindeutig. „Entsprechend ihrem Selbstverständnis galt der NSDAP die Arbeiterschaft in allen Wahlkämpfen als die mit Abstand wichtigste Zielgruppe“ (Paul, 1992, 217). Das widerspräche der herkömmlichen Annahme, dass die Mittelschicht die NSDAP-Hauptzielgruppe gewesen sei (Falter, 1992).

„Arbeit und Brot“ – die sozioökonomische NS-Propaganda vor 1933

Vom Thema "ethnische Konflikte" sind wir da aber ganz weit weg...
 
Du darfst die Publikumswirksamkeit nicht unterschätzen

Du überschätzt die Publikumswirksamkeit bei weitem.

Publikumswirksamkeit zu behaupten reicht nicht aus, um damit argumentieren zu können, dafür müsste man sie schon auch belegen.
[...]
Dürings Vorstellungen in modifizierter und verschärfter Weise fanden sicherlich durch Rezption Eingang an die Schriften Antisemitischer Autoren, der letzten Dekade des 19. und dem Beginn des heraufdämmernden 20. Jahrhunderts.
Aber im Gegensatz zu einigen (durchaus bei weitem nicht aller) seiner später aufgegriffenen und modifizierten Vorstellungen hatte Dühring seinerzeit selbst keine besondere Reichweite/Wirkmächtigkeit.

Das kann man wohl sagen. Dühring hat sich mit allen und jedem zerstritten, auch mit allen führenden Antisemiten seiner Zeit. Er war in den letzten Jahrzenten seines Lebens nahezu völlig isoliert, abgesehen von einer sehr überschaubaren Fangemeinde, die ihm die Stange hielt.

Da Dühring mit seiner ätzenden Kritik vor nichts haltmachte, das er nicht selber geschaffen oder veranlaßt hatte, schwand das Interesse an ihm und seinen Werken zusehends, zumal die arrogante Boshaftigkeit, mit der er alle Beiträge kommentierte, die Lexika, Literatur- oder Philosophiegeschichten und ähnliches über ihn brachten, es angeraten erscheinen ließ, auf diesen "Berliner Rache-Apostel" erst gar nicht einzugehen.
Eugen Dühring selbst und die "kleine Schar seiner Bewunderer" führten das Schweigen allerdings auf "Neid und Hass", auf Mißgunst und heimliches Ausnutzen der Dühringschen Schriften durch die "zeitgenössischen Figürchen" zurück, denen mit verstärkter Sachpropaganda begegnet werden müsse.
[..]
Bis zu seinem Lebensende blieb Eugen Dühring auf seine eigene Propaganda und die seiner Anhänger, die sich zu ihm als ihrem "Meister" bekannten, angewiesen.
[...]
Als Eugen Dühring am 21. September 1921 [...] starb, war sein Name nicht nur "der jüngeren Generation ... ziemlich fremd geworden."

Brigitta Mogge, Rhetorik des Hasses - Eugen Dühring und die Genese seines antisemitischen Wortschatzes, Neuss 1977, S. 58ff
 
Als Eugen Dühring am 21. September 1921 [...] starb, war sein Name nicht nur "der jüngeren Generation ... ziemlich fremd geworden."
Wie hier @Sepiola, Brigitta Mogge zitierend, richtig schreibt, war Dühring vergessen.

Aber seine Idee lebte weiter, wäre dem anders, würde das, was vor und nach seinem Tod in Deutschland passierte, nicht erklärbar sein – ich zitiere aus Frank Bajohrs Schrift - die ich verkürzt „Zustimmungsdiktatur und Volksgemeinschaft“ nenne -, die in englischer Sprache hier vorliegt (Übersetzung durch deepl.de):

Nach der Niederlage Deutschlands vermischte sich die Antipathie gegenüber den Juden mit dem Hass auf die Revolution von 1918-1919 und die neu gegründete Republik, deren Vertreter als "Novemberverbrecher" verunglimpft und für den Versailler Vertrag verantwortlich gemacht wurden. Verschwörungstheorien machten die Juden zum Sündenbock und machten sie für die deutsche Niederlage und das Chaos der Nachkriegszeit verantwortlich. Der Antisemitismus wurde zum Klebstoff für eine rechtsradikale Subkultur aus nationalistischen Verbänden, Freikorps und paramilitärischen Ligen, die den Juden die Schuld an der Kriegsniederlage gaben. Dieser Aufschwung der organisatorischen Aktivitäten ging Hand in Hand mit einer Zunahme der antijüdischen Gewalt. So wurden zwischen 1923 und 1932 in Deutschland 189 jüdische Friedhöfe und Synagogen geschändet. In Berlin, Breslau und anderen Städten kam es 1923 zu Pogromen, bei denen Juden ermordet und zahlreiche Geschäfte zerstört und geplündert wurden. Die deutschen Juden sahen sich mit einer anhaltenden sozialen Isolation konfrontiert, die sich in der Ausgrenzung von Juden aus Vereinen, Hotels oder Urlaubsorten äußerte. In den 1920er Jahren radikalisierte sich der Antisemitismus in Deutschland, vor allem in den sozialen Schichten, in denen er sich bereits vor 1914 deutlich manifestiert hatte. Er war im Kleinbürgertum und in der breiten Mittelschicht, aber auch im Adel, bei Studenten und Akademikern deutlich zu spüren. 1920 beschloss der größte deutsche Adelsverband, die Deutsche Adelsgenossenschaft, die Aufnahme des so genannten Arierparagrafen in ihre Satzung. Damit ebnete sie den Weg für eine antisemitisch motivierte "Säuberung", die fast alle rechtsnationalen Vereine, aber auch scheinbar unpolitische Gruppen wie den Deutsch-Österreichischen Alpenverein erfasste. Letzterer versuchte, die Alpen zu "arisieren", indem er jüdische Bergsteiger und Alpintouristen aus seinen Reihen ausschloss. Auch in zahlreichen Kur- und Badeorten - der Domäne der traditionellen Eliten und des Bürgertums - waren jüdische Gäste nicht erwünscht. Im Jahr 1914 listete die deutsch-jüdische Zeitung "Im deutschen Reich" dreiundachtzig Hotels und Pensionen als "Sperrgebiet" auf. Bis 1931 war diese Zahl auf 360 angestiegen. Dieser Anstieg spiegelt einen anhaltenden Trend zur Ausgrenzung von Juden und zur Ausweitung einer Art touristischer Apartheid wider.

Einerseits kann das Verhalten der deutschen Gesellschaft nach Januar 1933 und ihre Rolle bei der Verfolgung der Juden nicht ohne Bezugnahme auf diesen bereits bestehenden gesellschaftlichen Antisemitismus erklärt werden. Zum anderen blieb dieser vornazistische Antisemitismus politisch schwach, denn die Weimarer Verfassung schützte Juden z.B. vor dem Ausschluss von den Universitäten durch ein Quotensystem, das in mehreren Ländern Mittel- und Osteuropas (z.B. in Ungarn 1920, in Rumänien 1922) eingeführt worden war. Der Antisemitismus hatte erhebliche Teile der deutschen Gesellschaft infiziert, konnte aber vor 1933 keine kulturelle Hegemonie ausüben. Daher ist der gesellschaftliche Antisemitismus allein keine ausreichende Erklärung für das gesellschaftliche Verhalten gegenüber den Juden nach 1933.

Frank Bajohr schließt mit diesen Sätzen:

Obwohl viele Deutsche offene antijüdische Gewalt, wie sie im November 1938 stattgefunden hatte, ablehnten, hatte sich bei der Mehrheit ein Konsens darüber entwickelt, dass die Juden Außenseiter waren; sie gehörten nicht zur "Gemeinschaft des deutschen Volkes" und sollten Deutschland verlassen. Auf der Grundlage dieses Konsenses akzeptierte die Mehrheit der Deutschen die vom Regime Ende 1938 eingeführte Politik der Zwangsauswanderung.

Innerhalb von fünf Jahren hatte sich in der deutschen Bevölkerung ein antijüdischer Konsens herausgebildet, der Juden als Nicht-Deutsche betrachtete, die nicht zur Volksgemeinschaft gehören sollten. Dieser Weg zu einem antijüdischen Konsens war von den vier genannten Faktoren geprägt: Antisemitismus, Akzeptanz der vom NS-Regime propagierten Normen, die Aktivierung gesellschaftlicher Interessen an der Judenverfolgung und die wachsende Popularität der Konsensdiktatur und insbesondere Hitlers. Auch wenn dieser Konsens keinen Konsens über den Massenmord beinhaltete, so bildete er doch die notwendige und hinreichende Grundlage für die folgende Vernichtungspolitik und das Handeln der Täter.
 
Wie hier @Sepiola, Brigitta Mogge zitierend, richtig schreibt, war Dühring vergessen.

Aber seine Idee lebte weiter, wäre dem anders, würde das, was vor und nach seinem Tod in Deutschland passierte, nicht erklärbar sein – ich zitiere aus Frank Bajohrs Schrift - die ich verkürzt „Zustimmungsdiktatur und Volksgemeinschaft“ nenne
es fällt mir schwer zu glauben, dass "die Idee" von einem, der in Vergessenheit abgesunken war, so wirkmächtig weitergelebt haben soll, dass sie den Verlauf der Geschichte geprägt hat --- das sagen deine zwei Sätze aus --- und im nachfolgenden Bajohr-Zitat kann ich den vergessenen Dühring samt seiner verworrenen Ideen auch nicht finden.

1924 und 1930 wurden Dührings Schriften vom "Dühringbund" neu herausgegeben, zudem bezogen sich solche wie Chamberlain, von Schönerer, Fritsch auf Dührings Die Judenfrage als Racen-, Sitten- und Culturfrage mit einer weltgeschichtlichen Antwort und in eher links orientierten Kreisen war der "Anti-Dühring" von Engels nicht unbekannt.

... zur Entstehung von ethnischen Konflikten trägt das allerdings nicht viel bei...
 
Aber seine Idee lebte weiter, wäre dem anders, würde das, was vor und nach seinem Tod in Deutschland passierte, nicht erklärbar sein

Doch, es ist sogar sehr einfach erklärbar. Dühring war schlicht nicht der einzige, der in solchen Bahnen dachte.
Bzw. zu denken bagann.
Das ist an und für sich auch gar nicht weiter verwunderlich.
Im ausgehenden 18 und 19. Jahrhundert hatten sich Identifikationsparadigmen wie Kultur und rassistische Vorstellungen endgültig gegenüber der Religion als Ordnungsrahmen durchgsetzt.

Dadurch das die Menschen anfingen sich selbst anders zu definieren, nicht mehr vorangig als angehörige irgendeiner Religionsgemeinschaft oder Untertanen irgendeines Regionalfürsten, sondern als Angehörige irgendeiner Nation, oder sozialen Klasse etc. fingen sie zwangsläufig auch an, ihre Umelt an Hand der gleichen neuen Paradigmen zu definieren, darunter auch die Personen und Gruppen, die ihnen unsympathisch waren.

In dem Moment in dem die Eigendefinition von Teilen der Bevölkerung nicht mehr darauf hinaus lief katholisch, evangelisch, Sachsen, Bayern, Preußen oder ähnliches zu sein und sich dahingehend änderte, dass diese Leute sich eine neue Eigenidentität an Hand kultureller/sprachlicher Merkmale oder an Hand imaginierter gemeinsamer blutsmäßiger Abstammung zurechtbastelten, definierten sie damit auch die Auschlusskriterien für diese Gemeinschaft neu.

Unter diesen Umständen ist es nicht verwunderlich, dass unliebsame Gruppen auf einmal kulturalistisch oder rassistisch definiert wurden, es wäre im Gegenteil verwunderlich gewesen, wenn das nicht passiert und sich entsprechende Konflikte weiter an den überkommenen religiösen Verwerfungslinien vollzogen hätten.

Insofern hat Dühring zwar in diese Richtung gedacht und formuliert, und da er von anderen antisemitischen Autoren rezipiert wurde wird man ihn sicherlich auch als wegbereiter für den Antisemitismus in der Weimarer Zeit und Anstoßgeber auch für nationalsozialistische Theoretiker betrachten können.
Das alle weitere Entwicklung ohne Dühring nicht denkbar gewesen wären, dürfte allerdings ins Reich der Phantasien gehören.
In Deutschland nahm der Antisemitismus unter den Nazis besonders krasse Formen an, aber Vorstellung, das Judentum rassistisch oder kulturalistisch zu definieren, war nichts, was in Deutschland oder bei den Nazis einzigartig gewesen wäre, das taten auch Antisemiten in anderen Ländern zunehmend, in denen Dühring als Ideengeber nun wirklich keine Rolle spielte.
 
Zuletzt bearbeitet:
es fällt mir schwer zu glauben, dass "die Idee" von einem, der in Vergessenheit abgesunken war, so wirkmächtig weitergelebt haben soll, dass sie den Verlauf der Geschichte geprägt hat
Dazu ein Zitat aus der Süddeutschen von heute:

Die Rechtsextremisten aber entfesselten eine antisemitische Kampagne gegen ihn, am 21. Februar 1919 erschoss ihn ein fanatisierter Student. Eisners Begräbnis fünf Tage später wurde zu einer Massendemonstration für die Freiheit und gegen die Gefahr von rechts. Zehntausende gaben ihm in München das letzte Geleit, die Kirchenglocken läuteten. Und der Schriftsteller Kurt Tucholsky schrieb: "Kurt Eisner starb - und lebt in unser aller Herzen" und beschwor die Freiheit: "Doch du sollst flammen, schüren, leuchten, brennen. Luft! Gib uns Luft, darin wir atmen können!" Doch es sollte nicht sein, damals.

Ich weiß nicht, ob beim oder zum Dührings Begräbnis jemand ähnliche Worte sprach oder schrieb wie Kurt Tucholsky das nach oder zum Eisners Begräbnis tat. Aber Ideen, ob gut oder schlecht, leben weiter, das ist fast ein Naturgesetz. Das gilt auch dann, wenn jemand wie du, @dekumatland in deinem obigen Statement, das in Abrede stellen will.
 
Ich weiß nicht, ob beim oder zum Dührings Begräbnis jemand ähnliche Worte sprach oder schrieb wie Kurt Tucholsky das nach oder zum Eisners Begräbnis tat.

Der erste Unterschied zwischen Eisner und Dühring besteht schonmal darin, dass Eisner als zweitweiliger Ministerpräsident des Freistaats Bayern im Gegensatz zu Dühring tatsächlich Reichweite hatte und Eisner einen guten Teil seiner politischen Ideenwelt handfest durch seinen Einfluss auf die Geschichte Bayerns, das Ende der Wittelsbacher Monarchie und die Entstehung und Verfassung des Freistaats Bayern, in die Geschichte einschreiben konnte.

Das man denjenigen und die Ideen desjenigen, der nach Jahrhunderten das Haus Wittelsbach für abgesetzt erklärte und den Freistaat mitbegründete ebensowenig mal eben vergessen wird, wie einen Philipp Scheidemann, der mit seiner Ausrufung der Republik eine ähnliche Rolle spielte oder auch einen Karl Liebknecht, zumal deren Ideen tatsächlich unmittelbaren greifbaren Verlauf auf weitere Geschichte hatte, dürfte sich von selbst verstehen.

Was hat aber der verspinnerte Hinterzimmer-Antisemit Dührung geleistet, dass, das das weitgehende Vergessen seiner Person und Ideenwelt ausgeschlossen hätte?

Mach doch einfach mal ein Experiment.
Frag mal 100 Leute auf der Straße in deiner Umgebung, wer heute noch weis, wer Kurt Eisner war und wer heute noch weiß wer Eugen Dühring war.
Dann wirst du ja sehen, an wen sich noch jemand erinnern kann und an wen eher nicht.
 
Ich weiß nicht, ob beim oder zum Dührings Begräbnis jemand ähnliche Worte sprach oder schrieb wie Kurt Tucholsky das nach oder zum Eisners Begräbnis tat.
Interessante Mitteilung - aber was bezweckst du damit? Für eine Eisner und Dühring Parallele sehe ich keinen hinreichenden Grund.
Aber Ideen, ob gut oder schlecht, leben weiter, das ist fast ein Naturgesetz.
oh, ein poetischer Gemeinplatz, sich tief philosophisch gebend ;)
Das gilt auch dann, wenn jemand wie du, @dekumatland in deinem obigen Statement, das in Abrede stellen will.
nicht nur jemand wie ich, sondern tatsächlich ich habe das geschrieben:
es fällt mir schwer zu glauben, dass "die Idee" von einem, der in Vergessenheit abgesunken war, so wirkmächtig weitergelebt haben soll, dass sie den Verlauf der Geschichte geprägt hat
und zwar bezogen auf deine Erklärung:
Wie hier @Sepiola, Brigitta Mogge zitierend, richtig schreibt, war Dühring vergessen.
Aber seine Idee lebte weiter, wäre dem anders, würde das, was vor und nach seinem Tod in Deutschland passierte, nicht erklärbar sein
und alles, was lesen kann, nimmt wahr, dass sich meine Zweifel auf die immense historische Wirkmächtigkeit Dührings bezieht, die du attestiert hast.
Was also, oh großer Rhetoriker und Sprachvirtuose @Dion , habe ich in Abrede gestellt? Irgendein sich philosophisch/weise gebendes allgemein-beliebiges Ideen-Blabla oder eine - nämlich deine! - Mitteilung zur Wirkung von Dühring? (damit auch du das nachvollziehen kannst, habe ich fürs verstehende Nachlesen als Ossia piu facile die Unterstreichungen eingesetzt)
 
Mach doch einfach mal ein Experiment.
Frag mal 100 Leute auf der Straße in deiner Umgebung, wer heute noch weis, wer Kurt Eisner war und wer heute noch weiß wer Eugen Dühring war.
Dann wirst du ja sehen, an wen sich noch jemand erinnern kann und an wen eher nicht.

Ich würde mal raten, dass (vielleicht ein wenig abhängig von Alter, Bildungsgrad und möglicherweise auch regionaler Herkunft) so 20-40 davon etwas mit Eisner anfangen könnten und so 5-10 oder weniger etwas mit Dühring. Allerdings können seine Ideen natürlich trotzdem eine große Wirkung entfaltet haben, das hängt ja nicht unbedingt davon ab, ob man den Urheber genau kennt. Die "Protokolle der Weisen von Zion" haben beispielsweise auch eine starke Wirkung erzielt, ohne dass man ihre Kompilatoren oder Verfasser wirklich genau bestimmen könnte.
 
Ich würde mal raten, dass (vielleicht ein wenig abhängig von Alter, Bildungsgrad und möglicherweise auch regionaler Herkunft) so 20-40 davon etwas mit Eisner anfangen könnten und so 5-10 oder weniger etwas mit Dühring.

Ich meine aus verschiedenen Beiträgen von Dion an anderer Stelle herausgelesen zu haben, dass er in einer Gegend verortet ist, in der man mit Namen "Kurt Eisner" durchaus was anfangen können sollte.

5-10% bei Dühring würden mich überraschen, da würde ich wenn es sich nicht um explizit sehr geschichtsbegeisterte, sondern zufällig ausgewählte Personen handelt schon wundern, wenn das mehr als 1 oder 2 Prozent wären.

Mir selbst hat der Name Dühring auch nur deswegen etwas gesagt, weil ich mich durchaus für das Werk von Marx und Engels interessiere und deswegen Engels Schrift "Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft" (vulgo "Anti-Dühring") kannte und ich halte mich, wenn ich das in aller Bescheidenheit sagen darf doch für jemanden, der zum geschichtsaffineren Teil der Bevölkerung gehört.
Auch in Werken, die sich mit der Entstehung der nationalsozialistischen Ideologie befassen und die mir bekannt sind, spielt der Typ keine besonders prominente Rolle. Mag sein, dass er da mal als Fußnote auftaucht, mehr aber auch nicht.

Die "Protokolle der Weisen von Zion" haben beispielsweise auch eine starke Wirkung erzielt, ohne dass man ihre Kompilatoren oder Verfasser wirklich genau bestimmen könnte.

Insofern so weit mir bekannt, weite Teile des Inhalts der "Protokolle" aus anderen, zum Teil eher belletristischen Schriften übernommen worden sind, halte ich es für schwierig, jedenfalls, wo nicht explizit auf den Text bezug genommen wird, die Wirkung exakt zu benennen.
 
Allerdings können seine Ideen natürlich trotzdem eine große Wirkung entfaltet haben, das hängt ja nicht unbedingt davon ab, ob man den Urheber genau kennt.
Das sollte nachprüfbar sein, wenn auch die dafür nötige Lektüre (all der völkische Rassenkrempel in der 2. Hälfte des 19. und Anfang des 20. Jhs.) wenig erfreulich ist. Und da scheint in der Nachwirkung Dühring keine Spitzenposition inne zu haben, oder anders gesagt, Dührings Schriften sind keine nötige Basis, ohne welche die Geschichte einen anderen Verlauf genommen hätte.
Zur Erinnerung hierzu: @Dion ist sich sehr sicher, Dührings Wirken und Nachwirkung so immens hoch zu veranschlagen:
war Dühring vergessen.
Aber seine Idee lebte weiter, wäre dem anders, würde das, was vor und nach seinem Tod in Deutschland passierte, nicht erklärbar sein
 
Dühring beschrieb 1881 beispielsweise die Judenfrage – Zitat aus Wikipedia:

"... als Ausdruck eines unaufhebbaren Rassengegensatzes: Das Judentum sei von Natur aus unvermeidbar der Feind aller Kulturvölker, die sich gegen diesen wehren müssten, um nicht unterzugehen."

Zu dem Zeitpunkt war Hitler nicht mal geboren – trotzdem griff er später (1923/24) die Ideen Dührings und anderer Antisemiten auf: In "Mein Kampf" (kritische Edition 2016, Abschnitt bzw. Kapitel "Die geistige Pestilenz des Judentums" und "Volk und Rasse") wird mehrmals auf Dühring als eine der Quellen Hitlers verwiesen.
 
In "Mein Kampf" (kritische Edition 2016, Abschnitt bzw. Kapitel "Die geistige Pestilenz des Judentums" und "Volk und Rasse") wird mehrmals auf Dühring als eine der Quellen Hitlers verwiesen.
kleine Schikane: was teilt uns diese Publikation zur Entstehung von ethnischen Konflikten mit?

Spaß beiseite. Ich habe diese kritische Edition nicht, kann es also nicht nachlesen, deswegen frage ich dich: taucht da womöglich ein https://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_Fritsch häufiger als Quelle auf? Und die Quellenverweise, die du erwähnst: betreffen die wörtliche Dühringzitate/paraphrasen im Sermon des Gröfaz?
 
Ja, Theodor Fritsch wurde öfter als Dühring als Quelle identifiziert.

In den Bemerkungen zu MK wird Dühring wörtlich zitiert, in MK ist aber das nicht der Fall. Hitler tat in MK ja so, als ob alles auf seinem Mist gewachsen ist, deswegen verweist er – laut der Herausgeber der kritischen Ausgabe – bis auf wenige Ausnahmen auf keine Quellen. Aber die Ähnlichkeiten seiner Aussagen zu den Aussagen anderer sind klar erkennbar.
 
Aber die Ähnlichkeiten seiner Aussagen zu den Aussagen anderer sind klar erkennbar.

Eben.

Als ursprünglich Österreicher, der mehr oder minder die erste Hälfte seines Lebens im Habsburgerreich, in Braunau, um Linz und in Wien verbracht hat, wird Hitler zunächst mal vor allen Dingen mit der Schönerer Bewegung in Kontakt gekommen sein, weil das eben die spezifisch österreichische Ausprägung des großdeutschen Nationalismus und des Antisemitismus gewesen ist.
Es ist ja durchaus umstritten, ab wann genau sich Hitler auf eine antisemitische Denke als Weltbild festlegte, ob er das möglicherweise schon aus Wien mitbrachte, sich das während des Weltkriegs oder in München zulegte, man wird allerdings davon ausgehen dürfen, dass er in Linz (damals eine Hochburg der Deutschnationalen in Österreich) und in Wien antisemitische Ideen jedefalls kennenlernte und das via Vermittlung durch die Schönerer-Bewegung.

Als Hitler nach dem 1. Weltkrieg endgültig in München bleibt kam er über die DAP und die "Thule Gesellschaft" mit Antisemiten, wie Dietrich Eckart persönlich in Kontakt und über Max Erwin von Scheubner-Richter und Alfred Rosenberg auch Einblick in die Ideen des russischen Antisemitismus, der ohnehin wegen der Bolschewiki (deren führende Köpfe öfters als angebliche Juden angefindet wurden) und des russischen Bürgerkrieges in der russischen Emigrantenszene gerade blühte.

Das alles kannte Hitler bevor er "Mein Kampf" schrieb.

Insofern wäre zu fragen, was genau Dühring denn als entscheidenden Ideen- und Stichwortgeber für Hitler qualifizieren würde?
Der Einfluss von Schönerer, im Millieu seiner Jugend und später der persönliche Einfluss von antisemitischen Schriftstellern und Theoretikern wie Eckart und Rosenberg dürfte weit größer einzuschätzen sein.


Die Vorstellung Judentum nicht religiös, sondern kulturalistisch oder rassistisch zu definieren hat Dühring zwar ausformuliert aber nicht erfunden.
Die Figur des "getauften Juden" geistert mehr oder weniger durch die gesamte europäische Literatur spätestens seit der Mitte des 19. Jahrhunderts.
Die Figur selbst war zwar noch keine ausformulierte Vorstellung eines spezifischen "jüdischen Charakters" oder einer spezifischen "jüdischen Rasse" zeigt aber dass es bereits in der Zeit eine breiter werdende gesellschaftliche Tendenz gibt Juden trotz Taufe und Annahme eines christlichen Bekenntnisses nicht als gleichrangige Mitglieder der Gesellschaft zu betrachten.
Was eine Absage an die alten religiös motivierten Vorurteile darstellt.

Schaut man sich die Ereignisse in Russland an und wie die zeitgenössisch reflektiert werden, werden da die Anführer der Bolschewiki bereits als angeblich "jüdisch" angefeindet, obwohl man, wenn man sich die Personen anschaut da kaum praktizierende Juden finden wird, wohl aber einige Figuren, die jüdische Vorfahren hatten (Lenin, Trotzki, Radek, Kamenew, Swerdlow und andere).

Dieser Umstand, dass es entsprechende antisemitische Anfeindungen führender Bolschewiki als angebliche Juden in der russischen Wahrnehmung gab, obwohl keiner davon durch Erscheinung oder entsprechendes religiöses Verhalten das nahegelegt hätte (de facto waren das alles an die russische Kultur oder westeuropäische Kulturen angepasste Atheisten), zeigt auch, dass in anderen Teilen Europas Vorstellungen von unabänderbarer jüdischer Kultur oder jüdischem Blut bereits angekommen und wirkmächtig waren.
Und dafür wird man kaum Dühring verantwortlich machen können.

Die Vorstellung, dass der Kommunismus in irgendeiner Form eine "jüdische Verschwörung" sei, dürfte man insgesamt in der russischen Emigrantenszene dieser Zeit durchaus angetroffen haben und einige Bezugspersonen Hitlers wie v. Scheubner-Richter und Rosenberg kannten dieses Millieu gut.

Und sofern die Bolschewiki von den extremeren Teilen dieser Szene damals als in irgendeiner Form Repräsentanten des Judentums betrachtet wurden, lag von dieser Position her auch die Vorstellung den Russischen Bürgerkriegs als Auseinandersetzung zwischen Russen und Juden zu interpretieren und das Judentum als physisch greifbaren Gegner zu betrachten durchaus nahe (jedenfalls für den, der bereit war sich in die verspinnerte Grundannahme einzulassen).



Ich möcht mich jetzt nicht darauf festlegen, dass sich Hitlers Denke massiv aus via Scheubner-Richter und Rosenberg vermittelten russischen Vorstellungen zusammensetzte, dass würde diese, denke ich, zu hoch gewichten zumal ich davon ausgehe, dass er sich seinen Antisemitismus bereits angeeignet hatte, bevor er mit diesen in engeren Kontakt trat.
Allerdings war in den Vorstellungen die um 1920 herum durch Europa geisterten mehr oder weniger alles vorhanden, was Hitler sich dann zu seinem kruden Weltbild zusammensetzte und das war in weiten Teilen durchaus nicht auf Dührings Mist gewachsen.
Dem wird man, weil er wohl einen gewissen Einfluss auch auf Autoren wie Schönerer hatte, die Hitler mit ziemlicher Sichereit kannte, zwar bescheinigen können mittelbar den Weg für den radikalen Antisemitismus in Deutschland mit bereitet zu haben, aber kaum, dass es diesen und das NS-Reich ohne Dühring nicht hätte geben können.

Weite Teile seines Antisemitismus hätte Hitler durchaus von anderen deutschsprachigen und russischen Antisemiten abkupfern können, deren Vorstellungen sich unabhängig von Dühring entwickelten.

Die Gleichung: ohne Dühring kein NS, geht ebensowenig auf, wie dein Postulat nachdem Hitler und Holocaust ohne Luther nicht denkbar gewesen wären.
 
Zuletzt bearbeitet:
Du überschätzt die Publikumswirksamkeit bei weitem.



Das kann man wohl sagen. Dühring hat sich mit allen und jedem zerstritten, auch mit allen führenden Antisemiten seiner Zeit. Er war in den letzten Jahrzenten seines Lebens nahezu völlig isoliert, abgesehen von einer sehr überschaubaren Fangemeinde, die ihm die Stange hielt.

Da Dühring mit seiner ätzenden Kritik vor nichts haltmachte, das er nicht selber geschaffen oder veranlaßt hatte, schwand das Interesse an ihm und seinen Werken zusehends, zumal die arrogante Boshaftigkeit, mit der er alle Beiträge kommentierte, die Lexika, Literatur- oder Philosophiegeschichten und ähnliches über ihn brachten, es angeraten erscheinen ließ, auf diesen "Berliner Rache-Apostel" erst gar nicht einzugehen.
Eugen Dühring selbst und die "kleine Schar seiner Bewunderer" führten das Schweigen allerdings auf "Neid und Hass", auf Mißgunst und heimliches Ausnutzen der Dühringschen Schriften durch die "zeitgenössischen Figürchen" zurück, denen mit verstärkter Sachpropaganda begegnet werden müsse.
[..]
Bis zu seinem Lebensende blieb Eugen Dühring auf seine eigene Propaganda und die seiner Anhänger, die sich zu ihm als ihrem "Meister" bekannten, angewiesen.
[...]
Als Eugen Dühring am 21. September 1921 [...] starb, war sein Name nicht nur "der jüngeren Generation ... ziemlich fremd geworden."

Brigitta Mogge, Rhetorik des Hasses - Eugen Dühring und die Genese seines antisemitischen Wortschatzes, Neuss 1977, S. 58ff

....Und ganz ähnlich ging es auch dem Hofprediger Adolph Stoecker, der mit Sicherheit einen größeren Kreis an Wirkmächtigkeit erreichte, mit seiner Christlich Sozialen Partei aber nicht über den Status einer Splittergruppe hinauskam. Stoecker war in zahlreiche recht schmuddelige Affären verstrickt. Aus der Deutsch-Konservativen Partei flog er 1896 raus. Bei seinem Erscheinen ging zuletzt immer ein wissendes Raunen durch den Saal, außerdem hatte sich Stoecker den Ruf erworben, dass seine Auftritte in schöner Regelmäßigkeit Tumulte zur Folge hatten- und so etwas braucht man wie einen Kopfschuss.
 
Insofern so weit mir bekannt, weite Teile des Inhalts der "Protokolle" aus anderen, zum Teil eher belletristischen Schriften übernommen worden sind, halte ich es für schwierig, jedenfalls, wo nicht explizit auf den Text bezug genommen wird, die Wirkung exakt zu benennen.

Das ist sicher richtig. Richard Evans hat in "Das Dritte Reich und seine Verschwörungstheorien" sogar zahlreiche Belege dafür zusammengetragen, dass der Inhalt der "Protokolle" oft nur peripher oder auszugsweise zur Kenntnis genommen wurde. Selbst Männern wie Goebbels war offenbar klar, dass es sich vermutlich um Fälschungen handelte. Trotzdem entfalteten sie schon durch ihr Vorhandensein eine gewisse Wirkung, weil man sie eben als Chriffre nutzen konnte, um die angeblichen Weltherrschaftspläne "der Juden" hervorzuheben. Evans zitiert sogar Aussagen aus den 20er- und 30er-Jahren, wonach die "Protokolle" die Wahrheit über die finsteren Pläne des "Weltjudentums" enthüllten, selbst wenn sie vielleicht gefälscht seien. Weder die "Protokolle" noch irgendein Rassetheoretiker des 19. Jahrhunderts waren wahrscheinlich unerlässlich für den Aufschwung des Antisemitismus in dieser Zeit und in den darauffolgenden Jahrzehnten; dennoch trugen sie vermutlich alle ihren Teil dazu bei, selbst wenn man den Umfang dieser Beiträge oft nur schwer bestimmen kann.
 
Trotzdem entfalteten sie schon durch ihr Vorhandensein eine gewisse Wirkung, weil man sie eben als Chriffre nutzen konnte, um die angeblichen Weltherrschaftspläne "der Juden" hervorzuheben.

Das möchte ich auch nicht grundsätzlich bestreiten, mir kam es eher darauf an, dass der Vergleich mit anderen Schriften im Hinblick auf die Reichweite insofern schwierig ist, als dass andere Schriften eben oft genuine Produkte ihrer Autoren waren, so dass sich Äußerungen in entsprchenende Richtungen mitunter recht sicher zuordnen lassen.
Da die "Protokolle" aber mindestens passagenweise aus Abschriften anderen Schriftguts zusammengesetzt zu sein scheinen, ist es natürlich, wenn Bzzüge zu diesen Passagen auftauchen viel schwieriger klar zu bestimmen, dass der Autor diser Bezüge die "Protokolle" selbst kannte.
Möglich wäre dann nämlich auch, dass er die "Protokolle" selbst gar nicht kannte, sondern nur mit den Urhebern der "Protokolle" gemeinsame Bezugautoren hatte.

Das dürfte es schwierig machen die Reichweite dieser Schrift seriös einzuschätzen, was bei anderen Schriften leichter sein sollte.
 
Das möchte ich auch nicht grundsätzlich bestreiten, mir kam es eher darauf an, dass der Vergleich mit anderen Schriften im Hinblick auf die Reichweite insofern schwierig ist, als dass andere Schriften eben oft genuine Produkte ihrer Autoren waren, so dass sich Äußerungen in entsprchenende Richtungen mitunter recht sicher zuordnen lassen.
Da die "Protokolle" aber mindestens passagenweise aus Abschriften anderen Schriftguts zusammengesetzt zu sein scheinen, ist es natürlich, wenn Bzzüge zu diesen Passagen auftauchen viel schwieriger klar zu bestimmen, dass der Autor diser Bezüge die "Protokolle" selbst kannte.
Möglich wäre dann nämlich auch, dass er die "Protokolle" selbst gar nicht kannte, sondern nur mit den Urhebern der "Protokolle" gemeinsame Bezugautoren hatte.

Das dürfte es schwierig machen die Reichweite dieser Schrift seriös einzuschätzen, was bei anderen Schriften leichter sein sollte.

Vielleicht von Interesse: Vor 100 Jahren: Die gefälschten «Protokolle der Weisen von Zion»
 
Mach doch einfach mal ein Experiment.
Frag mal 100 Leute auf der Straße in deiner Umgebung, wer heute noch weis, wer Kurt Eisner war und wer heute noch weiß wer Eugen Dühring war.
Dann wirst du ja sehen, an wen sich noch jemand erinnern kann und an wen eher nicht.
Ich befürchte, da wirst du - außerhalb theoretisch fundierter Linker - allenfalls in München Leute finden, die Kurt Eisner kennen. Theoretisch fundierte Linke dürften auch Dührung kennen. Ansonsten dürfte das Ergebnis bei beiden gleichermaßen enttäuschend mau ausfallen.
 
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