Ashigaru
Premiummitglied
3.
Lahnau- Waldgirmis:
Für diese Thematik äusserst spannend.
Es gibt hier wohl Hinweise, dass dieser Platz bis in die Germanicuszeit existiert hat. Armin Becker hält es für möglich, dass dieser Ort und dessen Zerstörungshorizont nicht mit Varus, sondern mit der Meuterei 14 n.Chr. in Zusammenhang steht. Becker folgert sogar, das die Wetterau und das Rhein-Main Gebiet von der Varuskatastrophe garnicht betroffen waren (vergl. Becker: Die römische Okkupation des Rhein-MainGebietes und der Wetterau, in Lehmann/Wiegels, Über die Alpen 225-224)
Nur zu diesem Punkt. Eine Auswertung der Grabungsbefunde ist 2015 erschienen, weiß nicht, ob die schon mal hier behandelt wurde und was zur Spätdatierung da zu lesen ist. Ich stimme El Quijote insofern zu, als dass die Germanicus-zeitlichen Aktivitäten aus den Arbeiten, die ich bisher dazu kenne, nur auf wenigen (im wesentlichen 2) Befunden beruhen.
Die Süd-Nord-Richtung der römischen Expansion von Mainz aus fand stets weniger Beachtung, aus folgenden Gründen:
- kaum Quellennennungen bei Tacitus, Cassius Dio usw.
- Größere Standlager wurden bisher nicht gefunden, auch große Marschlager wie Dorlar sind selten. Vielversprechende Lagerplätze wie Höchst, Friedberg und Bad Nauheim sind vermutlich für immer verloren, da sie bereits bei ihrer Erstentdeckung rund um 1900 weitgehend überbaut waren.
- Es gibt noch eine große Forschungslücke, denn zwischen Dorlar und Hedemünden, also einer Strecke von etwa 150 Kilometern, sind bisher keinerlei weitere römischen Anlagen bekannt. Diese müssen zwar nicht zwingend bestanden haben, aber es ist schwer vorstellbar, dass die Mainzer Legionen bei den weiträumigen frühen Operationen nur 100 Kilometer weit nach Norden vorstießen.
Im Großen und Ganzen bewerte ich es aber auch so, dass das Vorfeld von Mainz durch die Varus-Niederlage wenig beeinflusst wurde. Besonders der Untermain war wohl weitgehend auch in vorflavischer Zeit unter römischer Kontrolle.