Ost-West Gegensatz. Immer noch aktuell?

Wenn mal ne Olsenbande läuft, guck ich mir die Filme immer noch gerne an. Hab die als Kind meistens verpasst. Ich finde, diese drei Brüder waren extrem gute "physische Komödianten" (mit vielen Grimassen um so), am liebsten mag ich Benny und den grauhaarigen Boss (Egon?). Finde auch nicht, dass darin irgendein besonders tiefgehender Gehalt war, aber es waren einfach gute Komödien.
 
Ich kannte die Olsenbande auch nur vom DDR Fernsehen, das natürlich auch im Westen gesehen wurde. An manche DEFA Produktionen denke ich durchaus gerne zurück, und Schauspieler wie Manfred Krug, Armin Müller Stahl und Rolf Hoppe haben dann ja auch im Westen Karriere gemacht.

Aber zurück zu den Unterschieden oder Gemeinsamkeiten zwischen Ost und West. Wenn ich nur an meine Erfahrungen hier im Forum denke, dann merkt man der Generation von @Anish, @Solidarnosz, @Florian, @Ashigaru, @Barbarossa, @Ingeborg oder meiner Wenigkeit ganz unabhängig von ihrer politischen Couleur die Sozialisation in der alten BRD oder DDR noch an, bei vielen der jüngeren, bei Themisthokles, Brissotin, Gaius Marius oder Sascha Rühlow hat sich das alles, finde ich, schon sehr abgeschliffen und die heute 15-18 Jährigen, denen die Zeit des kalten Krieges fast schon so fern wie Babylon und Ninive ist, kann man darum fast schon beneiden.
 
Da hast du Recht.
Ein alter Arbeitskollege (Jahrgang 22) hat damals auch immer über (seine Zeit )erzählt.
Man konnte es gar nicht glauben. Er sagte mal, er ist jeden Tag zur Post gerannt, um endlich seinen Einberufungsbefehl zu bekommen.
So wie ich das damals als lächerlich empfunden habe, so belächeln uns heute sicher auch die jungen Leute.
 
Aber zurück zu den Unterschieden oder Gemeinsamkeiten zwischen Ost und West. Wenn ich nur an meine Erfahrungen hier im Forum denke, dann merkt man der Generation von @Anish, @Solidarnosz, @Florian, @Ashigaru, @Barbarossa, @Ingeborg oder meiner Wenigkeit ganz unabhängig von ihrer politischen Couleur die Sozialisation in der alten BRD oder DDR noch an,...


Acha...:D
... bei vielen der jüngeren, bei Themisthokles, Brissotin, Gaius Marius oder Sascha Rühlow hat sich das alles, finde ich, schon sehr abgeschliffen und die heute 15-18 Jährigen, denen die Zeit des kalten Krieges fast schon so fern wie Babylon und Ninive ist, kann man darum fast schon beneiden.


=)
Da hast du jemanden aber älter gemacht, als er eigentlich ist. Solidarnosc ist gerade 16, feiert demnächst übrigens Geburtstag.
Deine Annahme steht aber für die Qualität seiner Beiträge! Muss wohl an der Beeinflußung durch seine Eltern liegen und an seinem ausgeprägten Interesse an dieser Zeit.

Nur kurz zu dem, was du gesagt hast: Das geschichtliche Interesse unserer Generation an diesem Thema ist aber da, man muss nur die richtigen Leute ansprechen. Es ist aber leider tatsächlich so, das kann ich durch Mtschüler bestätigen, dass selbst das Wissen um diese Zeit schlecht bis miserabel ist.
Das ist aber, so habe ich das mitbekommen, abhängig von gesellschaftlicher "Verstrickung" der Familie in diese Zeit und somit von dem, was den Kindern übermittelt wird. Da gibt es einige, ich und Solidarnosc als Beispiel, deren Eltern den Sozialismus erleben mussten bzw. "durften", und bei denen der geschichtliche Bezug einfach ausgeprägter ist. Die Erziehung ist natürlich auch von den Lebensumständen der Eltern geprägt.
 
Nur kurz zu dem, was du gesagt hast: Das geschichtliche Interesse unserer Generation an diesem Thema ist aber da, man muss nur die richtigen Leute ansprechen. Es ist aber leider tatsächlich so, das kann ich durch Mtschüler bestätigen, dass selbst das Wissen um diese Zeit schlecht bis miserabel ist.
Ich glaube, Scorpio hat weniger auf nicht vorhandenes Wissen bei jüngeren Mitgliedern angespielt, sondern auf Erfahrungen.
Natürlich ist es festzustellen, daß Leute im Westen und im Osten jeweils andere Erfahrungen gemacht haben, anders gelebt haben, wie kanns denn auch anders. Vielleicht sind wir uns manchmal auch dieses 'anderen' zu sehr bewußt, wenn wir aufeinandertreffen, so wie in diesem Forum.

Andererseits bedeutet es schon etwas, wenn bei den jüngeren Mitgliedern Unterschiede nicht oder nicht mehr so ausgeprägt feststellen lassen, nämlich, daß etwas wie eine gemeinsame Identität, ein gemeinsames Selbstverständnis entsteht.

Die Erziehung ist natürlich auch von den Lebensumständen der Eltern geprägt.
Ja. Aber diese unterschiedlichen Prägungen gibt es auch in meiner Generation. Ich habe zB eine 'östliche' Sozialisation in der Familie erlebt und hatte damit zumindest teilweise andere Werte und Vorstellungen vermittelt bekommen als meine 'westlichen' Klassenkameraden.
 
Ich glaube, Scorpio hat weniger auf nicht vorhandenes Wissen bei jüngeren Mitgliedern angespielt, sondern auf Erfahrungen.


So war es gemeint, ich hatte es wohl etwas umständlich formuliert.
Für mich stand eben die Frage im Vordergrund, wie weit dieser Ost-West-Gegensatz heute noch vorhanden ist und wie er sich in neueren Generationen widerspiegelt und vielleicht sogar fortsetzt.
Dabei spielt die Erziehung, da die Erfahrung uns ja versagt bleibt, die wichtigste Rolle.
 
Ich kann keinen Gegensatz bei den Jüngeren mehr erkennen.
Mein Sohn wird jetzt 27, also 80 geboren. Er war noch Jungpionier, aber das ist in weiter Ferne.
Als die Wende war, war er 9.
Ich meine, er weiss gar nichts mehr und ist schon voll integriert.
 
Ich bin der Meinung das der Unterschied Nord-Süd wesentlich grösser ist als der Ost-West. Ich kenne eine Menge Leute die von der Wende an, nie ein Problem damit hatten in Berlin, Anhalt, Sachsen oder Thüringen zu arbeiten,....aber....die Krise bekamen, wenn es hiess das es arbeitsmäßig nach Bayern gehen sollte. Klingt polemisch, ist aber wahr!
 
Ich gebe Askan recht, allerdings gibt es noch regionale Unterschiede, die relevant sind, z.B. haben einige in meinem Bekanntenkreis ein "näheres" Gefühl zu dem sog. "Nordstaat", also von der Niedersächsischen Nordseeküste, bis zur Meck.-Pom. Ostseeküste, aber alles südlich Niedersachsen ist ihnen "suspekt", erst recht Bayern.
Auch haben einige Hamburger manchmal was gegen Berliner, nachdem diese den Hamburgern durch Subventionen gefördert, etliche größere Hauptsitze von Unternehmen abgeworben haben.
Oder beiderseits des Rheins... usw.

LG, lynxxx
 
Ich kann keinen Gegensatz bei den Jüngeren mehr erkennen.


Es ging mit um jugendliches Verhalten bzw. Erziehung. Bestimmt hast du deinen Sohn ja, wenn auch nur unbewusst, Sachen gelehrt, die du aus dem Sozialismus, nicht vom Sozialismus, gelernt hast.
Das schlaegt sich dann, wenn auch nur unbewusst und nicht auf den ersten Blick erkennbar, in den Kindern wieder. Ich erkenne das bei mir manchmal selber, dass ich manchmal doch reflexartig anders handele als Kinder ohne im Sozialismus lebende Eltern.

Aber das nur nebenbei...:friends: :winke:
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich bin der Meinung das der Unterschied Nord-Süd wesentlich grösser ist als der Ost-West. Ich kenne eine Menge Leute die von der Wende an, nie ein Problem damit hatten in Berlin, Anhalt, Sachsen oder Thüringen zu arbeiten,....aber....die Krise bekamen, wenn es hiess das es arbeitsmäßig nach Bayern gehen sollte. Klingt polemisch, ist aber wahr!

Mal abgesehen davon, daß "halb" Thüringen in Bayern täglich zur Arbeit fährt. Daher ist die Arbeitslosigkeit in Thüringen niedrig und in Nordbayern (sprich Franken) für bayrische Verhältnisse sehr hoch ist. Da kann es wohl kaum Vorbehalte geben.
 
Ich kann keinen Gegensatz bei den Jüngeren mehr erkennen.
Mein Sohn wird jetzt 27, also 80 geboren. Er war noch Jungpionier, aber das ist in weiter Ferne.
Als die Wende war, war er 9.
Ich meine, er weiss gar nichts mehr und ist schon voll integriert.
Mein ältester Sohn, 22, ist mit 17 wegen der Ausbildung nach Bayern (Großraum München) gezogen und wegen der Arbeitsstelle auch dort geblieben. Richtig zuhause fühlt er sich aber dort nicht, und seinen Worten nach kann er sich auch nicht vorstellen, mit einem Mädchen von dort fester zusammen zu sein, weil diese zu berechnend seien. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, bezieht sich diese Aussage darauf, dass die Mädchen in der bürgerlichen Gesellschaft sich feste Freunde stärker nach "Ernährerqualitäten" aussuchen - etwas, das in der DDR kaum von Bedeutung war. Die Tatsache, dass mein Sohn aber nicht zuletzt wegen der besseren Verdienstmöglichkeiten in Bayern bleibt, zeugt allerdings davon, dass ihm das Materielle auch nicht ganz gleichgültig ist und kann schon als Zeichen von Anpassung durchgehen, finde ich.;)
 
florian17160 schrieb:
Ich kann keinen Gegensatz bei den Jüngeren mehr erkennen.
Mein Sohn wird jetzt 27, also 80 geboren. Er war noch Jungpionier, aber das ist in weiter Ferne.
Als die Wende war, war er 9.
Ich meine, er weiss gar nichts mehr und ist schon voll integriert.

...nach Bayern (Großraum München) gezogen und wegen der Arbeitsstelle auch dort geblieben. Richtig zuhause fühlt er sich aber dort nicht, und seinen Worten nach kann er sich auch nicht vorstellen, mit einem Mädchen von dort fester zusammen zu sein, weil diese zu berechnend seien. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, bezieht sich diese Aussage darauf, dass die Mädchen in der bürgerlichen Gesellschaft sich feste Freunde stärker nach "Ernährerqualitäten" aussuchen - etwas, das in der DDR kaum von Bedeutung war. Die Tatsache, dass mein Sohn aber nicht zuletzt wegen der besseren Verdienstmöglichkeiten in Bayern bleibt, zeugt allerdings davon, dass ihm das Materielle auch nicht ganz gleichgültig ist und kann schon als Zeichen von Anpassung durchgehen, finde ich.;)

Hey, dass ist ja schon meine eigene Biographie.

Ich bin jetzt seit 6 Jahren in Bayern. Die letzten zwei davon in München und die sind einfach nur eine Qual. Aber nicht etwa wegen irgendwelchen Ost-Westgegensätzen. Die sind mir in Bayern bisher noch nie begegnet, egal ob bei alten oder jungen Leuten. Es sind wohl eher grundsätzliche Mentalitätsgegensätze wie sie zwischen den verschiedensten Regionen dieser Welt vorkommen können.
 
er weiss gar nichts mehr und ist schon voll integriert.
Für mich sagt der Satz viel mehr aus, als Du vermutlich hineinlegen wolltest. Irgendwie hört sich das an wie "OP gelungen, Patient tot" (Entschuldige, das ist natürlich nicht persönlich gemeint!). Ich verstehe das so, daß seine volle Integration zum Teil oder auch ganz auf sein Nichtwissen zurückzuführen ist? Und warum weiß er nichts mehr? Hat die Schule versagt, hat das Elternhaus versagt? Oder war es Absicht, ihn seine "furchtbaren" ersten 9 Jahre seines Lebens vergessen zu lassen?

Klar lassen sich Leute, die nicht fragen, wunderbar regieren, aber für mich wäre das höchst unbefriedigend.
 
Ist der Osten "menschlicher" und der Westen "kapitalistischer"?

Mein ältester Sohn, 22, ist mit 17 wegen der Ausbildung nach Bayern (Großraum München) gezogen und wegen der Arbeitsstelle auch dort geblieben. Richtig zuhause fühlt er sich aber dort nicht, und seinen Worten nach kann er sich auch nicht vorstellen, mit einem Mädchen von dort fester zusammen zu sein, weil diese zu berechnend seien. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, bezieht sich diese Aussage darauf, dass die Mädchen in der bürgerlichen Gesellschaft sich feste Freunde stärker nach "Ernährerqualitäten" aussuchen - etwas, das in der DDR kaum von Bedeutung war. Die Tatsache, dass mein Sohn aber nicht zuletzt wegen der besseren Verdienstmöglichkeiten in Bayern bleibt, zeugt allerdings davon, dass ihm das Materielle auch nicht ganz gleichgültig ist und kann schon als Zeichen von Anpassung durchgehen, finde ich.;)
Hallo Marcia,

Dein Beitrag hat mich lange bewegt. Als ein in Ostdeutschland lebender "Westdeutscher" bin ich in den letzten zehn Jahren immer wieder dem Stereotyp vom "menschlicheren" Osten und dem "kapitalistischeren" Westen begegnet. Die von Dir erzählte Geschichte über das Leben und die Erfahrungen Deines Sohnes passen gut in dieses Bild hinein, das meiner Auffassung nach allerdings korrekturbedürftig ist.

Ich denke, du bist damit einverstanden, wenn wir uns in der weiteren Diskussion von Deinem Sohn etwas lösen, zumal die Frage, warum dieser (jedenfalls bis zum Zeitpunkt Deines Beitrags) noch nicht die richtige Frau gefunden hat, viele und eben auch sehr persönliche Gründe haben kann. Deshalb erzähle ich einfach mal eine Story, die mir passiert ist, als ich mich in Dresden niederließ:

Ein Mandant der Anwaltskanzlei bei der ich damals arbeitete (Geschäftsführer einer Firma) klagte darüber, wie stark die Wessis auch im persönlichen Umgang aufs Geld schauen würden. Die "menschlicheren" Ossis hätten gegen die "kapitalistischer" orientierten Wessis keine Chance. Er hatte wohl erfahren, dass ich Junggeselle sei, und lud mich auf ein Bier in seine Lieblingskneipe ein. Dort zeigte er mir eine junge Frau, die an einem anderen Tisch sass. Bei dieser handelte es sich - Zufall über Zufall - um seine Schwester. Die sah durchaus gut aus. Er pries mir deren Eigenschaften. Sie sei sportlich und interessiere sich ganz furchtbar für Gerichtsfälle und Rechtsstreitigkeiten. Ich kam mir vor, wie auf dem "Kuhmarkt". Die ganze Situation war ziemlich peinlich, zumal ich eine Freundin in Westdeutschland hatte, was für mich aber - seiner Auffassung nach - nicht gut sei wegen der ganzen "Hin- und Herfahrerei". Ich hatte große Mühe mich aus dem unerwünschten Heiratsvermittlungsversuch herauszuwinden und den Mandanten nicht zu verscheuchen. Heute hat der Mandant es geschafft. Seine Firma läuft exzellent. Seit dem er oben ist, sind für ihn die Ossis die besseren Haie im kapitalischen Haifischbecken, weil sie stärker nach vorne drängen und zubeissen würden. Seine Schwester hat einen Steuerberater geheiratet; vermutlich interessierte sich auch ganz furchtbar für Steuerfälle.

Seit diesem Tag habe ich den Eindruck bekommen, dass das Bild vom "menschlicheren" osten und vom "kapitalistischeren" Westen mehr über die Sichtweise viele Ostdeutscher aussagt als über die Realität und dass diese Sichtweise stärker vom Nutzen-Kosten denken geprägt ist als die vieler Wessis (umgekehrte Beispiele gibt es natürlich auch).

Noch ein anderer Fall: Eine Mandantin erzählte mir mal, wie sie sich zu DDR-Zeiten um eine neue Badewanne bemühte. Sie musste allerhand Kontakte aufbauen, "Freundschaften" pflegen, ihr Mann (ein Handwerker) allerhand Reparaturarbeiten erbringen, bis die Badewanne dann abgeholt werden konnte. Nach dem Erhalt der Badewanne war natürlich Schluß mit einigen Freundschaften, mit anderen (noch benötigten) nicht. Heute ist sie froh, im Baumarkt einkaufen zu können, was sie braucht und nicht Beziehungen zu Leuten pflegen zu müssen, die sie gar nicht mag. Waren solche Verhaltnisse "menschlicher" und weniger vom Materialismus geprägt als die im Westen?

Ich weiß natürlich, dass Du - Marcia - nicht diese These vom "menschlicheren" Osten vertreten hast. Aber die Geschichte von Deinem Sohn erinnert mich an diese und vielleicht gelingt uns und den anderen Usern ja eine Diskussion über diese.

Liebe Grüße
Gandolf
 
@ Gandolf
Das ist ja ein Thema, das mich schon seit frühester Kindheit bewegt, weil eben Tischgespräch daheim und manchmal auch Thema auf dem Schulhof. Weil mich ohnehin eher deutsche Geschichte interessierte als speziel Ostdeutsche, hatte ich dazu aber sicherlich nie denselben Hang wie meine Umgebung.

Diese Auffassung, dass die Ossis weniger kapitalistisch veranlagt seien, kreativer und "menschlicher" erfuhr ich selbst von einem Bekannten, der wie Du Anwalt und von West nach Ost gezogen war. Derweil und gerade nach 17 Jahren nach der Wiedervereinigung (bald haben wir 20 Jahre also die Hälfte der Zeitspanne der Existenz der DDR rum!) habe ich zwar keine Zweifel zu dem Thema aus dem Weg zu räumen, da sie nie bei mir bestanden, sondern ich stelle nur erfeut fest, dass das Fehlen eines Ost-Westgegensatzes sogar systematisierter betont wird und dieser auch abgekoppelt von der Arbeitsmarktsituation Betrachtung findet.

Im Gegenteil es entwickelt sich die Wirtschaft doch in den traditionellen Bahnen zurück, welche innerhalb des Raumes Mecklenburg-Brandenburg-Anhalt-Sachsen eine wirtschaftliche Blüte und Schwerpunktkonzentration in den Großräumen Halle-Leipzig, Dresden und zusehends auch wieder Chemnitz stattfand. D.h. dass die Folgen der planwirtschaftlichen Verteilung der Wirtschaftsbetriebe durch die freie Wirtschaft wieder korrigiert werden. Ein entscheidendes Resultat dessen ist doch, dass Sachsen wieder eher im Vergleich zu Brandenburg untersucht wird oder Baden-Württemberg zu Thüringen als Ost zu West, was ja auch kaum traditionell einer Grundlage hatte.
Als gebürtiger Brandenburger bleibt mir zu hoffen, dass der Fortschritt und der Nutzen einer modernen Landwirtschaft für unsere ökologisch bewusstere BRD zu einem Vorteil für einen agrarisch geprägten Landstrich punkten kann.
Ich denke, das hat viel mit einem Ost-West-Gegensatz zu tun.
Grüße ins schöne Dresden!
 
Die "menschlicheren" Ossis hätten gegen die "kapitalistischer" orientierten Wessis keine Chance. Er hatte wohl erfahren, dass ich Junggeselle sei, und lud mich auf ein Bier in seine Lieblingskneipe ein.

Dazu möchte ich auf einen Aspekt hinweisen, den ich aus meinen Erfahrungen Anfang der 90er Jahre (wenn ich Gandolf richtig verstanden habe, kennt er diese Zeit nicht) gemacht habe.

Mit Öffnung der Grenzen sind ganze Horden westdeutscher "Berater, Vertreter, Händler" in die ehemalige DDR übergewechselt. Ich möchte nicht alle über einen Kamm scheren, aber die Goldgräberstimmung war greifbar, und es gab viel "Schatten". Einige Beispiele: Da haben Studenten quaisi als Praktikum abenteuerliche Sanierungskonzeptionen für ehemalige VEBs gemacht, zehntausende DM für Müll abgerechnet. Firmen wurden völlig überdimensionierte EDV-Anlage etc. aufgeschwatzt, massenweise geschlossene unnütze Verträge im privaten Bereich, menschlich enttäuschende Vorgänge im Geschäftverkehr zuhauf. Dazu "junge" Treuhänder, die äußerlich knallhart mit 6-Monats-Berufserfahrung im perfekten business-look Unternehmen verscheuerten. Bestenfalls gab es zerstörte Illusionen, weil man kurz nach 1990 allen vorgelegten Bildern allzu leicht und naiv vertraute.

In diesen Zeiten ist ein Bild Ost-West entstanden, was mindestens für Viele dieser Generation prägend wirkte, umso mehr, wenn das mit persönlichen Katastrophen wie Arbeitsplatzverlusten, Finanzschäden, bitter enttäuschten Hoffnungen etc. verbunden war.

Damals ist leider sehr viel Porzellan zerschlagen worden. Viele Vorurteile haben leider auch ihren realen Hintergrund. Ich gebe zu, dass ist jetzt sicher eine einseitige Darstellung, aber man muss festhalten, dass dieser Art von erlebter "Invasion" viel wehrlose Naivität entgegenschlug.
 
... ich stelle nur erfeut fest, dass das Fehlen eines Ost-Westgegensatzes sogar systematisierter betont wird und dieser auch abgekoppelt von der Arbeitsmarktsituation Betrachtung findet.

...

Ein entscheidendes Resultat dessen ist doch, dass Sachsen wieder eher im Vergleich zu Brandenburg untersucht wird oder Baden-Württemberg zu Thüringen als Ost zu West, was ja auch kaum traditionell einer Grundlage hatte.
Hallo Brissotin,

auf der einen Seite stimme ich Dir zu: es gibt Diskussionen, in denen versucht wird, mehr von Bundesländern und Regionen zu sprechen als von Ost und West.

Andererseits stelle ich aber vor allem im Alltag immer häufiger fest, dass sich das Ost-/West-Denken erhält und sich dieses häufig nur wandelt. So übernehmen jüngere Ostdeutsche, die die DDR nur noch in ihrer Jugendzeit erlebten, viele Vorstellungen ihrer (enttäuschten oder erfolgreichen) Eltern.

Der Geschäftsführer, von dem ich erzählt habe, fand z.B. in der Startphase seines Unternehmens, dass die Ossis wegen ihres "menschlicheren" Charakters den kapitalistischer orientierten Wessis unterlegen sind. Heute vertritt er - nach seinem wirtschaftlichen Aufstieg - genau den gegenteiligen Standpunkt. Sein wirtschaftlicher und sozialer Aufstieg hat nicht zu einem Schwinden seines Ost-West-Denkens geführt sondern diesem nur eine neue Variante hinzugefügt.

Noch ein anderes Beispiel: 1990 lernte ich in meiner Geburtsstadt einen Ostdeutschen kennen, der dort sein Glück versuchte. Er fand rasch Arbeit als Restaurator und verdiente auch nicht schlecht. Gleichwohl war er über vieles unzufrieden: die Leute, die Mentalität, etc. Alles drehte sich ihm - seinen Beobachtungen zufolge - zu sehr ums Geld. Er selbst kaufte sich im Laufe der Zeit ein Auto, ein Motorrad, unternahm ausgedehnte Reisen mit dem Motorrad durch Europa und Nordafrika, sein Lebenswandel stieg und stieg, sein Bedarf nach Geld freilich auch - seine Unzufriedenheit über den Kapitalismus blieb. Mein Eindruck war, dass sich seine "antikapitalistische" Sichtweise in Richtung "schlechtes Gewissen" gedreht hatte.

Meiner Meinung nach ist das Ost-West-Denken vor allem im Osten viel tiefer verwurzelt als viele glauben und auch relativ unabhängig von der wirtschaftlichen Seite des Lebens.

Liebe Grüße
Gandolf
 
Ich bin Anfang der 90er in den Osten gekommen und dort zur Schule gegangen.
Ein "neues" Bild vom "Wessi" wurde da nicht aufgebaut.
Ich habe die exakt gleichen Witze gehört als ich noch im tiefen Westen wohnte, die ich dann zu Gehör kriegte, als ich im tiefen Osten logieren durfte. Nur mit dem Unterschied, dass die jeweilige Partei die "Gewinnerseite" war, und mir im Osten die Scherze mit einer tiefen Genugtuung, im Wissen um meine Herkunft berichtet wurden.

Materielles Denken auf einer "Seite" mehr als auf einer anderen vorauszusetzen sehe ich nicht.
a war es immer vom Charakter abhängig.
b gibt es überall Regionen, in denen die Bandagen härter sind als andernorts.

Da werden künstliche Unterschiede beschworen.
 
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