Nachrichtendienst im römischen Reich???

Hallo allerseits,

ich möchte hier mal eine neue Diskussion eröffnen in die ihr euer Wissen einfließen lassen solltet.
Die Frage lautet, ob es im römischen Reich eine Art Nachrichtendienst gab, zumindest in dem Sinne, dass z.B. der Tod eines Kaiser durch Eilboten im ganzen Reich verbreitet wurde.
Da schließt sich die Frage an, wie lange mag es gedauert haben bis die entlegensten Provinzen (Britannien, Syrien etc.) von der Inthronisation eines neuen Gebieters in der Reichshauptstadt erfahren haben?
Konnte es gar vor kommen, dass bei schnellen Regierungswechseln (z.B. Vierkaiserjahr 69) der ein oder andere Herrscher vollkommen unbekannt blieb?
Ihr könnt auch darüber schreiben, wie schnell sich solche Nachrichten in den Nachbarreichen (z.B. Partherreich) verbreiteten und wie sie dort aufgenommen wurden.
Übrigens: Das Beispiel mit den Kaisern habe ich nur spontan angeführt, über andere würde ich mich auch freuen.

So, ich hoffe ihr habt ein paar Informationen zu diesem sicherlich nicht uninteressanten Thema.

s.d.caes.
 
Moin,

Kaiser Augustus hat den sog. "Cursus Publicus" eingeführt. Das war ein staatlich organisiertes Logistiksystem, mit dem Personen, Waren und Nachrichten schnell durch das Reich befördert werden konnten.
In den Provinzen wurden offenbar Teile der Bevölkerung dazu zwangsverpflichtet, bestimmte Leistungen für die Infrastruktur dieses Systems zu erbringen, z.B. durch das Stellen von Übernachtungsmöglichkeiten.
Bei Wiki gibt es einen Artikel dazu:
http://de.wikipedia.org/wiki/Cursus_publicus

Wale
 
Zwei weitere inoffizielle Kommunikationswege sind Handel und Klatsch. Eine der ersten Aktionen der jeweiligen Kaiser war es, die Münze in ihre Gewalt zu bringen, und Geld mit dem eigenen Konterfei oder Motto herauszugeben, deshalb wissen wir auch von einem Minikaiser wie Marcus Aurelius Marius, der im Rest des Imperium Galliarum nach dem Tod des Postumus zwei Monate herrschte, ausser einer Randnotiz in der Geschichtsschreibung nur durch einen Aurelian. Im Falle dieses Marius war der Fund der Münze tatsächlich ein "Beleg", denn es gab sonst keine Zeugnisse.
Man kann davon ausgehen, dass der Handel Münzen sehr schnell in die entlegensten Gebiete des Reiches brachte, und mit den Münzen die darauf vermittelte Kunde "von Hand zu Hand ging". Etwas ironischer kann man behaupten, dass die Nachrichten damals noch was wert waren.
 
Das sind doch schonmal genau die Informationen, die ich gesucht habe. Danke schön.
Das heißt aber natürlich nicht, dass nicht noch weitere Beiträge willkommen wären. ;-)

s.d.caes.
 
Für den Kurierdienst gibt es eine überlieferte Leistung.
Der Tod von Kaiser Maximinus Thrax wurde im Jahre 238 von Aquileia nach Rom übermittelt.
Die Nachricht traf am 4. Tag ein, die Entfernung beträgt knapp 600 km, das macht über 150 km pro Tag.
 
Ich weiß nicht, ob es so ganz hier reinpasst, aber bekanntlich hatten die Römer ein schnelles Kommunikationssystem den Limes entlang. Von den Wachtürmen aus konnten Signale per Spiegel oder Feuer erzeugt werden, die dann von Turm zu Turm relativ rasch weitergesendet wurden.

Ob das nur rein militärische Nachrichten waren oder auch für andere Themen genutzt werden konnten, entzieht sich meiner Kenntnis.

Ob es eine solche Art der "Funk-Kette" auch in anderen Teilen des Reiches gegeben hat?

Jacobum
 
Ich weiß nicht, ob es so ganz hier reinpasst, aber bekanntlich hatten die Römer ein schnelles Kommunikationssystem den Limes entlang. Von den Wachtürmen aus konnten Signale per Spiegel oder Feuer erzeugt werden, die dann von Turm zu Turm relativ rasch weitergesendet wurden.

Ob das nur rein militärische Nachrichten waren oder auch für andere Themen genutzt werden konnten, entzieht sich meiner Kenntnis.

Ob es eine solche Art der "Funk-Kette" auch in anderen Teilen des Reiches gegeben hat?

Jacobum

Interessanter Aspekt. Ich denke dieser Narichtenweg war ausschließlich für militärische Narichten, z.B. eine drohende Gefahr durch Feinde gedacht.

Falls ich falsch liegen sollte, würde mich aber interessieren, wie zum Beispiel Narichten vom Tod eines Kaisers durch diese Technik übermittelt wurden. Kannten die Römer schon so etwas ähnliches wie das Flaggenalphabet oder "Morsezeichen"?
 
Die wichtigsten Dinge wurden bereits genannt.
Anzumerken sind noch die frumentarii, eine Art Botendienst, eigentlich ein numerus bestehend aus regulären Truppenangehörigen, die auch gerne zu Bespitzelung und Mordaufträgen herangezogen wurden.

Außerdem ist der cursus publicus keineswegs nur privat einquartiert worden, dafür gab es die mansiones und stationes, die von den Boten genutzt werden konnten.

Edit:
Was die Nachrichtenübermittlung entlang des Limes angeht, so stehen die Türme jeweils in Sichtweite und gewährleisten einen Überblick über das zwischen den Türmen liegende Wallareal, aber mehr als Alarmsignale können kaum übermittelt worden sein, wobei sich jedoch die Frage ergibt, wie die genaue Position des feindlichen Angriffes vermittelt wurde.
Darum und aus anderen Gründen ist die Theorie heute nicht mehr ganz so zweifelsfrei vermittelbar, wie noch in den 70ern und 80ern.

Zudem bietet sich dieses System ja ausschließlich an Limesregionen, wie im Teil des kleinasiatischen, Teilen Nordafrikas, Germanien und Nordengland an.
 
Zuletzt bearbeitet:
Bei Weeber ist die durchschnittliche Beförderungszeit eines Briefes mit 45 km pro Tag angegeben. Der cursus publicus war allerdings etwas schneller.

Außerdem kann ich beispielhaft noch ein paar Beförderungszeiten nennen:
für private Post:
Rom - Tusculum (27 km): ein halber Tag
Rom - Neapel / Pompeji: 4 - 6 Tage
und um ein wenig in die Provinzen vorzudringen:
Rom - Athen: 21 - 46 Tage
Syrien - Rom: 50 - 100 Tage
für kaiserliche Dienstpost:
Rom - Brindisi: 7 Tage
Rom - Byzanz: 25 Tage
Rom - Alexandria: 45 Tage

Beinahe hätte ich es vergessen: Vereinzelt sollen für den Nachrichtentransport auch Brieftauben eingesetzt worden sein. Zumindest für einen Fall ist die militärische Nutzung einer Brieftaube nachgewiesen.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Martial: sehr gute Übersicht über die Beförderungszeiten.Genau so was hat mich interessiert.

Die Brieftaubengeschichte stelle ich mir ein bisschen abenteuerlich vor. Wie konnte man da sicher gehen, dass auch wirklich der gewünschte Empfänger eine Nachricht bekam?

s.d.caes.
 
Die Brieftaubengeschichte stelle ich mir ein bisschen abenteuerlich vor. Wie konnte man da sicher gehen, dass auch wirklich der gewünschte Empfänger eine Nachricht bekam?
Ich habe mal gelesen, dass selbst die chinesische Flotte im 15.Jh. Brieftauben einsetzte, um den Kontakt unter den Schiffen eines Flottenverbandes aufrecht zu erhalten. Einleuchtend finde ich das auch nicht, da normalerweise Tauben das Ziel ihres Fluges kennen müssen und dieses sich möglichst nicht bewegen sollte, dass sie große Entfernungen zurücklegen können und obendrein ziemlich schnell sind stimmt allerdings. Das mit dem sicher gehen ist bei einem reitenden Boten ja auch nicht gewährleistet trotz Pax Romana. Bei Tauben kann man ja auch mehrere schicken, wenn die Nachricht besonders wichtig ist.
 
Brieftauben wurden erstmals im Alten Ägypten zur Nachrichtenüberbringung eingesetzt. Die frühesten bekannten Aufzeichnungen über die Verwendung von Brieftauben stammen aus dem Jahr 5600 v.Chr.. Dieser besonders schnellen Art der Überbringung von Botschaften wurde immer mehr militärische, politische und auch wirtschaftliche Beachtung beigemessen. Im Jahre 1279 v. Chr. wurde die Kunde von der Krönung des ägyptischen Pharaos Ramses II. durch Brieftauben verbreitet. Die Brieftauben wurden alsbald auch von zahlreichen anderen Hochkulturen verwendet.

Der römische Feldherr Julius Caesar bediente sich der besonderen Fähigkeiten der Brieftaube. Er ließ Nachrichten von Unruhen im eroberten Gallien durch eigene Botentauben überbringen, um so schnell wie möglich seine Truppen befehligen zu können. (Quelle: Wickipedia)

Grüße
Amicus
 
Ein bisschen :eek:fftopic: :

Brieftauben wurden sogar noch während des 2. WK eingesetzt. Die Engländer ließen tausende Brieftauben über Frankreich fliegen, diese sollten hoffnungsbringende Narichten an die Bevölkerung verbreiten. Die Reaktion der deutschen folgte prompt: Diese bildeten Adler aus, die die englischen Brieftauben jagen und töten sollten.
Einige Brieftauben bekamen dann auch Verdienstorden von den Engländern, an genaueres kann ich mich im Moment aber nicht erinnern, für detaillierte Informationen müsste ich noch mal nachforschen.
 
Noch ein historischer Bergleich:

In der Mitte des 19. Jh. wurde jahrelang in den USA die Post durch den sog. "Pony-Express" von Missouri nach Kalifornien gebracht.

Auf dieser Strecke (rund 3.100 km) wurden alle 16 km die Pferde gewechselt, die Reiter wechselten nach 120 - 150 km, wobei der Wechsel nicht mehr als 2 Minuten dauern durfte.

Auf diese Art konnten die Briefe binnen 10 Tagen transportiert werden.

Das war die letzte klassische Art des Brieftransportes, ehe die Eisenbahnen diese Aufgaben übernahmen. Die Strecke war z.T. in sehr schlechtem Zustand (Wildnis, Berge, Urwald), wobei auch die Gefahr durch Überfälle und Indianer bestand. Hier waren die Römer ihrer Zeit weit voraus, was den Ausbau des Straßennetzes und die Gewährleistung der Sicherheit anging.

Jacobum
 
Der römische Feldherr Julius Caesar bediente sich der besonderen Fähigkeiten der Brieftaube. Er ließ Nachrichten von Unruhen im eroberten Gallien durch eigene Botentauben überbringen, um so schnell wie möglich seine Truppen befehligen zu können. (Quelle: Wikipedia)

Ich habe gerade vor ein paar Wochen noch einmal De bello Gallico gelesen, kann mich aber nicht an die Verwendung von Brieftauben erinnern. Wär also gut, wenn dazu eine Textstelle nachgeliefert werden könnte.
 
Die Brieftaube, die im gallischen Dorf ankommt, stellt gewissermaßen einen Fehler dar, denn Brieftauben fliegen immer von einem Ort nach Hause zum Taubenschlag. Da jedoch diese Taube eine Nachricht aus Paris transportiert, kann es so nicht funktionieren. Davon abgesehen wurden Brieftauben erst ab dem 19. Jahrhundert als Bote eingesetzt.

meint Asterix.

http://www.comedix.de/lexikon/special/sprachspiel/schule.php
 
Wenn du bei deinem Link auf dem Informatmationsbutton klickst (weitere Informationen im Internet) landest du bei Wickipedia "Brieftaube" und dort gleich im ersten Absatz auf Flugpost klickst, bist du bei meiner genannten Wickipediaquelle.

Grüße
Amicus
 
Plinius schreibt in seiner Naturalis Historia (X, 53):
"In addition to this, pigeons have acted as messengers in affairs of importance. During the siege of Mutina, Decimus Brutus, who was in the town, sent despatches to the camp of the consuls fastened to pigeons' feet."
 
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